Olympia RAS 3/12

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RAS 3/12 im Metallgehäuse
RAS 3/12 im Kunststoffgehäuse

Die Olympia RAS 3/12 (intern 1132.070, auf dem Typenschild steht nur „RAS 12“) ist eine elektromechanische 11/12stellige Dreispeziesmaschine, d.h. sie kann nicht nur addieren und subtrahieren, sondern auch multiplizieren. Die Ausgabe erfolgt über ein zweifarbiges Druckwerk. Das Gerät wiegt knapp 9 kg.

Angeboten wurde die RAS 3/12 spätestens seit Mitte der 1960er Jahre. Deute ich einen Stempel in meinem ältesten Exemplar richtig, ist diese Maschine spätestens im Oktober 1967 gebaut worden. Im Büromaschinenlexikon 1967 wurde die RAS 3/12 für 1180 DM angeboten, bis 1973 war der Preis leicht auf 1035 DM gefallen, 1974 waren es dann plötzlich nur noch 795 DM – sicher eine Folge der in dieser Phase rapide sinkenden Preise für elektronische Rechenmaschinen. Man kann wohl auch davon ausgehen, daß die Maschine 1974 schon länger nicht mehr gebaut worden ist und nur noch die Lagerbestände abgebaut wurden.

Es gab zwei Gehäusevarianten: Um 1970 wurde das rundliche Metallgehäuse durch ein voluminöseres und kantigeres Kunststoffgehäuse ersetzt (auf dem Typenschild dieser Variante steht „RAS 12 D 52“). Im Inneren hat sich dabei aber nichts Wesentliches verändert.

Die RAS 3/12 im Metallgehäuse gab in zwei verschieden Farben: Die ältere Version hat grüne Funktions- und weiße Zifferntasten, einen grünen Löschhebel, ein grünes Papiertransportrad und auch eine grün umrahmte Stellenanzeige, während die zuvor grünen Teile bei der neueren Variante grau sind, mit Ausnahme des Löschhebels, der orangefarben ist. Dies ist bereits ein Übergang zu den für die 70er und 80er Jahre typischen Olympia-Tastaturfarben, die man auch in der Version mit Kunststoffgehäuse findet, bei der die Zifferntasten schwarz statt weiß sind.

Aufbau

Das Gerät ohne Gehäuse von links
Das Gerät ohne Gehäuse von rechts. Links unten erkennt man das im Text erwähnte rote Resethebelchen.

Das Innere des Rechners läßt sich komplett aus dem Gehäuse herausnehmen. Der mit Netzspannung betriebene AEG-Elektromotor liegt quer vor der Tastatur und treibt das Rechenwerk über einen Zahnriemen und ein Vorgelege zur Drehzahlreduzierung an. Die großen Zahnräder gehören zu den wenigen Kunststoffteilen der Mechanik!

Das Druckwerk ist zum Wechseln des Farbbands oder zum Beseitigen von Papiersalat über die Rückseite des Rechners zugänglich, die komplett nach unten geklappt werden kann.

Das Rechenwerk ist eine Simplexmaschine (hat also nur ein Zähl- bzw. Ergebniswerk und keinen „Speicher“) und arbeitet mit Zahnsegmenten. Weitere Details dazu habe ich bisher noch nicht ergründet.

Bedienung

Die Eingabe der Zahlen erfolgt rein mechanisch; erst beim Ausführen einer Rechenoperation wird der Elektromotor benötigt. Fehleingaben können mit dem orangefarbenen Hebel auf der linken Seite korrigiert werden, eine mit der [CE]-Taste an modernen Rechnern vergleichbare Funktion. Die Anzahl der bereits eingegebenen Stellen wird über einen Zeiger oberhalb der Tastatur angezeigt.

Das 12 in der Typenbezeichnung steht für die Anzahl der Stellen, wobei dies lediglich für das Ergebnis gilt; die eingetippten Operanden können nur 11 Stellen haben. Anders als die ältere 441.016 beherrscht die RAS 3/12 nicht die verkürzte Multiplikation, dafür besteht aber keine Größenbeschränkung bei den Multiplikatoren - wordurch natürlich die Möglichkeit eines Überlaufs besteht. In so einem Fall bleibt die Maschine während des Rechenvorgangs einfach stehen, und alle Tasten sind blockiert, ein Zustand, der mit Hilfe eines kleinen Resetknopfs auf der rechten Geräteseite beendet werden kann.

Die R-Taste links oben ist eine Repetiertaste; ist sie eingerastet, kann eine eingegebene Zahl mehrfach addiert werden. Mit dem Hebelchen rechts unten kann wie bei der 441.016 bestimmt werden, ob das Ergebnis einer Multiplikation sofort als Endergebnis ausgedruckt werden soll, oder ob es als Teil einer Additionsreihe weiterverwendet werden soll. In letzterem Fall sind Rechnungen wie z.B. 2x2 + 4x7 + 6x9 möglich, wobei die Eingabe so erfolgt: [2][x][2][=][4][x][7][=][6][x][9][=][*].

Wer mit einer Dreispeziesmaschine wie der RAS 3/12 dividieren will, muß einen kleinen Umweg gehen: Bekanntlich ist die Division gleichbedeutend mit der Multiplikation des Kehrwerts, also 3/5 = 3x(1/5) = 3*0,2. Die Kommastellen muß man dabei aber im Kopf richtig setzen; rechnen kann man nur 3x2. Da man nicht die Kehrwerte sämtlicher Zahlen im Kopf haben kann, lag dem Gerät eine Liste der Kehrwerte aller Zahlen zwischen 1 und 1500 bei.

Sonstiges

Die Rückseite der Ausführung mit Kunststoffgehäuse mit dem alten Olympia-Schriftzug. Außer der Papierrolle und dem Typenschild erkennt man auch die runde, zweipolige Buchse für das Stromkabel. Der kleine Hebel dient zum Öffnen der „Heckklappe“.

Mein Exemplar mit Metallgehäuse und neuer Tastatur war die erste mechanische Rechenmaschine in meiner Sammlung und auch mein erster Olympia-Rechner. Die Maschine ist funktionsfähig und neben der Facit CM2-16 auch die meistgenutzte meiner mechanischen Rechenmaschinen, denn sie war einige Male bei der Ausstellung „Classic Computing“ dabei. Das Gehäuse ist in einem relativ guten Zustand, dank einer Schutzhülle, die zusammen mit dem Rechner die Zeit überlebt hat.

Auch meine Kunststoffausführung der RAS 3/12 ist dank Schutzhülle sehr gut erhalten geblieben; die Hülle selbst leider weniger. Auch das Innere der Maschine sieht fast wie neu aus, aber das ist kein Wunder, denn eine erst in den 70er Jahren angeschaffte mechanische Rechenmaschine hatte sicher keine sehr lange Einsatzdauer!

Die neueren Maschine (und übrigens auch die zugehörige Abdeckhaube) tragen sowohl den alten Olympia-Schriftzug in Schreibschrift (wie er an der der "Metallausführung" der RAS 3/12 angebracht ist) als auch den modernen in großen Druckbuchstaben – letzteren zusammen mit dem bekannten roten Logo, das bis heute unverändert verwendet wird. Sowohl beim Rechner als auch auf der Hülle befindet sich der alte Schriftzug dabei auf der Rückseite. Entsprechendes findet man auch bei den elektronischen Zeitgenossen ICR 412 und CD 400.

Defekt

Meine "grüne" Maschine ist leider defekt: Motor und Mechanik sind in Ordnung, aber beim ersten Test ist nach ca. zehn Motor-Einschaltvorgängen die Elektronik abgeraucht, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Man fragt sich natürlich, wofür eine elektromechanische Maschine eine Elektronik braucht – soweit ich es sagen kann, dient diese zum Anlaufen des Motors und/oder zur Verhinderung von Funkenschlag im Motor und/oder am Schalter. Letzterer ist in Ordnung, ist aber zusammen mit einigen elektronischen Komponenten in ein Kunststoffgehäuse eingegossen, in das das fragliche Bauteil (vermutlich ein Kondensator) beim Ableben ein Loch gesprengt hat. Reparieren kann man da nichts mehr; bestenfalls kann man versuchen, den Schalter vom Rest zu trennen und die Maschine ohne Elektronik zu betreiben. (Bilder folgen)

Eigene Exemplare

  • Inv.Nr. 2051, Metallgehäuse, "graue" Version, Seriennummer 069577-5, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.Nr. 2087, Kunststoffgehäuse, Seriennummer 151429, Zustand: funktionsfähig, optisch für das Alter sehr gut
  • Inv.Nr. 5075, Metallgehäuse, "grüne" Version, Seriennummer 053983, Zustand: defekt (Elektronik abgeraucht, Mechanik und Motor ok)

Externe Links