Triumph-Adler 800

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Der Triumph-Adler 800 ist ein ca. 1971 erschienener, achtstelliger anzeigender Tischrechner. Er wurde im Büromaschinenlexikon als „elektronischer Kleinrechner“ bezeichnet und war gegenüber den zeitgleich angebotenen 12- und 16-stelligen Modellen 1200, 1210, 1620 und 1622 ein echtes Schnäppchen, nicht viel mehr als halb so teuer wie der 1200.

Der TA 800 wurde wie die größeren Modelle von Omron gebaut und entspricht technisch dem Omron 800, unterscheidet sich von diesem jedoch in der Tastatur, die die von Triumph-Adler gewohnte Form und Farben der Tasten hat. Auch sonst ist das Gehäuse nicht ganz identisch.

Funktional ist der Rechner auf das Elementarste beschränkt, nämlich auf die vier Grundrechenarten. Es gibt keine Möglichkeit, eine Konstante zu speichern, keine Prozenttaste, keinen Speicher und keinen Kommastellenschalter, und der einzige „Luxus“ ist eine [CI]-Taste zum Korrigieren der aktuellen Eingabe. Das Rechnen erfolgt in der Addiermaschinenlogik, also mit den Tasten [+=] und [−=], so dass keine [=]-Taste notwendig ist. Insgesamt sind also 17 Tasten vorhanden, von denen immerhin sieben die doppelte Größe haben – der Omron 800 hat nur drei große Tasten.

Während der Eingabe füllt sich das Display von rechts nach links, d.h. im Grundzustand steht die 0 ganz links und nicht wie üblich ganz rechts. Fehler oder negative Zahlen werden über zwei Glühlämpchen rechts neben der Anzeige dargestellt, die eine nicht unerhebliche Wärme entwickeln, soweit ich es bei meinem Exemplar aus dem Zustand des Anzeigemoduls um diese Lämpchen herum schließen kann. Vermutlich sollte man den Rechner nicht längere Zeit im Fehlerzustand oder mit einer negativen Zahl in der Anzeige stehen lassen!

Innenleben

Das Rechnerinnere unterscheidet sich von denen der meisten seiner Zeitgenossen, weil er „verkehrt herum“ aufgebaut ist, d.h. der Gehäuseboden fungiert als Deckel, und alle Komponenten einschließlich der Trafoeinheit sind an der Gehäuseoberschale befestigt. Besonders ungewöhnlich ist die Befestigung der Hauptplatine, denn sie ist mit zwei Metallstützen verschraubt, die wiederum in das Rahmenblech der Anzeigeeinheit eingehängt sind. Zusätzlich hängt die Platine an vier Kabelbäumen: Einer kommt vom Trafo, einer führt zur Tastatur, und zwei führen links und rechts zur Anzeigeeinheit. Die Platinenstecker sind jedoch nicht schwer zu lösen.

Weil die Anzeigeeinheit nicht an der Gehäuseoberschale befestigt ist, erhält sie ihre feste Position nur über die Platine, welche wiederum durch zwei auf der Tastaturplatine befestigte Gummipuffer fixiert wird.

Die Platine selbst wird von den drei schönen ICs dominiert, die vom Typ Omron Alpha-1 bis Alpha-3 sind. Die Ansteuerung der Anzeige erfolgt noch über diskrete Transistoren. Dahinter finden sich unter anderem die Komponenten zur Spannungsregelung, denn diese sind mit Ausnahme eines großen Spannungsregler-Transistors nicht Teil der Trafoeinheit. Am hinteren Rand der Platine befinden sich drei Messpunkte für -15, -25 und -58 V. -15 V ist u.a. die Versorgungsspannung der drei ICs, -25 V werden für den Taktgeber benötigt und -58 V für die Anzeige. Die Heizdrähte der Anzeigeröhren werden über einen Wechselstromkreis direkt vom Trafo versorgt.

Soweit man es dem Schaltplan entnehmen kann, kümmert sich Alpha-1 um die Tastaturabfrage und enthält vermutlich auch den Rechenkern. Er ist über nur fünf Leitungen mit Alpha-2 und Alpha-3 verbunden. Alpha-2 steuert über je einen Transistor die sieben Segmente der Anzeige an, während sich Alpha-3 über einen weiteren Transistor um den Dezimalpunkt kümmert und außerdem (zyklisch) die acht Anzeigestellen ansteuert, was acht weitere Transistoren erfordert. Die beiden Glühlämpchen werden über je einen Transistor von Alpha-1 angesteuert.

Zusammen bilden diese 18 Transistoren die lange Reihe hinter den drei ICs, wobei die mit einem weißen Punkt gekennzeichneten einen anderen Typ haben als der Rest – sie steuern nämlich die -58 V, mit denen die Anzeige arbeitet. Die vier Transistoren links hinten bilden den Taktgeber; sie sind vom selben Typ wie die für die beiden Glühlämpchen.

Übrigens unterscheidet sich die Platine des unten verlinkten Commodore C108, der ebenfalls eine OEM-Version des Omron 800 ist, in einigen Details von meiner Platine, insbesondere ist das rechte IC etwas weiter von dem davor liegenden Platinenstecker entfernt. Ob diese Platinenversion auch im TA 800 vorkommt, ist mir nicht bekannt, ebenso, welche Platinenversionen im Omron 800 verbaut wurden.

Verwandtschaft

Auf dem Omron 800 basieren neben dem TA 800 auch der bereits erwähnte Commodore C108, der Mida MC800, der Citizen Eight und möglicherrweise weitere.

Das Nachfolgemodell des TA 800 ist der TA 804, der auf dem Omron 800K basiert.

Von seiner Grundform her ist der TA 800 und nicht etwa der größere TA 1200 der Ausgangspunkt einer ganzen Reihe 8- und 12-stelliger Rechner bis hin zum TA 1216. Es gibt zwar verschiedene Gehäuseformen, aber diese unterscheiden sich nur bei genauerem Hinsehen vom Gehäuse des TA 800. Neben der dunkelgrauen, fast schwarzen Farbe der Oberschale und dem versenkt angeordneten Display ist die Anordnung des Netzschalters rechts hinten auf dem Gehäuse ein charakteristisches Merkmal.

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 4119, Seriennummer 561294, Zustand: noch nicht getestet

Externe Links