Sharp CS-4690

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Sharp CS-4690

Der Sharp CS-4690 ist ein druckender Tischrechner der „Luxusklasse“ mit einem 14-stelligen VF-Display.

Der Rechner wurde über einen relativ langen Zeitraum gebaut. Meine Exemplare sind aus den Jahren 1990 und 1993; erschienen ist das Modell jedoch spätestens 1986, denn es wird in entsprechend datierten „Technical Bulletins“ erwähnt. Die Haupt-ICs in meinen beiden Exemplaren sind von 1989, waren als nicht mehr ganz frisch, als die Rechner fertiggestellt wurden. Die in beiden Fällen recht niedrigen Seriennummern sprechen für eine eher geringe Verbreitung dieses Modells.

Der sehr wuchtig erscheinende Rechner hat eine Breite von 252 mm, eine Tiefe (ohne Rollenhalter) von 360 mm, eine Höhe von 95 mm und bringt (ohne Papierrolle) 2.850 g auf die Waage, von denen 650 g auf das Druckwerk entfallen – Zahlen, die an die frühen 1970er-Jahre erinnern. Dafür wird aber auch einiges geboten, was man schon daran erkennt, dass 40 Tasten und 5 Schiebeschalter vorhanden sind.

Der CS-4690 hat mindestens zwei Speicher und einen riesigen Funktionsumfang. Neben dem Haupt-Display hat der Rechner zwei dreistellige Hilfsdisplays, die jeweils einen Postenzähler darstellen. Der rechte davon ist der normale Zähler (Zeilenzähler), der linke dient als Spaltenzähler, wie aus der Beschriftung der Displayblende hervorgeht. Aber wie das „cross-footing“ genannte Rechnen mit Zeilen und Spalten funktioniert, habe ich noch nicht herausgefunden.

Leider habe ich kein Handbuch, so dass ich mich auch an die anderen Funktionen des Rechners nur langsam herantasten kann. Die Aufschriften des Rechners (unter anderem „DAYS“, „DEC“, „360“ und „365“ sowie eine Taste „D/D“) lassen vermuten, dass das Gerät auch über Funktionen zur Datums- und evtl. auch Zeitumrechnung verfügt, unter anderem eine Umrechnung für das kaufmännische 360-Tage-Jahr.

Auch Wurzelziehen kann der CS-4690 übrigens, auch wenn man ihm das nicht ansieht: Dazu muss man nach der Eingabe einer Zahl die Divisionstaste betätigen und unmittelbar danach die [+=]-Taste. Entsprechend funktioniert das Quadrieren mit der Multiplikationstaste.

Die Mode-Taste

Die Modusanzeige

Wer die fünf Schiebeschalter näher betrachtet, wird mindestens zwei der üblicherweise vorhandenen Schalter vermissen: Rundung und Nachkommastellen, während einer, der die Positionen „DU“ und „CF/P.D“ hat, völlig rätselhaft erscheint.

Zumindest der erste Teil des Rätsels löst sich, wenn man sich mit der gelben [Mode]-Taste beschäftigt: Sie bringt eine zunächst sehr sonderbar aussehende Zeichenfolge ins Display (siehe Bild). Die Ziffer zeigt dabei den aktuellen Kommamodus an (0 bis 8 oder F), während die kleinen „Nullen“ nur Positionsanzeiger sind, deren Sinn sich zusammen mit den auf die Displayblende aufgedruckten Zeichen erschließt: Es gibt vier dieser Anzeigen für Rundungsmodus, Addiermodi (A/+ und A/×), automatischen Speicher und Tage (365 oder 360).

Zum Ändern dieser Einstellung dienen die fünf kleinen Tasten in der obersten Reihe rechts. Im „Mode-Modus“ haben sie die Funktionen, die rot unterhalb der Tasten aufgedruckt sind.

Innenleben

Das Gehäuse ist mit fünf Schrauben verschlossen, zwei auf der Rückseite und drei an der unteren Vorderkante. Beim Abnehmen des Oberteils lösen sich auch die Schiebeschalterkappen und verbleiben am Gehäuse. Man sollte sie jedoch abnehmen, denn sonst ist es fast unmöglich, beim Wiederzusammenbau alle Schalterkappen korrekt zu positionieren.

Der Rechner enthält drei Platinen. Neben der Hauptplatine gibt es eine noch größere, fast senkrecht stehende Platine, an der die beiden Anzeigeeinheiten angebracht sind, sowie eine kleine Platine für die Spannungsversorgung. Diese drei Platinen sind untereinander über nicht aussteckbare Flachbandkabel verbunden. Auch der Trafo hängt über fünf dicke Kabel untrennbar mit der Netzteilplatine zusammen, so dass bis auf Tastatur und Druckwerk das gesamte Innenleben eine lange und unhandliche Kette bildet. Die Tastaturfolie ist über eine Klemmverbindung mit der Hauptplatine verbunden.

Auf der Unterseite des Rechners, mechanisch mit der Netzteilplatine verbunden, befindet sich ein Fach für zwei AA-Batterien. Diese sorgen dafür, dass die beschriebenen Modus-Einstellungen auch bei ausgeschaltetem Rechner erhalten bleiben. Der Inhalt der beiden Speicher geht allerdings dennoch verloren.

Das Druckwerk ist ein Epson Model 480 mit 22 Typenscheiben, der 14-stellige Zahlen mit Tausenderpunkten drucken kann, aber dafür mit 70 mm auch etwas breitere Papierrollen benötigt als die Mehrzahl der Tischrechner. Es hat auf mich gefühlsmäßig einen sehr flotten Eindruck gemacht.

Betrachtet man die 178 x 70 mm große Hauptplatine genauer, so findet man für einen von Mitte der 1980er-Jahre stammende Rechner erstaunlich viele ICs. Neben einigen kleineren, von denen vier zur Druckeransteuerung dienen (auf dem Bild vom Flachbandkabel verborgen), gibt es die beiden Haupt-ICs SC38683LF und SC38174BLF, die äußerlich an die CPUs der zeitgenössischen Pocket-Computer erinnern und „versenkt“ in Ausschnittn der Platine eingebaut sind.

Außerdem gibt es ein RAM-IC. Dieses ist bei meinem älteren Exemplar ein Hitachi HM6116P, ein statisches CMOS-RAM mit 16 Kbit also 2 KB. In meinem neueren CS-4690 steckt ein LH5116-15 mit gleicher Kapazität. Diese Ausstattung lässt vermuten, dass der CS-4690 aus elektronischer Sicht schon fast ein vollwertiger Computer ist und kein „aufgeblasener“ Standard-Tischrechner.

Schrauben

Verglichen mit zeitgenössischen Rechnern, die nur von ein paar Schrauben zusammengehalten werden, ist die Zahl der Kleinteile beim CS-4690 erheblich. Das nebenstehende Bild zeigt die Bodenplatte mit diversen Schrauben und Kleinteilen. Die langen weißen Teile dienen zusammen mit den schwarzen Gummiteilen der gedämpften Befestigung des Druckwerks; die „Nudel“ gehört zur Klemmverbindung für den Tastaturanschluss. Die meisten Teile und Schrauben liegen ungefähr dort, wo sie auch hingehören. Von den übrigen Schrauben gehören neun zur Tastatur, die ich wegen eines „Kaffeeschadens“ öffnen musste, zwei dienen der Befestigung der Netzteilplatine auf dem Batteriefach und zwei der Befestigung des transparenten Fensters der Druckerabdeckung.

Die scheinbar fehlenden Schrauben im Bereich der Platine habe ich übrigens nicht vergessen: Eines der ungenutzten Löcher wird von der Platine gar nicht überdeckt, das andere hat in der Platine keine Entsprechung. Man kann vermuten, dass es mit diesem Gehäuse auch ein Rechnermodell mit einer größeren Platine gegeben hat oder dass ein solches zumindest eingeplant war.

Dennoch enthält das Bild einen Fehler: Es gibt zwei ansonsten gleiche Schraubentypen mit unterschiedlichem Kopfdurchmesser. Anders als man es gewohnt ist, gehören beim CS-4690 die großen Schrauben zur Tastatur und die kleineren zur Platine und den übrigen Bauteilen. Ich habe die Schrauben jedoch genau verkehrt herum ausgelegt, was mir erst beim Zusammenbau aufgefallen ist, weil am Ende die Schrauben für die Druckerabdeckung gefehlt haben. Dafür hatte ich in der Tastatur zwei Schrauben zuviel, denn dort werden zwei Löcher bzw. Gewinde nicht genutzt (wie ich durch einen Blick in meinen anderen CS-4690 herausfinden konnte). Entschuldigend kann ich hinzufügen, dass zwischen Demontage und Montage ziemlich genau fünf Jahre lagen...

Ähnliche Rechner

Der CS-4690 ist der letzte und am besten ausgestattete mir bekannte Vertreter der Modellreihe 187/690. Meinem aktuellen Wissensstand zufolge ist das direkte Vorgängermodell der CS-4266. Eine Variante des CS-4690 mit 12 Stellen und nur einem Speicher ist der CS-2690.

Im gleichen Gehäuse sitzt der 12-stellige CS-2680, der jedoch „nur“ ein gut ausgestatteter normaler Tischrechner ist, wie man an seiner wesentlich einfacher bestückten Platine sieht. Aus dem Fehlen der Mode-Taste ergibt sich die größere Zahl von acht Schiebeschaltern.

Wer meint, dass der CS-4690 im Funktionsumfang nicht mehr zu toppen ist, sollte sich den ebenfalls 14-stelligen CS-4800 ansehen: Er ist wie der CS-4690 Mitte der 1980er-Jahre erschienen und hat ebenfalls eine gelbe Mode-Taste. Außerdem ist er programmierbar und hat als Highlight eine ausziehbare Tastatur mit Buchstaben und Sonderzeichen!

Arbeitsrechner

Eine Zeitlang hatte ich den älteren und optisch weniger schönen CS-4690 als Gebrauchsrechner auf meinem Schreibtisch stehen. Nach einer Weile habe ich jedoch wieder auf das Gerät verzichtet: Erstens nimmt der Rechner doch recht viel Platz ein und zweitens hat er einen lästigen Nachteil: Bei jedem Einschalten druckt er im Rahmen des Initialisierungsvorgangs eine 0 und einen oder zwei Zeilenvorschübe, und zwar egal ob das Druckwerk zugeschaltet ist oder nicht. Da ich die Druckfunktion nur selten benötigt habe, war die dabei allmählich entstehende Papierschlange ziemlich störend.

Galerie

Eigene Exemplare

  • Inv.-Nr. 721, Seriennummer 01000053, Baujahr 1990, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.-Nr. 761, Seriennummer 32000790, Baujahr 1993, Zustand: funktionsfähig