Karstadt PD 60

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Karstadt PD 60

Der Karstadt PD 60 ist ein 12-stelliger druckender Tischrechner mit Anzeige. Mein Exemplar ist von 1975 und gehört damit zu den relativ frühen Vertretern dieser Gattung.

Abgesehen davon, dass druckende Rechner mit Anzeige 1975 noch alles andere als selbstverständlich waren, ist der Funktionsumfang nicht bemerkenswert. Neben einem Speicher und einem zuschaltbaren, nur im Druck ausgegebenen Postenzähler gibt es eine Rundungsoption (kaufmännisch oder abschneiden) und einen Schalter für das Rechnen mit konstanten Faktoren.

Die Tastatur wirkt relativ farbenfroh: Neben der Minustaste ist auch die Papiervorschubtaste rot, die etwas unkonventionell angeordneten Speichertasten sind grün, die übrigen Funktionstasten blau und die Zifferntasten und das Komma dunkelgrau. Alle Tastenkappen sind um den runden Innenteil herum weiß.

Die Anzeige kommt mir persönlich relativ lichtschwach vor. Ob das bei diesem Modell grundsätzlich so war oder ob es ein Einzelfall bzw. eine Alterserscheinung ist, weiß ich nicht. Auf den Bildern sieht es aber schlimmer aus als es ist, weil die Anzeige wie üblich gemultiplext wird: Um Anschlusskabel zu sparen, wird reihum immer nur eine der 12 Ziffern angesteuert, während die anderen nur nachleuchten. Das menschliche Auge kann dies nicht erkennen, wohl aber eine Kamera.

Innenleben

Nach dem Lösen von vier Schrauben in den Gehäuseecken und dem Entfernen der Kappe auf dem Komma-Schiebeschalter läßt sich die Gehäuseoberschale leicht abnehmen.

Das Druckwerk ist ein Trommeldrucker vom Typ Shinshu Seiki Model 104. Es hat nur 14 Stellen, kann aber Tausenderkommas zwischen die Druckspalten drucken. Nur das Ergebnis wird in Rot gedruckt, nicht aber negative Summanden.

Das Haupt-IC ist ein NEC µPD299C. Auf der Hauptplatine befinden sich außerdem ein µPD262C sowie ein Toshiba TM4352P.

Die Digitron-Anzeigeeinheit befindet sich in einer zylinderförmigen Glasröhre, eine Form, die wenig später von der heute üblichen flachen Bauweise verdrängt wurde. Diese Röhre vom Typ Toshiba E6327A ist zusammen mit vier ICs (ein Sharp IR1402 und drei Toshiba TM4352P) und weiteren Bauteilen auf einer senkrecht stehenden Platine montiert, die wiederum mit Metallwinkeln an der Tastatureinheit befestigt ist und nicht wie üblich auf der Hauptplatine.

Während der zur Displayplatine führende Kabelbaum ausgesteckt werden kann und auch das Druckwerk und die Trafoeinheit, sind Hauptplatine und Tastatureinheit über ein beidseitig angelötetes Flachbandkabel untrennbar miteinander verbunden, was die Handhabung der Platinen etwas erschwert.

Verwandtschaft

Der PD 60 wurde, wie z.B. auch die Karstadt-Taschenrechner PR 20 und PM 30, von TEAL (Tokyo Electronic Application Laboratory Ltd.) gebaut. Anders als bei den Taschenrechnern geht dies aus dem Typenschild hervor, und einzige Hinweis, dass es ein Karstadt-Rechner ist, ist das Logo neben der Typenbezeichnung – das Wort "Karstadt" taucht nirgendwo auf. Das "Branding" wurde hier also auf ein Minimum begrenzt, und ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass es einen TEAL-Rechner gegeben hat, der praktisch gleich ausgesehen hat. Belege dafür habe ich noch nicht gefunden, allerdings steht auf allen drei Platinen "TP S30 HB", was ein Hinweis auf die TEAL-Modellbezeichnung sein könnte.

Den Rollenhalter des PD 60 findet man in identischer Form auch am Toshiba BC-1210P, dem eng verwandten Olympia CA 500 sowie beim Silver-Reed 12PD, ein Zeichen dafür, dass TEAL zumindest dieses Teil, tatsächlich aber sogar die kompletten Rechner an Toshiba geliefert hat. Auch andere Details erinnern an diese etwas jüngeren Toshiba-Recher: Die Metallplatte, auf der Trafo, Netzschalter und Netzkabelstecker montiert sind, ähnelt sehr stark der des Silver-Reed 12PD, und sogar bei den Schiebeschaltern gibt es eine Gemeinsamkeit: Nur der Kommaschalter hat eine abnehmbare Kappe, die übrigen nicht.

Ebenfalls von TEAL stammt ein "optischer Verwandter" des PD 60, der Elite 1202 M vom Karstadt-Konkurrenten Kaufhof. Die Tasten dieses anzeigenden Rechners haben die gleichen Farben wie die des PD 60.

Drucker und Haupt-IC teilt sich der PD 60 mit dem Lloyd's E202, einem ebenfalls relativ frühen druckenden Rechner mit Anzeige. Weitere bemerkenswerte Gemeinsamkeiten haben die beiden Rechner aber nicht.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.Nr. 2803, Seriennummer 901431, Baujahr 1975, Zustand: funktionsfähig