Privileg 8 PPS

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Privileg 8 PPS

Der Privileg 8 PPS (Best.-Nr. 030-082) ist ein 8-stelliger druckender Tischrechner ohne Anzeige. Mein Exemplar stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1975.

Der Funktionsumfang ist äußerst bescheiden; ich habe keinen anderen elektronischen Rechner mit Druckwerk, der so wenige Tasten hat. Einen Speicher gibt es logischerweise nicht, auch Schiebeschalter oder ein Fehler-Lämpchen sucht man vergeblich, und nur der neben der Tastatur angeordnete Netzschalter verhindert den Eindruck totaler Leere. Einfacher geht es kaum, und dennoch wurde dieses Gerät im Katalog 1975/76 für stolze 298,- DM angeboten!

Nach dem Einschalten sind zwei Nachkommastellen voreingestellt. Im Katalog wird jedoch eine einstellbare Festkommaposition erwähnt, was man dem Rechner mangels Schiebeschalter nicht ansieht. Ich wäre vielleicht nie von selbst darauf gekommen, aber auf einer im Internet gefundenen Handbuchseite fand ich den entscheidenden Hinweis: Man muss die Kommataste zusammen mit einer Zifferntaste zwischen 0 und 7 drücken! Ähnliches kannte ich bisher nur vom Olympia ICR 412 und dem eng verwandten Olympia CD 400, wobei an diesen allerdings nicht die Kommataste zusammen mit einer Ziffer gedrückt werden muss, sondern eine spezielle Taste (ICR 412) bzw. die Clear-Taste (CD 400).

Aufbau

Das Erste, was einem an diesem eigentlich recht kompakten Rechner auffällt, ist das hohe Gewicht von etwa 4 kg. Daran hat nicht nur das Druckwerk mit seinem 220V-Elektromotor einen erheblichen Anteil, sondern auch der solide Metallrahmen des Geräts, zu dem eine durchgehende Bodenplatte gehört. Das Ganze erinnert im Aufbau an einen elektromechanischen Rechner, und anders als üblich ist das Druckwerk keine separate Komponente, sondern untrennbar mit dem Rest der Maschine verbunden. Die Tastatur ist auf einer soliden Metallplatte aufgebaut, lässt sich aber relativ leicht vom Rahmen trennen.

Das Druckwerk ist ein Abwälzdrucker mit 11 Typenscheiben, von denen zwei für Sonderzeichen reserviert sind und neun für acht Ziffernstellen und das Dezimalkomma. Man kann erkennen, dass in der Mechanik Platz für vier weitere Scheiben ist, was das Gerät zu einer abgespeckten Version eines 12-stelligen Rechners macht (siehe "Verwandte Rechner"). Es gibt kein Handrad, aber einen Hebel, mit dem das Papier in Schritten von einer oder zwei Zeilen weiterbewegt werden kann.

Für ein so schweres Gerät wirkt das Gehäuse relativ zerbrechlich, denn es wird nur von zwei Schrauben und zwei Kunststoffnasen zusammengehalten. Die Oberschale besteht eigentlich aus drei Teilen, die an einigen Punkten miteinander verschweißt sind – zumindest an meinem Exemplar mit etwas ungleichmäßigen Spaltmaßen (erkennbar auf dem Tastatur-Bild). Unglücklicherweise ist der Gehäuseteil, in den die Druckerabdeckung einrastet, deswegen relativ instabil, was bei meinem Gerät zu einem kleinen Riss geführt hat. Kleben ist hier wahrscheinlich keine dauerhafte Lösung, weil die Belastung beim Öffnen und Schließen der Abdeckung zu groß ist.

Verwandte Rechner

Ein Aufdruck auf der Tastaturplatine weist auf den Hersteller des Rechners hin: Unitrex. Neben einigen von Unitrex selbst vermarkteten Geräten, wie z.B. dem Unitrex 12 PPS, gibt es auch einen Privileg 12 PPS und einen MBO TR 12 PPS, die im gleichen Gehäuse sitzen, dessen Druckwerk wie gesagt für 12-stellige Rechner ausbaubar ist. Von weiteren 8-stelligen Versionen sind mir keine Bilder bekannt, aber vom Unitrex 8 PPS habe ich zumindest eine Abbildung des Handbuchs sowie einige Seiten im Internet gefunden. Man kann wohl davon ausgehen, dass dieses Gerät mit dem Privileg 8 PPS baugleich ist.

Bemerkenswert ist die relativ enge Verwandtschaft dieser Rechnerfamilie mit den elektromechanischen Vorgängermodellen (z.B. Privileg E2071 und Unitrex E2082). Die Lage des Antriebsmotors ist in beiden Rechnern gleich, und sogar der Motor selbst sowie die erste Stufe des Zahnradgetriebes sind sich recht ähnlich, ebenso der Aufbau der Tastatur auf einer soliden Metallplatte und deren Verschraubung mit dem Hauptrahmen.

Angesichts dieser Ähnlichkeit und auch einer vergleichbaren Größe erscheint das gegenüber den mechanischen Rechnern um ca. 500 g höhere Gewicht sehr ungewöhnlich. Allerdings enthalten die elektronischen Rechner einen Trafo, ein Bauteil, das elektromechanische Rechner nicht benötigen.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.Nr. 2495, Seriennummer K57K29438, Baujahr 1975, Zustand: funktionsfähig

Externe Links