MBO Turbo Data 8057
Der MBO Turbo Data 8057 ist ein kleiner, preiswerter Organizer von Mitte/Ende der 1990er Jahre.
Das Gerät ist einer der kleinsten Organizer, die mir vorliegen; mit 99 mm Breite und 61 mm Höhe ist er nicht sehr viel größer als eine Kreditkarte. Das Display ist entsprechend klein und hat nur eine Zeile, auf der 20 Zeichen Platz finden. Die Darstellung der alphanumerischen Zeichen erfolgt nicht über eine Pixelmatrix, sondern über Segmente, wobei aber auch die Buchstaben gut lesbar sind. Kleinbuchstaben sind allerdings nicht vorgesehen.
Obwohl die Breite der Tastatur eine QWERTZ-Tastatur zugelassen hätte, hat man sich stattdessen für eine unpraktische ABCDE-Tastatur entschieden. Einziger Vorteil dieser Anordnung: der "richtige" Ziffernblock.
Den Funktionsumfang habe ich mangels Handbuch nur teilweise erschlossen. Im wesentlichen kann das Gerät Namen und die zugehörige Telefonnummer speichern; Memos oder ToDo-Listen scheint es nicht zu geben. Das Gerät enthält eine Uhr mit Datum, und man kann zwei verschiedene Alarm-Zeiten eingeben. Welchen Sinn die EXCH-Funktion hat, habe ich noch nicht herausgefunden; ein Datenaustausch ("exchange") mit anderen Geräten scheint mir mangels einer erkennbaren Schnittstelle nicht möglich zu sein.
Wie praktisch alle Organizer enthält auch der Turbo Data 8057 einen Taschenrechner. Dieser ist allerdings nicht sehr praktisch, denn die Rechentasten sind Zweitbelegungen der Tasten [F] (÷), [L] (×), [R] (-) und [X] (+). Man hätte ja wenigstens die Multiplikation auf die [X]-Taste legen können! Die Stellenzahl des Rechners ist auf acht begrenzt.
Die Speicherkapazität des Turbo Data 8057 ist vermutlich etwa 8 KB. Zu Beginn beträgt die angezeigte Zahl an freien Zeichen 8057, woraus wohl die Modellbezeichung abgeleitet wurde.
Seine Energie erhält der Organizer von einer 3V-Zelle vom Typ CR2032.
Innenleben
Der Batteriefachdeckel gibt den Blick auf die einzige Gehäuseschraube frei. Löst man diese, muss man noch insgesamt acht Schnappverschlüsse besiegen, was nicht ganz einfach ist. Am besten geht es, wenn man sich vom Batteriefach ausgehend zuerst an der oberen Längskante vorarbeitet.
Die Platine wird vom Piepser dominiert, der das Alarmsignal und die Tippgeräusche erzeugt. Unmittelbar rechts darüber befindet sich der Reset-Schalter. In der rechten Hälfte sitzen zwei klecksförmige ICs, bei denen es sich wahrscheinlich um CPU (oben) und Speicher (unten) handelt – das kann man daraus schließen, dass das obere IC mit dem Display verbunden ist, was beim Speicher keinen Sinn ergeben würde. Beschriftungen oder offensichtliche Datumscodes sind keine vorhanden. Einige der kleinen SMD-Bauteile sind mit L6 oder M6 beschriftet, was auf 1996 hindeuten könnte.
Die Platine selbst trägt die Bezeichnung "218T55" und darunter "SM".
Verwandtschaft
Offensichtlich vom gleichen Hersteller stammt der Data Master 2038. Dieser ist mit 20 KB Speicher besser ausgestattet als der MBO und hat auch ein zweizeiliges Display, aber die Tastatur ist eng verwandt, und die Rückseite der Version mit nur einer Batterie sieht – abgesehen von Typenschild – exakt so aus wie die des Turbo Data 8057. Es gibt auch einen Data Master 2032 mit weniger Speicher.
Laut Platinenaufdsruck ist der Hersteller dieser Geräte RJP, ein Elektronikhersteller in Hongkong. Auf der Platine meines Exemplars fehlt das RJP-Logo jedoch. Bei einer Websuche nach "RJP" konnte ich herausfinden, dass diese Firma auch Geräte unter eigenem Label vertrieben hat, z.B. elektronische Keyboards, aber auch den Organizer RJP MC-203. Das Gerät ist zweiteilig und damit anders aufgebaut als der MBO Turbo Data 8057 oder der Data Master 2038, aber auf der Platine ist die Familienähnlichkeit erkennbar. Insbesondere unterscheidet sich die Bezeichnung "219D15" kaum vom "218T55" auf der Platine des Turbo Data 8057.
Man kann vermuten, dass MBO neben dem 8057 auch andere RJP-Modelle als "Turbo Data" vertrieben hat.
Eigene Exemplare
- Inv-Nr. 3339, Seriennummer 91042??? (z.T. unlesbar), Zustand funktionsfähig, Tasten z.T. abgegriffen