Sharp CS-362

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Sharp CS-362

Der Sharp CS-362 ist ein 1970 erschienener 16-stelliger anzeigender Tischrechner mit einem Display aus Nixie-Röhren und zwei vollwertigen Speichern. Im Büromaschinenlexikon 1970/71 war das Modell für 3.890,- DM zzgl. MWSt. aufgeführt.

Der Rechner ist bei gleichem Design etwas kleiner als der CS-361 und ihm fehlt die getrennte Kommaeinstellmöglichkeit für Speicher und Anzeige. Bis auf die zwei fehlenden Schiebeschalter ist die Tastatur identisch. Ein weiterer Unterschied ist, dass die Speicher und Minusanzeigen jetzt in einer 17. Anzeigeröhre zusammengefasst sind. (Der CS-361 liegt mir nicht vor, wohl aber dessen von Sharp gebauter Zeitgenosse Addo-X 9968, der noch die mit Glühbirnchen realisierten Statusanzeigen sowie getrennte Kommaschalter für die Speicher aufweist.)

Der CS-362 ist (wie z.B. auch der EL-8) einer der letzten Rechner von Sharp mit dem alten Schema der Tastaturfarben. Anders als später üblich, sind nicht nur die Speichertasten blau (beim CS-362 genaugenommen nur eine die für den ersten der beiden Speicher), sondern auch die Null und die Kommataste. Die übrigen Tasten - bis auf die rote Minustaste - sind weiß bzw. hellgrau und nicht schwarz.

Die Multiplikations- und die Divisionstaste leuchten, sobald sie gedrückt wurden (siehe Bild). Diese Spielerei findet sich auch an anderen hochwertigen Sharp-Rechnern aus dieser Zeit.

Die Logik des Rechners weist dafür noch einige Mängel auf. So gibt es keine Unterdrückung der führenden Nullen. Werden mehr als sieben Nachkommastellen eingegeben, tritt ein Fehler auf - unabhängig von der Stellung des Nachkommaschalters. Außerdem gibt es einen Fehler, wenn man versucht, eine 16-stellige Zahl zu teilen.

Die Nachkommastellen lassen sich auf 0, 1, 2, 3, 4, 6 und 7 einstellen; einen Fließkommamodus gibt es nicht. An Sonderfunktionen stehen neben den beiden Speichern eine einrastende K-Taste für konstante Multiplikatoren und Divisoren sowie RC-Taste zum Registertausch bereit.

Der mechanische Aufbau des CS-362 ist etwas umständlich, es lässt sich aber alles leicht auseinanderschrauben. Der Metallrahmen des Rechners, in dem die Hauptplatine und das Netzteil befestigt sind, lässt sich von der Gehäuseunterschale abschrauben, weswegen man dort von außen acht Schrauben statt der üblichen vier findet.

Etwas störend ist, dass es zu wenige Steckverbindungen gibt. Zwar lässt sich die Tastatur an der Platinenvorderseite abstecken, aber da der Stecker nicht nur mit der Tastatur, sondern auch mit dem Anschluss für ein Programmiergerät verbunden ist, lässt sich die Tastatur ohne Löten nicht vollständig vom Hauptteil des Rechners entfernen. Unpraktisch ist auch, dass man den Netzschalter vom Tastaturrahmen abschrauben muss, um die Tastatur wenigstens etwas frei zu bekommen.

Die Elektronik ist auf zwei Platinen untergebracht, einer fast quadratischen Hauptplatine und einer darüber eingebauten Displayplatine. Beide Platinen sind doppelseitig geätzt und in solide Metallrahmen eingeschraubt.

Auf beiden Platinen zusammen befinden sich insgesamt 60 ICs. Es gibt ein vermeintliches Haupt-IC, ein Mitsubishi M58202 in einem 24-poligen Keramikgehäuse mit Goldkontakten. Ob es wirklich ein Haupt-IC ist, also der „Rechenkern“, ist unklar, es könnte auch der Speicher sein, denn anders als der verwandte Addo-X 9968 hat der CS-362 keinen Kernspeicher.

Die nächstgrößeren ICs sind 10-polige NEC µPD135C, von denen es sieben Stück gibt. Auf der Displayplatine sitzt ein Einzelstück, ein 16-poliger Hitachi HD9004, und alle übrigens ICs sind 14-polig und stammen von NEC. Desweiteren gibt es eine dreistellige Zahl von Dioden und 60-70 Transistoren (ich habe sie nicht gezählt).

Auf der Hauptplatine findet man die Nummern und Bezeichnungen „7384-01“, „H.E.C.“, „NEC“ und „469 PCB“. Ob die Platine von NEC gebaut wurde oder ob es nur ein für NEC-ICs gedachte Platinenversion ist, bleibt unklar; die Schriftart des NEC-Schriftzugs spricht aber für ersteres. Auf der Displayplatine steht „H.E.C. 011 EPA“ und „470 PCB“.

Eine Übersichtstabelle findet sich am Ende des Artikels.

Ein technisch mit dem CS-362 verwandter, aber logisch nicht identischer Rechner ist der von Sharp gebaute Burroughs C3300. Der Rechner ist zumindest teilweise aus den gleichen NEC-ICs aufgebaut, die man auch im CS-362 findet, und er hat auch den gleichen (oder zumindest einen sehr ähnlichen) Anschluss für ein Programmiergerät.

Mein CS-362 ist Baujahr 1970 und für seine fast 40 Jahre in einem erstaunlich guten Zustand. Weder das Gehäuse noch die Tasten weisen Vergilbungserscheinungen auf, und sogar die blauen Tasten, die bei vielen Rechnern grau oder sogar grünlich verfärbt sind, haben noch ihre ursprüngliche Farbe. Neben einigen leichten Kratzern merkt man nur an der etwas abgenutzten weißen Beschriftung der Schiebeschalter, dass der Rechner schon etwas älter ist.

Tabelle der ICs

Typ Hauptplatine Displayplatine Gesamt Funktion (soweit bekannt)
M58202 1 - 1
µPD101C 15 1 16 4 UND-Gatter
µPD102C 3 - 3 3 Dreifach-UND-Gatter
µPD104C - 1 1
µPD105C - 1 1
µPD106C - 2 2
µPD110C - 1 1 4 MOS-Transistoren
µPD117C - 8 8
µPD134C 4 4 8
µPD135C 5 2 7
µPD136C 11 - 11
HD9004 - 1 1
Gesamt: 39 21 60


Die Informationen zur Funktion stammen von http://www.cs.ubc.ca/~hilpert/eec/ics/NECmPD.html. Der M58202 kommt auch im CS-221 zum Einsatz, einem Zeitgenossen des CS-362. Der µPD101C findet sich als sehr grundlegender Logikchip in vielen anderen Rechnern, unter anderem als Einzelstück auch auf der Tastaturplatine des Prinztronic C35 und der sehr ähnlichen Addo 9347 und Facit 1116.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.Nr. 3538, Seriennummer 01504906, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig

Externe Links