Anzeigende Tischrechner von Triumph-Adler

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Alt und neu: Adler 1210 von 1970 und der heute noch erhältliche TA J 1210 solar. Auch nach mehr als 45 Jahren ist die Familienähnlichkeit unübersehbar!

Seit Anfang der 1970er Jahre sind unter der Marke Triumph-Adler eine größere Anzahl verschiedener nur anzeigender Tischrechnermodelle herausgekommen. Besonders die vielen Modelle der 1970er Jahre mit ihrer dunkelgrauen Gehäuseoberseite sind auf den ersten Blick oft kaum zu unterscheiden.

Mitte der 1980er Jahre ist mit dem 1217-II das letzte Modell mit Leuchtanzeige herausgekommen; alle späteren Modelle haben eine LC-Anzeige.

Typenbezeichnungen

Während die Typenbezeichnungen der druckenden TA-Rechner manchmal etwas verwirrend sind, halten sich die anzeigenden Modelle in der Regel an ein bestimmtes Schema: Die ersten beiden Stellen bzw. bei achtstelligen Modellen die erste Stelle geben die Anzahl der Stellen an, also 12, 8 oder (sehr selten) 10. Die darauf folgende Stelle gibt die Zahl der Speicher an, ist also 0, 1 oder (selten) auch 2. Die letzte Stelle ist eine Art laufende Nummer ohne tiefere Bedeutung, aber sie wurde nicht einfach von 0 beginnend fortlaufend vergeben. So haben einige aktuelle Modelle an dieser Stelle wieder eine 0, wie schon der möglicherweise allererste elektronische TA-Rechner, der 1620. Desweiteren sind mir bisher keine Modelle mit einer 1 oder 3 in der letzten Stelle bekannt und nur ein einziges mit einer 2, nämlich der 1622.

Beispiele: Der 1620 hat 16 Stellen und 2 Speicher, der 804 hat 8 Stellen und keinen Speicher und der 1216 hat 12 Stellen und 1 Speicher.

Die Nummerierung zumindest eines Teils der druckenden Modelle richtet sich übrigens ebenfalls nach diesem Schema, wobei an die Zahl noch ein P oder PD angehängt wird. Auch hier habe ich keine Hinweise auf die Existenz von Modellen mit einer 1, 2 oder 3 an der letzten Stelle. Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass immer eine Generation von Geräten die gleiche Endnummer haben sollte, dass also z.B. der 805 parallel zum 1215 P angeboten wurde.

Die ersten Rechner

Triumph 1620
Adler 800

Der erste mir bekannte anzeigende TA-Rechner ist der 1620, der um 1970 erschienen ist. Aus der Typenbezeichnung ergibt sich bereits, dass das Gerät eine 16-stellige Anzeige hat. Wie alle späteren anzeigenden Modelle bis hin zum 1218 wurde der Rechner vom japanischen Hersteller Omron gebaut; tatsächlich ist der Omron 1621 mit dem TA 1620 zumindest äußerlich baugleich.

Der Rechner hat bereits die für die 1970er Jahre typischen Triumph-Adler-Farben, nämlich eine schwarze Gehäuseoberschale, eine helle Gehäuseunterschale, eine blaue Plus-Taste, eine rote Minus-Taste und gelbe Clear-Tasten. Die Gehäusefarben wurden Ende der 1970er Jahre geändert, aber die charakteristischen Tastaturfarben haben sich bis heute gehalten, sowohl an den aktuellen anzeigenden Tischrechnern wie dem J 1210 solar als auch am druckenden 121 PD plus oder dem Taschenrechner J810.

Der 1622 ist eine im Funktionsumfang leicht reduzierte Version des 1620 und sitzt im gleichen Gehäuse.

Der etwa gleichzeitig mit dem 1620 erschienene 1210 hat ein deutlich kleineres, fast quaderförmiges Gehäuse und nur 12 Stellen. Mit dem 1200 wurde auch eine Version ohne Speicher angeboten.

Der TA 800 war dann der Urahn aller späteren anzeigenden Rechner, auch der zwölfstelligen. Er ist vermutlich 1971 erschienen und wird im Büromaschinenlexikon (BML) von 1972 aufgeführt. Er ist deutlich kompakter und wirkt auch moderner als der gleichzeitig angebotene 1210 und passt vom Design her eher zum 1620 bzw. 1622. Er entspricht technisch dem Omron 800, von dem er sich aber in der Gehäuseform sowie in der Form und Anordnung der Tasten unterscheidet.

Ein Wort zu den Preisen: Im BML 1972 war der als „Kleinrechner“ bezeichnete TA 800 für 899 DM ein wahres Schnäppchen. Der nächstgrößere 1200 hat nämlich schon 1.699 DM gekostet, der 1210 2.149 DM, der 1622 3.199 DM und das Spitzenmodell 1620 3.799 DM – jeweils zuzüglich Mehrwertsteuer. Zum Vergleich: Die elektromechanische Addiermaschine Mark 12 war schon für 540 DM zzgl. MwSt. zu haben.

Vielfalt

Triumph 804
Triumph-Adler 804, 814, 805, 815, 1205, 1215, 806 und 1216

Generation 4

Mit den vermutlich 1972 erschienenen Modellen 804 (EC1) und 814 (EC1M) kommen wir zu einer Reihe von Modellen, die sich auf den ersten Blick kaum voneinander unterscheiden, obwohl es mehrere Gehäusevarianten gibt.

Die 12-stelligen Versionen von 804 und 814 sind der 1204 und der 1214 (EC3), wobei der 814 technisch enger mit den 12-stelligen Modellen verwandt ist als mit dem 804. Im BML 1973 und 1974 sind auch der 804 AD und der 814 AD aufgeführt, Modelle mit Akku und Ladegerät. Von den 12-stelligen Modellen scheint es demnach keine solche Variante gegeben zu haben – vielleicht weil sie mit ihrem größeren Display zu viel Strom verbraucht haben?

Generation 5

Schon 1973 sind der 805 (EC4) und der 815 (EC4M) erschienen. Die Rechner unterscheiden sich auf den ersten Blick kaum von den Vorgängern, sitzen aber in einem neuen, etwas größeren Gehäuse, das als auffälligstes Unterscheidungsmerkmal einen silbernen Streifen quer vor dem Display hat. Auch in diesem Gehäuse gibt es 12-stellige Modelle, ebenfalls ohne und mit Speicher: 1205 und 1215. Interessanterweise werden beide auf dem Typenschild als EC7 bezeichnet.

Im BML 1975 ist der Triumph 1215 S (EC8) aufgeführt, aber aus dem Baujahr meiner Exemplare kann man schließen, dass der 1215 S auch schon 1973 erschienen ist. Der entscheidende Unterschied zum 1215 ist die Wurzelfunktion, außerdem gibt es eine Taste für den Registertausch.

Von 805 und vom 815 gibt es Varianten mit eingebautem Akku und Ladegerät, 805 AD und 815 AD. Wie bei den Vorgängermodellen scheint dies auch hier bei den 12-stelligen Modellen nicht der Fall zu sein. Darauf deuten auch die mir vorliegenden Handbücher hin: 815 und 815 AD haben ein gemeinsames Handbuch, während in den Handbüchern zum 1205 und 1215 keine Akku-Variante erwähnt wird.

Generation 6

Der 1206 und der 1216 (EC31) sitzen im gleichen Gehäuse wie die numerischen Vorgänger; sie sind deshalb eher als höherwertige Ausführungen als als Nachfolger zu verstehen. Das gilt besonders für den 1216, der eine "Luxusausführung" des 1215 mit Postenzähler und verschiedenen Prozentprogrammen ist. Er wurde in zwei Varianten mindestens bis 1977 gebaut. Von ihm gibt es auch eine Akku-Variante, den 1216 AD (EC33).

Das von seiner Modellbezeichnung her zum 1216 passende 8-stellige Modell 806 (EC34) sitzt in einem anderen Gehäuse, und zwar seltsamerweise in einem, das dem der älteren Modelle 804 und 814 entspricht. Nur der versenkte Displaybereich wurde etwas verkleinert, so dass dort jetzt Platz für Schiebeschalter ist – beim 814, 1204 und 1214 war ein solcher sehr ungewöhnlich oberhalb des Displays angeordnet. Anders als seine Vorgänger 800, 804 und 805 hat der 806 einen Schiebeschalter für die Kommastellen, als erstes 8-stelliges Modell ohne Speicher.

Ein 816 ist mir noch nie begegnet, was nach mehr als 10 Jahren Sammelleidenschaft ein Indiz dafür ist, dass es ihn nicht gegeben hat. Auch im BML 1977 werden nur der 806 und ein 816 AD (EC30) aufgeführt. Letzterer ist nicht einfach nur eine Version des 806 mit Speicher und Batteriefach (statt dem Akku der Modelle 815 AD und 1216 AD), sondern ein völlig anderer Rechner in einem deutlich kleineren Gehäuse und mit kleineren Tasten. Da er keinen Trafo enthält (es gab nur ein externes Netzteil), ist er auffällig leicht.

Generation 7 / 8

Adler 1217
Der LC 110 von 1979 ist einer der ersten LCD-Tischrechner von Triumph-Adler

Mit der nächsten Generation wurde das Äußere der Rechner radikal geändert. Die bisher fast schwarze Oberschale der Rechner ist einer zweifarbigen Ausführung gewichen, bei der der Bereich um die Tasten und das Display weiterhin dunkel ist, der Bereich hinter dem Display aber hell. Dafür ist die bisher helle Unterschale jetzt dunkel. Der dunkle Kunststoff geht auch ein bißchen mehr ins Braune als das frühere Dunkelgrau.

Auch die Proportionen, die seit dem Modell 800 nur geringfügig verändert wurden, sind jetzt anders: Das Gehäuse ist breiter geworden, so dass eine zusätzliche Tastenspalte Platz hat und jetzt auch die Modelle mit Speicher vernünftig dimensionierte Plus- und Minustasten haben. Das Display ist im Verhältnis weiter nach hinten gewandert. Beibehalten wurde die Anordnung des Netzschalters rechts hinten auf der Gehäuseoberseite.

Mir bekannt sind die Modelle 807, 1217, 1218 und 1218 AD. Auch im BML 1978 sind nur diese vier aufgeführt. Der 1218 verhält sich dabei zum 1217 wie der 1216 zum 1215, er ist eine "Luxusausführung" und nicht das Nachfolgemodell.

Um 1979 ist ein Modell D 100 erschienen, dessen Bezeichnung in überhaupt kein System passt. Meines Wissens ist es der erste TA-Tischrechner mit 10 Stellen. Da er mit Batterien oder einem externen Netzgerät betrieben wird, könnte man ihn als Nachfolger des 816 AD betrachten. Sein Gehäuse passt im Design zu den größeren Modellen dieser Generation, und warum man ihn D 100 genannt hat und nicht z.B. 1017 AD, wird heute wahrscheinlich niemand mehr beantworten können. Eine weitere Besonderheit des D 100 ist, dass er weder von Omron noch von General gebaut wurde, sondern von Zeny in Taiwan.

Auf den ersten Blick noch seltsamer ist die Modellbezeichnung des etwa gleichzeitig angebotenen L1019. Das L deutet korrekt auf einen Rechner mit LC-Display hin, aber der Rechner hat laut BML 12 Stellen und nicht 10, wie man annehmen möchte. Möglicherweise, ja wahrscheinlich irrt sich das BML aber in diesem Fall, denn der L1019 des Sammlers Serge Devidts hat definitiv nur 10 Stellen. So oder so ist der L1019 der einzige mir bekannte TA-Rechner mit einer 9 an der letzten Stelle der Typenbezeichnung.

Ein weiterer LCD-Rechner, der LC 110, hat wie der D 100 eine vom Anfangs erwähnten Standard abweichende Typenbezeichnung, aber sein Gehäuse weist ihn eindeutig als einen Angehörigen der hier in diesem Abschnitt behandelten Generation aus. Er ist kleiner als der L1019 und hat eine billiger wirkende Tastatur mit kleineren Tasten, die der Tastatur des druckenden Rechners 121 XPD entspricht.

Ende der Zählung

Triumph 1217-II

Mit der Endziffer 8, die man außer im Modell 1218(AD) auch bei den druckenden Rechnern 1218 P, 1228 PD und 1428 PD findet, hat TA die Zählung beendet, schon einen Schritt, bevor das System zwangsläufig am Ende gewesen wäre. Eine Ausnahme ist der bereits erwähnte L1019, aber dieser ist als 10-stelliges Modell nicht als gleichwertiger Nachfolger des 1217 oder gar des 1218 zu sehen, sondern wurde als "kleineres" Modell schon parallel zum 1217 angeboten.

Natürlich ist die Entwicklung trotzdem weitergegangen. Bei den druckenden Rechnern wurde die Modellbezeichnung in der nächsten Generation gar nicht verändert (siehe 1218 PD (R001)), und in der übernächsten wurde ein "plus" angehängt. Bei den in diesem Artikel behandelten anzeigenden Rechnern hat es nur noch eine weitere Generation von Rechnern mit Leuchtanzeige gegeben, und zwar den 1217-II.

Dieser sitzt in einem völlig neuen, recht modern wirkenden Gehäuse, das es in zwei Farbvarianten gegeben hat, mit dunkler oder heller Tastaturblende. Weitere Modelle dieser Generation (etwa ein 807-II oder ein 1218-II) sind mir nicht bekannt und wurden auch im BML nicht aufgeführt. Der 1217-II ist das erste Modell der Reihe, das nicht mehr von Omron, sondern von General gebaut wurde, wie schon früher die meisten druckenden TA-Tischrechner.

LCD-Modelle

L 1210 solar

Der 1217-II ist der letzte mir bekannte anzeigende TA-Tischrechner mit Leuchtanzeige. Alle weiteren Modelle hatten eine Flüssigkristall-Anzeige, und auch mit den Typenbezeichnungen ist es in gewisser Weise bergab gegangen: auf die Endziffern 7 und 8 folgte die 0, wobei die Modellnummern durch vorangehende Buchstaben ergänzt wurden. So hat der moderne J 1210 solar außer der Zahl der Stellen und Speicher nichts mit dem 1210 von Anfang der 1970er Jahre gemeinsam.

Nach den beiden bereits erwähnten LCD-Rechnern L1019 und LC 110, die bereits im BML 1980 aufgeführt waren, war das nächste im BML erschienene Modell der L 1210 solar, der 1986 auftaucht, der letzten Ausgabe dieses Lexikons. Da der Umfang des BML in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist, kann ich natürlich nicht ausschließen, dass es in dieser Phase weitere Modelle gegeben hat.

Der also spätestens 1986 erschienene L 1210 solar ist interessant, weil man seine doppelt abgewinkelte Gehäuseform auch in einem heute noch aktuellen Modell findet, dem T 1210 solar. Das Design der Anfang der 1990er Jahre erschienenen TA 121 PD plus und Olympia 5212 hat sich inzwischen seit etwa 20 Jahren erhalten, was an sich schon erstaunlich ist, aber nach fast 30 Jahren muss man dem Designer des L 1210 solar einen gehörigen Respekt zollen!

Farblich wurde mit den Tischrechnern übrigens ein Schritt zurück in die Vergangenheit gemacht: Die aktuellen Modelle sind wieder schwarz, wie schon die Ur-Rechner von Triumph-Adler. Im Bereich der druckenden Rechner tragen die schwarzen Modelle zumindest teilweise die Zusatzbezeichnung "Carat", während man die braune Farbe des L 1210 solar in der älteren "Nova"-Serie findet.

Aktuelle Modelle

J 1210 solar

Bei kleineren Tischrechnern fällt die Abgrenzung zu Taschenrechnern manchmal schwer, doch bei TA ist dies relativ leicht möglich, und im Zweifelsfall kann man sich nach der Unterteilung auf der Webseite des Distributors Bandermann GmbH richten. Demnach waren Mitte 2013 folgende Modelle im Angebot:

  • J 1010
  • J 1200 (trotz der 0 an der dritten Stelle hat auch dieses Modell einen Speicher)
  • J 1210 solar
  • T 1210 solar (die aktuelle Version des bereits erwähnten Modells im Gehäuse des L 1210)

Alle aktuellen Modelle haben eine Gummitastatur, die neudeutsch als Soft-Touch-Tastatur bezeichnet wird.