Brunsviga Nova 13

Aus Rechnerwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Brunsviga Nova 13

Der Brunsviga Nova 13 ist eine mechanische Vierspeziesmaschine mit einer Kapazität von 10 Stellen im Einstellwerk, 8 im Zählwerk und 13 im Resultatwerk. Das Rechenwerk basiert auf Sprossenrädern. Mein Exemplar ist von ca. 1934.

Die Nova 13 war zusammen mit dem technisch kaum veränderten Nachfolgemodell 13 die meistverkaufte Vorkriegs-Rechenmaschine von Brunsviga; zwischen 1927 und 1943 wurden etwa 32.500 Exemplare gebaut, eine Zahl, der erst nach dem Krieg von der 13 RK überboten wurde. Es ist unbekannt, welcher Anteil davon auf die Nova 13 entfällt. Laut den mir vorliegenden Seriennummern muss der Modellwechsel ca. 1936 erfolgt sein, so dass zumindest in erster Näherung etwa gleich viele Nova 13 und 13 gebaut wurden. Das entspricht auch etwa dem Verhältnis, in dem die Maschinen heute bei Online-Auktionen und auf Seiten von Sammlern auftauchen.

Mein Exemplar ist eine der jüngeren Nova 13. Abgesehen von dem vermutlich schon ab Werk eingeprägten Schriftzug „Münchenerrück“ unterscheidet es sich von den früheren Versionen dadurch, dass die Bezeichnung „Nova 13“ auf dem Schlitten über der Seriennummer steht und nicht direkt unter dem Brunsviga-Schriftzug.

Die Nova 13 kann als Nachfolgerin der MB betrachtet werden, ist aber eine völlig neue Konstruktion. Die aus Anwendersicht wesentliche Verbesserung ist das Einstellkontrollwerk, außerdem wurde das Einstellwerk von 9 auf 10 Stellen vergrößert. Das Löschen erfolgt jetzt über Hebel statt über Flügelräder, was deutlich schneller geht. Es ist aber keine triviale Änderung, denn technisch gesehen erfordert das Löschen immer eine vollständige Umdrehung, so dass die Hebelmechanik ein Übersetzungsgetriebe erfordert und außerdem eine Feder und einen „Freilauf“ für das Zurückbewegen des Hebels.

Technik

Die Nova 13 ist eine für ihre Zeit untypische Brunsviga-Maschine, denn sie hat das Zählwerk im Schlitten und nicht oberhalb des Einstellkontrollwerks. Darüber hinaus hat das Zählwerk keinen Zehnerübertrag. Damit entspricht dieses Modell vom Aufbau her dem „klassischen“ Odhner-Entwurf und auch den drauf basierenden ersten Brunsviga-Modellen. Es ist die vermutlich einfachste Methode, eine echte Vierspeziesmaschine zu bauen.

Abgesehen davon ist die Nova 13 eng mit den anderen Nova-Modellen verwandt, insbesondere mit den „kleinen“ Modellen Nova 13 Z, Nova 13 ZG und Nova 13 ZK, mit denen sie sich nicht nur die Kapazität teilt, sondern auch die Stellenteilung, also den horizontalen Abstand zwischen zwei Stellen. Dieser beträgt 6 mm, ein Maß, dass zuvor schon bei den „Miniatur-Maschinen“ MA, MB und MD verwendet worden war. Ganz im Sinne des mit der Nova-Serie begonnenen Austauschbaus teilt sich die Nova 13 möglichst viele Bauteile mit den anderen Nova-Modellen.

Während der fehlende Zehnerübertrag bei den meisten Rechenaufgaben kein Problem ist (siehe unten), vereinfacht es die Maschine gegenüber ihren Schwestern nicht unerheblich: Zum einen kann der nicht ganz triviale Mechanismus zum Zehnerübertrag entfallen, zum anderen die Umschaltmechanik, die zum Zählen von Subtraktionen statt Additionen notwendig ist. Die Anzeigerädchen sind nicht von 0 bis 9 beschriftet, sondern von 0 ausgehend in beide Richtungen bis 9, wobei die gezählten Subtraktionen mit roten Ziffern angezeigt werden. Genau genommen gibt es nur eine (rote) 9, so dass die Zählwerksrädchen insgesamt 18 Positionen haben. Damit sie trotzdem in den Schlitten passen, sind die Ziffern und damit auch die zugehörigen Anzeigeöffnungen kleiner als die des Resultatwerks.

Bei Brunsviga hat es nach dem weitgehend baugleichen Nachfolgemodell 13 keine weiteren Maschinen ohne Zehnerübertrag gegeben. Von Odhner gab es solche Maschinen jedoch noch bis zuletzt, z.B. die Odhner 237. Ein im Schlitten sitzendes Zählwerk ist bei Brunsviga erst in den 1960er-Jahren wieder aufgetaucht, als die Brunsviga-Werke bereits in die Olympia AG aufgegangen waren. Die Brunsviga 13 RM ist jedoch eine völlige Neukonstruktion und technisch nicht mit der Nova 13 verwandt.

Rechnen ohne Zehnerübertrag im Zählwerk

Einschränkungen beim Rechnen ergeben sich durch das vereinfachte Zählwerk nur wenige. Das liegt daran, dass die üblichen Verfahren zum Multiplizieren und Dividieren darauf basieren, dass man stellenweise addiert oder multipliziert, so dass man bei korrekter Durchführung nie mehr als neunmal pro Stelle vorwärts- oder rückwärts kurbeln muss. Das gilt auch für das Toepler-Verfahren zum Wurzelziehen.

Auch die verkürzten Multiplikation ist grundsätzlich möglich, allerdings steht am Ende im Zählwerk nicht der zweite „eingekurbelte“ Faktor, sondern eine gemischt rot-weiße Zahl, die sich aus den Kurbelumdrehungen je Stelle ergibt. Völlig unmöglich ist das alternative Divisionsverfahren, bei dem abwechselnd bis in den Unter- und Überlauf gekurbelt wird.

Will man eine Vierspeziesmaschine wie die Nova 13 als Addiermaschine missbrauchen, hat man evtl. Bedarf für einen Postenzähler. Dafür eignet sich ein Zählwerk ohne Zehnerübertrag natürlich nicht, aber man kann sich behelfen, indem man an der höchsten (10.) Stelle eine 1 einstellt und damit den linken Teil des Resultatwerks als Zähler nutzt. Es bleiben dann immer noch acht oder (wenn man auf eine Leerstelle verzichtet) sogar neun Stellen für die zu summierenden Zahlen, was in vielen Fällen ausreichen dürfte.

Ähnliche Modelle

Die Brunsviga 13 unterscheidet sich äußerlich von der Nova 13 durch Löschhebelgriffe aus Kunststoff und ein aufgesetztes Brunsviga-Logo. Allerdings ist unsicher, ob der Wechsel exakt zeitgleich mit dem Wegfallen des Begriffs „Nova“ erfolgt ist: Auf Wikimedia Commons findet sich nämlich ein Bild einer 13 mit Metallgriffen, wobei man natürlich nicht ausschließen kann, dass im Laufe der Zeit auch Hybride entstanden sind.

Eine besonders sonderbare Nova 13 wurde Anfang 2024 bei eBay angeboten: Die Maschine ist laut ihrer Seriennummer etwas älter als meine und hat auch metallene Löschhebelgriffe, ist aber im Brunsviga-Grün der frühen 1950er-Jahre lackiert, wie z.B. meine 13 R. Außerdem hat sie auch die hellen Kommaschieber und das aufgesetzte Brunsviga-Logo der 13 R. Aus dem sehr gebraucht wirkenden optischen Zustand konnte man schließen, dass dies kein Werk eines Sammlers war, abgesehen davon, dass niemand eine Maschine so „falsch“ restaurieren würde. Es ist also denkbar, dass die Maschine nach dem Krieg von Brunsviga selbst „refurbished“ wurde, wie man heute sagen würde. Sollte das zutreffen, könnte es weitere Exemplare dieser Art geben.

Wie schon beschrieben, weichen die Nova 13 und das Nachfolgemodell 13 wegen ihres im Schlitten sitzenden Zählwerks von den anderen Brunsviga-Modellen dieser Zeit ab. Es gibt jedoch zwei vereinfachte zeitgenössische Modelle mit dem gleichen Grundaufbau: Bei der Nova 13 M wurde auf das Einstellkontrollwerk verzichtet, und bei der noch weiter vereinfachten 13 P sind auch einige Sperrvorrichtungen entfallen, und die Löscheinrichtungen wurden vereinfacht. Die 13 P war vor allem ein Exportmodell.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 4846, Seriennummer 144040, Baujahr ca. 1934, Zustand: funktionsfähig

Externe Links