Triumph-Adler 1215 P

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Triumph-Adler 1215 P

Der Triumph-Adler 1215 P (CP11) ist ein 12-stelliger druckender Taschenrechner ohne Anzeige. Meine Exemplare sind von 1975.

Der Funktionsumfang und das Tastaturlayout des Rechners entsprechen dem Vorgängermodell TA 1214 P. Aus Anwendersicht ist der einzige Unterschied, dass die [K]-Taste nicht mehr mechanisch einrastet, sondern nur elektronisch, was wie beim 1214 P durch ein rotes Lämpchen signalisiert wird.

Das Tippgefühl auf dem 1215 P ist jedoch ein völlig anderes: Die Tastatur wirkt auffällig weich und ist auch sehr leise. Für meinen Geschmack brauchen die Tasten etwas zu lange, um aus der gedrückten Stellung nach oben zurückzukehren, aber dies ist wohl eine Alterserscheinung, die mit dem im Laufe der Zeit zäher gewordenen Schmierfett zusammenhängt.

Leiser als beim 1214 P ist auch das Druckwerk, denn es ist kein Trommeldrucker mehr, sondern ein Abwälzdrucker. In den Texten für das Büromaschinenlexikon hat Triumph-Adler viel Wert auf diesen Drucker gelegt und auch auf ein anderes Detail: Rechner und Drucker stammen nämlich nicht aus Japan, wie der 1214 P, sondern aus Deutschland. Genau genommen stammt der 1215 P „aus Berlin“, und der Drucker wurde „in Nürnberg entwickelt“. Auch der Kunststoff des Gehäuses stammt aus Deutschland, und zwar von Bayer, wie ein Aufkleber auf der Rückseite versichert!

Innenleben

Das Gehäuse ist über vier Schrauben auf der Unterseite verschlossen. Druckwerk und Netzteil sind auf dem Gehäuseboden befestigt, während die Hauptplatine zusammen mit der Tastatur am Gehäuseoberteil hängt. Die Kabel zwischen Drucker, Netzteil und Platine können an der Platine ausgesteckt werden, wobei die Stecker z.T. unangenehm fest sitzen. Die mit der Bestückungsseite nach unten eingebaute Platine ist über einen Verbindungsstecker zur Tastatur und zwei Schräubchen befestigt und kann leicht abgenommen werden.

Es gibt drei ICs, die von Rockwell stammen und in allen meinen drei Exemplaren gesockelt sind. Es sind die Typen A0702PC, 10451PB und 10660PD. In einem für 1975 recht ungewöhnlichen runden Metallgehäuse sitzt ein achtbeiniges Bauteil vom Typ 10706NB. Der Drucker wird über eine lange Reihe diskreter Transistoren angesteuert. Alles in allem erscheint die Elektronik für 1975 etwas veraltet, und auch der Trafo wirkt alles andere als modern: Mit seinen Dimensionen und seinen freiliegenden Wicklungen sieht er ein bisschen so aus, als hätte ihn Werner von Siemens noch persönlich gewickelt.

Der Drucker trägt einen Aufkleber „Lizenz DIEHL Datensysteme“ und keine Modellbezeichnung. Er handelt sich jedoch eindeutig um den Diehl DP 50, der im Büromaschinenlexikon als eigenständiges Produkt aufgeführt ist.

Der Rollenhalter ist ein gutes Beispiel für den Spruch „Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?“. Er besteht aus Kunststoff, so wie die meisten anderen auch, aber seine zwei definierten Positionen (ausgeklappt und eingeklappt) hält er nicht etwa mit Hilfe von federnden Kunststoffteilen, sondern über zwei Stahlkugeln, die von Schraubenfedern in Vertiefungen im weißen Teil gedrückt werden, in denen sie sauber einrasten. Das ergibt beim Ein- und Ausklappen des Auslegers eine ausgesprochen wertige Haptik. Man könnte jetzt fragen, wer wertige Haptik an einem Papierrollenhalter braucht, aber verglichen mit der hakeligen Ausführung am Nachfolgemodell 1216 P ist diese Konstruktion wirklich eine Wohltat!

Meine drei Exemplare des 1215 P sind innerhalb von drei Wochen im Mai/Juni 1975 gebaut worden, glaubt man den VDE-Prüfstempeln im Gehäuseboden und auf den Netzteilen. Da ich die Rechner unabhängig voneinander erstanden habe, könnte man aus statistischen Gründen davon ausgehen, dass dieses Modell tatsächlich nicht sehr lange gebaut wurde (meine drei 1214 P stammen aus einem Zeitraum von ca. 1,5 Jahren!). Vielleicht ist es aber auch nur ein Zufall.

Trotz dieses kurzen Zeitraums unterscheiden sich die drei Rechner in kleinen Details. So haben die Drucker der beiden jüngeren die Möglichkeit, einen Metallbügel zur Papierführung einzuhängen, während dieser bei dem ältesten Rechner in ein Gitter hinten im Gehäuse eingehängt ist, was etwas provisorisch wirkt und möglicherweise nie so gedacht war. Auch die Platinen unterscheiden sich geringfügig, nicht im Layout aber in der Beschriftung. Auf einer der drei befindet sich außerdem ein Verbindungskabel, das bei den andern beiden fehlt.

Hersteller

Wer den 1215 P hergestellt hat, ist unklar, aber es ist gut möglich, dass es Triumph-Adler selbst war. Naheliegend wäre natürlich, dass er wie das Druckwerk von Diehl stammt, aber das ist keineswegs sicher. Der Rechner wurde „aus Berlin“ stammend vermarktet, wo Triumph-Adler ein Werk hatte, während Diehl Datentechnik in Nürnberg basiert war. Zudem könnte das Druckwerk wie gesagt ein Lizenzbau sein, zumal im Büromaschinenlexikon von „T/A-Abwälzdruckwerk“ die Rede ist.

Das Design der Platinen von Drucker und Hauptplatine lässt jedenfalls auf eine gemeinsame Herkunft schließen, ebenso die im gleichen Stil gehaltenen Prüf- oder Seriennummernaufkleber auf Druckwerk und anderen Komponenten. Die Aufkleber neigen übrigens zum Abfallen, und soweit sie in meinen Rechnern überhaupt noch vorhanden waren, ließen sie sich nur noch teilweise einer Baugruppe zuordnen.

Wie auch immer, eine Beziehung zwischen Triumph-Adler und Diehl gibt es auch auf einem anderen Gebiet: Diehl Datentechnik wurde nämlich 1978 von Triumph-Adler übernommen, was auch der Grund dafür ist, dass es von beiden Anbietern Computersysteme mit dem Namen „Alphatronic“ gibt.

Verwandtschaft

Der TA 1205 P ist die speicherlose Version des 1215 P. Ob es weitere Verwandte gibt, ist unklar; im Büromaschinenlexikon tauchen keine solchen Modelle auf. Ein Kandidat wäre der 1425 P, von dem mir jedoch kein Bild vorliegt und dessen Existenz auch gar nicht gesichert ist. Vom Druckwerk her wäre ein 14-stelliges Modell gut möglich, denn es ist breit genug dafür (siehe auch 1426 P).

Das Nachfolgemodell ist der 1216 P. Er wurde wie der 1214 P von General gebaut, hat aber das Diehl-Druckwerk des 1215 P übernommen, eine möglicherweise fast einmalige Kombination japanischer und deutscher Technik.

Galerie

Eigene Exemplare

  • Inv.-Nr. 1999, Seriennummer 61 054343, „Adler“, Baujahr 1975, Zustand: funktionsfähig, mit Handbuch
  • Inv.-Nr. 4011, Seriennummer 61 023312, „Triumph“, Baujahr 1975, Zustand: funktionsfähig, mit Handbuch
  • Inv.-Nr. 4130, Seriennummer 61 030739, „Triumph“, Baujahr 1975, Zustand: funktionsfähig

Externe Links