Die „schweren“ MBO-Tischrechner

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Dieser Artikel beschäftigt sich mit den MBO-Tischrechnern der zweiten Hälfte der 1970er Jahre, die wegen ihrer Konstruktion vergleichsweise schwer sind (ca. 3 kg). Sie stellen die größte mir bekannte Familie von MBO-Tischrechnern da.

Übersicht

Die folgende Liste ist ohne Anspruch auf Vollständigkeit und enthält nur die Modelle, die sich in meiner Sammlung befinden – und das sind wegen fehlender Nachfrage von dritter Seite auch alle, die mir bisher bei eBay begegnet sind. Das Modell TRS 1400 gehört trotz seiner „passenden“ Bezeichnung nicht in diese Gruppe, es sieht ganz anders aus und stammt auch von einem anderen Hersteller.

Die Zeitangaben beziehen sich auf das Alter meines Exemplars, ein früheres Erscheinen ist also möglich (beim TRS 1300 PCR habe ich nach Gefühl ein Jahr früher angesetzt). Wegen der Unsicherheit im Erscheinungsjahr ist die Übersicht nach der Bestellnummer geordnet, aus der man aber nicht grundsätzlich auf die Erscheinungsweise schließen kann.

Modell Best.-Nr. Jahr Stellen CPU Druckwerk Besonderheiten Bild
TRS 1000 0538 1976 10 µPD291C Epson Model 312 keine Anzeige
MBO TRS1000.jpg
TRS 1300 0539 1976 12 µPD296C Epson Model 310
MBO TRS1300.jpg
TRS 1300 P 0601 1977 12 D1200C Epson Model 315 programmierbar
MBO TRS1300P.jpg
TRS 1300 PCR 0602 1978 12 D1200C Epson Model 315 Interface für Kassenschublade,
Doppelrollenhalter,
programmierbar
MBO TRS1300PCR.jpg
TRS 1350 PD 0642 1978 12 D1200C Epson Model 315 programmierbar
MBO TRS1350PD.jpg
TRS 1350 PCR 5021 1979 12 D1251G Epson Model 350 Interface für Kassenschublade,
Doppelrollenhalter
MBO TRS1350PCR.jpg
TRS 1400 PCR 5034 1980 12 D1251G Epson Model 350 Interface für Kassenschublade,
Doppelrollenhalter
MBO TRS1400PCR.jpg

Gehäuse und Tastatur

Die Tastatur des TRS 1000
Die Tastatur des TRS 1350 PD
Die Tastatur des TRS 1400 PCR

Es gibt zwei Gehäusetypen. Alle Modelle ohne 50 in der Typenbezeichnung haben ein Gehäuse mit einer ausgeprägten Stufe hinter der Tastatur, in der die Anzeige und auch das Schild mit der Modellbezeichnung untergebracht ist. Die Tastatur ist immer gleich groß; es gibt drei Tastenfelder, ein zweispaltiges links und zwei dreispaltige. Außer beim TRS 1400 PCR „fehlt“ dabei die Taste links unten; die Gehäuse sind also auch im Tastaturbereich identisch.

Die Tasten selbst haben runde Tastenkappen. Die Plus- und Minustasten haben eine normale Breite und sind mit ihrer Form auch sonst nicht hervorgehoben.

Die Schiebeschalter sind links neben der Tastatur angeordnet, wobei es immer fünf Stück sind, die aber unterschiedliche Funktionen haben können.

Die beiden 1350er-Modelle haben eine andere Gehäuseoberschale, andere Farben und vor allem eine von einem anderen Hersteller (Alps) stammende Tastatur mit eckigen Tastenkappen und hellen Zifferntasten, so daß sie trotz erkennbarer Familienähnlichkeit aussehen, als wären sie von einem anderen Hersteller gebaut worden. Die weiterhin fünf Schiebeschalter sind jetzt oberhalb der Tastatur angeordnet, und die in die Tiefe vergrößerte Tastatur erzwang eine Reduzierung der Stufe im Gehäuse und ein etwas „versenkte“ Anordnung der Anzeige.

Warum MBO bzw. der Hersteller NASCO zwei verschiedene und doch so ähnliche Gehäusetypen gleichzeitig angeboten haben, ist auf den ersten Blick unklar. Der Grund ist wahrscheinlich, daß die für die Tastatur zur Verfügung stehende Fläche bei der älteren Gehäuseform mit zunehmendem Funktionsumfang der Rechner zu klein geworden ist – die Tastatur des TRS 1400 PCR wirkt z.B. schon sehr gedrängt, obwohl man das Eck links unten mitgenutzt hat, und bis auf die [+=]-Taste haben alle Tasten nur die einfache Größe. Würde man auch die Plustaste auf die normale Größe reduzieren, wären 32 Tasten möglich.

Bei der neueren Tastatur gibt es vier zusätzliche Tasten, die rechts oben angeordnet sind, und die verlegten Schiebeschalter schaffen mehr Platz für das Hauptfeld der Tastatur, das jetzt eine Spalte, also maximal vier Tasten mehr aufnehmen kann. Insgesamt stehen also acht Tastenplätze mehr zur Verfügung, zählt man die auf die Gehäuseoberseite ausgelagerte Papiervorschubtaste dazu, sogar neun.

Diese Zahl wird aber nicht ausgenutzt. Stattdessen wurde die [0]-Taste verdoppelt und die Plustaste von zwei auf drei „Quadrate“ vergrößert, was die Tastenzahl in der zweiten Tastenspalte von links auf zwei reduziert. Auch die [T]-, und [=]-Tasten wurden verdoppelt, beim TRS 1350PCR, der keine [C]-Taste hat, auch die [CE]-Taste.

Alles in allem wirkt das Design des neuen Gehäuses trotz oder gerade wegen dieser Vorzüge weniger aufgeräumt und zumindest in meinen Augen auch älter – aber in den 1970er Jahren hat man das vielleicht anders gesehen. Es stellt sich aber die Frage, warum der TRS 1400 PCR noch bzw. wieder in dem alten Gehäuse ausgeliefert wurde. Fanden die Kunden dieses etwa auch schöner?

Apropos schön: Auffällig am TRS 1350 PCR und am TRS R1400 PCR sind einige Tasten, die ein von den übrigen Tasten abweichenden Aufbau mit einer transparenten Außenschicht haben. Beim TRS R1400 PCR ist es nur die [%TAX]-Taste, die zudem als einzige Taste eckig ist, und beim TRS 1350 PCR betrifft es auch die Tasten [K 0/1], [GT] und [MU/MD]. Die ohnehin etwas unaufgeräumt wirkende Tastatur wird dadurch nicht schöner, und es sieht aus, als hätte jemand beim Zusammenbau in die falsche Schublade gegriffen!

Einen Detailunterschied gibt es bei den Typenschildern: Die ältesten Modelle, TRS 1000 und TRS 1300, haben ein einfaches silbernes Schild mit schwarzem Aufdruck, während die neueren Modelle ein schwarzes Schild mit erhabener, silberner Schrift und einen ebensolchen Rand haben.

Innerer Aufbau

Die Unterschale des TRS 1350 PCR. Man erkennt links die Auflagepunkte für beide Tastatur- bauarten und rechts die Auflage- gummis für die Innenausstattung.
Die auf eine Metallplatte montierte Technik des TRS 1350 PCR. Die Grundplatte wird mit den vier davorliegenden Schrauben mit dem Gehäuseboden verschraubt. Die nach oben stehende Lasche rechts vorne ist nicht bei allen Rechnern vorhanden und dient (nur) im TRS 1300 als Kühlblech für einen Transistor. Auf den drei in diesem Bereich erkennbaren kleineren Laschen ist in diesem Rechner die Netzteilplatine befestigt.

Der innere Aufbau ist, unabhängig vom Gehäusetyp, bei allen „schweren“ Modellen gleich (Bilder finden sich in den einzelnen Artikeln). Auch die Gehäuseunterschale ist immer gleich; es gibt nur kleine Detailunterschiede, vor allem in den Halterungen für die Tastatur und Platine. So ist ab dem Modell TRS 1350 PD die Halterung für die neue Tastaturvariante hinzugekommen, die sich in Rillen auf dem Boden abstützt, während die alte Tastatur nahe der Oberkante aufliegt. Im TRS 1400 PCR wird die Platine durch zwei seitliche Anschläge besser fixiert.

In der hinteren Hälfte der Gehäuseunterschale ist eine schwere Metallplatte auf dämpfenden Gummipuffern befestigt, auf der Druckwerk, Trafo, Netzschalter, Netzkabelbuchse und Sicherungshalter befestigt sind – diese Baugruppe wiegt etwa 1,6 kg.

In der vorderen Teil der Unterschale liegt die Platine, wobei „liegt“ hier durchaus wörtlich zu verstehen ist: Sie ist nämlich nicht richtig befestigt, sondern wird im Wesentlichen durch die Tastatur fixiert, die mit der Platine über eine direkte Steckverbindung (d.h. ohne Flachbandkabel) verbunden ist. Die Tastatur selbst stützt sich links und rechts der Platine ab.

Dies gilt seltsamerweise nicht für den TRS 1300, bei dem die Tastatur mit der Gehäuseoberschale verschraubt und mit der Platine über Kabel verbunden ist. Weitere Abweichungen des TRS 1300 von den jüngeren Rechnern sind im zugehörigen Artikel beschrieben.

Das Display, soweit vorhanden, ist an der Tastatur befestigt; die drei LEDs des TRS 1000 sitzen dagegen auf einer kleinen Platine, die direkt am Gehäuse festgeschaubt ist.

Drucker

An den Druckwerken ist das unterschiedliche Alter der Rechner erkennbar, denn sie repräsentieren zwei oder (wenn man das Model 315 als solche zählt) sogar drei Generationen der Epson-Abwälzdrucker:

Im Modell TRS 1300 steckt das Model 310 und im TRS 1000 das entsprechende 10stellige Modell 312. Im TRS 1300 P, TRS 1300 PCR und TRS 1350 PD findet man schon das etwas jüngere Model 315. Im TRS 1350 PCR und TRS 1400 PCR schließlich taucht das Model 350 auf, das um 1979 das Model 315 abgelöst hat. Es ist etwas breiter und kann deshalb 12-stellige Zahlen mit Tausenderkommas drucken.

Das etwas flachere Model 350 sitzt, weil das Rechnergehäuse ja unverändert geblieben ist, auf einem kleinen „Podest“ aus Blech. Diese Gelegenheit wurde genutzt, um Gummipuffer unterzubringen, so daß das Druckwerk doppelt gedämpft wird, weil ja auch die Grundplatte auf Gummipuffern ruht.

Platinen

In den sieben mir vorliegenden „schweren“ Rechnern befinden sich vier verschiedene Platinentypen.

Typen Q und T

Die Platine des TRS 1300
Die Platine des TRS 1000
Die Platine des TRS 1300 P
Die Platine des TRS 1400 PCR

Die des TRS 1300 (Typ „Q-1“) ist breiter als die späteren, als einzige nicht rechteckig und weist noch keine Bestückungsplätze für den Kassenschubladen-Treiber und LED-Treiber auf. Die CPU ist ein NEC µPD296C. Die kleinere Platine des nur wenig jüngeren TRS 1000 (Typ „T-1“) ist mangels Display die übersichtlichste. Auch hier ist kein Raum für einen Schubladen-Treiber vorgesehen. Die CPU ist ein NEC µPD291C.

Es gibt auch einen Platinentyp „Z-1“, der (unter anderem?) im Brother 122PDR steckt. Die Displayplatine dieses Rechners hat den Typ „Z-2“, woran man erkennt, dass der Buchstabe den Rechnertyp angibt und die Zahl die Art der Platine.

Typ B-118

Wesentlich komplexer ist bei gleichen äußeren Abmessungen die Platine der Modelle TRS 1300 P, TRS 1300 PCR und TRS 1350 PD. Sie heißt „B-118-01“, wobei im TRS 1300 P die Untervariante a steckt und im TRS 1300 PCR sowie im TRS 1350 PD die Untervariante c. Bei allen drei Rechnern ist die CPU ein NEC D1200C. Auch im NASCO NS-122PDR steckt diese Platine, aber mir ist nicht bekannt, welche Untervariante.

Offensichtlich unterschiedlich ist die Bestückung der Platine, wobei das keinen Zusammenhang mit der Platinenvariante a oder c hat. Beim TRS 1350 PD gibt es einen um drei Pole breiteren Tastaturanschlußstecker sowie drei zusätzliche Drahtbrücken, und beim PCR 1300 PCR ist der Bereich für den Kassenschubladen-Treiber bestückt (auf der Platine heißt das „Option: drawer driver“). Auf der Platinenunterseite des TRS 1300 P befindet sich ein kleiner Kondensator, der dort bei den anderen beiden Rechnern nicht vorhanden ist.

Der Schubladentreiber besteht aus zwei ICs (NEC D4011C und D4096C) sowie etlichen diskreten Kondensatoren, Widerständen und Dioden – verglichen mit der eher trivialen Funktionalität (siehe Beschreibung im Artikel zum TRS 1300 PCR) ein ziemlicher Aufwand! Zusätzlich zum vierpoligen Anschlußstecker für die Schublade ist an der Vorderkante ein zweipoliger Stecker vorhanden, der über ein Kabel direkt mit der Tastatureinheit verbunden wird.

Nicht benötigt und deshalb auch nicht bestückt wird bei allen drei Rechnermodellen der „LED driver“, wobei mir auf den ersten Blick nicht klar war, wozu so etwas dienen soll. Ein Aufdruck am vorderen Platinenrand weist darauf hin, daß die gestrichelt gezeichneten Bestückungshinweise für ein T-Modell gedacht sind („Used on T-Model“). Allerdings sind die erwähnten Drahtbrücken des TRS 1350 PD ebenso gestrichelt gezeichnet wie der auch bei diesem Modell nicht vorhandene LED-Treiber, so daß uns das auch nicht schlauer macht.

Hilfreicher ist dagegen die ansonsten völlig andere Platine des TRS 2000 PD, denn dort findet sich ein unbestückter Bereich mit der Bezeichnung „no display“. Möglicherweise, ja wahrscheinlich bezieht sich „LED driver“ also nur auf die Ansteuerung der bei displaylosen Modellen üblichen Status-LEDs. Der TRS 1000, der drei solche LEDs hat, hilft uns leider nicht weiter, denn er hat wie gesagt eine ganz andere Platine, aber kann wohl davon ausgehen, daß es mindestens ein displayloses 12stelliges Modell mit der Platine B-118 gegeben hat, wenn nicht von MBO, dann von einem anderen Anbieter.

Typ B-232

Im TRS 1350 PCR und im TRS 1400 PCR befinden sich Platinen vom Typ „B-232“ und auch eine andere CPU (NEC D1251G). Entscheidender Grund für die neue Platine dürfte das andere Druckwerk sein, das jetzt Tausenderkommas drucken kann und eine entsprechend erweiterte Logik und auch auch einen anderen Anschlußstecker erfordert.

Aber auch der Bereich für den Schubladentreiber wurde verkleinert und kommt jetzt mit einem IC aus (NEC D4001C), und auch der zweipoligen Anschlußstecker für die Tastatur ist nicht mehr vorhanden – stattdessen ist die Treiberschaltung über die am vorderen Rand erkennbare Diode D20 direkt mit dem Tastaturstecker verbunden. Den unbestückten Bereich für einen LED-Treiber gibt es dagegen weiterhin – ungewöhnlich, denn 1979 waren Rechner ohne Anzeige schon ziemlich selten.

Auch diese Platine liegt mir in zwei Varianten vor, „B-232“ im TRS 1350 PCR und „B-232-01“ im TRS 1400 PCR. Der einzige Unterschied, den ich finden konnte, ist der nur bei letzterem Rechner vorhandene kleine Kondensator C15 am linken Platinenrand, aber das betrifft wieder nur die Bestückung (aufgedruckt ist C15 auch auf der anderen Platine).

Eine „T-Variante“ gibt es bei dieser Platine nicht mehr, und erstaunlichwerweise kann die Tastatur des TRS 1350 PCR auf die drei zusätzlichen Steckerkontakte verzichten, obwohl sie nur eine Taste weniger hat.