Sharp QT-8D

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Sharp QT-8D

Der Sharp QT-8D, genannt micro Compet, ist ein 1969 erschienener kleiner Tischrechner mit achtstelligem Vakuum-Floureszenz-Display.

Bei seinem Erscheinen im Dezember 1969 war der QT-8D der kleinste elektronische Rechner der Welt und löste damit den einige Monate zuvor ebenfalls als „kleinster Rechner der Welt“ auf den Markt gebrachten Omron 1210 ab. Obwohl dieser für 1969 schon erstaunlich kompakt war, bestand seine Logik noch aus zig wenig integrierte ICs, wie auch die anderer Rechner dieser Zeit. Im QT-8D dagegen übernehmen nur vier LSI-ICs, von denen jedes etwa 900 Transistoren entspricht, alle wesentlichen Aufgaben. Die gleichen vier ICs wurden später auch im EL-8 verbaut, der als weltweit erster Taschenrechner gilt.

Auf der Gehäuserückseite des QT-8D befindet sich ein Tragegriff, der das Gerät auch äußerlich als einen Zwischenschritt vom Tisch- zum Taschenrechner kennzeichnet. Der ca. 1,5 kg schwere Rechner ist zwar noch auf einen Stromanschluss angewiesen, aber erstmals konnte eine Rechenmaschine so klein und leicht gebaut werden, dass man sie bequem herumtragen konnte. Der nächste Schritt war der QT-8B, der mit Akkus ausgestattet der erste wirklich mobil einsetzbare Rechner war.

Logik

Die Tastatur des QT-8D ist minimalistisch: Neben den Zifferntasten und dem Dezimalpunkt gibt es nur vier weitere Tasten: [C] (die auch eine CE-Funktion hat), [−=], [×÷] und [+=]. Interessant dabei ist die doppelt belegte [×÷]-Taste für Multiplikation und Division: Die Trennung der beiden Funktionen erfolgt erst nach der Eingabe des zweiten Faktors bzw. des Divisors, indem eine Multiplikation mit [+=] abgeschlossen wird und eine Division mit [−=].

Die Anzeige beschränkt sich ebenfalls auf das unbedingt Notwendige. Führende Nullen werden nicht unterdrückt, was durch die halbhoch dargestellten Nullen etwas abgemildert wird. Desweiteren arbeitet der Rechner stets im Fließkommamodus, stellt also so viele Nachkommastellen dar wie notwendig bzw. möglich. Dabei werden, sobald Nachkommastellen benötigt werden, so viele dargestellt, wie abzüglich der Vorkommastellen noch Platz haben, auch wenn es nur Nullen sind: 1 ÷ 8 liefert z.B. das Ergebnis o,125oooo. Dies gilt allerdings nur, wenn sich die Kommazahl aus einer Multiplikation oder Division ergibt: 1 + 0,125 liefert nämlich die Anzeige oooo1,125. Dividiert man diesen Wert durch 1, wandern die überzähligen Nullen wieder hinter die Nachkommastellen: 1,125oooo.

Die [C]-Taste erfüllt auch den Zweck einer [CE]-Taste. Doch während einer Punktrechnung löscht sie nicht nur den zuletzt eingegebenen Wert, sondern auch den Operator. [2][×÷][8][C][7][+=] ergibt also nicht wie erwartet 14, sondern 9 (also 2 + 7). Um das richtige Ergebnis zu erhalten, ist die Tastenfolge [2][×][8][C][×÷][7][+=] erforderlich.

Nach dem Einschalten ist der EL-8 in einem undefinierten Zustand. Um ihn in den Grundzustand zu bringen, muss man zweimal die [C]-Taste drücken, was auch so im Handbuch steht, also keine Alterserscheinung ist.

Innenleben

Das Gehäuse wird von drei Schrauben zusammengehalten, zwei auf der Unterseite und einer auf der Rückseite. Die Tastatur ist an der oberen Gehäusehälfte befestigt. Weil sich das Tastaturkabel nicht ausstecken lässt, kann man die Rechnerhälften nicht ohne weiteres trennen, aber das Kabel ist lang genug, um sie spannungsfrei nebeneinander legen zu können.

Im hinteren Teil des Rechners befindet sich das in ein Metallgehäuse eingebaute Netzteil (Hier hätte man sicher noch ein paar Gramm sparen können!). Davor sind senkrecht zwei Platinenstecker angeordnet, in denen übereinander die beiden Platinen stecken. Abgesehen von den Platinensteckern entspricht dieser Aufbau dem größerer Tischrechner dieser Zeit, z.B. dem CS-121. Verglichen mit diesem hält sich die Zahl der durch den Rechner laufenden Kabelbündel angenehm in Grenzen, denn die Stromversorgung der Platinen erfolgt über die Steckverbindungen, und der Netzschalter ist nicht mehr neben der Tastatur angeordnet, sondern rechts hinten am Gerät.

Die obere, deutlich kleinere Platine mit der Nummer 529-PCB sowie der zusätzlichen Aufschrift H.E.C.011 EPA ist die Displayplatine, auf der sich außer den Anzeigeröhren vor allem die zu ihrer Ansteuerung benötigten Treibertransistoren befinden sowie ein klotzförmiges Bauteil vom Typ 6204. Es gibt Displayplatinen, bei denen sechs oder alle zwölf Transistoren sowie die zugehörigen Widerstände durch solche „Klötze“ ersetzt wurden (siehe externe Links), so dass man wohl davon ausgehen kann, dass ein 6204 im Wesentlichen sechs Transistoren und zwölf Widerstände enthält und eine Art Vorstufe zu einem IC darstellt. (Ein ähnliches Bauteil mit der Nummer 6205 findet sich übrigens auch in den späteren Rechnern CS-122 und CS-223, wo es ebenfalls im Zusammenhang mit den Anzeigeröhren steht.)

Die Anzeige selbst besteht aus acht Röhren vom Typ Itron DG10B sowie einer Röhre SP10 zum Anzeigen von Minus und Überlauf. Letzteres wird im QT-8D aber nicht genutzt.

Die Displayplatine hat im älteren meiner beiden QT-8D eine grüne Oberseite, im anderen eine beige, aber abgesehen davon sind sie identisch. Das gilt jedoch nicht für die Hauptplatinen, denn in meinem älteren Exemplar befindet sich eine der Revision B und im anderen eine der Revision C (Platinennummern 436-PCB B und 436-PCB C). Offensichtliche Unterschiede zwischen beiden Versionen gibt es nicht. Das Layout scheint identisch zu sein, nur der Verlauf einiger Leiterbahnen weicht geringfügig ab. Auch von der Hauptplatine hat es übrigens grüne Versionen gegeben (z.B. in meinem Facit 1115) sowie eine vermutlich ältere Version mit weniger Widerständen (siehe externe Links).

Auf den beiden mir vorliegenden Versionen der Hauptplatine befinden sich neben den vier Haupt-ICs auch ein Hitachi HD3203P, ein Taktgeber CG2341, ein Elko und 23 Widerstände. Den größten Teil der Platinenfläche nehmen die Verbindungen zwischen den ICs ein, obwohl die Platine auf beiden Seiten Leiterbahnen hat. Hier war noch viel Raum für Optimierung, wie die mit den gleichen ICs ausgestattete, aber weniger als halb so große Platine des EL-8 zeigt.

ICs

QT-8D AC2261.jpg QT-8D NRD2256.jpg
QT-8D AU2271.jpg QT-8D DC2266.jpg

Das Bahnbrechende am QT-8D waren die vier LSI-Chips (large scale integration). Hergestellt wurden diese ICs von Rockwell, und sie haben auch schon die von späteren Rockwell-ICs bekannten versetzten Beinchen, was eine größere Zahl von Kontakten auf geringeren Raum ermöglicht hat. Jedes der ICs hat insgesamt 42 Beinchen, und wie viele ICs dieser Zeit sind sie wahre Schmuckstücke.

Die ICs haben Bezeichnungen, aus denen ansatzweise ihre Aufgabe hervorgeht (ich beziehe mich im Folgenden auf die Angaben aus der unten verlinkten Seite von www.oldcalculatormuseum.com):

Das IC links hinten ist ein AC2261 (Adress Control); es steuert die Zusammenarbeit der drei anderen ICs. Rechts hinten befindet sich ein NRD2256 (Numeric Read-in/Display). Zu seinen Aufgaben gehört das Erzeugen von Timing-Signalen und die Abfrage der Tastatur. Links vorne sitzt ein AU2271 (Arithmetic Unit). Es enthält die eigentliche Rechenlogik. Rechts vorne schließlich sitzt ein DC2266 (Decimal Comma?), das sich um die korrekte Positionierung des Kommas kümmert.

Jetzt kommen wir zu einem kleinen Rätsel: In meinem älteren QT-8D, dessen übrige ICs aus den Wochen 17 bis 19 1970 stammen, sitzt anstelle des DC2266 ein DC1152A mit dem Datumscode 7132. Weil der Rechner laut Seriennummer von 1970 stammt, ist es offensichtlich später einmal im Rahmen einer Reparatur eingelötet worden, was man bei genauem Hinsehen auch auf der Lötseite der Platine erkennt. Man findet dieses ICs auch im Sharp EL-8M, der logisch auf dem QT-8D bzw. dem EL-8 basiert, jedoch mit einem einen Speicher erweitert wurde, der optional auch für eine Erweiterung des Ergebnisregisters auf 16 Stellen genutzt werden konnte, was Einfluss auf die Kommalogik haben muss. Vermutlich ist das DC1152A also eine entsprechend erweiterte Version des AC2266, dessen neue Funktionen im reparierten QT-8D einfach nicht genutzt werden.

Ähnliche Rechner

Der 1970 erschienene, äußerlich fast gleiche QT-8B war der weltweit erste batteriebetriebene Rechner. Im Wesentlichen wurde dabei das integrierte Netzteil durch einen Satz Akkumulatoren ersetzt. Der bereits erwähnte erste Taschenrechner, der EL-8, enthält die gleichen Haupt-ICs.

Technisch identisch mit dem QT-8D sind der Facit 1115, der Addo-X 9354 und der Burroughs C 3155, allerdings haben sie eine abweichende Gehäuseform.

Galerie

Eigene Exemplare

  • Inv.Nr. 3592, Seriennummer 0007366, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig, optisch für das Alter gut
  • Inv.Nr. 3593, Seriennummer 0151977, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig

Externe Links