Triumph-Adler 1210 (1211)

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Adler 1210 (Version 1211)

Der Triumph-Adler 1210 (Version 1211) (Typ EC) ist ein zwölfstelliger anzeigender Tischrechner von 1970.

Die auf den Platinen als Version 1211 bezeichnete Version ist die mittlere der drei Versionen des TA 1210 und hat die Ur-Version noch in deren Erscheinungsjahr abgelöst. 1971 ist dann die dritte, intern mit der Nummer 1212 bezeichnete Version erschienen.

Die wenn auch nur „inoffiziell“ geänderte Modellnummer 1211 hängt damit zusammen, dass diese Version sich in mehr als nur ein paar Details von der ersten Version unterscheidet; abgesehen vom Gehäuse ist es nämlich ein völlig anderer Rechner! Es gibt auch ein entsprechendes Modell des Herstellers Omron, den Omron 1211. Warum das neue Modell nach außen hin ein Triumph-Adler 1210 geblieben ist und sogar die Bezeichnung „Type: EC“ auf dem Typenschild geblieben ist, muss hier offen bleiben. Die späteren Nachfolger des 1210 heißen 1214, 1215 etc., was zeigt, dass man bei Triumph-Adler einem einfachen Hochzählen der Versionsnummer nicht grundsätzlich abgeneigt war.

Vielleicht hängt es mit den kaum sichtbaren äußeren Änderungen zusammen, denn diese beschränken sich auf die Beschriftung der Konstanten-Taste, nämlich [K =] beim Ur-Modell und [K IN] bei der Version 1211. Betätigt man die Taste, wird man bemerken, dass sie jetzt einrastet, was auf eine andere logische Funktionsweise schließen lässt.

Das Gehäuse aller Versionen ist identisch, abgesehen von Details im Inneren, die mit der unterschiedlichen Befestigung der Komponenten zusammenhängen. So hat auch die Version 1211 eine transparente, klappbare Displayabdeckung und einen ausklappbaren Standfuß.

Logik

Im Gegensatz zur Ur-Version ...
.. hat die Anzeige der Version 1211 eine Nullenunterdrückung.
Die Tastatur. Statt der [K =]-Taste der Ur-Version gibt es jetzt eine einrastende [K IN]-Taste.

Die Version 1211 hat im Gegensatz zur Ur-Version eine Unterdrückung führender Nullen. Nach dem Einschalten steht die 0 an der Stelle, die sich aus der Zahl eingestellten Nachkommastellen ergibt. Verschiebt man das Komma, erscheint die Null erst nach dem Drücken von [CA] an der richtigen Stelle. Ungewöhnlich in diesem Zusammenhang ist das Verhalten der [CI]-Taste: Sie überschreibt die Vorkommastellen der Eingabe mit Nullen, während die Nachkommastellen völlig verschwinden!

Der Speicher und die Konstante leiden auch in der neuen Version unter dem Problem, dass sie sich sich die Kommastelle nicht merken. Das Rechnen mit einer Konstanten wurde jedoch wesentlich verbessert: Man gibt die gewünschte Konstante ein und fixiert sie durch das Einrasten der [K IN]-Taste. Anschließend kann man sie mit allen vier Grundrechenarten kombinieren:

[CA]
[8][KIN]
[2][x]:  Anzeige 16
[3][÷]:  Anzeige 0,375
[4][+=]: Anzeige 12
[5][−=]: Anzeige 3 (!)

Nur beim Subtrahieren ist das Verhalten also anders als man es erwartet – die Eingabe wird von der Konstanten abgezogen und nicht umgekehrt!

Anders als beim älteren Modell wird die Konstante beim Drücken von [CA] nicht gelöscht; sie bleibt, so lange die [KIN]-Taste eingerastet ist.

Zerlegen

Platinen und Rahmen mit Stromversorgung.

Sofort nach dem Öffnen dieser Variante zeigt sich, dass die Version 1211 wesentlich angenehmer zu zerlegen ist als die Ur-Version. Das lästige Kabel zum Displaygitter wurde samt dem Gitter weggelassen, und das Kabel zum Netzschalter hat einen Stecker bekommen – interessanterweise etwa auf halber Länge. Die Tastatur ist jetzt nicht mehr am Metallrahmen befestigt, sondern an der Gehäuseoberschale. Der Rahmen konnte deshalb im vorderen Bereich etwas schlanker ausfallen und wurde auch im hinteren Bereich völlig anders konstruiert.

Der grundsätzliche Aufbau mit zwei Rücken an Rücken im Rahmen befestigten Platinen ist gleich geblieben. Merkwürdigerweise hat die obere Platine jedoch zwei recht aufwendige erscheinende seitliche Abstützungen erhalten, die in die Kerben eingreifen, die auf dem nebenstehenden Bild an den Rändern kurz vor dem Display zu sehen sind. Die Halterungen, die im Bild bei den Kleinteilen zu sehen sind, bestehen jeweils aus einem transparenten Kunststoffteil, einem kleinen Blech und drei Schrauben nebst Unterlegscheiben. Die Konstruktion erlaubt ein stufenloses nach oben Biegen der Platine, und vermutlich soll damit ein versehentliches Berühren der beiden nur wenige Millimeter voneinander entfernten Platinenunterseiten verhindert werden, etwa im Fall einer Erschütterung. Immerhin ist die obere Platine durch die Anzeigeeinheit relativ schwer belastet.

Das Ablöten der Spannungsversorgung ist in der Version 1211 nicht mehr nötig, denn die vom Trafo kommenden Kabel sind über einen Platinenstecker mit der oberen Platine verbunden. Einen eigene Netzteilplatine gibt es nicht mehr; die entsprechenden Bauteile befinden sich mit einer Ausnahme auf der oberen Hauptplatine. Die Ausnahme ist ein großer Leistungstransistor bzw. Spannungsregler, der zur besseren Wärmeableitung zusammen mit einem Kühlblech am Rahmen befestigt wurde. Die beiden Platinen sind jetzt vernünftig untereinander verbunden, nämlich über genau einen Platinenstecker, der ordentlich neben dem Stecker für die Tastatur angeordnet ist.

Innenleben

Was beim Vergleichen der Platinen mit denen der Ur-Version sofort auffällt, ist das Fehlen der sechs großen Kunststoffmodule. Die größten ICs der Version 1211 haben 16 Pins. Insgesamt befinden sich auf der oberen Platine 16 ICs, davon zwei in einem runden Metallgehäuse, und auf der unteren 32, alle in modernen Kunststoffgehäusen. Nur noch die runden ICs sind von NEC, die übrigen sind von Hitachi und Mitsubishi.

Alles in allem wurde die Zahl der Bauteile deutlich reduziert, auch die der Widerstände und Dioden. Auffällig ist jedoch die große Zahl der Verbindungskabel auf der unteren Platine. Auch auf der Rückseite befinden sich ein paar solche Kabel, die allerdings deutlich kürzer und in schwarz gehalten sind. Auf der Rückseite der oberen Platine gibt es nur ein solches Kabel, zusätzlich aber zwei Kondensatoren und eine Diode. Da die Kabel bei meinem Rechner und dem von Markus Sigg gleich sind (siehe externe Links), entsprechen sie wohl dem Serienzustand.

Die Anzeigeeinheit hat einen veränderten Rahmen bekommen, der die Röhren nach vorne teilweise abdeckt – möglicherweise ist deshalb das Drahtgitter entfallen. Auch die Röhren selbst haben einen anderen Typ. Erkennen kann man deren Hersteller jedoch ebensowenig wie bei der Ur-Version, denn dazu müsste man die Röhren und/oder deren Halteblech auslöten. Die Darstellung von Überlauf, Minus und Speicher über beiderseits der Anzeigeröhren angeordnete Glühlämpchen wurde beibehalten.

Ähnliche Rechner

Der TA 1200 entspricht einem TA 1210 ohne Speicher. Von der Version 1212 gibt es die entsprechende Version 1202, die bis auf die Tastatur technisch identisch ist (also eigentlich auch einen Speicher hat), aber ob es von der Version 1211 ebenfalls ein entsprechendes speicherloses Modell gegeben hat, ist mir nicht bekannt. Man kann aber wohl davon ausgehen, auch weil es einen Omron 1201 gibt.

Erschwert wird das Nachforschen dadurch, dass sich eine Version 1201, sollte es sie geben, von außen nicht von der Version 1202 unterscheiden lässt, weil letzterer die [A]-Taste der Version 1212 fehlt, sie also die doppelt große [K IN]-Taste der Version 1211 hat, die auch ein 1201 haben müsste.

Der bereits erwähnte Omron 1211 sieht farblich aus wie ein Triumph-Adler-Rechner, und man fragt sich wie auch beim TA 1620, ob die typischen Triumph-Adler-Tastaturfarben von Omron oder Triumph-Adler erfunden wurden! Innerlich gleicht der Omron 1211 natürlich der Version 1211 des TA 1210, aber äußerlich fehlt ihm bei aller Ähnlichkeit ein charakteristisches Detail, nämlich die klappbare Displayabdeckung. Soweit man es auf den Bildern erkennen kann, sind die Unterschalen der Gehäuse aber gleich. Der Omron 1211 ist der Version 1211 des TA 1210 also wesentlich ähnlicher als der Omron 1210 der Ur-Version des TA 1210.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv-Nr. 4080, Seriennummer 515946, Adler, Baujahr 1971, Zustand: funktionsfähig

Externe Links