Sharp EL-540

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Sharp EL-540

Der Sharp EL-540 ist ein Mitte der 1980er Jahre erschienener wissenschaftlicher Solar-Taschenrechner mit LC-Display.

Der Rechner ist ein Zeitgenosse der wissenschaftlichen Pocketcomputer (PC-1401 und Nachfolger), und die Tastaturen ähneln sich im Aussehen und im Layout. Wer also einen Pocketcomputer gewohnt ist, wird sich auch mit dem EL-540 wohlfühlen und umgekehrt, auch wenn die Funktionen, insbesondere die Zweitbelegungen, etwas anders auf die Tasten verteilt sind und die Hyperbelfunktionen fehlen.

Neben den bei wissenschaftlichen Rechnern üblichen Funktionen hat der EL-540 auch einen Statistikmodus, mit dem man Mittelwerte und Standardabweichungen berechnen kann. Außerdem ist ein Hexadezimal-Modus vorhanden. Da der EL-540 – anders als die Pocketcomputer und einige modernere Taschenrechner – nur eine gewöhnliche Siebensegmentanzeige hat, werden die Buchstaben B und D klein dargestellt, um Verwechslungen mit 8 bzw. 0 zu vermeiden.

Apropos Anzeige: Der EL-540 könnte eigentlich neun Stellen darstellen, von denen im Fließkommamodus aber nur acht genutzt werden und bei Expnentialdarstellung sechs für die Mantisse und zwei für den Exponenten, die von einer Leerstelle (bzw. einem Minuszeichen) getrennt werden. Bei Bedarf kann man sich die Mantisse aber auch in achtstelliger Genauigkeit anzeigen lassen. Falls die Mantisse negativ ist, steht das Minuszeicen ganz links unter der Speicheranzeige; im Fließkommamodus steht es dagegen immer unmittelbar links der dargestellten Zahl, nutzt also den mittleren Strich der Siebensegmentanzeigen.

Eine Batteriefach für den Betrieb bei schwachen Lichtverhältnissen ist nicht vorhanden, ist aber auch nicht nötig, denn die Anzeige ist auch dann noch kontrastreich, wenn es für einen Menschen zum Arbeiten eigentlich schon zu dunkel ist.

Übrigens haben die Rechner eine On-Taste, aber es gibt keine Off-Taste und anscheinend auch kein zeitgesteuertes Auto-off. Die Rechner laufen, solange sie Licht haben, und in der Praxis dürfte wohl das Zuklappen des zugehörigen Mäppchens als Ausschalter dienen.

Mein persönliches Fazit: Ich mag den EL-540 irgendwie. Ich habe etliche wissenschaftliche Rechner aus verschiedenen Epochen in meiner Sammlung, und ich habe mehr als 20 Jahre lang einen EL-530 genutzt, und obwohl ich als Alltagsrechner die Pocketcomputer bevorzuge, liegt heute ein EL-540 als "Zweitrechner" auf meinem Schreibtisch.

Innenleben

Einer meiner beiden EL-540 ließ sich, wenn überhaupt, nur durch einen starken Druck auf das Gehäuse zum Leben erwecken. Ich habe ihn geöffnet, um nach dem Fehler zu suchen, und schließlich auch das andere Exemplar, um beide zu vergleichen.

Die aus Kunststoff bestehende Rückseite des Rechners ist mit zwei Schräubchen und einigen Kunststoffnasen befestigt und kann relativ leicht abgenommen werden. Darunter befindet sich ein Metallblech, das die übrigen Komponenten zusammenhält. Entfernt man auch dieses, erkennt man die Rückseite der Tastaturfolien, die "Hauptplatine" mit der klecksförmigen CPU und die Rückseite der Solarzelleneinheit. Nimmt man die Platine ab, die aus einem flexiblen Material besteht, wird die Rückseite des LC-Displays sichtbar.

Auf der Platine ist eine rote LED angelötet, die von außen unsichtbar ist und wohl einfach nur als Diode dient, sowie drei kleine SMD-Bauteile, vermutlich Widerstände. Sonst ist nichts gelötet; alle weiteren Verbindungen entstehen durch das Andrücken von Kontakten auf der Platine auf die übrigen Bauteile. Unterhalb des Displays befindet sich eine breite Kontaktleiste für die Tastatur und die Anzeige, gegenüber befinden sich die Anschlüsse der Solarzelle sowie ein kleiner Elko.

Die Bezeichnung der CPU (LI13105A) ist nicht auf den "Klecks" aufgedruckt, sondern steht auf der Platine. Auf dem IC selbst steht in beiden Exemplaren nur "602"; wenn es sich dabei um einen Datumscode handelt, wären die Rechner von 1986, was gefühlsmäßig auch hinkommen würde.

Eine richtige Seriennummer haben die EL-540 übrigens nicht, dafür sind die Nummern zu kurz. Tatsächlich sind sie bei meinen beiden Exemplaren sogar identisch! Sollte es sich um einen Datumscode handeln, wären beide Rechner am gleichen Tag oder zumindest in der gleichen Woche hergestellt worden. Das wäre noch nicht einmal unwahrscheinlich, denn ich habe sie gemeinsam erstanden, und das gilt vielleicht auch für den Vorbesitzer. Wie auch immer, der Code beginnt nicht, wie bei Sharp-Seriennummern üblich, mit der letzten Stelle der Jahreszahl. Steht G vielleicht für sieben und damit für 1987? Auch das wäre als Baujahr realistisch.

Zurück zur Fehlersuche: Der er oben erwähne kleine Elko war die Ursache für den Wackelkontakt: Ich dachte erst, er dient nur als Puffer, um kurze Abschattungen der Solarzelle zu überbrücken, aber anscheinend ist er doch etwas wichtiger. Bei dem "wackeligen" Exemplar fehlte das auf dem Bild erkennbare weiße Andruckröllchen, auf dem er aufliegt – offensichtlich hatte den Rechner schon einmal jemand geöffnet! – so dass der Kontakt der Elko-Beinchen zur Platine nur schwach bzw. sporadisch war. Nach dem Ersetzen dieses Teils durch ein passend zugeschnittenes Lederriemchen (etwas Besseres habe ich in meinem Haushalt nicht gefunden!) lief der Rechner wieder einwandfrei.

Verwandtschaft

Anders als von vielen anderen Sharp-Taschenrechnern mit einer „Ur-Nummer“, also ohne angehängten Buchstaben, sind mir vom EL-540 (noch?) keine entsprechenden Nachfolgemodelle bekannt; es gibt auch kein heute aktuelles Modell mit der Nummer 540. Das liegt vermutlich daran, dass auch einige andere Reihen wissenschaftlicher Rechner mit Solarzellen ausgestattet wurden, als Solarrechner mehr und mehr alltäglich geworden sind.

Der EL-545 ist der größere Bruder des EL-540. Er ist 10-stellig und hat vier Tasten mehr und ist deshalb etwas breiter und höher. Ansonsten ist das Design gleich.

Galerie

Eigene Exemplare

  • Inv-Nr. 632, Seriennummer GX013, Baujahr 1986 oder 1987 (?), Zustand funktionsfähig
  • Inv-Nr. 633, Seriennummer GX013, Baujahr 1986 oder 1987 (?), Zustand funktionsfähig, Vorderseite ziemlich zerkratzt, Mappe fehlt, im Einsatz