Addo-X 9968: Unterschied zwischen den Versionen

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Auffällig sind die vielen Kabel, die verschiedene Teile der Platinen miteinander verbinden. Sogar auf der vergleichsweise einfachen dritten Platine gibt es ein solches Kabel.
 
Auffällig sind die vielen Kabel, die verschiedene Teile der Platinen miteinander verbinden. Sogar auf der vergleichsweise einfachen dritten Platine gibt es ein solches Kabel.
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Die Tastatur hat den für diese Sharp-Rechnergeneration typischen Aufbau aus Metall mit einer mechanischen Tastensperre, die das gleichzeitige Drücken zweier Zifferntasten verhindert. Anders als bei den ebenfalls von Sharp gebauten Burroughs-Rechnern, unterscheiden sich die Tastenkappen nur in der Farbe von ihren Sharp-Pendants. Die Multiplikations- und Divisonstasten sind, wie schon erwähnt, beleuchtet.
  
 
=== Speicher ===
 
=== Speicher ===

Version vom 04:10, 7. Nov 2020

Addo-X 9968

Der Addo-X 9968 ist eine 16-stelliger anzeigender Tischrechner mit Nixie-Röhren. Mein Exemplar ist von 1970.

Mit 16 Stellen, zwei Speichern und Wurzelfunktion ist dieses Modell der Oberklasse seiner Zeit zuzurechnen – im Büromaschinenlexikon 1970/1971 ist es als teuerstes Addo-Modell mit einem Preis von 4.790,- DM aufgeführt. Zum Funktionsumfang gehören Summierungsoptionen für die Speicher, Postenzähler, Registertausch, Konstante für Multiplikation und Division, zweimal drei Rundungsoptionen (auf, ab, kaufmännisch), sowie zwei Schiebeschalter zum Einstellen der Nachkommastellen.

Hergestellt wurde der Rechner von Sharp, was äußerlich an der Form und Anordnung der Tasten und Schiebeschalter erkennbar ist und auf der Unterseite an dem für Sharp typischen Aufkleber mit einem Sicherheitshinweis.

Bedienung

Die linken der beiden Rundungs- und Kommaschalter (gekennzeichnet mit M) sind für den Speicher zuständig, die beiden anderen (gekennzeichnet mit R) für das in der Anzeige angezeigte Rechenergebnis. Neben den Festkommapositionen 0, 1, 2, 3, 4, 6 und 8 gibt es für letzteres auch einen Fließkommamodus, der 1970 alles andere als selbstverständlich war und es erlaubt, z.B. eine Wurzel mit 15 Nachkommastellen zu berechnen – was kaum ein moderner Rechner kann!

Es gibt übrigens keine Wurzeltaste, stattdessen wird die Tastenfolge [÷][=] verwendet. Entsprechend kann mit der Tastenfolge [×][=] quadriert werden. Wie auch bei anderen hochwertigen Sharp-Rechnern dieser Zeit leichten die Multiplikations- und die Divisionstaste nach dem Drücken, eine nette Spielerei, die besonders Menschen mit einem extrem schlechten Kurzzeitgedächtnis entgegenkommt.

Der erste Speicher hat drei Modi, die über einen der rechts angeordneten Schiebeschalter einstellbar sind: *◇, C und N. Der zweite Speicher hat nur zwei Modi, ΣII und N. N scheint jeweils der „Normalmodus“ zu sein, in dem der Speicher wie gewohnt über seine vier Tasten bedient wird, aber wie die anderen Modi funktionieren, ist mir noch nicht ganz klar. Ich kann im Moment auch noch nicht ausschließen, dass der Rechner in diesem Bereich nicht ganz korrekt funktioniert. Laut Büromaschinenlexikon hat der Addo-X 9968 einen Postenzähler; wenn diese Angabe zutrifft, müsste dieser in einem der beiden Speicher hochgezählt werden (Modus C wie „count“?).

Interessant ist, dass keiner der mir vorliegenden der von Bildern bekannten zeitgenössischen Sharp-Rechner über vergleichbare Speicher-Schiebeschalter verfügt, auch nicht das ebenfalls 16-stellige „Topmodell“ CS-361R, der wie der Addo-X mit zwei Speichern ausgestattet ist und Wurzeln ziehen kann und möglicherweise dessen engster Verwandter ist.

Der unter einer Abdeckplatte versteckte Stecker auf der Rückseite ist dagegen kein Unbekannter: Er findet sich auch an anderen Sharp-Rechnern dieser Epoche und ist für den Anschluss eines Programmiergeräts vorgesehen. Im wesentlichen handelte es sich dabei wohl um einen Speicher, der sich Tastenfolgen zu komplizierteren Berechnungen merken und später wieder abspielen konnte, was das System im Prinzip unabhängig vom Rechnermodell macht. Kompliziertere Programme, etwa mit Verzweigungen, waren damit vermutlich nicht möglich.

Innenleben

Öffnen

Auf der Unterseite des Rechners befinden sich acht Schrauben. Die inneren befestigen das Chassis des Rechners auf der Bodenplatte, die äußeren halten die beiden Gehäuseteile zusammen. Nach dem Lösen der äußeren Schrauben hängen beide Teile des Rechners noch an einigen Kabeln zusammen, aber der obere Teil kann nach links zur Seite gelegt werden (die Kabel sind gerade lang genug, um größere Spannungen zu vermeiden, aber Vorsicht!). Löst man auch die übrigen vier Schrauben auf der Unterseite, kann das gesamte Rechnerinnere aus dem Gehäuse herausgehoben werden.

Wie auch bei anderen Sharp-Rechnern dieser Generation ist störend, dass es zu wenige Steckverbindungen gibt. Zwar lässt sich die Tastatur an der Platinenvorderseite abstecken, aber zusätzlich muss man auch den Netzschalter vom Tastaturrahmen abschrauben, um die Tastatur frei zu bekommen. Ganz frei ist die Tastatur dann aber immer noch nicht, denn sie ist auch mit dem Stecker für das Programmiergerät verbunden, der seinerseits mit einem weiteren Kabelbündel mit dem „Technikblock“ verbunden ist. Selbst wenn man den Programmierstecker vom Gehäuse löst (zwei Schrauben), bleibt die Tastatur also mit dem Kern des Rechners verbunden. Die Kabel sind aber so lang, dass sie beim Reinigen oder Fotografieren kein größeres Hindernis darstellen.

Aufbau

Die Technik des Rechners ist in einem Metallrahmen aufgebaut. Hinten links links sitzt der Trafo, der bei meinem Exemplar leider fest auf 220 V eingestellt ist und nicht auf 230 oder 240 V umgeschaltet oder umgelötet werden kann, was zur Schonung der Elektronik wünschenswert wäre. Rechts vom Trafo befinden sich vier Spannungsregler auf großzügig dimensionieren Kühlkörpern.

Es gibt vier Platinen. Die Netzteilplatine ist oben auf dem Rahmen befestigt, während die anderen drei von vorne in den Rahmen eingeschoben sind, so wie man es auch von anderen Sharp-Rechnern dieser Zeit gewohnt ist. Die elektrische Verbindung erfolgt über Platinenstecker auf der Rückseite; die Hauptplatine ist zusätzlich über einen Kabelbaum mit der Tastatur verbunden. Die Platinenstecker sitzen sehr fest, und die Platinen sind ohne die dafür gedachten Hebelchen an der Vorderkante kaum herauszubekommen oder wieder einsteckbar.

Auf der mittleren Platine befinden sich die Displayeinheit und der Speicher, der als Kernspeicher realisiert ist. Die Anzeige besteht aus 16 Nixie-Röhren und 4 Glühbirnchen für Minuszeichen, Fehler- und Speicheranzeigen.

Die dritte Platine sieht man erst, wenn die Anzeige- und Speicherplatine herausgezogen ist. Sie ist relativ leer und scheint, soweit man es aus dem Verlauf des grünen Kabelbaums schließen kann, für den Anschluss des Programmiergeräts zuständig zu sein. Ob der Rechner auch ohne diese Platine läuft, habe ich nicht ausprobiert, aber es wäre denkbar.

Auffällig sind die vielen Kabel, die verschiedene Teile der Platinen miteinander verbinden. Sogar auf der vergleichsweise einfachen dritten Platine gibt es ein solches Kabel.

Die Tastatur hat den für diese Sharp-Rechnergeneration typischen Aufbau aus Metall mit einer mechanischen Tastensperre, die das gleichzeitige Drücken zweier Zifferntasten verhindert. Anders als bei den ebenfalls von Sharp gebauten Burroughs-Rechnern, unterscheiden sich die Tastenkappen nur in der Farbe von ihren Sharp-Pendants. Die Multiplikations- und Divisonstasten sind, wie schon erwähnt, beleuchtet.

Speicher

Als Rechner mit Kernspeicher ist der Addo-X 9968 fast einmalig in meiner Sammlung. Das einzige andere mir bewusste Beispiel ist der Olympia RAE 4/30-3. Schon 1970 hat Sharp-Rechner mit Halbleiterspeicher gebaut (z.B. den CS-362), so dass der Addo-X 9968 eines der letzten Modelle mit dieser Technik sein dürfte.

Der verglichen mit dem der RAE 4/30-3 ziemlich filigrane Speicher sitzt in einem (freundlicherweise) transparenten Kunststoffgehäuse. Er besteht aus 16 × 18 Magnetkernen und hat damit eine Kapazität von 288 bit. Geht man davon aus, dass die Zahlen im BCD-Format gespeichert werden, benötigt jede Anzeigestelle 4 bit, alle 16 Stellen zusammen also 64 bit zzgl. Vorzeichen und Kommaposition. Wahrscheinlich kann der Speicher also vier 16-stellige Zahlen speichern, zwei mehr als auf den ersten Blick nötig. Jedoch darf man nicht vergessen, dass auch der konstante Multiplikator/Divisor gespeichert werden muss und ein weiterer Speicher möglicherweise als Hilfsregister für kompliziertere Rechnungen (Division, Wurzel) benötigt wird.

Das Speichermodul ist groß genug, um weitere 12 × 18 Kerne aufnehmen zu können, und auch auf der Platine ist Platz für zusätzliche Bausteine zur Ansteuerung. Daraus könnte man schließen, dass eine Variante mit (mindestens) einem weiteren Speicher existiert oder zumindest geplant war. Darauf deutet auch ein unbestückter Platz für ein weiteres IC auf der Hauptplatine hin.

ICs

Der Addo-X 9968 enthält insgesamt 91 ICs von Hitachi und NEC sowie 2 IC-ähnliche Hybridbausteine von Sharp (Typ DN3). Keines der ICs ist besonders hoch integriert; die größten sind die jeweils 20-poligen µPD131C und µPD135C.

Typ Hauptplatine Displayplatine Hilfsplatine Gesamt
DN3 - 2 - 2
µPD13C 2 1 - 3
µPD101C 19 6 2 27
µPD102C 3 - - 3
µPD104C - 1 - 1
µPD105C - 1 - 1
µPD106C - 2 - 2
µPD131C - 1 - 1
µPD132C 1 - - 1
µPD133C 1 - - 1
µPD134C 2 9 - 11
µPD135C 4 3 1 8
µPD136C 16 4 1 21
HD9003 3 - - 3
HD9004 8 - - 8
Gesamt: 59 30 4 93


Auf der Hauptplatine befindet sich ein unbestückter Platz für einen weiteren µPD136C (siehe Abschnitt „Speicher“).

Ähnliche Rechner

Die Marke Addo gehörte seit 1966 zu Facit, und viele Facit-Rechner haben ein Addo-Pendant. Der Addo-X 9968 ist vermutlich baugleich mit dem Facit 1132; zumindest äußerlich und damit auch im Funktionsumfang sind keine nennenswerten Unterschiede erkennbar.

Beide Rechner wurden von Sharp hergestellt, aber ein technisch identisches Modell von Sharp scheint es nicht zu geben. Ein auf den ersten Blick verwandtes Modell in meiner Sammlung ist der CS-362; dieser hat allerdings weniger Speicheroptionen und nur je einen Rundungs- und Kommaschalter. Die Elektronik beider Rechner basiert auf der gleichen IC-Familie von NEC, allerdings wirkt der CS-362 etwas moderner, weil seine Speicher auf Halbleiterbasis realisiert sind und nicht als Kernspeicher.

Dem Addo-X 9968 innerlich ähnlicher sind vermutlich die Modelle CS-361 und der bereits erwähnte CS-361R. Sowohl CS-361 als auch CS-361R haben zwei Komma-Schiebeschalter, aber ihnen fehlen die Speicheroptionen des Addo-X. Ein gemeinsames Merkmal dieser Rechnergeneration, zu der auch der mit nur einem Speicher ausgestattete CS-261 gehört, ist die über Glühbirnchen realisierte Speicher und Fehleranzeige: Die neueren Modelle wie der CS-362 haben dafür eine spezielle Anzeigeröhre.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 2121, Seriennummer 346144, Zustand: funktionsfähig, optisch gut

Externe Links