Sharp CS-6302

Aus Rechnerwiki
Version vom 3. Juli 2020, 18:16 Uhr von Fritz (Diskussion | Beiträge)
(Unterschied) →Nächstältere Version | Aktuelle Version ansehen (Unterschied) | Nächstjüngere Version← (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Sharp CS-6302

Der Sharp CS-6302 ist ein anzeigender Tischrechner mit einem klappbaren 16-stelligen Vakuum-Floureszenz-Display.

Meine Exemplare stammen aus den Jahren 1983, 1988 und 1990, demnach ist der CS-6302 über einen relativ langen Zeitraum gebaut worden, womit er als Modell ohne Nachfolger aber nicht alleine wäre. Bemerkenswert ist die jeweils sehr niedrige Seriennummer meiner Exemplare. Die letzte Stelle steht für den Produktionsmonat, also sind die eigentlichen Nummern 5, 39, 41 und 51 (gezählt pro Monat?), woraus man schließen kann, dass der CS-6302 eher selten war. Anderseits taucht er aber immer wieder mal bei eBay auf, was meine vier Exemplare erklärt.

Trotz seiner Modellbezeichnung kann man diesen Rechner nicht uneingeschränkt als Nachfolger des CS-6301A betrachten. Der CS-6302 hat mit seinem Klappdisplay ein völlig anderes, sehr flach wirkendes Design. Auch der Funktionsumfang weicht ab: Statt den drei Speichern des CS-6301A und dem zusätzlichen V-Speicher hat der CS-6302 nur zwei normale Speicher und zusätzlich einen „Storage Computer“.

Das Display ist das komplizierteste, das ich jemals in einem Tischrechner gesehen habe: Außer den 16 Ziffernstellen nebst Kommas und Tausenderpunkten hat es eine Error-Anzeige, zwei Speicheranzeigen sowie eine über den Ziffern angeordnete Reihe von Buchstabenkürzeln, die unter anderem anzeigen, um was für eine Art von Ergebnis es sich bei der dargestellten Zahl handelt, also z.B. „AG“ für einen Durchschnittswert (average). Das Fehler-E sowie, die Buchstabenkürzel und auch das Minuszeichen leuchten orangerot und nicht blaugrün.

Storage Computer und andere Funktionen

Hinter dem Storage Computer verbergen sich drei zusätzliche Speicher, in denen man z.B. immer wieder benötigte Wechselkurse oder andere Umrechnungsfaktoren speichern kann. Dies geschieht über die beiden Tasten [STR] und [COM] sowie über eine Zweitbelegung der äußeren Memory-Tasten, die im Zusammenhang mit dieser Funktion mit „SC 1“, „SC 2“ und „SC 3“ bezeichnet werden.

Beispiel:

  • Speichern des DM-Euro-Umrechnungskurses: [1][.][9][5][5][8][3][x][STO][SC 1]
  • Umrechnen eines Eurobetrags in DM: [5][0][COM][SC 1]

Das Beispiel zeigt, dass im Speicher auch der Operator gepeichert wird und das Abrufen des Speichers zugleich die gespeicherte Operation ausführt (hier eine Multiplikation)! Deswegen wohl auch die etwas hochgestochen klingende Bezeichnung „Storage Computer“.

Der Inhalt des Storage Computers bleibt dank eines Batteriefachs auch bei ausgeschaltetem Rechner erhalten. Warum dafür aber vier C-Zellen notwendig sind, wo ein nicht wesentlich kleinerer Rechner mit VF-Display, der Olympia CD 430, mit nur zwei Zellen komplett betrieben werden kann, weiß ich auch nicht.

Zum Funktionsumfang des CS-6302 gehört eine [AVG]-Taste zur Durchschnittsberechnung, das Akkumulieren von Ergebnissen in den Speichern sowie die auch die von anderen Tischrechnern bekannte [MU]-Taste (multiple use) für Aufschlags- oder Rabattrechnungen.

Wie der CS-6301A und einige andere Rechner (z.B. CS-4690) kann auch der CS-6302 Wurzeln ziehen, obwohl er dafür scheinbar keine Taste hat: [8][1][÷][+=] liefert 9. Auch die Kehrwertberechnung ist über die Divisionstaste möglich: [7][÷][÷][+=] liefert 0,142857...

Innenleben

Der CS-6203 ist, vorsichtig gesagt, nicht leicht zu öffnen, und das komplette Zerlegen in Einzelteile ist noch schwieriger.

Wer meint, dass er gewonnen hat, wenn er die drei unter dem Display versteckten Schrauben gefunden hat, irrt sich: Zusätzlich zu diesen Schrauben hängen die beiden Gehäusehälften nämlich über eine ganze Reihe von Kunststoffnasen zusammen. Weil das flache Gehäuse relativ steif ist, sind diese vergleichsweise schwer zu öffnen, und man hat dabei ständig Angst, irgendetwas zu zerbrechen. Ich habe bisher nur die beiden weniger schönen meiner vier CS-6302 geöffnet, was auch gut gegangen ist, aber ich würde es besonders bei optisch schönen Exemplaren nicht empfehlen, wenn es keinen guten Grund dafür gibt.

„Rückgrat“ des Innenlebens ist eine an der Gehäuseoberschale befestigte Metallplatte, auf der die Tastatur aufgebaut ist. Auf deren Rückseite ist, mit der bestückten Seite nach unten, die Platine eingebaut, die von einem großen IC (Sharp SC7519G) dominiert wird. Die übrigen ICs (Sanyo LB1290 und LB1292) dienen als Treiber für die Anzeige. Das Entfernen der Platine ist mit Vorsicht zu genießen, denn die entsprechenden Schrauben sorgen auch für die Andruckkraft zwischen den Kontakten auf der Platine und den beiden zu Tastatur und Display führenden Flachbandkabeln. Das kann beim Zusammenbau für Kontaktprobleme sorgen, wenn man nicht sorgfältig arbeitet. Unabhängig davon ist zumindest das Displaykabel ein Schwachpunkt dieses Modells (siehe Entgilbung und Beschädigung).

Ein weiterer Schwachpunkt ist der Feststellmechanismus für das Klappdisplay. Dabei werden zwei mit dem Gehäuse verschraubte Kunststoffteile von Metallfedern auf eine Art Zahnrad gedrückt. Wegen der starken Beanspruchung tendieren die Schrauben jedoch dazu, mitsamt ihrer Gewindebuchse vom Gehäuse abzubrechen. Das Ganze wird dann zwar immer noch von den Metallfedern stabilisiert, aber die Andruckkraft lässt nach und irgendwann bleibt das Display nicht mehr in der aufrechten Stellung. Man kann dann versuchen, die Metallfeldern etwas nachzubiegen.

Das komplette Zerlegen des Rechners, wie es für die unten beschriebene Entgilbung notwendig war, ist wegen des klappbaren Displays nicht ganz einfach, z.B. müssen dabei die von der Platine zum Batteriefach führenden Kabel per Lötkolben gelöst werden. Auch die Displayeinheit selbst muss dabei geöffnet werden; sie wird von einer Schraube und mehreren Kunststoffnasen zusammengehalten.

Ähnliche Rechner

Der CS-2302 ist das 12-stellige Gegenstück zum CS-6302. Der Rechner sitzt – von Abweichungen im Tastaturbereich abgesehen – im gleichen Gehäuse, ist jedoch mit nur einem Speicher ausgestattet und hat auch keinen Storage Computer.

Der ebenfalls 12-stellige CS-2302A unterscheidet sich vor allem farblich vom CS-2302, denn sein ansonsten gleiches Gehäuse ist grau, ebenso die Tasten, einschließlich der Minus- und der Speichertasten, die lediglich eine rote bzw. blaue Beschriftung haben. Es gibt jedoch auch (mindestens) einen technischen Unterschied: Anders als der CS-6302 und der CS-2302 hat der CS-2302A nur zwei statt drei Nullentasten. Dafür, dass es auch einen grauen CS-6302A gegeben hat, habe ich bisher keine Hinweise gefunden.

Einen direkten Nachfolger des CS-6302(A) scheint es nicht zu geben. Das einzige jüngere 16-stellige Modell, das mir bekannt ist, ist das (Ende 2013) aktuelle LCD-Modell EL-6138, das allerdings nur einen Speicher hat.

Galerie

Entgilbung und Beschädigung

Mein erstes, laut Seriennummer und IC-Datumscodes von 1983 stammendes Exemplar war leider extrem stark vergilbt, weswegen es mir (wie auch mein CS-2635A) als Versuchsexemplar zum Entgilben per Chlorbad gedient hat. Der Zustand wurde tatsächlich deutlich verbessert, wobei die Behandlung im Bereich der Tastatur wirksamer war als an der Gehäuseunterschale (das ist natürlich besser als umgekehrt!). Nicht zu vermeiden war dabei leider, dass die mit dem Storage Computer zusammenhängende Beschriftung neben den Speichertasten ziemlich verblasst ist (sehr kontrastreich war die rote Schrift aber ohnehin nicht).

Nicht zu beheben war natürlich das Verblassen der ursprünglich blauen Speichertasten, und auf das Bleichen der vier kleinen Tasten habe ich wegen der Beschriftung sicherheitshalber verzichtet.

Leider hat dieses Gerät einen Schaden am Kabel zwischen Tastatur und Platine. Hatte ich die teilweise funktionslose Tastatur vor der Zerlegung und Reinigung noch auf Verschmutzung zurückgeführt, musste ich beim Zusammenbau schließlich feststellen, dass irgendwann eine chemische „Attacke“ auf das Kabel stattgefunden hat, die einige der auf die Folie aufgedruckten Leiterbahnen unterbrochen hat, was zum Ausfall der Mehrzahl der Tasten geführt hat. Woher die Chemie kommt, weiß ich nicht, das Batteriefach ist jedenfalls weit weg von der betroffenen Stelle und auch sauber. Ich vermute also eher eine Flüssigkeit, die auf die Tastatur gekippt wurde und ihren Weg zwischen die Folien gefunden hat.

Da auf der Tastaturseite keine Lötpunkte sind, ist eine Reparatur mit Hilfe eines richtigen Flachbandkabels nicht möglich. Wenn überhaupt geht es mit Leitlack, aber weil die unterbrochenen Stellen teilweise in einem stark gebogenen Teil des Kabels liegen, dürfte das eine sehr instabile Lösung sein. Da ich später drei weitere Exemplare erstanden habe und der optische Zustand des defekten Rechners nicht der beste ist, dürfte sich ein größerer Aufwand aber nicht lohnen.

Eigene Exemplare

  • Inv.-Nr. 634, Seriennummer 31000412, Baujahr 1983, Zustand: Tastaturkabel defekt, Mehrzahl der Tasten deshalb funktionslos
  • Inv.-Nr. 3693, Seriennummer 81000397, Baujahr 1988, Zustand: funktionsfähig, optisch der schönste der vier
  • Inv.-Nr. 3604, Seriennummer 0200051X, Baujahr 1990, Zustand: funktionsfähig, Batteriefachdeckel fehlt, etliche Gebrauchsspuren/Schrammen, aber wenig vergilbt
  • Inv.-Nr. 3636, Seriennummer 01000056, Baujahr 1990, Zustand: funktionsfähig, optisch weniger schön und mit Aufklebern verunstaltet