Burroughs C 3225
Der Burroughs C 3225 ist ein 12-stelliger anzeigender Tischrechner mit Digitron-Display. Mein Exemplar ist von 1970.
Der Funktionsumfang des Rechners umfasst neben den Grundrechenarten und konstanten Faktoren und Divisoren auch einen Speicher. Es gibt keinen Fließkommamodus; über einen Schiebeschalter können die Festkommamodi 0, 1, 2, 3, 4 und 6 ausgewählt werden.
Bedienung
Der Speicher ist eher ungewöhnlich zu bedienen, denn es gibt keine Taste, um ihm direkt einen Wert zuzuweisen. Stattdessen kann nur ein Automatikmodus über einen Schiebeschalter eingeschaltet werden, so dass alle Ergebnisse im Speicher aufsummiert werden. Zum Abrufen des Speichers dienen die beiden schwarzen Tasten, Die Taste [◊] ruft den Inhalt ab, ohne den Speicher zu löschen, während die Taste [I*] den Speicher abruft und löscht. Die Symbole ◊ und * entsprechen dabei den auf vielen druckenden Rechnern genutzten Symbolen für Zwischen- und Endergebnis. Warum in einem Fall zusätzlich das Symbol I (für Speicher Nr. 1) auf der Taste steht und im anderen Fall nicht, bleibt das Geheimnis von Burroughs.
Zum Rechnen mit konstanten Faktoren oder Divisoren gibt es einen Schiebeschalter. Steht er auf Multiplikation, wird bei der Rechnung [2][×][5][+=] der erste Faktor gespeichert, also die 2. In der Folge kann erhält man mit [8][+=] den Wert 16 und mit [3][+=] den Wert 6. Entsprechend funktioniert es bei der Division, wobei bei der Eingabe [2][÷][5][+=] jedoch nicht der erste Wert (der Dividend) gespeichert wird, sondern der zweite (also der Divisor 5). Jetzt können andere Zahlen durch 5 geteilt werden, z.B. erhält man mit [8][+=] das Ergebnis 1,6.
Die [C]-Taste dient auch zum Löschen einer Fehleingabe. Bei Punktrechnungen wird dabei auch der Operator gelöscht. [2][×÷][8][C][7][+=] ergibt also nicht wie erwartet 14, sondern 9 (also 2 + 7). Um das richtige Ergebnis zu erhalten, ist die Tastenfolge [2][×][8][C][×÷][7][+=] erforderlich.
Ungewöhnlich ist, dass die [C]-Taste nach dem Beenden einer Punktrechnung zweimal gedrückt werden muss, um den Rechner ganz zurückzusetzen. Die Tastenfolge [2][×][5][+=][C] ergibt wieder den ersten Faktor 2, und erst nach einem erneuten Drücken von [C] steht wieder 0 in der Anzeige.
Bei Divisionen kann der Rechner maximal 11-stellige Dividenden verarbeiten.
Innenleben
Der Rechner hat auf der Unterseite acht Schrauben, von denen die vier an den Ecken liegenden das Gehäuse zusammenhalten. Die vier inneren halten den Rahmen des Rechners mit der Gehäuseunterschale zusammen. Weil das zum Netzschalter führende Kabel relativ knapp bemessen ist, empfiehlt es sich, den Gehäuseboden abzunehmen, weil man dann die obere Hälfte des Rechners bequem nach links umklappen kann, ohne Angst um die Kabel haben zu müssen. Zuvor sollte allerdings der Tastaturstecker abgezogen werden.
Der Rechner hat zwei Platinen, die in einen Metallrahmen eingeschoben sind und gemeinsam von zwei Schrauben gehalten werden. Die obere, kleinere Platine ist die Displayplatine, und auf ihr ist auch die Anzeigeeinheit montiert, die aus 13 Röhren besteht. 12 davon sind Achtsegmentröhren, bei denen innerhalb einer normalen Siebensegmentanzeige ein achtes (geteiltes) Segment für den senkrechte Strich der 1 und der 4 angeordnet ist, was ein eine ausgewogenere Darstellung ermöglicht. Die rechts angeordnete 13. Röhre enthält das Minuszeichen sowie zwei Speicheranzeigen, von denen im C 3225 aber nur eine genutzt wird. Diese Anzeige leuchtet deutlich heller als die Ziffern, das sieht nicht nur auf den Bildern so aus.
Insgesamt enthält der Rechner neben Transistoren, Dioden und Widerständen 39 ICs von Hitachi und Mitsubishi sowie zwei IC-ähnliche Hybridbausteine, die mit „Sharp DP4“ beschriftet sind.
Auf der Gehäuserückseite befindet sich ein rechteckiger Deckel, der mit zwei Schräubchen befestigt ist. Drunter befindet sich nichts, allerdings ist an Aussparungen im Metallchassis des Rechners erkennbar, dass dort ein breiter Stecker eingebaut werden könnte. Ein solcher befindet sich im besser ausgestatteten C 3227, der im gleichen Gehäuse sitzt. Der Stecker ist ein Anschluss für ein Programmiergerät, und er findet sich auch in einigen Sharp-Modellen dieser Zeit, z.B. CS-641A und CS-241.
Typ | Hauptplatine | Displayplatine | Gesamt |
DP4 | 1 | 1 | 2 |
HD3102 | 1 | - | 1 |
HD3103 | 2 | - | 2 |
HD3105 | 4 | 2 | 6 |
HD3106 | 7 | - | 7 |
HD3107 | 2 | 4 | 6 |
HD3108 | 1 | - | 1 |
HD3113 | 5 | 1 | 6 |
HD3114 | 5 | - | 5 |
HD9003 | 1 | - | 1 |
M5826 | 1 | - | 1 |
M58201 | - | 3 | 3 |
Gesamt: | 30 | 11 | 41 |
Abgesehen vom 24-poligen HD3102 und dem 14-poligen M5826 haben alle ICs 16 Beinchen.
Verwandtschaft
Der „größere Bruder“ des C 3225 ist der bereits erwähnte C 3227. Er sitzt im gleichen Gehäuse, hat jedoch 14 Stellen und einen vollwertigen Speicher mit den üblichen vier Tasten. Ebenfalls in diesem Gehäuse sitzt der C 3123, der überhaupt keinen Speicher hat.
Alle diese Rechner wurden von Sharp gebaut, worauf von außen der bekannte Aufkleber hindeutet, der vor einem Stromschlag warnt. Im Inneren gibt dann keine Zweifel mehr, denn der C 3225 hat den gleichen mechanischen Aufbau wie die Sharp-Modelle CS-121 und CS-221. Er ist allerdings mit keinem der beiden identisch, wobei sein Funktionsumfang wegen des ungewöhnlichen Speichers dem des CS-221 sehr nahe kommt.
Ein Unterschied sind die Anzeigeröhren: Die Sharp-Rechner haben etwas altertümlich wirkenden kurvigen Ziffern, während der C 3225 eckige Achtsegmentanzeigen hat.
Galerie
Eigenes Exemplar
- Inv.-Nr. 321, Seriennummer C-008315-101, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig