Triumph-Adler 1210

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Adler 1210

Der Triumph-Adler 1210 (Typ EC laut Typenschild) ist ein zwölfstelliger anzeigender Tischrechner mit Digitron-Display.

Dieser Artikel befasst sich mit der 1970 erschienenen Urversion des TA 1210. Zwei äußerlich fast identische, aber technisch modernere Versionen werden in eigenen Artikeln behandelt: TA 1210 (1211) und TA 1210 (1212).

Der TA 1200 gehört zusammen mit der speicherlosen Version 1200 zu den ersten von Triumph-Adler angebotenen elektronischen Rechnern. Im Büromaschinenlexikon 1970/71 war er für 2480,- DM zzgl. MWSt. angeboten (der 1200 hat 1980,- DM gekostet). Gebaut wurden diese Rechner vom japanischen Hersteller Omron.

Eine Besonderheit des TA 1210 ist die aufklappbare transparente Displayabdeckung aus leicht rötlichem Kunststoff. Je nach Lichtverhältnissen kann es günstiger sein, die Anzeige durch die Abdeckung oder bei aufgeklappter Abdeckung zu betrachten. Zusätzlich kann der Blickwinkel über einen ausklappbaren Standbügel unter der Rückseite des Rechners variiert werden.

Der TA 1210 beherrscht nur die vier Grundrechenarten, wobei die Eingabe im Addiermaschinenmodus erfolgt, also mit den Tasten [+=] und [−=]. Die Subtraktion „8 minus 4“ wird als [8][+=][4][−=] eingegeben und die Multiplikation „8 mal -6“ als [8][x][6][−=]. Über die [K =]-Taste kann ein konstanter Faktor gespeichert werden.

Der Speicher wird über vier Tasten bedient, [M+], [M−], [MOUT] und [CM]. Es gibt keinen Fließkommamodus; der Festkomma-Schiebeschalter hat die Positionen 0, 2, 4 und 6. Die Option einer kaufmännischen Rundung gibt es nicht; der TA 1210 rundet immer ab. Auch eine Prozenttaste ist nicht vorhanden.

Neben der 12-stelligen Anzeige gibt es drei Lämpchen für Überlauf (links) sowie Minus und Speicher (rechts).

Logik

Darstellung von 123,456 mit überflüssigen Nullen

Außer an der Konstanten-Taste kann man die Urversion des TA 1210 auch an der Anzeige erkennen. Abgesehen davon, dass sie zumindest bei meinem Exemplar leuchtschwächer ist, erkennt man sie sofort daran, dass es keine Nullenunterdrückung gibt. Führende Nullen und ungenutzte Nachkommastellen werden also mit anzeigt (siehe Bild), und dieses Manko wird auch nicht, wie bei anderen Rechnern dieser Epoche, durch eine halbhohe Darstellung der Nullen abgemildert.

Überflüssige Nachkommastellen ergeben sich daraus, dass der Begriff „Festkomma“ beim TA 1210 wörtlich zu verstehen ist: Verstellt man den entsprechenden Schiebeschalter, sieht man sofort, wie das Komma in der Anzeige seine Position verändert, auch wenn dort bereits eine Zahl steht. Mann kann eine Zahl auf diese Weise sogar z.B. mit 100 multiplizieren.

Der Speicher ist in diesem Zusammenhang mit Vorsicht zu genießen, denn er merkt sich die Kommastelle nicht. Speichert man den Wert 12,34 bei der Festkommaposition 2 und ruft ihn bei der Position 4 wieder ab, erhält man 0,1234. Dieses Verhalten hat der TA 1210 z.B. mit seinem Zeitgenossen Olympia CD 400 gemeinsam.

Das Rechnen mit konstanten Faktoren ist sehr ungewöhnlich gelöst. Leider habe ich kein Handbuch, aber soweit ich es herausfinden konnte, funktioniert es wie im folgenden Beispiel:

[CA]
[5][x][8][K =]: Anzeige 40
[6][x][+=]:     Anzeige 30
[6][÷][+=]:     Anzeige 0,8333 (!)

Im ersten Schritt wird also der erste Faktor als Konstante gespeichert. Daran kann man sich gewöhnen, aber bei der Division läuft es irgendwie falsch. Nochmal von vorne, diesmal gleich mit einer Division:

[CA]
[5][÷][8][K =]: Anzeige 1,6 (!)
[6][÷][+=]:     Anzeige 0,8333 (hier wurde also die im ersten Schritt gespeicherte Konstante 5 durch 6 geteilt)
[8][÷][+=]:     Anzeige 0,75 (!!!)

Die ersten beiden Schritte haben noch eine gewisse Logik, wenn auch eine seltsame, aber nach dem zweiten Schritt ist plötzlich die 6 als Konstante gespeichert statt der ursprünglichen 5! Ich weiß nicht, ob mein Gerät hier einen Fehler hat, zumal das Verhalten nicht immer reproduzierbar ist, aber die Verwendung der Konstante im Zusammenhang mit Divisionen ist nicht zu empfehlen und möglicherweise schlicht und einfach nicht vorgesehen.

Übrigens wird auch bei der Konstanten die Kommastelle nicht mitgespeichert; man sollte dies also beim Ändern der Nachkommastellen berücksichtigen!

Zerlegen

Gehäuseteile. Die kleinen "Fliegengitter" gehören vor die zahlreichen Lüftungsschlitze.
Platinen, Tastatur und Rahmen mit Stromversorgung

Mein bei Erhalt 43 Jahre altes Exemplar war vom Anschlußkabel über die Platinen bis hin zur Tastatur so stark verschmutzt, dass ich das dringende Bedürfnis hatte, das gute Stück innen und außen mit einem Dampfstrahlgerät abzuspritzen, bevor ich es anfasse – ich konnte diesem Bedürfnis aber widerstehen. Die Tasten waren teilweise so verklebt, dass sie in gedrücktem Zustand hängen geblieben sind. Das vollständige Zerlegen und eine gründliche Reinigung waren also unvermeidbar, und der Tastaturmechanik haben einige Tropfen Nähmaschinenöl sehr gut getan.

Anscheinend hat Omron damals einen eher ungünstigen Klebstoff verwendet: Die innere (feste) Displayabdeckung war herausgefallen, und auch die auf die Lüftungsschlitze geklebten Fliegengitter haben sich z.T. schon beim scharfen Hinschauen gelöst oder spätestens beim Reinigen des Gehäuses. Auch die Fehleranzeige hatte sich vom Displayrahmen gelöst. Der Klebstoff hat dabei nicht nur seine Haftkraft verloren, sondern hat sich aufgelöst, und zwar in unzählige kleine schwarze Krümel, die sich im Inneren des Rechners verteilt haben.

Leider ist das Auseinandernehmen der Urversion des TA 1210, vorsichtig gesagt, umständlich. Die Gehäuseoberschale ist nach dem Öffnen von vier Schräubchen zwar noch einfach abzunehmen, aber schon in dieser Phase stört ein an beiden Enden angelötetes Kabel, dass die obere der beiden Platinen mit einem Drahtgitter vor dem Display verbindet.

Die Tastatureinheit ist mit vier Schrauben an einem Metallrahmen befestigt, und die Verbindungskabel sind über einen breiten Platinenstecker lösbar. Will man die Tastatur ganz abnehmen, muss man jedoch noch den Netzschalter abschrauben, der vorne links am Tastaturrahmen befestigt ist. Die beiden Hauptplatinen sitzen Rücken an Rücken im Metallrahmen des Rechners, der nach dem Lösen vier weiterer Schrauben aus der Gehäuseunterschale herausgenommen werden kann.

Die beiden Platinen sind über weitere vier Schrauben gemeinsam am Rahmen befestigt und werden durch kleine Kunststoffbuchsen auf Abstand gehalten. Beim weiteren Zerlegen fällt auf, dass die obere Platine über vier beidseitig verlötete Kabel mit der Netzteilplatine verbunden ist, die wiederum mit dem Trafo zusammenhängt. Da ich den Rechner zum Reinigen so vollständig wie möglich zerlegen wollte, habe ich mich entschieden diese vier Kabel mit dem Lötkolben von der Platine zu trennen. Weil ich schon dabei war, habe ich auch das erwähnte Kabel zum Displaygitter getrennt.

Die beiden Hauptplatinen sind über zahlreiche Kabel miteinander verbunden, und zwar auf eine ziemlich seltsame Art und Weise: Zwei Kabelbündel sind an der oberen Platine angelötet und werden über einen gemeinsamen Platinenstecker in die untere gesteckt. Zusätzlich kommt ein kleineres Kabelbündel mit nur acht Adern von unten und wird (von vorne gesehen links) in den breiten Stecker an der oberen Platine gesteckt, den gleichen Stecker, in den auch die Tastatur eingesteckt wird! So maximiert man die Zahl der möglichen Fehler beim Zusammenbau...

Hat man es geschafft, diese bei meinem Exemplar recht fest sitzenden Steckverbindungen zu lösen, hat man endlich alle wesentlichen Teile in einem Zustand, der bequemes Reinigen und Fotografieren erlaubt.

Innenleben

Die IC-Datumscodes in meinem Exemplar sind von 1969 und 1970, und einigen Bauteilen sieht man ihr Alter auch so an: Es gibt vier große schwarze Kästen, die mit Omron T29A, T30A, T31A, T32A beschriftet sind, und zwei kleinere mit den Bezeichnungen Omron T25 und T34R. Alle haben Kontaktreihen an allen vier Seiten. ICs im eigentlichen Sinne sind diese Module wohl nicht, denn auch bei der neueren Version 1211 findet man noch keine hochintegrierten ICs, aber möglicherweise sind hier kleinere ICs und/oder diskrete Komponenten wie Transistoren und Dioden montagefreundlich zusammengefasst worden. Eine andere Vermutung wäre, dass es sich um Magnetkernspeicher handelt, denn das würde die Anschlüsse an allen vier Seiten erklären. Wenn es so ist, stellt sich allerdings die Frage, warum es so viele sind und warum auch die gleich großen Module verschiedene Typenbezeichnungen haben. Zerstörungsfrei lässt sich das nicht klären, und deshalb muss diese Frage erst einmal offen bleiben.

Abgesehen von diesen Modulen gibt es auch „normale“ ICs, die z.T. auch in einem 10 Jahre jüngeren Rechner nicht auffallen würden, z.T. aber noch in runden Metallgehäusen sitzen. Alle diese ICs sind von NEC. Außerdem gibt es ca. 35 fünfbeinige Toshiba-Bauteile der Typen TD6001P und TD6002P. Bauteile mit dieser Bezeichnung, aber in anderer äußerer Form, werden noch heute verlauft, wobei der TD6001P ein „voltage regulator“ ist, also ein Spannungsregler. Ich kann mir nicht vorstellen, was so viele Spannungsregler in einer Rechenmaschine verloren haben, aber vielleicht hat Toshiba diese Bezeichnung wiederverwendet.

Die auf der oberen Platine befestigte Displayeinheit besteht aus 12 einzelnen Röhren. Links von diesen befindet sich ein Glühlämpchen für die Überlauf-Anzeige und rechts zwei Lämpchen für Minuszeichen und Speicher.

Verwandtschaft

Gebaut wurde der TA 1210 von Omron, wie wohl alle anzeigenden Tischrechner von Triumph-Adler bis Anfang der 1980er Jahre. Elektronisch entspricht er dem Omron 1210, dem ersten von Omron angebotenen Rechner, der bei seinem Erscheinen Mitte 1969 für ein paar Monate der kleinste elektronische Rechner der Welt war. Der TA 1210 ist allerdings etwas größer und schwerer, denn er hat ein völlig anderes Gehäuse und eine um eine „Spalte“ breitere Tastatur. Auch die seltsamen Anzeigeröhren des Omron 1200 wurden nicht übernommen.

Es gibt zwei jüngere Versionen des TA 1210, die auf den Platinen als 1211 und 1212 bezeichnet werden. Erstere entspricht dem Omron 1211, aber ob es auch einen Omron 1212 gibt, ist unsicher. Äußerlich kann man die drei Versionen an der Konstanten-Taste unterscheiden: Bei der Urversion ist sie mit [K =] beschriftet, bei der Version 1211 mit [K IN] und bei der Version 1212 nur mit [K], außerdem wurde ihre Größe halbiert, um eine neu hinzugekommene [A]-Taste unterzubringen. Wegen erheblicher Unterschiede zur Ausgangsversion – im Grunde ist nur das Gehäuse gleich geblieben – habe ich den neueren Versionen eigene Artikel gewidmet, siehe TA 1210 (1211) und TA 1210 (1212).

Vom Omron 1210 gibt es eine Version ohne Speicher und ohne die klappbare Displayabdeckung, den Omron 1200. Entsprechend gibt es auch einen Triumph-Adler 1200; dieser hat allerdings die Displayabdeckung seines größeren Bruders behalten dürfen, unterscheidet sich äußerlich also nur durch das Fehlen der Speichertasten.

Wie den TA 1210 gibt es auch den TA 1200 in mindestens zwei, wahrscheinlich aber ebenfalls drei Versionen (1200, 1201 und 1202). Die Existenz der Versionen 1200 und 1202 ist dabei gesichert (calcuseum.com und mein Exemplar), nur für die Version 1201 habe ich bisher keinen Beleg gefunden.

Nach den beiden neueren Versionen des TA 1210 ist erst mit dem TA 1214 ein auch äußerlich modernisierter und deutlich kompakterer Nachfolger erschienen. Die 13 wurde dabei in der Nummerierung ausgelassen.

Der TA 1210 ist auch von der Modellbezeichnung her der Urvater einer langen Reihe 12-stelliger TA-Tischrechner, die über den 1214 und weitere Modelle schließlich zum aktuellen TA J 1210 solar führt, siehe dazu auch Anzeigende Tischrechner von Triumph-Adler.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv-Nr. 4079, Seriennummer 500402, Adler, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig

Externe Links