Archimedes L 17

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Die Archimedes L 17 ist eine elektromechanische Vierspezies-Rechenmaschine mit Volltastatur. Die Kapazität beträgt 9 × 9 × 17 Stellen (Eingabewerk/Zählwerk/Resultatwerk). Zum Funktionsumfang gehört die vollautomatische Division. Das genaue Baujahr ist mir nicht bekannt, aber es handelt sich um ein Vorkriegsmodell, das zwischen etwa 1935 und 1940 gebaut wurde.

Die L 17 hat mehrere sehr ähnliche Schwestermodelle, die L 14 (8 × 7 × 14), die L 9/14 (9 × 7 × 14) sowie die in einem etwas breiteren Gehäuse sitzenden Modelle LL 14 (8 × 7 × 14), LL 17 (9 × 9 × 17) und LL 20 (10 × 11 × 20).

Meine LL 17 ist mir im Rahmen einer Entrümpelungsaktion zugefallen und ist das älteste Exemplar in meiner Sammlung. Sie wiegt knapp 17 kg, ist aber nicht meine schwerste Rechenmaschine – diese Ehre gebührt der wesentlich jüngeren Olympia ADE DO 1.

Funktioniert sie noch?

Vor allem im Inneren sieht die Maschine besser aus als erwartet, keine Korrosion, alles scheint noch beweglich zu sein, und sogar etwas Öl war noch vorhanden. Es ist unklar, wann sie zuletzt in Betrieb war, aber es ist möglich, dass es noch gar nicht so lange her ist. Auf der Maschine befand sich nämlich ein relativ moderner Aufkleber (mit Faxnummer!) eines Büromaschinenhändlers, der noch bis in die 2000er Jahre existiert hat. War die Maschine vielleicht ein gut gepflegtes und gelegentlich vorgeführtes Ausstellungsstück? Ich habe die Maschine 2010 erhalten, allerdings ohne Informationen über ihre Geschichte.

Nimmt man eine elektromechanische Maschine erstmals in Betrieb, gibt es zwei Gefahren: Erstens könnt die Mechanik verklemmt sein, so dass das Anlaufen des Motors zu einer Beschädigung führt, und zweitens kann die Elektrik abrauchen. Hier sind besonders Kondensatoren gefährdet, die zur Funkentstörung dienen oder zum Betrieb eines Wechselstrommotors (sog. Kondensatormotor). Kann man auf die Funkentstörung notfalls noch verzichten, weil die Maschine ja nicht mehr dauerhaft eingesetzt wird, geht ohne Motorkondensator gar nichts.

Der Elektromotor (Leistungsangabe 30 W) sieht noch gut aus, und zum Glück ist es auch kein Kondensatormotor, sondern ein Gleichstrommotor mit Kohlebürsten, so dass das eben angesprochene Problem entfällt. Der Motor erlaubt es übrigens, die Maschine tatsächlich auch mit Gleichstrom von 110, 160 oder 220 V betreiben! Die Spannung kann (und muss) aber entsprechend eingestellt werden, was ohne zu löten über eine Art Drehschalter möglich ist. Meine Maschine war korrekt auf 220 V Wechselstrom eingestellt.

Probleme mit sich auflösenden Kunststoff- oder Gummitreibriemen, wie sie bei elektromechanischen Rechnern gerne auftreten, vermeidet die Archimedes L durch die Verwendung von metallenen „Riemen“. Es handelt sich dabei um lange, endlose Schraubenfedern, die mich an die „Treibriemen“ meiner alten Wilesco-Spielzeugdampfmaschine erinnern. Der Durchmesser ist jedoch etwas größer. Schon wieder ein potentielles Problem weniger!

Rein mechanisch habe ich keine Bedenken, denn der Motor lässt sich von Hand durchdrehen, und das Rechenwerk scheint dabei etwas mehr oder weniger Sinnvolles zu machen ohne zu blockieren. Was genau passiert, ist mir jedoch noch unklar; die Maschine scheint sich in einem seltsamen Zustand zu befinden (automatische Division?), so dass einige Hebel blockiert sind und kein vernünftigen Grundzustand hergestellt werden kann.

Weil das Drehen von Hand etwas unangenehm ist und sehr langsam geht, werde ich im nächsten Schritt versuchen, ein passendes Netzkabel aufzutreiben oder notfalls zu basteln, denn der Anschlussstecker entspricht natürlich nicht den heutigen Normen. Ich bilde mir ein, dass ich irgendwo in meinem Haushalt oder dem meiner Mutter schon einmal so einen Stecker gesehen habe, aber ich kann ihn im Moment nicht finden.

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 94,Seriennummer 1374, Zustand: noch weitgehend ungetestet, Tastatur und Wagen gängig, äußerlich und vor allem innerlich angesichts des Alters gut und ohne Korrosionsspuren

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