Olympia 1192.060

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Olympia 1192.060

Die Olympia 1192.060 ist eine elektromechanische Addiermaschine mit 9 Eingabe- und 10 Ausgabestellen. Mein Exemplar ist von 1959, was vermutlich auch das Erscheinungsjahr ist.

Diese Maschine ist die Nachfolgerin der 192.060, was sich auch an der Typenbezeichnung erkennen lässt. Die führende 1 weist auf eine Vertreterin der Baureihe D2 hin, 192 kennzeichnet eine Maschine mit der Kapazität 9/10 und einer Nullentaste, und 060 den elektrischen Antrieb ohne weitere Extras. Anders als die 1182.050 ist die 1192.060 wie ihre Vorgängerin saldierend, d.h. sie kann unter null rechnen.

Am Funktionsumfang hat sich gegenüber dem Vorgängermodell nichts verändert. Umgewöhnen muss man sich nur bei der [R]-Taste, die von links nach rechts gewandert ist, was den Vorteil hat, dass man sie jetzt zusammen mit der [+]-Taste drücken kann.

Es gibt eine neuere Farbvariante dieses Modells mit hellen Zifferntasten. Auch gibt es eine Version mit drei Nullentasten, die 1193.060.

Das Nachfolgemodell ist die 1967 erschienene AE 10 (2193.060) – Versionen mit nur einer Nullentaste hat es in dieser Baureihe nicht mehr gegeben.

Aufbau

Im hinteren Bereich wurden die charakteristischen Flügeltüren der Baureihe D1 durch eine Art Heckklappe ersetzt, an der Papiertrommel und Farbbandführung befestigt sind. Die Klappe wird über ein rechts hinten angebrachtes Hebelchen entriegelt.

Das Gehäuse der 1192.060 wird genau wie das des Vorgängermodells geöffnet. Der obere Teil wird von vier seitlichen Schrauben gehalten, so dass man die Maschine nicht umdrehen muss. Zuvor sollte man die Kappe des Löschhebels abschrauben. Die Bodenplatte ist mit vier weiteren Schrauben am Rahmen befestigt.

Im Inneren zeigen sich gravierende Unterschiede zur Vorgängerbaureihe: Der Antriebsmotor ist jetzt quer vor der Tastatur angeordnet und damit parallel zur Hauptwelle des Rechenwerks. Das Winkelgetriebe konnte deshalb durch einen vermutlich billigeren Antrieb über einen Zahnriemen und ein Vorgelege ersetzt werden. Der Motor ist ein Kondensatormotor, und der dafür notwendige Kondensator ist mit seinem Metallgehäuse unübersehbar.

Hatten die handbetriebenen und elektrischen Modelle der Baureihe D1 das gleiche Gehäuse, sind die Gehäuse bei der Baureihe D2 völlig anders gestaltet. Verglichen mit der 1182.030 ist die 1192.060 nicht nur nach vorne verlängert – wegen des dort angeordneten Motors – sondern hat auch eine modernere Formgebung. Das Rechenwerk ist verglichen mit den handbetriebenen Modelle breiter geworden und kann bis zu 12 Ausgabestellen aufnehmen. Ausgenutzt wird die volle Breite von den Modellen 1122.060 und 1132.060.

Bei meinem Exemplar hat sich der Zahnriemen (Teil-Nr. PGZ 11/2270 bzw. 11.2270) im Laufe der Zeit vollkommen aufgelöst. Ein Ersatz ist leider schwer zu beschaffen, denn Olympia hat seltsamerweise eine abseits der heutigen Normen liegende Zahnteilung verwendet – weder die metrischen 5 mm noch die zöllischen 5,08 mm (1/5 Zoll), sondern etwas mehr, vielleicht 5,5 mm. Die Zollriemen passen zwar um das Motorritzel, aber nicht um das größere Zahnrad. Ich habe es nicht probiert, aber zumindest zu Demonstrationszwecken könnte ein solcher Riemen trotzdem funktionieren, denn auf eine exaktes Umdrehungsverhältnis kommt es hier ja nicht an. Das „schnelle“ Austauschen der Riemen zwischen zwei Maschinen dieser Baureihe (das schließt auch die in diesem Bereich baugleiche RAS 3/12 ein) ist leider nicht möglich, denn dafür müssen einige Kabelverbindungen gelöst sowie ein Zahnradsatz ausgebaut werden. Letzterer ist bei meiner 1192.060 übrigens mit einer Schraube befestigt, während es bei den jüngeren mir vorliegenden Maschinen dieser Baureihe eine Sicherungsscheibe ist.

Dass mein Exemplar der 1192.060 ein sehr frühes ist, zeigt sich nicht nur am Baujahr (der Motorkondensator trägt das Datum 4/59) und am Zustand des Zahnriemens, sondern auch an der niedrigen Seriennummer. Der Netzanschluss ist ebenfalls ein Hinweis: Es gibt noch kein Schild mit den Anschlussdaten, und der Stecker selbst hat kein Gehäuse, man kann also an den Kontaktstiften vorbei ins Rechnerinnere schauen!

Apropos Netzstecker: Anders als die Maschinen der Baureihe D1 sind die der Reihe D2 nicht geerdet, haben also keinen Schutzkontakt-Stecker. Spätere Exemplare tragen das Symbol für die Schutzklasse zwei, also mit verstärkter bzw. doppelter Isolierung, ohne dass sich an der Ausführung der Elektrik etwas Grundlegendes geändert hat. Insbesondere die nicht zusätzlich gesicherten Verbindungen in der Lüsterklemme vertragen sich m.E. nicht mit den Anforderungen der Schutzklasse 2. Sollte sich eine dieser Litzen lösen, könnte sie nämlich mit dem Rahmen oder dem Metallgehäuse in Berührung kommen!

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 5006, Seriennummer 3854, Baujahr 1959, Zustand: Zahnriemen hin, Rest scheint ok zu sein

Externe Links