Archimedes L 17: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Stärke der Archimedes L- und LL-Modelle ist die vollautomatische Division. Anders als etwa bei den LK-Modellen oder einer schnöden Sprossenrad-Handkurbelmaschine kann der Dividend sogar per Knopfdruck links ausgerichtet werden. Trotz der Automatik muss man ein bisschen aufpassen, insbesondere ist es z.B. wie auf einfacheren Maschinen nötig, das Umdrehungszählwerk nach der Eingabe von Hand auf 0 zu stellen. Vergisst man das, ist das Ergebnis an der höchsten, also wichtigsten Stelle falsch!
 
Die Stärke der Archimedes L- und LL-Modelle ist die vollautomatische Division. Anders als etwa bei den LK-Modellen oder einer schnöden Sprossenrad-Handkurbelmaschine kann der Dividend sogar per Knopfdruck links ausgerichtet werden. Trotz der Automatik muss man ein bisschen aufpassen, insbesondere ist es z.B. wie auf einfacheren Maschinen nötig, das Umdrehungszählwerk nach der Eingabe von Hand auf 0 zu stellen. Vergisst man das, ist das Ergebnis an der höchsten, also wichtigsten Stelle falsch!
  
Beispiel 65536 ÷ 256: Zuerst wird die 65536 eingetippt, wobei es im Prinzip egal ist, an welcher Position. Anschließend betätigt man nicht die [+]-Taste, sondern das rechte der drei Hebelchen. Die 65536 wird nun linksbündig ins Resultatwerk übertragen. Anschließend muss man das Umdrehungszählwerk auf 0 setzen, und zwar ''nicht'' mit der [U]-Taste (dies würde den Wagen wieder nach links fahren), sondern manuell mit dem Löschhebel rechts oben am Wagen.  
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Beispiel 65536 ÷ 256: Zuerst wird die 65536 eingetippt. Anschließend betätigt man nicht die [+]-Taste, sondern das rechte der drei Hebelchen. Die 65536 wird nun linksbündig ins Resultatwerk übertragen. Wie weit linksbündig, kann man sogar einstellen, nämlich mit dem Tabulatorschieber links oben auf dem Wagen. Die Zahl auf der Tabulatorskala gibt dabei an, an welche Position die ''Einerstelle'' des Dividenden verschoben wird.
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Nach dem Einstellen des Dividenden muss man das Umdrehungszählwerk auf 0 setzen, und zwar ''nicht'' mit der [U]-Taste (dies würde den Wagen wieder nach links fahren), sondern manuell mit dem Löschhebel rechts oben am Wagen.  
  
 
Der Richtungshebel für das Umdrehungszählwerk muss (wie schon oben bei der Addition negativer Werte erwähnt) nach unten gestellt werden, denn es sollen ja Subtraktionen gezählt werden. Mit dem danebenliegenden Hebel wird die Divisionsautomatik gestartet. Praktischerweise sind beide Hebelchen so angeordnet, dass man sie gemeinsam bedienen kann. Es sieht sogar so aus, als hätte der Divisionshebel ursprünglich den Zählwerkshebel zwangsweise mit umgestellt, aber der kleine Zapfen ist an meiner Maschine wohl abgebrochen oder zumindest stark abgenutzt.
 
Der Richtungshebel für das Umdrehungszählwerk muss (wie schon oben bei der Addition negativer Werte erwähnt) nach unten gestellt werden, denn es sollen ja Subtraktionen gezählt werden. Mit dem danebenliegenden Hebel wird die Divisionsautomatik gestartet. Praktischerweise sind beide Hebelchen so angeordnet, dass man sie gemeinsam bedienen kann. Es sieht sogar so aus, als hätte der Divisionshebel ursprünglich den Zählwerkshebel zwangsweise mit umgestellt, aber der kleine Zapfen ist an meiner Maschine wohl abgebrochen oder zumindest stark abgenutzt.

Version vom 19:02, 1. Okt 2023

Die Archimedes L 17 ist eine elektromechanische Vierspezies-Rechenmaschine mit Volltastatur. Die Kapazität beträgt 9 × 9 × 17 Stellen (Eingabewerk/Zählwerk/Resultatwerk). Das genaue Baujahr ist mir nicht bekannt, aber es handelt sich um ein Vorkriegsmodell, das zwischen 1935 und 1940 gebaut wurde.

Die Archimedes L17 beherrscht die vollautomatische Division, nicht aber die vollautomatische Multiplikation. Für diese gab es allerdings ein Zusatzgerät zu kaufen, auf dem über eine eigene Tastatur der zweite Multiplikator eingestellt werden konnte. Auch ein Druckwerk, genannt Schreibeinrichtung, war optional erhältlich.

Meine LL 17 ist mir im Rahmen einer Entrümpelungsaktion zugefallen und ist das älteste Exemplar in meiner Sammlung. Sie wiegt knapp 17 kg, ist aber nicht meine schwerste Rechenmaschine – diese Ehre gebührt der wesentlich jüngeren Olympia ADE DO 1.

Varianten

Auszug aus der Preisliste
von 1939

Die L 17 hat mehrere sehr ähnliche Schwestermodelle, die L 14 (8 × 7 × 14), die L 9/14 (9 × 7 × 14) sowie die LL 14 (8 × 7 × 14), die LL 17 (9 × 9 × 17) und die LL 20 (10 × 11 × 20). Die LL-Varianten unterscheiden sich von den L-Modellen nur dadurch, dass sie ein breiteres Gehäuse hatten und auf bis zu 13 Tastenspalten ausgebaut werden konnten. Die Preisliste gibt 40,- RM für jede zusätzliche Tastenspalte an – ein Schnäppchen bei einem Gesamtpreis von 1955,- RM für die LL 20! Die L 17 hat nach der gleichen Preisliste 1415,- RM gekostet, das billigste Modell, die L 14, 1295,- RM.

Es gibt auch einige Modelle der Reihe LK. Sie sind den L bzw. LL sehr ähnlich, und auch sie beherrschen die vollautomatische Division, aber ihnen fehlt das automatische linksbündige Positionieren des Dividenden sowie das elektrische Löschen des Resultat- und Zählwerks.

Bedienung

Zurücksetzen

Vor jeder Rechnung sollte man sicherstellen, dass die Maschine im Grundzustand ist, also alle drei Werke auf 0 stehen und der Wagen ganz links ist (das unterscheidet eine Rechenmaschine grundlegend von einer Schreibmaschine, bei der der Wagen zu Beginn des Eingabe rechts stehen sollte!). Weil die Archimedes aus einer Zeit stammt, zu der sich Denglisch noch nicht etabliert hatte, gibt es keine [C]-Taste, sondern stattdessen die drei Löschtasten [0] für das Eingabewerk, [R] für das Resultatwerk und [U] für das Umdrehungszählwerk. Man kann alle drei Tasten gleichzeitig drücken, und den Rest erledigt die Maschine, einschließlich des Wagenrücklaufs.

Resultatwerk und Umdrehungszählwerk können über die Hebelchen am rechten Ende des Wagens auch manuell gelöscht werden. Das ist immer dann nötig, wenn das Löschen nicht zugleich den Wagen zurückschieben soll, also z.B. vor dem Start einer Division. Auch einzelne Ziffern können gelöscht werden, also auf 0 gesetzt werden. Da es keine Zifferntaste für die [0] gibt, muss man das kleine Schräubchen unterhalb der [1] nach unten ziehen. Eine zehnte Taste wäre hier wohl etwas zu viel mechanischer Aufwand gewesen, zumal dieser Schritt in der Praxis nur selten notwendig ist.

Addition und Subtraktion

Die Strichrechenarten funktionieren weitgehend intuitiv: Summanden eintippen und anschließend [+] oder [-] drücken. Vorher sollte man den kleinen mit Add beschrifteten Schalter nach rechts bewegen, was dazu führt, dass jeder Summand nach dem Addieren wieder aus dem Eingabewerk gelöscht wird. Man kann die Eingabe zwar auch direkt in den nächsten Wert „umtasten“, dabei besteht jedoch die Gefahr, dass man höhere Stellen übersieht und vergisst, sie auf 0 zu setzen.

Das Umdrehungszählwerk zählt normalerweise bei positiven Summanden aufwärts und bei negativen abwärts. Will man das Zählwerk als Postenzähler verwenden und auch negative Posten mitzählen (anstatt sie als Korrekturen wieder abzuziehen), kann man dessen Drehrichtung mit dem linken der drei Hebelchen umschalten. Wenn man abwechselnd positive und negative Zahlen addiert, muss man das Hebelchen jedesmal korrekt einstellen; sehr praktisch ist das also nicht.

Multiplikation

Anders als die Division läuft die Multiplikation nicht vollautomatisch ab. Sie muss also stellenweise durch die Verschiebung des Wagens erfolgen, so wie auch auf den meisten anderen mechanischen Rechenmaschinen.

Beispiel: 456 × 123: Wichtig ist, das der Add-Schalter links steht! Dann kann man die 456 eintippen und dreimal die [+]-Taste drücken. Anschließend verschiebt man den Wagen durch kurzes (!) drücken der [→]-TAste um eine Stelle nach rechts. Jetzt betätigt man die [+]-Taste zweimal, schiebt den Wagen noch eine Stelle nach rechts und drückt noch einmal auf [+]. Hat man alles richtig gemacht, sollte der zweite Multiplikator 123 jetzt im Umdrehungszählwerk stehen und im Resultatwerk das Produkt 56088.

Wenn man es eilig hat oder die Maschine schonen will, kann man auch mit der sogenannten verkürzten Multiplikation rechnen. Dies gilt grundsätzlich für die mechanische Multiplikation, weswegen ich an dieser Stelle nicht genauer darauf eingehe.

Division

Die Stärke der Archimedes L- und LL-Modelle ist die vollautomatische Division. Anders als etwa bei den LK-Modellen oder einer schnöden Sprossenrad-Handkurbelmaschine kann der Dividend sogar per Knopfdruck links ausgerichtet werden. Trotz der Automatik muss man ein bisschen aufpassen, insbesondere ist es z.B. wie auf einfacheren Maschinen nötig, das Umdrehungszählwerk nach der Eingabe von Hand auf 0 zu stellen. Vergisst man das, ist das Ergebnis an der höchsten, also wichtigsten Stelle falsch!

Beispiel 65536 ÷ 256: Zuerst wird die 65536 eingetippt. Anschließend betätigt man nicht die [+]-Taste, sondern das rechte der drei Hebelchen. Die 65536 wird nun linksbündig ins Resultatwerk übertragen. Wie weit linksbündig, kann man sogar einstellen, nämlich mit dem Tabulatorschieber links oben auf dem Wagen. Die Zahl auf der Tabulatorskala gibt dabei an, an welche Position die Einerstelle des Dividenden verschoben wird.

Nach dem Einstellen des Dividenden muss man das Umdrehungszählwerk auf 0 setzen, und zwar nicht mit der [U]-Taste (dies würde den Wagen wieder nach links fahren), sondern manuell mit dem Löschhebel rechts oben am Wagen.

Der Richtungshebel für das Umdrehungszählwerk muss (wie schon oben bei der Addition negativer Werte erwähnt) nach unten gestellt werden, denn es sollen ja Subtraktionen gezählt werden. Mit dem danebenliegenden Hebel wird die Divisionsautomatik gestartet. Praktischerweise sind beide Hebelchen so angeordnet, dass man sie gemeinsam bedienen kann. Es sieht sogar so aus, als hätte der Divisionshebel ursprünglich den Zählwerkshebel zwangsweise mit umgestellt, aber der kleine Zapfen ist an meiner Maschine wohl abgebrochen oder zumindest stark abgenutzt.

Wie auch immer, die Maschine rattert jetzt los, und zwar langsam genug, dass man beobachten kann, was passiert. Das Verfahren ist exakt das Gleiche, das man auch bei einer manuellen Division anwenden würde: Abziehen bis zum Unterlauf, einmal zurückdrehen, Stelle verschieben und so weiter. Anders als ein Mensch, der aufhören kann, wenn der im Resultatwerk angezeigte Rest 0 ist, die Division also aufgeht, arbeitet die Maschine konsequent bis zum Ende durch, also bis der Wagen wieder ganz links steht. Am Ende springt der Divisionshebel wieder in seine Ausgangslage zurück, und das Ergebnis kann im Umdrehungszählwerk abgelesen werden.

Was passiert eigentlich bei einer Division durch Null? Geht man nach den Kommentaren auf YouTube, ist dies die meistgestellte Frage zu mechanischen Rechenmaschinen. Die Antwort ist einfach: Keine Explosion, kein schwarzes Loch, sondern ganz langweilig: Die Maschine zieht 0 von der höchsten Stelle des Dividenden ab, und zwar solange, bis dabei ein Unterlauf auftritt – also für immer.

In der Not könnte man einen solchen Rechenvorgang durch das Ausstecken der Maschine stoppen, aber dann befinden sich Teile der Mechanik noch im Divisionsmodus, und das Zurücksetzen der Maschine in den Grundzustand ist mit viel Fummelei verbunden und ohne das Öffnen des Gehäuses nicht möglich. Deswegen haben die Archimedes L und ihre Verwandten für genau diesen Fall eine Divisions-Unterbrechungstaste. Diese funktioniert auch, aber man muss dazu wissen, dass man zunächst irgendeine Ziffer eintasten muss, denn die Unterbrechung bzw. das Zurücksetzen erfolgt erst nach der nächsten Rechenoperation! So lange der Divisor 0 ist, wird nichts gerechnet, und die Taste bleibt funktionslos.

Werdegang meiner Maschine

Ich habe die Maschine 2010 erhalten, allerdings ohne Informationen über ihre Geschichte. Ich weiß nur, dass eine Firma, die die Geschäfts- oder Lagerräume eines Büromaschinenhändlers übernommen hat, beim „Ausmisten“ etliche alte Rechenmaschinen gefunden und verschenkt hat. Zu diesen gehören auch zwei meiner Facit CM2-16, die beide zunächst defekt bzw. verklemmt waren, meine Nisa PK 5, die zumindest ansatzweise zu funktionieren scheint, eine funktionsfähige Facit C1-13, sowie einige weitere defekte und/oder noch nicht genauer untersuchte Maschinen, wie z.B. die Brunsviga G 89 E. Daraus kann man also schlecht schließen, ob die Archimedes L 17 damals noch funktioniert hat oder nicht. Wie auch immer, ich habe die Maschine wegen anderer Prioritäten erst einmal in meinen Keller gestellt und mehr oder weniger vergessen (abgesehen von einem Umzug einige Jahre später, bei dem mir die 17 kg sicher aufgefallen sind!).

Erst im Jahr 2023 ist mir die Maschine erneut aufgefallen, weil sie in meiner Datenbank gefehlt hat. Nach dem Entfernen einer Staubschicht waren Hersteller- und Modellbezeichnung lesbar, und ich habe Internet nachgesehen, um was es sich dabei überhaupt handelt. Als ich dann gesehen habe, dass es sich um ein Vorkriegsmodell handelt, war mein Interesse geweckt. Weil mich ich zu diesem Zeitpunkt schon wesentlich mehr mit mechanischen Rechenmaschinen beschäftigt hatte und auch die eine oder andere verklemmte Maschine wieder zum Laufen gebracht habe, konnte ich es riskieren, zumindest einen genaueren Blick ins Innere zu werfen.

Dort sah die Maschine wesentlich besser aus als erwartet, keine Korrosion, alles schien noch beweglich zu sein, und sogar etwas Öl war noch vorhanden. Es ist unklar, wann sie zuletzt in Betrieb war, aber es ist möglich, dass es noch gar nicht so lange her ist. War die Maschine vielleicht ein gut gepflegtes und vielleicht noch bis in die 1990er- oder sogar 2000er-Jahre gelegentlich vorgeführtes Ausstellungsstück des erwähnten Büromaschinenherstellers?

Wie auch immer, so gut die Mechanik ausgesehen hat, so suspekt ist mir die Elektrik erschienen, zumal die Maschine nicht geerdet war, also keine Schutzkontakte am (nicht mehr vorhandenen) Netzkabel gehabt hat. Die Mechanik ließ sich zwar von Hand durchdrehen, aber irgendwie war die Maschine in einer Art Endlosschleife gefangen und ließ sich nicht in den Grundzustand bringen.

An einem Wochenende im September 2023 habe ich alle Probleme behoben (siehe Archimedes L 17/Reparatur). Die Maschine funktioniert, und ein sporadisches Steckenbleiben lässt sich vermutlich mit einer ohnehin geplanten gründlicheren Reinigung und etwas Öl beheben.

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 94, Seriennummer 1374, Zustand: funktionsfähig nach Neuverkabelung, optisch für das Alter gut.

Externe Links