Olympia CD 602

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Olympia CD 602

Der Olympia CD 602 (84.361) ist ein achtstelliger wissenschaftlicher Tischrechner mit Digitron-Display. Erschienen ist das Modell 1974.

Das erste, was einem am CD 602 auffällt, ist die für einen wissenschaftlichen Rechner geringe Zahl von Tasten, worüber auch die doppelt breit ausgeführten Speichertasten nicht hinwegtäuschen können. Um überhaupt eine nennenswerte Zahl von Funktionen unterbringen zu können, sind die Zifferntasten doppelt belegt, so dass die meisten Funktionen nur mit Hilfe der [F]-Taste erreicht werden können. Das erklärt sich aus der Tatsache, dass das Rechen-IC, ein Rockwell A4001, überwiegend in Taschenrechnern verwendet wird, bei denen die geringe Tastenzahl zum Platz Sparen noch einen gewissen Sinn hat. Ein Beispiel in meiner Sammlung ist der Imperial 99T.

Warum der CD 602 verglichen mit dem im gleichen Gehäuse sitzenden CD 502 so kleine Tasten hat, lässt sich mit der Notwendigkeit erklären, über den Tasten die Zweitbelegung auf das Gehäuse zu drucken – beim CD 502 wäre das nicht möglich. Warum man aber die Tasten gleich so klein gemacht hat, dass noch nicht einmal die Erstbelegung darauf Platz hat, also z.B. die Ziffern, leuchtet nicht wirklich ein. „Hier spürt man die Hand einer Designer-Gruppe der Weltklasse“, wie es so schön im Prospekt heißt.

Apropos Design: Der CD 602 wurde 1975 mit dem iF Design Award ausgezeichnet. Das sollte man allerdings nicht zu hoch bewerten, denn das trifft auf sehr viele Olympia-Rechner und -Schreibmaschinen der 1960er- und 1970er-Jahre zu.

Genauigkeit und Kapazität

Könnte man sich an die seltsame Tastatur noch gewöhnen, ist der eigentliche Schwachpunkt des CD 602 nicht zu umgehen – seine geringe Anzeigekapazität. Acht Stellen sind dabei nicht direkt das Problem: Mehr hat auch mein treuer Sharp EL-530 nicht, der mich durch Schule und Studium begleitet hat und dabei immer völlig ausreichend war. Doch anders als der EL-530 und die meisten anderen wissenschaftlichen Rechner beherrscht der CD 602 keine Exponentialdarstellung!

Auch die Genauigkeit lässt zu wünschen übrig, was mir besonders beim Potzenzieren aufgefallen ist: Der CD 602 hat eine Potenzfunktion, die auch mit nichtganzzahligen Exponenten umgehen kann. Dabei kann nicht einfach mit wiederholtem Multiplizieren gerechnet werden, sondern der Rechner muss einen einen Umweg über die Logarithmusfunktion gehen – die Formel lautet xy = e(y × ln x). Doch dabei schlagen die Rundungsfehler gnadenlos zu: Schon so etwas Banales wie 22 oder 33 liefert die ungenauen Ergebnisse 3,999996 bzw. 27,00005. Es fällt auf, dass jeweils eine Stelle weniger angezeigt wird als möglich, aber schon die letzte Stelle ist so ungenau, dass eine weitere keinen Sinn ergeben würde.

Dass hier mit dem Logarithmus gerechnet wird, macht der CD 602 übrigens direkt sichtbar: Nach dem Drücken der [xy]-Taste wird sofort der natürliche Logarithmus berechnet und angezeigt.

Innenleben

Der grundsätzliche Aufbau des CD 602 entspricht dem CD 402, der gesamte Rechner kommt also ohne Schrauben aus. Auf dem Trafo sitzt eine Art „Kamin“ aus Karton, der aber wahrscheinlich nur statische Aufhaben erfüllt, indem er den nur auf der Platine befestigten Trafo zusätzlich gegen die Gehäuseoberseite abstützt. Bei meinen CD 402 ist dieses Bauteil nicht vorhanden, wohl aber bei meinem CD 502. Man kann wohl davon ausgehen, dass dies eine nachträgliche Verbesserung der ursprünglichen Konstruktion war, sonst hätte man gleich eine entsprechende Stütze in die Gehäuseoberschale integriert.

Auf der Hauptplatine sitzt als einziges IC das schon erwähnte Rockwell A4001. Die Anzeigeeinheit vom Typ Futaba 9-MR-01 ist gesockelt und wird über diskrete Transistoren angesteuert. Hinter der Anzeige sitzen der Netztrafo sowie die Elektronik zur Spannungsregelung.

Ähnliche Rechner

Im gleichen Gehäuse sitzen die schon erwähnten nicht-wissenschaftlichen Rechner CD 402 und CD 502. Beide haben, wie schon erwähnt, eine „normale“ Olympia-Tastatur wie die zeitgenössischen druckenden Tischrechner. Der wissenschaftliche Rechner CD 603 teilt sich dagegen nicht nur das Gehäuse, sondern auch das Tastaturdesign mit dem CD 602. Anders als dieser ist der CD 603 jedoch ein vollwertiger wissenschaftlicher Rechner; insbesondere beherrscht er auch die Exponentialdarstellung.

Der Privileg ESR Diplom ist eine von Quelle vertriebene Variante des CD 602. Sie unterscheidet sich nur in der Bedruckung und im Typenschild.

Galerie

Eigene Exemplare

  • Inv.-Nr. 2060, Seriennummer 004405, Baujahr 1974, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.-Nr. 5044, Seriennummer 008372, Baujahr 1974, Zustand: funktionsfähig

Externe Links