Olympia RAS 3/12

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Olympia RAS 3/12
Farbgebung ab 1968
RAS 3/12 im Kunststoffgehäuse

Die Olympia RAS 3/12 (1132.070, auf dem Typenschild steht nur „RAS 12“) ist eine elektromechanische 11/12-stellige Dreispeziesmaschine, d.h. sie kann nicht nur addieren und subtrahieren, sondern auch vollautomatisch multiplizieren. Die Ausgabe erfolgt über ein zweifarbiges Druckwerk. Das Gerät wiegt knapp 9 kg.

Angeboten wurde die RAS 3/12 spätestens seit etwa 1966 als Nachfolgerin der 441.016. Im Büromaschinenlexikon 1966/67 wurde die RAS 3/12 für 1180 DM angeboten, bis 1973 war der Preis leicht auf 1035 DM gefallen, 1974 waren es dann plötzlich nur noch 795 DM – sicher eine Folge der in dieser Phase rapide sinkenden Preise für elektronische Rechenmaschinen. Man kann wohl auch davon ausgehen, dass die Maschine 1974 schon länger nicht mehr gebaut worden ist und nur noch die Lagerbestände abgebaut wurden.

Die RAS 3/12 basiert auf dem Modell 1132.060. Der obere Gehäuseteil ist weitgehend identisch, aber die Bodenwanne ist höher, weil die für die Multiplikation notwendige zusätzliche Mechanik unter dem Bodenrahmen des Ausgangsmodells untergebracht wurde. Der vor der Tastatur angeordnete Motor, der Antrieb über einen Zahnriemen und Zahnräder sowie die „Heckklappe“ mit der Papierrolle und der Farbbandmechanik zeigen die enge Verwandtschaft dieser Maschinen. Sie bilden zusammen mit der handgetriebenen 1182.030 und einigen weiteren Varianten die Baureihe D2 der Olympia-Rechenmaschinen.

Versionen

Von der RAS 3/12 gibt es mindestens vier klar unterscheidbare Versionen und weitere Detailvarianten. Die ersten beiden Versionen haben grüne Funktionstasten und auch einen grünen Olympia-Schriftzug. Mein „grünes“ Exemplar stammt laut einem Stempel im Gehäuse vom 25. Oktober 1967 (womit die Maschine ca. 2 Wochen älter ist als meine Wenigkeit!). Daraus kann man schließen, dass diese Farbe bis mindestens Oktober, wahrscheinlich November 1967 produziert worden ist. Die erste Version war farblich gleich, hatte aber noch keine [R]-Taste, die an einer Dreispeziesmaschine auch nicht so wichtig ist. Wann diese Taste eingeführt wurde, kann ich nicht sagen.

Die nächste Version hat bei gleicher äußerer Form und höchstens geringfügig veränderter Gehäusefarbe graue Funktionstasten. Der Motorkondensator meines Exemplars ist nur zwei Monate jünger als der meiner „grünen“ Maschine, so dass diese Variante spätestens Anfang 1968 erschienen ist. Hier gibt es erstmals ein modernes Typenschild mit der (unvollständigen) Modellbezeichhnung „RAS 12“ und Symbolen zur elektrotechnischen Ausführung bzw. Zulassung. Mir liegt auch ein Bild einer „grünen“ Maschine vor, die schon das neue Typenschild hat, allerdings an der Stelle des alten kleineren Schilds und um 90° gedreht! Wenn es sich nicht um ein „zusamengebasteltes“ Einzelstück handelt, muss dise Variante zeitlich zwischen meinen beiden Exemplaren entstanden sein, kann also nicht sehr lange gebaut worden sein.

Die letzte Version der RAS 3/12 ist spätestens 1969 erschienen und sitzt in einem voluminösen Kunststoffgehäuse, das groß genug war, um darin auch die Vierspeziesmaschine RAS 4/12 unterbringen zu können.

Obwohl die Maschinen technisch baugleich sind, ist auf der älteren Version eine Leistung von 80 W angegeben, während es auf den beiden neueren (und auch auf der erwähnten „Übergangsvariante“) nur 40 W sind. Meine Messung hat den kleineren Wert bestätigt.

Die Multiplikation

Obwohl die Tastatur der 441.016 im Wesentlichen gleicht - lediglich die [#]-Taste ist entfallen und einige Funktionstasten sind etwas anders angeordnet – sind die Unterschiede zwischen beiden Maschinen nicht unerheblich. Das Multiplizieren erfolgt aber grundsätzlich nach dem gleichen System: Nach dem Eingabe des ersten Faktors wird [×] gedrückt und anschließend der zweite Faktor eingetippt. Anschließend hat man die Wahl zwischen der [=]- und der roten [=−]-Taste: Beide starten die Multiplikation, wobei die [=−]-Taste den zweiten Faktor noch mit -1 multipliziert.

Das mit A beschriftete Hebelchen rechts vorne entspricht der einrastenden [A*]-Taste der 441.016. In der Stellung ◇ wird das Multiplikationsergebnis nicht sofort ausgedruckt, sondern zum Ergebniswerk addiert oder davon abgezogen. In der Stellung * wird das Produkt dagegen sofort ausgedruckt.

Hier enden die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Maschinen, denn während der erste Faktor bei der 441.016 als Konstante gespeichert wird, hat die RAS 3/12 einen Rückübertragungsmechanismus: Das Multiplikationsergebis oder auch eine Summe wird automatisch als Faktor gespeichert! Hat man z.B. eine Summe mit [*] ausgedruckt, kann man sie direkt multiplizieren, z.B. mit einem Steuersatz, indem man diesen eintippt und mit der [=]-Taste die Berechnung startet. Negative Ergebnisse werden hier übrigens positiv weiterverarbeitet, d.h. die Multiplikation einer negativen Endsumme mit einer positiven Zahl (also über die [=]-Taste) ergibt eine positive Zahl. Will man im negativen Bereich bleiben, muss man also die [=−]-Taste verwenden.

Einen größeren Unterschied, der jedoch nur bei großen Zahlen relevant ist, besteht auch in der technischen Ausführung der Multiplikationseinrichtung. Die 441.016 kann maximal sechstellige Faktoren verarbeiten, womit ein Überlauf ausgeschlossen ist – das Ergebnis darf ja bis zu 12 Stellen haben. Bei der RAS 3/12 gibt es diese Einschränkung nicht, aber dafür kann es natürlich zu einem Überlauf kommen. In diesem Fall bleibt die Maschine stehen, und alle Tasten sind blockiert. Dieser Zustand kann mit einem Reset-Knopf beseitigt werden, der sich rechts unten am Gehäuse befindet. Die dabei ausgedrückte Zahl ist natürlich nicht das Produkt, sondern die letzte Zwischensumme vor dem Eintritt des Überlaufs bzw. vor der Stellenverschiebung auf die nicht vorhandene 13. Ausgabestelle.

Anders als die 441.016 arbeitet die RAS 3/12 nicht mit der verkürzten Multiplikation. Eine Rechnung wie 9999 × 9999 dauert deshalb wesentlich länger, und bei der Rechnung 99999999999 × 2 werden 99 Additionen durchgeführt! Es ist also noch wichtiger als bei der 441.016, dass man den kürzeren Faktor zuerst eingibt, wenn man Zeit und Strom sparen und seine Nachbarn so wenig wie möglich belästigen will.

Wer mit einer Dreispeziesmaschine wie der RAS 3/12 dividieren will, muss einen kleinen Umweg gehen: Bekanntlich ist die Division gleichbedeutend mit der Multiplikation des Kehrwerts, also 3/5 = 3 × (1/5) = 3*0,2. Die Kommastellen muss man dabei aber im Kopf richtig setzen; rechnen kann man nur 3 × 2. Da man nicht die Kehrwerte sämtlicher Zahlen im Kopf haben kann, lag dem Gerät eine Liste der Kehrwerte aller Zahlen zwischen 1 und 1500 bei.

Sonstiges

Mein „mittleres“ Exemplar war die erste mechanische Rechenmaschine in meiner Sammlung und auch mein erster Olympia-Rechner. Die Maschine ist funktionsfähig und ist die meistgenutze meiner elektromechanischen Rechenmaschinen, denn sie war einige Male bei der Ausstellung „Classic Computing“ dabei. Das Gehäuse ist in einem relativ guten Zustand, dank einer Schutzhülle, die zusammen mit dem Rechner die Zeit überlebt hat.

Auch meine Kunststoffausführung der RAS 3/12 ist dank Schutzhülle sehr gut erhalten geblieben; die Hülle selbst leider weniger. Auch das Innere der Maschine sieht fast wie neu aus, aber das ist kein Wunder, denn eine erst in den 1970er-Jahren angeschaffte mechanische Rechenmaschine hatte sicher keine sehr lange Einsatzdauer!

Die neueren Maschine (und übrigens auch die zugehörige Abdeckhaube) tragen sowohl den alten Olympia-Schriftzug in Schreibschrift (wie er an der der „Metallausführung“ der RAS 3/12 angebracht ist) als auch den modernen in großen Druckbuchstaben – letzteren zusammen mit dem bekannten roten Logo, das bis heute unverändert verwendet wird. Sowohl beim Rechner als auch auf der Hülle befindet sich der alte Schriftzug dabei auf der Rückseite. Entsprechendes findet man auch bei der neuen Gehäusevariante der AE-Reihe sowie den elektronischen Zeitgenossen ICR 412 und CD 400.

Bei meiner „grünen“ Maschine ist beim ersten Test nach ca. zehn Motor-Einschaltvorgängen die Elektronik abgeraucht, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Man fragt sich natürlich, wofür eine elektromechanische Maschine Elektronik braucht: Diese Maschinen sind funkentstört und enthalten dafür einige Kondensatoren, von denen einer unter der vollen Netzspannung steht – bei der RAS 3/12 leider auch dann, wenn der Motor nicht läuft, die Maschine also so weit wie möglich ausgeschaltet ist. Leider bildet der zerstörte Kondensator zusammen mit dem Schalter eine untrennbare Einheit, so dass eine schnelle Reparatur nicht möglich war.

Viele Jahre später ist dann exakt das Gleiche auch mit der „,mittleren“ Maschine passiert, was ich zum Anlass genommen habe, eine Lösung für das Problem zu suchen – siehe Olympia RAS 3/12 - Reparatur.

Galerie


Eigene Exemplare

  • Inv.-Nr. 5075, Metallgehäuse „grüne“ Version, Seriennummer 053983-5, Baujahr 1967, Zustand: grundsätzlich funktionsfähig, aber Probleme mit der Multiplikation
  • Inv.-Nr. 2051, Metallgehäuse, „mittlere“ Version, Baujahr 1968, Seriennummer 069577-5, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.-Nr. 2087, Kunststoffgehäuse, Seriennummer 151429, Zustand: funktionsfähig

Externe Links