Sharp CS-641A

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Sharp CS-641A

Der CS-641A ist ein 14-stelliger druckender Tischrechner ohne Anzeige. Mein Exemplar ist von 1970 und gehört damit zu den ältesten druckenden Rechnern in meiner Sammlung, abgesehen von mechanischen Exemplaren.

Aus heutiger Sicht ist der Rechner erstaunlich groß (35 x 43 x 11 cm) und schwer (ca. 8,5 kg), womit er schon in den Bereich mechanischer Rechenmaschinen vordringt. Verglichen mit modernen Rechnern liegt dies vor allem an der noch schwach integrierten Elektronik, dem entsprechend dimensionierten Transformator, dem schweren Druckwerk und der soliden Tastatur in einem Metallrahmen.

Dieses Modell folgt dem CS-641 und sitzt im gleichen Gehäuse. Der offensichtlichste äußere Unterschied ist, dass der CS-641A rechts eine Reihe Speichertasten dazubekommen hat. Auch der CS-641 hat einen Speicher, wie aus seiner Typenbezeichnung hervorgeht, aber er wird über einen Schiebeschalter bedient und hat nur einen Automatikmodus. Dem CS-641A fehlt dieser vierte Schiebeschalter, dafür hat er vier Speichertasten, so wie man es von späteren Rechnern gewohnt ist.

Farblich entspricht die Tastatur noch dem älteren Sharp-Standard: Neben drei der vier Speichertasten sind auch die Tasten für Null und Dezimalpunkt blau. Dass die Abruftaste [*I] die weiße Speichertaste ist, scheint eine reine Designspielerei zu sein, denn beim CS-18D ist die oberste der vier Tasten und damit die weiße die [CM]-Taste, während die Abruftaste blau ist.

Abgesehen vom Speicher umfasst der Funktionsumfang des CS-641A konstante Multiplikatoren oder Divisoren, die über einen Schiebeschalter gesteuert werden, sowie eine Prozentautomatik. Die möglichen Festkommapositionen sind 0, 1, 2, 3, 4, 6 und 7; einen Fließkomma- oder einen Addiermaschinenmodus gibt es nicht. Bei der Rundung hat man die Wahl zwischen kaufmännischer Rundung (5/4) oder Abrunden.

Sowohl die Additions- als auch die Subtraktionstaste sind nur mit „=“ beschriftet, statt wie üblich mit „+=“ und „-=“. Dies hat Sharp auch bei einigen späteren Modellen so beibehalten, weil die Tasten aufgrund ihrer Größe, Lage und Farbe kaum zu verwechseln sind. Die [*]-Taste zum Drucken des Gesamtergebnisses ist zugleich auch die Clear-Taste; daneben gibt es noch eine [CE]-Taste zur Korrektur von Fehleingaben.

Der Status des Rechners wird über zwei Lämpchen angezeigt, grün für den Speicher und gelb für Fehler. Die gelbe Leuchte ist mit „List Error“ beschriftet und leuchtet auch, während der Drucker beschäftigt ist.

Auf der Rückseite hat der CS-641A unter einer Abdeckplatte einen großen Stecker, der denen an anzeigenden Rechnern wie dem CS-362 gleicht. Hierbei handelt es sich um einen Anschluss für ein Programmiergerät, das letztlich nichts anderes macht als Folgen von Tastaturkommandos zu senden.

Innenleben

Zerlegen

Das Gehäuse ist über drei Schrauben auf der Rückseite und zwei auf der Unterseite verschlossen. Da die Tastatur am unteren Teil verbleibt, lässt sich die Oberschale problemlos abnehmen.

Die Größe des CS-641A lässt schon von außen erahnen, dass er etwas mehr Technik enthält als seine Nachfahren. Einen nicht unerheblichen Teil des Volumens nimmt ein „Käfig“ im rechten hinteren Teil ein, das vier Platinen enthält. Daneben befindet sich das Druckwerk, ein Shinshu Seiki EP-120 (das Vorgängermodell des weit verbreiteten Model 102). Der Behälter für die Papierrolle ist hinten am Druckwerk befestigt und nicht etwa an der Gehäuseoberschale. Hinter dem Drucker befindet sich die Trafoeinheit, und im vorderen Bereich ist die Tastatur befestigt.

Diese vier Baugruppen sind unabhängig voneinander auf dem Gehäuseboden befestigt und sitzen nicht, wie ich auf den ersten Blick vermutet hatte, auf einem gemeinsamen Metallrahmen, so wie es bei den zeitgenössischen anzeigenden Rechnern der Fall ist. Die Komponenten lassen sich also einzeln herausnehmen, wenn man herausgefunden hat, an welchen Stellen sich die Kabelbäume trennen lassen.

Am besten, man fängt mit der Tastatur an, die mit fünf Schrauben befestigt ist, von denen die drei vorderen einen ziemlich ungewöhnlichen Kopf haben, der dazu dient, die aufgesetzte Gehäuseoberschale zu stabilisieren. Den Netzschalter muss man abschrauben, denn er ist untrennbar mit der Trafoeinheit verbunden. Der Stecker für das Kabel, das die Tastatur mit den Platinen verbindet, befindet sich auf der Unterseite der Tastatureinheit; es ist nicht der übliche Platinenstecker, sondern eine recht solide Konstruktion mit drei Pin-Reihen.

Der Drucker ist über einen grünen Stecker an einer der Platinen angeschlossen. Um den Stecker herausnehmen zu können, muss man erst eine aus einem gebogenen Drahtstift bestehende Verriegelung lösen. Vorher sollte allerdings die betroffene Platine herausgezogen werden! Bis auf die unterste können auch die anderen Platinen schon in dieser Phase entfernt werden. Auch die aneinander hängenden Massekabel sollte man losschrauben, bevor man den Rechner weiter zerlegt. Diese Kabel sind an vorne am Platinenkäfig angelötet, aber mit Schrauben an Tastatur, Drucker und Trafoeinheit befestigt.

Der Platinenkäfig ist vorne über zwei Laschen im Gehäuseboden eingesteckt und hinten mit zwei Schrauben fixiert. Bevor man ihn herausnimmt, sollte man den dreipoligen Stecker abziehen, der die Elektronik mit der Trafoeinheit verbindet. Letztere ist genau wie der Platinenkäfig befestigt, wobei die beiden Schrauben wegen des steifen Netzkabels relativ schwer erreichbar sind.

Im Gehäuseboden befindet sich jetzt nur noch ein Metallprofil, das von unten angeschraubt ist. Dieses Teil scheint keinen anderen Sinn zu haben als das Gehäuse zu versteifen, was angesichts des Gewichts der Einbauteile, insbesondere des in diesem Bereich befestigten Druckers, auch sinnvoll ist.

Platinen und ICs

Die vier Platinen lassen sich über Hebelchen an den vorderen Ecken leicht aus ihren Sockeln herausziehen. Die beiden unteren können von den Steckern her vertauscht eingebaut werden, also Vorsicht beim Wiederzusammenbau! Die Nummern der Platinen sind von unten nach oben 4011, 4021, 4111 und 4201. Die unteren drei Platinen tragen außerdem die Nummern 7576-1, -2 und -3. Die oberste Platine hat keine solche Nummer, hat nur ein einseitiges Layout und ist verglichen mit den anderen dreien auch recht spärlich bestückt.

Die dritte Platine von unten ist mit dem Drucker verbunden; die Ansteuerung läuft über zwei Reihen von je 18 Transistoren. Eine fünfte Platine gehört zur Trafoeinheit. Auf ihr befinden sich nur drei große und ein kleiner Elko, eine Diode und zwei Glasröhrchensicherungen. Sie ist über vier Adern mit dem Trafo verbunden, die verwendeten Spannungen sind zweimal 0 V, 16 V und 35 V. Ein 48-V-Anschluss ist vorhanden, jedoch nicht angeschlossen.

Insgesamt enthält der CS-641A 63 ICs von Mitsubishi, Hitachi und NEC sowie zwei IC-ähnliche Hybridbausteine von Sharp (Typ DN3). Fünf der ICs sind größer als die anderen (in der Tabelle fett herausgehoben). Vier davon stammen von Mitsubishi und eins von Hitachi, so dass man wohl davon ausgehen kann, dass der wesentliche Teil der Logik von Mitsubishi stammt. Es folgt eine Übersicht:

Typ Platine 1 Platine 2 Platine 3 Platine 4 Gesamt
DN3 1 - 1 - 2
HD3102 1 - - - 1
HD3103 2 2 1 - 5
HD3104 - - 1 - 1
HD3105 2 2 - 1 5
HD3106P 8 8 3 2 21
HD3107 1 1 6 - 8
HD3113P 3 2 4 1 10
HD3114P 1 2 - - 3
M58222 - 1 - - 1
M58224 - - 1 - 1
M58225 - 1 - - 1
M58226 - - 1 - 1
M58232 - 2 - - 2
M58233 - 2 - - 2
µPD122C - - 1 - 1
Gesamt: 19 23 19 4 65


Anmerkungen zu meinem Exemplar

Obwohl ich den Rechner in einem soliden Holzkoffer erhalten habe, hat er den Transport nicht unbeschädigt überstanden (siehe Abenteuer eBay). Der größte Schaden sind die drei an sich sehr soliden Befestigungslaschen an der hinteren Gehäusekante, was man zwar von außen nicht sieht, was es aber unmöglich macht, das Gehäuse fest zu verschließen. Ein kleiner Riss im vorderen Teil des Gehäusebodens ist dagegen harmlos und könnte leicht geklebt werden.

Das Gerät scheint während seiner Lagerung relativ feuchten Bedingungen ausgesetzt gewesen zu sein, denn besonders auf der Rückseite gibt es Korrosionsspuren, wie ich sie nur selten an Rechnern erlebt habe. Empfindliche Teile wie die Tastatur, das Druckwerk oder die Platinen sind davon zum Glück weitgehend verschont geblieben, und das Innenleben macht insgesamt einen gut erhaltenen Eindruck.

Die Tastatur war nach Angaben des Verkäufers nur sehr eingeschränkt funktionsfähig. Mit Kontaktspray hat er versucht, dies zu ändern, was teilweise auch erfolgreich war (und dazu geführt hat, dass das Gerät ziemlich ölverschmiert bei mir angekommen ist). Die Tastatur ist inzwischen brauchbar, nur die rote [=]-Taste kehrt nach dem Drücken manchmal nicht mehr in ihre Ausgangslage zurück. Ähnliche Probleme haben bzw. hatten auch andere Sharp-Rechner dieser Epoche.

Schon vor dem ersten Einschalten habe ich den Primäranschluss des Trafos von 220 auf 240 V umgelötet, was bei der inzwischen gültigen Netzspannung von 230 V etwas sicherer für die alte Elektronik ist. Einen Spannungswahlschalter, wie ihn viele ältere Olympia-Rechner besitzen, hat der Rechner nicht.

Im Moment leidet der Rechner an einigen logischen Auffälligkeiten, die hoffentlich nur von Kontaktproblemen herrühren.

Ähnliche Rechner

Im gleichen Gehäuse sitzen der bereits erwähnte CS-641 sowie der der 12-stellige CS-621. Auch einen CS-641B gibt es, wobei unklar ist, wie er sich vom CS-641A unterscheidet. Das einzige Bild, das im Internet zu existieren scheint, stammt aus einer Werbeanzeige, und man kann nur erkennen, dass die rote Subtraktionstaste eine andere Position hat als am CS-641A.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 3594, Seriennummer 01004012, Baujahr 1970, Zustand: Logikprobleme, Transportschaden, transparente Druckerabdeckung fehlt

Externe Links