Triumph-Adler Lady

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Triumph-Adler Lady

Die Triumph-Adler Lady (EC20-L) ist ein 1975 erschienener und für seine Zeit sehr kompakter achtstelliger Taschenrechner mit Digitron-Display.

Der speziell auf weibliche Käufer gezielte Design umfasst eine rotes Kunststoffgehäuse mit einer golden lackierten Oberseite. Dazu gab es anstelle der für Taschenrechner üblichen dunklen Ledermappe ein Täschchen aus rotem Leder (zu sehen im ersten der externen Links). Leider ist die goldene Farbe nicht sehr abriebfest, so dass bei fast allen Ladys der darunterliegende gelbe Kunststoff zum Vorschein kommt.

Wie der Name der Lady schon andeutet, gibt es auch einen Sir, der sich in Gehäuseform- und Farbe deutlich unterscheidet, aber etwa die gleiche Größe hat. Mit 63 mm Breite und 93 mm Tiefe ist das Gehäuse der Lady ein wenig kleiner als das der ersten Ausführung des Sir, aber etwas größer als das der zweiten Version. Anders als beim Sir ist das Lady-Gehäuse nicht überall gleich breit, sondern hat von oben gesehen eine doppelte Trapezform. Ein kleiner Detailunterschied ist, dass beim Sir der Schriftzug „Adler“ oder „Triumph“ aufgedruckt ist, während er bei der Lady Teil der Gehäuseform ist – der einzige mir bekannte Fall, in dem sich die Adler- und Triumph-Versionen in mehr als nur einem Aufdruck unterscheiden.

Der Funktionsumfang der Lady beschränkt sich auf die vier Grundrechenarten, eine Prozentautomatik und eine automatische Konstante.

Es gibt mehrere auf den ersten Blick gleich aussehende Versionen der Lady, die sich im Inneren unterscheiden. Die mir vorliegenden Exemplare unterscheiden sich auch im Batteriefach, denn zwei haben dort flache Kontaktbleche, der dritte aber Spiralfedern. Letzterer hat auch eine modernere Logik, denn bei gleichem Funktionsumfang zeigt dieser Rechner bei einem Überlauf oder einer Division durch 0 ein C bzw. ein E an, während bei der älteren Version in beiden Fällen eine Null anzeigt wird, wobei zusätzlich alle Dezimalpunkte aufleuchten.

Betrieben wird die Lady mit drei AAA-Batterien; ein Netzteilanschluß ist nicht vorhanden. Der Rechner läuft problemlos auch mit 1,2-V-Akkus.

Innenleben

Das Öffnen einer Lady ist nicht einfach. Während der Sir auf der Oberseite von einer Schraube zusammengehalten wird, geschieht dies bei der Lady durch den goldenen Teil des Gehäuses, der bei der Montage einfach von oben aufgeschoben werden kann und einrastet. Dabei wird er nicht nur von zwei Kunststoffnasen auf den Schmalseiten gehalten, sondern auch von der grünen Displayscheibe, die fest mit dem roten Gehäuseoberteil verbunden ist. Man muss beim Öffnen also an mehreren Stellen gleichzeitig Hindernisse überwinden, und mir ist es nur mit Hilfe dünner und - um Beschädigungen des Rechners und meiner Person zu vermeiden - stumpfer kleiner Küchenmesser gelungen. Obwohl der recht dünne gelbe Kunststoff erstaunlich zäh zu sein scheint, rate ich vom Zerlegen ab, wenn es nicht unbedingt sein muss, insbesondere bei schönen Exemplaren!

Nach dem Abziehen der goldenen Kappe hängt das Gehäuse noch an ein paar Kunststoffnasen zusammen, aber diese lassen sich wie beim Sir ohne größere Probleme überwinden. Auch der grundsätzliche Aufbau des Rechners ist wie beim Sir, aber die Kontaktfedern für die Verbindung zwischen Batteriefach und Platine bestehen nicht aus federnden Drähten, sondern aus flachen Kontaktblechen, was beim Zusammenbauen weniger Spielraum für Fehler lässt. Das gilt auch für die Version mit Spiralfeldern im Batteriefach.

Mir liegen wie gesagt zwei Lady-Versionen vor. Die wahrscheinlich ältere hat die Platinenversion 80a, die neuere die Version 80-Fa. Die Version 80a enthält ein IC vom Typ Sharp LI2002, die andere ein NEC µPD941C. Die Sharp LI2002 in meinen beiden Exemplaren haben ein weißes Keramikgehäuse, aber das IC in dem unten verlinkten Exemplar auf mycalcdb.free.fr ein schwarzes Kunststoffgehäuse. Dieses Exemplar zeigt übrigens, dass die Ausführung mit Spiralfedern im Batteriefach auch zusammen mit einem Sharp-IC vorkommen kann; dieses Detail hängt also nicht mit der Platinenversion zusammen. Die Platinenversion 80-Fa gibt es auch im Sir; ob dies auch bei der Version 80a der Fall ist, ist mir nicht bekannt.

Sowohl das LI2002 als auch das µPD941C (das man z.B. auch im MBO de Luxe I findet) können die Anzeige direkt ansteuern, benötigen also keine zusätzlichen Treiber-ICs oder Transistoren. Dies war eine wichtige Voraussetzung, um überhaupt einen so kleinen Rechner bauen zu können.

Verwandtschaft

Abgesehen von den Ähnlichkeiten zu den alten und neuen Sir-Versionen und den entsprechenden Royal- und Imperial-Taschenrechnern hat die Lady keine mir bekannte engere Verwandtschaft. Insbesondere kenne ich keine anderen Rechnermodelle im gleichen Gehäuse. Es gibt zwar mit der Countess auch einen „weiblichen“ Royal-Rechner, aber bei diesem in hellblau und Messing gehaltenen Modell handelt es sich von der Form her um einen Sir.

Eine dem kleineren Sir entsprechende Lady mit Speicher ist mir noch nicht begegnet. Ich will eine solche Version aber nicht ausschließen, zumal die Innereien des Speicher-Sir perfekt in das Lady-Gehäuse passen, wie ein Versuch gezeigt hat (siehe Bild).

Galerie

Eigene Exemplare

  • Inv.-Nr. 1963, Seriennummer unlesbar, „Triumph“, Version 80a, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.-Nr. 4003, Seriennummer 68.858.430.07, „Adler“, Werbeaufdruck „adia interim“, Version 80a, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.-Nr. 4054, Seriennummer 68.884.224.07A, „Triumph“, Version 80-Fa, Zustand: funktionsfähig

Externe Links