Sharp CS-223

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Sharp CS-223

Der Sharp CS-223 ist ein 12-stelliger anzeigender Tischrechner mit Digitron-Display. Meine Exemplare sind von Anfang 1972, aber das Modell ist bereits 1971 erschienen.

Das Design des Rechners ist ungewöhnlich und auffällig. Das für seine Zeit kompakte Gehäuse und geringe Gewicht machen es leicht, den Rechner herumzutragen, wie im Handbuch zu lesen ist, und dort findet man auch den schönen Satz „Formgebung, Geräuschlosigkeit und niedriges Gewicht machen die CS-223 zu einem Schmuckstück Ihres Büros, vergrößern die Arbeitsmut und steigern die Leistung.“ Im englischen Text wird Arbeitsmut mit working morale übersetzt. Im französischen Text wird die Form des Rechners als aerodynamisch beschrieben – leider habe ich keinen Windkanal, um das zu verifizieren.

Das Display wird im ausgeschalteten Zustand von einer Schutzklappe verdeckt, deren Scharniere an den Seiten durch große runde Metallplatten angedeutet werden, die aber keine echte Funktion haben. Betätigt man den Ein-Schalter, den weißen Druckknopf, springt die Schutzklappe automatisch auf. Ausgeschaltet wird der Rechner folgerichtig durch Schließen der Klappe. Eine ähnliche Technik findet sich bei dem etwas früher erschienen Toshiba BC-1002. Anders als bei diesem ist es beim CS-223 allerdings möglich, die Klappe zu öffnen, ohne den Rechner einzuschalten, wenn man den Knopf nicht fest genug drückt. Ebenso kann man den Rechner über den Schalter auch ausschalten, ohne die Klappe zu schließen.

Die Tastatur des CS-223 hat eine bei Sharp eher seltene Optik mit relativ flachen, zweifarbigen Tasten anstelle der eher klotzförmigen, die vorher und auch nachher bei Tischrechnern üblichen waren. Ähnliche Tasten findet man an einigen kurz nach dem CS-223 erschienenen Taschen- bzw. Handrechnern wie dem EL-811 und dem El-816 sowie an den portablen druckenden Rechnern CS-624, CS-823 und CS-824. Bei all diesen Rechnern wurde Wert auf ein edles Design gelegt.

Der Funktionsumfang des CS-223 ist umfasst neben den vier Grundrechenarten einen Speicher, konstante Faktoren und Dividenden sowie eine 5/4-Rundungsoption. Das Festkomma lässt sich auf die Positionen 0, 2 oder 4 einstellen; einen Fließkommamodus gibt es nicht. Der Speicher hat keine [M+]- und [M−]-Tasten, sondern nur einen Automatikmodus, der per Schiebeschalter aktiviert werden kann.

Die Eingabe erfolgt im Addiermaschinenmodus; die rote [=]-Taste ist also eine [−=]-Taste und die schwarze eine [+=]-Taste. Die [C]-Taste dient auch zum Löschen von Falscheingaben.

Logik

Anders als viele seiner Zeitgenossen kann der CS-223 mit 12-stelligen Dividenden umgehen. Sehr schnell ist er dabei nicht: Die Division 999999999999 ÷ 1 dauert fast eine Sekunde, wobei man dem Rechner beim Arbeiten zuschauen kann.

Die Logik hat noch einige Besonderheiten, die seine Benutzung etwas tückisch machen. Nach dem Einschalten muss der Rechner erst einmal mit zweimaligem Drücken der [C]-Taste in einen definierten Zustand gebracht werden (wie übrigens auch der QT-8D und seine Nachfahren), und auch das Löschen des Speichers mit [CM] empfiehlt sich. Dies wird auch im Handbuch so beschrieben, aber eine Falle wird verschwiegen: Befindet sich der Konstanten-Schalter beim Einschalten nicht in der Position N, ist auch eine undefinierte Konstante gespeichert, die noch nicht einmal eine gültige Zahl ist. Auch nach dem Drücken von [C][C][CM] erhält man deshalb schon bei der simplen Eingabefolge [1][+=] sehr seltsame Anzeigen, insbesondere wenn ein konstanter Divisor eingestellt ist. Weiß man das nicht, könnte man glauben, dass der Rechner einen Defekt hat, weil auch wiederholtes Drücken von [C] das Problem nicht behebt.

Die Speicherlogik ist wenig seltsam: Ist die Automatik eingeschaltet, werden nicht nur Multiplikations- und Divisionsergebnisse akkumuliert, sondern auch einfache Summen. Doch letztere werden dabei nicht in der Anzeige dargestellt, so dass man denken könnte, dass der Rechner gar nicht richtig rechnet. Tippt man also [2][+=][3][+=] ein, steht in der Anzeige erst einmal 3. Die Summe erhält man erst nach dem Drücken von [MR].

Eine Unterdrückung führender Nullen gibt es nicht, aber das wird durch die halbhohen Nullen abgemildert.

Zerlegen

Der Rechner ist leicht zu öffnen, wenn man je zwei Schrauben auf der Unter- und der Rückseite gelöst hat. Das Oberteil mit der Tastatur lässt sich dann nach links klappen, wobei ein Kunststoffband verhindert, dass man dabei zu sehr an den Kabeln reißt – eine sehr schöne Lösung. Die Klappmechanik spielt beim Öffnen keine Rolle; sie vebleibt einschließlich des Ein-/Ausschalters und der Metallscheiben am Gehäuseoberteil.

Das weitere Zerlegen ist jedoch eine ziemlich komplizierte Sache, und wenn man keinen Lötkolben in die Hand nehmen will, geht es auch nur eingeschränkt. Einer meiner beiden CS-223 war innen ungewöhnlich stark verschmutzt, so dass ich zum Reinigen zumindest die Platine aus der Gehäuseboden herausnehmen wollte. Doch schon das ist leichter gesagt als getan.

Die Platine ist an der Vorderkante mit zwei gummigepufferten Schrauben befestigt. Hat man diese gelöst, ist man zunächst etwas ratlos. Wie ist zum Beispiel der in einer Öffnung mitten auf der Platine sitzende Trafo befestigt? Doch es zeigt sich, dass dieser gar nicht befestigt ist, jedenfalls nicht am Gehäuseboden – eine Konstruktion, die bei einem Erschütterungen ausgesetzten, portablen Rechner nicht lange halten würde!

Auf der Rückseite des Rechners befindet sich ein quer verlaufendes Metallteil, an dem die Buchse für den Netzstecker befestigt ist. Es ist mit dem Gehäuseboden verschraubt, doch an die Schrauben kommt man wegen der Displayeinheit nicht heran. Und letztere ist leider von unten an die Platine geschraubt. Doch es zeigt sich, dass die Platine gar nicht mit diesem Metallteil verbunden ist; sie ist lediglich darunter geschoben. Hebt man sie vorne leicht an, lässt sich die Platine zumindest so weit nach vorne ziehen, dass man die drei Schrauben lösen kann. Man muss auch eine vierte Schraube mit den Massekabeln lösen, denn von dort aus führt ein schon fast unverschämt kurzes Kabel zu einer im Gehäuseboden klebenden Abschirmung. Richtig fummelig wird diese Stelle aber erst beim Zusammenbauen!

Löst man jetzt noch die Schraube an dem anfangs erwähnten Kunststoffband, die zugleich eine transparente Folie hält, die Hoch- und Niederspannung führende Kabel voneinander trennt, kann man endlich den Gehäusebunden entfernen und in die Reinigung geben. Die Trennung von Platine und Gehäuseoberteil bzw. Tastatur habe ich mir nicht angetan. Zwar lässt sich das Tastaturkabel ausstecken, aber man müsste auch ein Massekabel abschrauben und den Ein-/Ausschalter ausbauen, der wiederum mit der Klappmechanik verbunden ist. Lieber nicht, wenn es nicht unbedingt sein muss!

Die Displayeinheit ist von unten mit der Platine verschraubt und lässt sich relativ leicht entfernen. Die Verbindung mit der Platine erfolgt über zwei Stecker, aber leider sind die Kabel, die zu den Minus- und Speicher-Lämpchen führen, nicht aussteckbar und außerdem sehr kurz. Die beiden Glühbirnen sitzen in einem Gummiklotz, der nur nach dem Zerlegen der Displayeinheit entfernt werden kann. Vielleicht war es möglich, die Lämpchen aus ihrer Halterung herauszuziehen, als der Gummi noch weich war, aber bei meinem Exemplar geht das nicht mehr.

Innenleben

Der 1971 erschienene CS-223 ist einer der ersten auf LSI-ICs basierenden Rechner von Sharp. Anders als der bereits erwähnte QT-8D und seine 1970 und 1971 erschienenen Nachfahren QT-8B, EL-8, EL-8M und EL-160 basiert der CS-223 nicht auf Rockwell-ICs, sondern auf solchen von Hitachi. Es ist jedoch ebenfalls ein aus vier ICs bestehendes Chipset mit den Typen HD3215P, HD3216P, HD3217P und HD3218P. Das HD3217P hat 16 Beinchen, die anderen drei jeweils 24.

Das HD3218P ist für den Speicher zuständig, denn die anderen drei ICs findet man auch im CS-122, der keinen Speicher hat. Zwei weitere ICs sind vom Typ HD3233 und HD3243. Letzteres befindet sich etwas versteckt links hinten auf der Platine.

In einem meiner beiden CS-223 befindet sich ein Sharp SD3216 anstelle des HD3216P. Es ist wahrscheinlich, dass es auch von den anderen ICs Sharp-Versionen gibt (in einem meiner CS-122 sitzt z.B. ein SD3215) und dass diese in allen möglichen Kombinationen eingebaut wurden.

Ein klotzförmiges Hybridbauteil vom Typ 6205 sorgt für die Ansteuerung der Anzeige, für die zusätzlich auch Transistoren zuständig sind, die unter der Anzeigeeinheit angeordnet sind. Das 6205 versorgt dabei das linke der beiden zum Display führenden Kabelbündel, die Transistoren das rechte.

Sehr wahrscheinlich gibt es vom CS-223 eine Version mit einer anderen Platine, denn für den CS-122 gibt es eine neuere Platinenversion, die einen freien Platz für das zusätzliche IC des CS-223 hat.

Verwandtschaft und Einordnung

Der CS-122, eine Variante ohne Speicher, wurde bereits erwähnt. Äußerlich unterscheiden sich beide Modelle nur durch das Fehlen der Speichertasten beim CS-221. Weitere Modelle mit diesem Gehäuse scheint es nicht zu geben.

Nummerntechnisch war der Vorgänger des CS-223 der CS-222, von dem mir nur ein Bild der Version CS-222A vorliegt. Dieser ist funktional fast identisch, hat allerdings anstelle des Speicher-Schiebeschalters eine einrastende Taste. Außerdem hat er eine [CE]-Taste sowie zusätzliche Festkommapositionen. So gesehen war der CS-223 ein kleiner Rückschritt. Ob der CS-222(A) auf den gleichen ICs basiert, ist mir nicht bekannt. Beide Modelle waren jedoch gleichzeitig im Angebot, eines als Buchhaltungsrechner, das andere als Designer-Rechner für den Chefschreibtisch. So gesehen hat der CS-223 keinen echten Vorgänger im Sinne eines Modells, das er abgelöst hat.

Die Frage nach einem Nachfolger ist ähnlich schwierig zu beantworten. Der CS-224V ist ein besser ausgestattetes Modell mit V-Speicher, und einen CS-224 ohne V hat es wohl nicht gegeben. Der CS-225 ist der Anfang einer etwas preiswerteren Reihe, die parallel zu den „großen“ Rechnern gebaut wurde. Doch man muss dieses Modell als Nachfolger des CS-223 sehen, denn der Funktionsumfang wurde mit Registertausch und einer weiteren Festkommaposition nur geringfügig erweitert. Die Zahl der Haupt-ICs wurde auf zwei reduziert.

Weil noch der CS-229 und sogar der CS-2106 wie der CS-222(A) ein Panaplex-Display haben, ist es wahrscheinlich realistisch, wenn man den CS-223 als Beginn einer kompakten und preiswerten Reihe ansieht, die über den CS-225 zum CS-2101 führt.

Galerie

Eigene Exemplare

  • Inv.Nr. 746, Seriennummer 21094602, Baujahr 1972, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.Nr. 3682, Seriennummer 21016603, Baujahr 1972, Zustand: funktionsfähig, mit Handbuch

Externe Links