Olympia 132.965: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Rechnerwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
 
(19 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Die [[Olympia]] '''ADE DO 1''' (132.965-01) ist das größte, schwerste und sperrigste Gerät in meiner Sammlung. Die elektromechanische Maschine bringt 21 kg auf die Waage, ist 46 cm tief und hat eine 57 cm breiten Wagen für bis zu 46 cm breites Papier.
+
__NOTOC__
 +
[[Bild:Olympia 132.965.jpg|thumb|300px|Olympia ADE 132.965]]
 +
Die '''Olympia 132.965''' (Vertriebsbezeichnung ADE) ist elektromechanische [[Breitwagen|Springwagen]]-Buchungsmaschine, von Olympia als „Buchungsautomat“ bezeichnet. Die Kapazität beträgt 11 Stellen in der Ein- und Ausgabe. Es ist eine Triplexmaschine mit drei Rechenwerken, von denen zwei saldierend sind, also unter null rechnen können.
  
Leider fehlt mir eine Anleitung, so daß ich die Funktionen und Bedienungsweise der Maschine nur durch Probieren herausfinden kann.
+
Die Maschine ist das größte, schwerste und sperrigste Gerät in meiner Sammlung. Sie bringt 21 kg auf die Waage – 3 kg davon entfallen bereits auf das Gehäuse – ist 46 cm tief und hat einen 57 cm breiten Wagen für bis zu 46 cm breites Papier. Die Maschine benötigt eine gewisse Ellenbogenfreiheit: Befindet sich der Wagen in einer der äußeren Postionen, ist sie sogar 72 cm breit!
  
Addieren und Subtrahieren geht wie bei einer normalen Rechenmaschine, soviel habe ich schon herausgefunden. Aber die Maschine kann wesentlich mehr, sie verfügt über ein zweites Rechenwerk, über Tabulatorfunktionen und über etliche Zusatztasten, deren Zweck ich im Moment noch nicht einmal erahne.  
+
== Einordnung ==
 +
Trotz ihres modernen Aussehens und ihrer vielen Zusatzfunktionen gehört die Mitte der 1960er-Jahre entwickelte 132.965 zur [[Baureihe D1 (Olympia)|Baureihe D1]], stammt im Kern also aus den frühen 1950er-Jahren. Das Basismodell ist die [[Olympia 122.060|122.060]] (eine Nullentaste) bzw. [[Olympia 132.060|132.060]] (drei Nullentasten). Weitere verwandte Maschinen in meiner Sammlung sind die [[Olympia 132.160|132.160]] mit Schiebewagen und die Duplexmaschine [[Olympia 132.763|132.763]] mit Schüttelwagen. Alle diese Maschinen arbeiten mit einem Zahnsegment-Rechenwerk (oft nicht ganz korrekt als Zahnstange bezeichnet) und haben eine oszillierende Hauptwelle, anders als z.B. die jüngeren [[Olympia AE 11|AE-Modelle]], bei denen die Hauptwelle rotiert.
  
Im Gegensatz zu einfachen mechanischen Addiermaschinen der gleichen Zeit verfügt das Druckwerk links neben den Typenhebeln für die Ziffern einige Typenscheiben, die an die [[Abwälzdrucker]] elektronischer Rechenmaschinen erinnern.  
+
Die Bezeichnung „ADE“ für diese Maschine ist nicht eindeutig, ebenso wenig die Angabe „ADE DO 1“ auf dem Typenschild. So finden sich unter dieser Vertriebsbezeichnung auch andere Maschinen, die oft etwas aus dem Rahmen gewöhnlicher Addiermaschinen fallen, z.B. das Modell [[Olympia 132.764|132.764]] mit einem Schüttelwagen. Im Grunde bezeichnet „ADE“ also nur eine Maschine der Baureihe D1 mit modernerem Gehäuse.
 +
 
 +
== Grundsätzliches ==
 +
[[Bild:Olympia 132.965 Prospektbild.jpg|thumb|300px|Bild aus dem unten verlinkten Prospekt, (c) Olympia AG]]
 +
Der Buchungsautomat ist primär zum Ausfüllen von Buchungsformularen bzw. „Kontenkarten“ konzipiert, die von Olympia bezogen werden konnten. Zwar kann man in den Wagen auch Papierbögen oder Rollenpapier einspannen, aber die Maschine ist mit einer sogenannten Vorsteckeinrichtung ausgestattet, die das Einführen der Kontenkarten von vorne erlaubt, was schneller geht und exakter ist als die Zufuhr von hinten. Es gab als Extra sogar eine spezielle Vorsteckeinrichtung mit „halbautomatischer Zeilenfindung“, die anhand von in die Karte gestanzten Schlitzen die erste Buchungszeile (also die erste zu bedruckende Zeile) gefunden hat und beim Herausnehmen der Karte die Schlitze für die nächste Verwendung gestanzt hat.
 +
 
 +
Der Wagen ist breit genug, um links neben den z.T. ohnehin schon überbreiten Kontenkarten eine Papierrolle unterzubringen. Die entsprechende Rollenhalterung ist bei meiner Maschine leider nicht mehr vorhanden. Bilder im Prospekt zeigen, wie Rolle und Kontenkarte gleichzeitig eingesetzt sind. Möglicherweise gab es also Anwendungen, bei denen parallel auf die Rolle und die Karten gedruckt wurde, denn man kann ja nicht den Papiervorschub für das eine oder andere separat steuern. Weil es nur eine Papiertrommel gibt, müsste das Einziehen einer Karte von vorne allerdings dazu führen, dass das Rollenpapier nach hinten heraustransportiert wird. Wie es in der Praxis gemacht wurde, kann ich nicht sagen; vielleicht sind es doch nur reine Prospektbilder ohne praktische Bedeutung.
 +
 
 +
Anders als alle anderen Modelle mit der Nummer 132 einschließlich des „kleineren“ Schwestermodells [[Olympia 132.964|132.964]] hat das Spitzenmodell 132.965 eine nur 11-stellige Ausgabekapazität. Der Grund liegt darin, dass das Typensegment für die 12. Stelle zum Drucken von sogenannten Kurztext-Symbolen genutzt wird (siehe unten). Das Verhalten bei einem Überlauf ist nicht sehr ausgefeilt: Die Rechnung 99999999999 + 1 ergibt im ersten Rechenwerk eine 1 und im zweiten -99999999998. Nur das dritte (nicht saldierende) Rechenwerk liefert die erwartete 0. Doch eine korrekte Buchführung würde durch einen Überlauf ohnehin gesprengt werden!
 +
 
 +
== Bedienung ==
 +
=== Tastatur ===
 +
Auf der Tastatur der 132.965 befinden sich 39 Tasten und zwei Hebelchen - etwa so viel wie bei einem gut ausgestatteten elektronischen Tischrechner und deutlich mehr als bei einer einfachen Addiermaschine wie dem Basismodell [[Olympia 132.060|132.060]] oder der Schüttelwagenmaschine [[Olympia 132.763|132.763]]. Wenn man wie ich kein Handbuch hat, steht man erst einmal etwas ratlos davor.
 +
 
 +
Die Sache wird jedoch wesentlich übersichtlicher, wenn man sich die zehn kleinen Tasten auf der linken Seite erst einmal wegdenkt. Sie dienen dem Druck von Kurztext-Symbolen (siehe unten) und sind für die eigentlichen Rechnerfunktionen völlig unerheblich. Die mit T bzw. I, II oder III beschrifteten Tasten auf der rechten Seite hängen mit den verschiedenen Rechenwerken zusammen und können beim ersten Vertrautmachen mit der Maschine ebenfalls ignoriert werden.
 +
 
 +
Die [↑]- und [↔]-Tasten entsprechen den gleich beschrifteten Tasten an einer Schüttelwagenmaschine: Beide kann man als Eingabetasten verstehen, die die eingetippte Zahl drucken und soweit vom Programm vorgesehen auch addieren. Die [↑]-Taste führt anschließend einen Papiervorschub aus, die [↔]-Taste bewegt den Wagen stattdessen in die nächste Spalte.
 +
 
 +
Die Linkspfeil-Taste links oberhalb des Ziffernblocks löst einen Wagenrücklauf aus, die darunter liegende Rechtspfeiltaste dient, wie die Welle andeutet, zum Überspringen einer Spalte, wenn dort nichts eingegeben werden soll.
 +
 
 +
=== Betrieb als Addiermaschine ===
 +
Wie auch die 132.763 kann auch die 132.965 als einfache Addiermaschine betrieben werden, wenn man die Wagenbewegung abschaltet. Dazu muss das links angeordnete Hebelchen in die obere Position geschaltet werden (dabei etwas nach links drücken!). Damit die programmierte Automatik für die aktuelle Spalte nicht das Rechnen verhindert, muss man außerdem die [A Stop]-Taste einrasten. Dafür muss man sie (relativ kräftig) eindrücken und dabei etwas nach vorne ziehen.
 +
 
 +
Jetzt haben wir eine normale Addiermaschine, mit der wir wie gewohnt (und untereinander!) addieren, subtrahieren und mit Hilfe der [R]-Taste auch multiplizieren können. Im Ausdruck wird das Abschalten der Automatik durch ein über einem Punkt stehendes A gekennzeichnet.
 +
 
 +
Eine Besonderheit dieser Maschine ist, dass sie führende Nullen druckt – allerdings nur dann, wenn sie auch bewusst eingetippt wurden. Bei Geldbeträgen ist das weniger sinnvoll, aber Kunden-, Konto-, Beleg- und andere Nummern können je nach Konvention durchaus mit einer Null anfangen.
 +
 
 +
=== Die weiteren Rechenwerke ===
 +
Die 132.965 ist eine Triplexmaschine, d.h. sie hat drei Rechenwerke, die man auch völlig unabhängig von der Wagensteuerung verwenden kann.
 +
 
 +
Das zweite Rechenwerk hat eine Besonderheit: Es fungiert als Grand-Total-Speicher, d.h. es summiert die Endergebnisse von im ersten Rechenwerk gebildeten Summen auf. Rechnet man z.B.  123 [+] 456 [+] 789 [*] und anschließend 1000 [+] 2000 [*], enthält der zweite Rechenwerk die Gesamtsumme 4368. Abgerufen werden kann dieser Wert, indem man zunächst die Taste [II] drückt, die als Vorwahltaste für Operationen mit dem zweiten Speicher dient, und dann die [*]-Taste.
 +
 
 +
Man sollte übrigens nie vergessen, das zweite Rechenwerk vor solchen Berechnungen mit der Tastenfolge [II][*] zu löschen, sonst enthält es möglicherweise noch einen Wert aus einer früheren Rechnung! Anders als eine elektronische Maschine löscht die 132.965 beim Einschalten nämlich keine „Speicherinhalte“, zumal sie technisch gesehen ohnehin nicht eingeschaltet wird, sondern in dem Moment rechenbereit ist, in dem sie mit einer Seckdose verbunden wird. Die „Logik“ der Maschine kann also nicht zwischen fünf Minuten Kaffeepause und einem langen Wochenende unterscheiden.
 +
 
 +
Wie gesagt dient die [II]-Taste als Vorwahltaste. Man kann damit auch direkt im 2. Rechenwerk rechnen, z.B. 123 [II][+] 456 [II][−] [II][◇] 999[II][+] [II][*].
 +
 
 +
Weil das zweite Rechenwerk wie gesagt beim Rechnen mit dem ersten verändert wird, sollte man unabhängige Berechnungen lieber im dritten Rechenwerk ausführen. Das funktioniert wie beschrieben, nur mit der [III]-Taste als Vorwahltaste. Dabei gilt allerdings die Einschränkung, dass das dritte Rechenwerk nicht unter null rechnen kann.
 +
 
 +
Warum es auch eine Vorwahltaste für das erste Rechenwerk gibt, ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Der Unterschied besteht zunächst nur darin, dass entsprechende Summanden oder Ergebnisse im Druck explizit mit I gekennzeichnet werden, was gemischte Berechnungen evtl. etwas übersichtlicher macht. Doch es gibt einen weiteren Unterschied: In diesem Fall wird  nämlich ''keine'' Gesamtsumme im zweiten Rechenwerk gebildet!
 +
 
 +
Mit den Tasten [T◇] und [T*] wird der Inhalt des zweiten Rechenwerks in das erste übertragen – im ersten Fall analog zu einer Zwischensumme, also ohne ihn zu löschen. Man kann auch Werte zwischen anderen Rechenwerken übertragen, aber wie es genau funktioniert, muss ich noch herausfinden.
 +
 
 +
=== Programmierung ===
 +
Aus Anwendersicht ist das Arbeiten mit der Maschine, wenn sie einmal korrekt eingerichtet ist, nicht sehr kompliziert. Das Denken bei der Eingabe – eine beliebte Fehlerquelle! – wird durch die Automatisierung so weit wie möglich vermieden, ähnlich wie es bei Computerprogrammen der Fall ist (oder zumindest sein sollte). Laut Prospekt tippt der Anwender nur Zahlen ein sowie zur Spaltenweiterschaltung die „Horizontaltaste“ genannte [↔]-Taste.
 +
 
 +
Die eigentliche Kunst ist die Anpassung an bestimmte Formulare über die sogenannte „Steuerbrücke“ im Wagen. Hier werden nicht nur, wie bei eifacheren Schiebe- und Schüttelwagenmaschinen, die Spaltenpositionen bzw. Tabulatoren festgelegt. Laut Prospekt enthält die Steuerbrücke bis zu vier Programme, die vom Anwender ausgewählt werden können, doch wie diese Umschaltung von der Maschine erkannt wird bzw. nach welchen Regeln die vielen Stecker als vier verschiedene Programme interpretiert werden, ist mir noch ein Rätsel. Möglicherweise befindet sich auf meiner Steuerbrücke auch nur ein Programm.
 +
 
 +
Leider fehlt mir eine Anleitung, so dass ich die Funktionen und Bedienungsweise der Maschine und insbesondere die Programmierung nur durch Probieren herausfinden kann, d.h. ich muss einen Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Maschine und der der Position der Programmierstecker finden. Dieser Prozess ist im Moment noch nicht einmal ansatzweise abgeschlossen.
 +
 
 +
=== Datumsstempel ===
 +
Im Gegensatz zu einfachen mechanischen Addiermaschinen der gleichen Zeit verfügt das Druckwerk links neben den Typenhebeln für die Ziffern einige Typenscheiben, die an die [[Abwälzdrucker]] elektronischer Rechenmaschinen erinnern. Doch dahinter steckt nicht viel mehr als ein für Bürobetriebe typischer Datumsstempel: Man durch Verdrehen dieser Scheiben von Hand ein Datum einstellen; vom Rechner gesteuert wird dieser Teil nicht. Dabei kann man den Tag und den in Römischen Zahlen angegebenen Monat über kleine Hebelchen verstellen, nur für das Jahr muss man die Scheibchen direkt drehen. Weil man die dem Papier zugewandten Typen beim Drehen nicht sehen kann, sind die Zahlen in der richtigen Orientierung so eingeprägt, dass der sichtbare Wert dem Benutzer zugewandt ist, wenn die entsprechende Zahl in der Druckposition ist. Man sollte dafür aber gutes Licht und/oder guten Augen haben!
 +
 
 +
In welche Spalte das Datum gedruckt wird, ergibt sich aus der Programmierung der Steuerbrücke; manuell kann der Druck nicht ausgelöst werden. Mann kann den Datumsdruck übrigens leicht am Geräusch vom Zahlendruck unterscheiden.
 +
 
 +
=== Kurztext-Symbole ===
 +
Links auf der Tastatur befinden sich zehn Tasten mit „Kurztext-Symbolen“ (so wird es im Prospekt genannt). Diese haben keinen Einfluss auf die Berechnung, sondern dienen wie das Datum nur zum korrekten Ausfüllen der Formulare. Interessanterweise sind diese Symbole nicht bei allen Maschinen gleich – auf der im Prospekt abgebildeten Tastatur befinden sich andere Kürzel als auf meinem Exemplar. Vermutlich hängen die Kürzel von der Branche oder dem Einsatzzweck der Maschine ab und mussten schon bei der Bestellung ausgesucht werden, denn ohne Weiteres ändern kann man sie nicht: Dafür müsste das entsprechende Typensegment ausgetauscht werden. Da diese Segmente sicher nicht individuell hergestellt worden sind, gab es vermutlich eine beschränkte Auswahl aus „üblichen“ Symbolkombinationen.
 +
 
 +
In welche Spalte ein Symbol gedruckt wird, ergibt sich wie beim Datum aus der Programmierung der Steuerbrücke. Meiner Maschine ist so programmiert, dass Datum und Kurztext-Symbol über einen breiten Programmierstecker gemeinsam gedruckt werden.
 +
 
 +
Technisch gesehen entsprechen die zehn Symbole den Ziffern in der 12. (höchstwertigen) Ausgabestelle, was wie schon erwähnt der Grund dafür ist, dass die 132.965 auf 11 Ausgabestellen begrenzt ist.
 +
 
 +
== Aufbau ==
 +
Anders als bei der alten Gehäuseform der Baureihe D1 ist das Gehäuse der ADE-Maschinen von unten verschraubt. Obwohl der Oberteil wie bei den älteren Buchungsmaschinen aus zwei Teilen besteht, sind es insgesamt nur vier statt bisher acht Schrauben, die dafür aber deutlich länger und kräftiger sind. Außerdem gibt es einige Metallstifte, welche die Gehäuseteile zusätzlich gegeneinander stabilisieren.
 +
 
 +
Wie von früheren Olympia-Modellen gewohnt, ist der Gehäuseboden mit mit vier weiteren Schrauben am Rahmen der Maschine befestigt. Das Öffnen all dieser Schrauben geht es am besten, wenn man die Maschine auf die Rückseite stellt, eine Position, in der sie mit oder ohne Gehäuse relativ stabil steht, ohne dass empfindliche Teile belastet werden. Aber Vorsicht: 21 kg sollten lieber nicht umkippen oder gar vom Tisch fallen!
 +
 
 +
'''Achtung''': Waagerecht hinstellen oder gar betreiben darf man die Maschine ohne Bodenplatte auf keinen Fall, denn sie würde dabei auf einem Teil des Hebelwerks aufliegen!
 +
 
 +
Hat man den Rechner geöffnet, zeigt sich sofort die Abstammung: In dem modernen Gehäuses sitzen Rechenwerk und Tastatur auf der altbekannten Grundplatte mit den abgerundeten Ecken, die sich aus der alten Gehäuseform ergeben. Auch die gefederten Hebel auf der rechten Seite, die die Hauptwelle des Rechenwerks stabilisieren, waren schon in der [[Olympia 132.060|132.060]] vorhanden, sitzen dort allerdings weiter innen. Zusätzliche Verbindungen zwischen Wagen und Tastatur haben das nach außen Legen dieses Hebelwerks erfordert.
 +
 
 +
Der Antriebsmotor scheint der gleiche zu sein wie in meiner 132.763. Es ist also weiterhin ein Universalmotor mit Kohlebürsten und kein [[Kondensatormotor]] wie in den späteren Baureihen. Das Getriebe mit dem Kettenantrieb für den Wagen ist ähnlich aufgebaut wie in der 132.763, aber nicht baugleich.
 +
 
 +
Im hinteren Teil der Maschine befindet sich unterhalb des Wagens ein komplexes Hebelwerk zur Abtastung der „Steuerbrücke“, dem hinten im Wagen sitzenden Bauteil, das die Tabulatorschritte und das „Programm“ festlegt. Wie das Verschieben des Wagens abläuft, ist nicht so leicht erkennbar wie bei den Schüttelwagenmaschinen, weil der Antrieb von der Abtastmechanik verborgen ist. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die Bewegung über die glänzende Stange übertragen wird, die unten am Wagen sitzt und über dessen gesamte Breite verläuft. Denkbar ist, dass die Stange über Gummiräder bewegt wird; Zähne hat sie jedenfalls nicht, und ich habe sie sicherheitshalber nicht geölt.
 +
 
 +
Was sich außer dem Gehäuse gegenüber früheren Modellen geändert hat, ist die Anordnung des Farbbands: Die Rollen liegen jetzt waagerecht und können von oben ausgewechselt werden; die seitlichen „Flügeltüren“ sind deshalb nicht mehr notwendig. Auch ist der Weg des Farbbands jetzt weniger „abenteuerlich“.
 +
 
 +
== Verwandte Modelle ==
 +
Unter den vielen Verwandten der [[Baureihe D1 (Olympia)|Baureihe D1]] sind die übrigen Modelle mit einer 9 nach dem Punkt in der Modellnummer die engsten. Die [[Olympia 132.964|132.964]] hat nur zwei Rechenwerke, und ihr fehlen auch die zehn Tasten zum Druck von Buchungskürzeln. Auch die [A stop]-Taste fehlt diesem etwas einfacheren Modell. Beide Modelle waren auch mit nur einer Nullentaste erhältlich, als [[Olympia 122.964|122.964]] bzw. [[Olympia 122.965|122.965]]. Die Buchungsautomaten wurden urpsrünglich mit grünen Funktionstasten geliefert, wie oben im Prospektbild zu sehen, und vermutlich 1967/68 auf das graue Design meines Exemplars umgestellt.
 +
 
 +
Einfachere Springwagenmaschinen haben nach dem Punkt in der Modellbezeichnung eine 3 (24-cm-Wagen) oder 8 (33-cm-Wagen). Inwieweit sich der Funktionsumfang z.B. der [[Olympia 132.864|132.864]] von der 132.964 unterscheidet, ist mir nicht bekannt. Triplexmaschinen mit schmalerem Wagen oder gar für einfaches Rollenpapier hat es meines Wissens nicht gegeben.
 +
 
 +
== Galerie ==
 +
<gallery>
 +
Datei:Olympia 132.965 Schrägansicht.jpg|Schrägansicht
 +
Datei:Olympia 132.965 Frontansicht.jpg|Ansicht von vorne
 +
Datei:Olympia 132.965 Tastatur.jpg|Die Tastatur
 +
Datei:Olympia 132.965 Wagen offen.jpg|Blick auf die Steuerbrücke im Wagen
 +
Datei:Olympia 132.965 mit Steuerbrücke.jpg|Die herausgenommene Steuerbrücke
 +
Datei:Olympia 132.965 offen oben.jpg|Der geöffnete Rechner von oben&nbsp;...
 +
Datei:Olympia 132.965 offen links.jpg|... von links&nbsp;...
 +
Datei:Olympia 132.965 offen rechts.jpg|... von rechts&nbsp;...
 +
Datei:Olympia 132.965 offen unten.jpg|... von unten&nbsp;...
 +
Datei:Olympia 132.965 offen unten 2.jpg|... und noch einmal von unten
 +
Datei:Olympia 132.965 Motor Kette.jpg|Motor und Antriebskette für den Wagen
 +
Datei:Olympia 132.965 Programmabtastung.jpg|Die Mechanik zum Abtasten des Steuerprogramms
 +
Datei:Olympia 132.965 ModSerNr.jpg|Modell- und Seriennummer sind wie üblich in den Rahmen geprägt.
 +
Datei:Olympia 132.965 Druckwerk.jpg|Druckwerk mit Datumsstempel
 +
Datei:Olympia 132.965 Datumsstempel.jpg|Der Datumsstempel. Eingestellt ist der 5. November 23.
 +
Datei:Olympia 132.965 Netzstecker.jpg|Typenschild und Netzstecker
 +
</gallery>
  
 
== Eigenes Exemplar ==
 
== Eigenes Exemplar ==
* Seriennummer 309937, Zustand funktionsfähig (?)
+
* Inv.-Nr. 5059, Seriennummer 309937, Baujahr 1969, Zustand: funktionsfähig  
 +
 
 +
== Externe Links ==
 +
* [https://orm.projekt.jade-hs.de/olympia-122-965/ Eine „grüne“ 132.965 (fälschlicherweise als 122.965 bezeichnet) im „Olympia Rechner Museum“ der Jade Hochschule Wilhelmshaven]
 +
* [https://orm.projekt.jade-hs.de/wp-content/uploads/2022/05/122-965-Prospekt.pdf Prospekt für die Modelle 122.964, 122.965, 132.964 und 132.965]
 +
 
  
[[Kategorie:Buchungsmaschine]]  
+
[[Kategorie:Druckende mechanische Rechenmaschine]]  
[[Kategorie:Olympia|ADE DO 1]]
+
[[Kategorie:Olympia|132.965]]
[[Kategorie:Neuzugang]]
 

Aktuelle Version vom 18. Februar 2024, 01:45 Uhr

Olympia ADE 132.965

Die Olympia 132.965 (Vertriebsbezeichnung ADE) ist elektromechanische Springwagen-Buchungsmaschine, von Olympia als „Buchungsautomat“ bezeichnet. Die Kapazität beträgt 11 Stellen in der Ein- und Ausgabe. Es ist eine Triplexmaschine mit drei Rechenwerken, von denen zwei saldierend sind, also unter null rechnen können.

Die Maschine ist das größte, schwerste und sperrigste Gerät in meiner Sammlung. Sie bringt 21 kg auf die Waage – 3 kg davon entfallen bereits auf das Gehäuse – ist 46 cm tief und hat einen 57 cm breiten Wagen für bis zu 46 cm breites Papier. Die Maschine benötigt eine gewisse Ellenbogenfreiheit: Befindet sich der Wagen in einer der äußeren Postionen, ist sie sogar 72 cm breit!

Einordnung

Trotz ihres modernen Aussehens und ihrer vielen Zusatzfunktionen gehört die Mitte der 1960er-Jahre entwickelte 132.965 zur Baureihe D1, stammt im Kern also aus den frühen 1950er-Jahren. Das Basismodell ist die 122.060 (eine Nullentaste) bzw. 132.060 (drei Nullentasten). Weitere verwandte Maschinen in meiner Sammlung sind die 132.160 mit Schiebewagen und die Duplexmaschine 132.763 mit Schüttelwagen. Alle diese Maschinen arbeiten mit einem Zahnsegment-Rechenwerk (oft nicht ganz korrekt als Zahnstange bezeichnet) und haben eine oszillierende Hauptwelle, anders als z.B. die jüngeren AE-Modelle, bei denen die Hauptwelle rotiert.

Die Bezeichnung „ADE“ für diese Maschine ist nicht eindeutig, ebenso wenig die Angabe „ADE DO 1“ auf dem Typenschild. So finden sich unter dieser Vertriebsbezeichnung auch andere Maschinen, die oft etwas aus dem Rahmen gewöhnlicher Addiermaschinen fallen, z.B. das Modell 132.764 mit einem Schüttelwagen. Im Grunde bezeichnet „ADE“ also nur eine Maschine der Baureihe D1 mit modernerem Gehäuse.

Grundsätzliches

Bild aus dem unten verlinkten Prospekt, (c) Olympia AG

Der Buchungsautomat ist primär zum Ausfüllen von Buchungsformularen bzw. „Kontenkarten“ konzipiert, die von Olympia bezogen werden konnten. Zwar kann man in den Wagen auch Papierbögen oder Rollenpapier einspannen, aber die Maschine ist mit einer sogenannten Vorsteckeinrichtung ausgestattet, die das Einführen der Kontenkarten von vorne erlaubt, was schneller geht und exakter ist als die Zufuhr von hinten. Es gab als Extra sogar eine spezielle Vorsteckeinrichtung mit „halbautomatischer Zeilenfindung“, die anhand von in die Karte gestanzten Schlitzen die erste Buchungszeile (also die erste zu bedruckende Zeile) gefunden hat und beim Herausnehmen der Karte die Schlitze für die nächste Verwendung gestanzt hat.

Der Wagen ist breit genug, um links neben den z.T. ohnehin schon überbreiten Kontenkarten eine Papierrolle unterzubringen. Die entsprechende Rollenhalterung ist bei meiner Maschine leider nicht mehr vorhanden. Bilder im Prospekt zeigen, wie Rolle und Kontenkarte gleichzeitig eingesetzt sind. Möglicherweise gab es also Anwendungen, bei denen parallel auf die Rolle und die Karten gedruckt wurde, denn man kann ja nicht den Papiervorschub für das eine oder andere separat steuern. Weil es nur eine Papiertrommel gibt, müsste das Einziehen einer Karte von vorne allerdings dazu führen, dass das Rollenpapier nach hinten heraustransportiert wird. Wie es in der Praxis gemacht wurde, kann ich nicht sagen; vielleicht sind es doch nur reine Prospektbilder ohne praktische Bedeutung.

Anders als alle anderen Modelle mit der Nummer 132 einschließlich des „kleineren“ Schwestermodells 132.964 hat das Spitzenmodell 132.965 eine nur 11-stellige Ausgabekapazität. Der Grund liegt darin, dass das Typensegment für die 12. Stelle zum Drucken von sogenannten Kurztext-Symbolen genutzt wird (siehe unten). Das Verhalten bei einem Überlauf ist nicht sehr ausgefeilt: Die Rechnung 99999999999 + 1 ergibt im ersten Rechenwerk eine 1 und im zweiten -99999999998. Nur das dritte (nicht saldierende) Rechenwerk liefert die erwartete 0. Doch eine korrekte Buchführung würde durch einen Überlauf ohnehin gesprengt werden!

Bedienung

Tastatur

Auf der Tastatur der 132.965 befinden sich 39 Tasten und zwei Hebelchen - etwa so viel wie bei einem gut ausgestatteten elektronischen Tischrechner und deutlich mehr als bei einer einfachen Addiermaschine wie dem Basismodell 132.060 oder der Schüttelwagenmaschine 132.763. Wenn man wie ich kein Handbuch hat, steht man erst einmal etwas ratlos davor.

Die Sache wird jedoch wesentlich übersichtlicher, wenn man sich die zehn kleinen Tasten auf der linken Seite erst einmal wegdenkt. Sie dienen dem Druck von Kurztext-Symbolen (siehe unten) und sind für die eigentlichen Rechnerfunktionen völlig unerheblich. Die mit T bzw. I, II oder III beschrifteten Tasten auf der rechten Seite hängen mit den verschiedenen Rechenwerken zusammen und können beim ersten Vertrautmachen mit der Maschine ebenfalls ignoriert werden.

Die [↑]- und [↔]-Tasten entsprechen den gleich beschrifteten Tasten an einer Schüttelwagenmaschine: Beide kann man als Eingabetasten verstehen, die die eingetippte Zahl drucken und soweit vom Programm vorgesehen auch addieren. Die [↑]-Taste führt anschließend einen Papiervorschub aus, die [↔]-Taste bewegt den Wagen stattdessen in die nächste Spalte.

Die Linkspfeil-Taste links oberhalb des Ziffernblocks löst einen Wagenrücklauf aus, die darunter liegende Rechtspfeiltaste dient, wie die Welle andeutet, zum Überspringen einer Spalte, wenn dort nichts eingegeben werden soll.

Betrieb als Addiermaschine

Wie auch die 132.763 kann auch die 132.965 als einfache Addiermaschine betrieben werden, wenn man die Wagenbewegung abschaltet. Dazu muss das links angeordnete Hebelchen in die obere Position geschaltet werden (dabei etwas nach links drücken!). Damit die programmierte Automatik für die aktuelle Spalte nicht das Rechnen verhindert, muss man außerdem die [A Stop]-Taste einrasten. Dafür muss man sie (relativ kräftig) eindrücken und dabei etwas nach vorne ziehen.

Jetzt haben wir eine normale Addiermaschine, mit der wir wie gewohnt (und untereinander!) addieren, subtrahieren und mit Hilfe der [R]-Taste auch multiplizieren können. Im Ausdruck wird das Abschalten der Automatik durch ein über einem Punkt stehendes A gekennzeichnet.

Eine Besonderheit dieser Maschine ist, dass sie führende Nullen druckt – allerdings nur dann, wenn sie auch bewusst eingetippt wurden. Bei Geldbeträgen ist das weniger sinnvoll, aber Kunden-, Konto-, Beleg- und andere Nummern können je nach Konvention durchaus mit einer Null anfangen.

Die weiteren Rechenwerke

Die 132.965 ist eine Triplexmaschine, d.h. sie hat drei Rechenwerke, die man auch völlig unabhängig von der Wagensteuerung verwenden kann.

Das zweite Rechenwerk hat eine Besonderheit: Es fungiert als Grand-Total-Speicher, d.h. es summiert die Endergebnisse von im ersten Rechenwerk gebildeten Summen auf. Rechnet man z.B. 123 [+] 456 [+] 789 [*] und anschließend 1000 [+] 2000 [*], enthält der zweite Rechenwerk die Gesamtsumme 4368. Abgerufen werden kann dieser Wert, indem man zunächst die Taste [II] drückt, die als Vorwahltaste für Operationen mit dem zweiten Speicher dient, und dann die [*]-Taste.

Man sollte übrigens nie vergessen, das zweite Rechenwerk vor solchen Berechnungen mit der Tastenfolge [II][*] zu löschen, sonst enthält es möglicherweise noch einen Wert aus einer früheren Rechnung! Anders als eine elektronische Maschine löscht die 132.965 beim Einschalten nämlich keine „Speicherinhalte“, zumal sie technisch gesehen ohnehin nicht eingeschaltet wird, sondern in dem Moment rechenbereit ist, in dem sie mit einer Seckdose verbunden wird. Die „Logik“ der Maschine kann also nicht zwischen fünf Minuten Kaffeepause und einem langen Wochenende unterscheiden.

Wie gesagt dient die [II]-Taste als Vorwahltaste. Man kann damit auch direkt im 2. Rechenwerk rechnen, z.B. 123 [II][+] 456 [II][−] [II][◇] 999[II][+] [II][*].

Weil das zweite Rechenwerk wie gesagt beim Rechnen mit dem ersten verändert wird, sollte man unabhängige Berechnungen lieber im dritten Rechenwerk ausführen. Das funktioniert wie beschrieben, nur mit der [III]-Taste als Vorwahltaste. Dabei gilt allerdings die Einschränkung, dass das dritte Rechenwerk nicht unter null rechnen kann.

Warum es auch eine Vorwahltaste für das erste Rechenwerk gibt, ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Der Unterschied besteht zunächst nur darin, dass entsprechende Summanden oder Ergebnisse im Druck explizit mit I gekennzeichnet werden, was gemischte Berechnungen evtl. etwas übersichtlicher macht. Doch es gibt einen weiteren Unterschied: In diesem Fall wird nämlich keine Gesamtsumme im zweiten Rechenwerk gebildet!

Mit den Tasten [T◇] und [T*] wird der Inhalt des zweiten Rechenwerks in das erste übertragen – im ersten Fall analog zu einer Zwischensumme, also ohne ihn zu löschen. Man kann auch Werte zwischen anderen Rechenwerken übertragen, aber wie es genau funktioniert, muss ich noch herausfinden.

Programmierung

Aus Anwendersicht ist das Arbeiten mit der Maschine, wenn sie einmal korrekt eingerichtet ist, nicht sehr kompliziert. Das Denken bei der Eingabe – eine beliebte Fehlerquelle! – wird durch die Automatisierung so weit wie möglich vermieden, ähnlich wie es bei Computerprogrammen der Fall ist (oder zumindest sein sollte). Laut Prospekt tippt der Anwender nur Zahlen ein sowie zur Spaltenweiterschaltung die „Horizontaltaste“ genannte [↔]-Taste.

Die eigentliche Kunst ist die Anpassung an bestimmte Formulare über die sogenannte „Steuerbrücke“ im Wagen. Hier werden nicht nur, wie bei eifacheren Schiebe- und Schüttelwagenmaschinen, die Spaltenpositionen bzw. Tabulatoren festgelegt. Laut Prospekt enthält die Steuerbrücke bis zu vier Programme, die vom Anwender ausgewählt werden können, doch wie diese Umschaltung von der Maschine erkannt wird bzw. nach welchen Regeln die vielen Stecker als vier verschiedene Programme interpretiert werden, ist mir noch ein Rätsel. Möglicherweise befindet sich auf meiner Steuerbrücke auch nur ein Programm.

Leider fehlt mir eine Anleitung, so dass ich die Funktionen und Bedienungsweise der Maschine und insbesondere die Programmierung nur durch Probieren herausfinden kann, d.h. ich muss einen Zusammenhang zwischen dem Verhalten der Maschine und der der Position der Programmierstecker finden. Dieser Prozess ist im Moment noch nicht einmal ansatzweise abgeschlossen.

Datumsstempel

Im Gegensatz zu einfachen mechanischen Addiermaschinen der gleichen Zeit verfügt das Druckwerk links neben den Typenhebeln für die Ziffern einige Typenscheiben, die an die Abwälzdrucker elektronischer Rechenmaschinen erinnern. Doch dahinter steckt nicht viel mehr als ein für Bürobetriebe typischer Datumsstempel: Man durch Verdrehen dieser Scheiben von Hand ein Datum einstellen; vom Rechner gesteuert wird dieser Teil nicht. Dabei kann man den Tag und den in Römischen Zahlen angegebenen Monat über kleine Hebelchen verstellen, nur für das Jahr muss man die Scheibchen direkt drehen. Weil man die dem Papier zugewandten Typen beim Drehen nicht sehen kann, sind die Zahlen in der richtigen Orientierung so eingeprägt, dass der sichtbare Wert dem Benutzer zugewandt ist, wenn die entsprechende Zahl in der Druckposition ist. Man sollte dafür aber gutes Licht und/oder guten Augen haben!

In welche Spalte das Datum gedruckt wird, ergibt sich aus der Programmierung der Steuerbrücke; manuell kann der Druck nicht ausgelöst werden. Mann kann den Datumsdruck übrigens leicht am Geräusch vom Zahlendruck unterscheiden.

Kurztext-Symbole

Links auf der Tastatur befinden sich zehn Tasten mit „Kurztext-Symbolen“ (so wird es im Prospekt genannt). Diese haben keinen Einfluss auf die Berechnung, sondern dienen wie das Datum nur zum korrekten Ausfüllen der Formulare. Interessanterweise sind diese Symbole nicht bei allen Maschinen gleich – auf der im Prospekt abgebildeten Tastatur befinden sich andere Kürzel als auf meinem Exemplar. Vermutlich hängen die Kürzel von der Branche oder dem Einsatzzweck der Maschine ab und mussten schon bei der Bestellung ausgesucht werden, denn ohne Weiteres ändern kann man sie nicht: Dafür müsste das entsprechende Typensegment ausgetauscht werden. Da diese Segmente sicher nicht individuell hergestellt worden sind, gab es vermutlich eine beschränkte Auswahl aus „üblichen“ Symbolkombinationen.

In welche Spalte ein Symbol gedruckt wird, ergibt sich wie beim Datum aus der Programmierung der Steuerbrücke. Meiner Maschine ist so programmiert, dass Datum und Kurztext-Symbol über einen breiten Programmierstecker gemeinsam gedruckt werden.

Technisch gesehen entsprechen die zehn Symbole den Ziffern in der 12. (höchstwertigen) Ausgabestelle, was wie schon erwähnt der Grund dafür ist, dass die 132.965 auf 11 Ausgabestellen begrenzt ist.

Aufbau

Anders als bei der alten Gehäuseform der Baureihe D1 ist das Gehäuse der ADE-Maschinen von unten verschraubt. Obwohl der Oberteil wie bei den älteren Buchungsmaschinen aus zwei Teilen besteht, sind es insgesamt nur vier statt bisher acht Schrauben, die dafür aber deutlich länger und kräftiger sind. Außerdem gibt es einige Metallstifte, welche die Gehäuseteile zusätzlich gegeneinander stabilisieren.

Wie von früheren Olympia-Modellen gewohnt, ist der Gehäuseboden mit mit vier weiteren Schrauben am Rahmen der Maschine befestigt. Das Öffnen all dieser Schrauben geht es am besten, wenn man die Maschine auf die Rückseite stellt, eine Position, in der sie mit oder ohne Gehäuse relativ stabil steht, ohne dass empfindliche Teile belastet werden. Aber Vorsicht: 21 kg sollten lieber nicht umkippen oder gar vom Tisch fallen!

Achtung: Waagerecht hinstellen oder gar betreiben darf man die Maschine ohne Bodenplatte auf keinen Fall, denn sie würde dabei auf einem Teil des Hebelwerks aufliegen!

Hat man den Rechner geöffnet, zeigt sich sofort die Abstammung: In dem modernen Gehäuses sitzen Rechenwerk und Tastatur auf der altbekannten Grundplatte mit den abgerundeten Ecken, die sich aus der alten Gehäuseform ergeben. Auch die gefederten Hebel auf der rechten Seite, die die Hauptwelle des Rechenwerks stabilisieren, waren schon in der 132.060 vorhanden, sitzen dort allerdings weiter innen. Zusätzliche Verbindungen zwischen Wagen und Tastatur haben das nach außen Legen dieses Hebelwerks erfordert.

Der Antriebsmotor scheint der gleiche zu sein wie in meiner 132.763. Es ist also weiterhin ein Universalmotor mit Kohlebürsten und kein Kondensatormotor wie in den späteren Baureihen. Das Getriebe mit dem Kettenantrieb für den Wagen ist ähnlich aufgebaut wie in der 132.763, aber nicht baugleich.

Im hinteren Teil der Maschine befindet sich unterhalb des Wagens ein komplexes Hebelwerk zur Abtastung der „Steuerbrücke“, dem hinten im Wagen sitzenden Bauteil, das die Tabulatorschritte und das „Programm“ festlegt. Wie das Verschieben des Wagens abläuft, ist nicht so leicht erkennbar wie bei den Schüttelwagenmaschinen, weil der Antrieb von der Abtastmechanik verborgen ist. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die Bewegung über die glänzende Stange übertragen wird, die unten am Wagen sitzt und über dessen gesamte Breite verläuft. Denkbar ist, dass die Stange über Gummiräder bewegt wird; Zähne hat sie jedenfalls nicht, und ich habe sie sicherheitshalber nicht geölt.

Was sich außer dem Gehäuse gegenüber früheren Modellen geändert hat, ist die Anordnung des Farbbands: Die Rollen liegen jetzt waagerecht und können von oben ausgewechselt werden; die seitlichen „Flügeltüren“ sind deshalb nicht mehr notwendig. Auch ist der Weg des Farbbands jetzt weniger „abenteuerlich“.

Verwandte Modelle

Unter den vielen Verwandten der Baureihe D1 sind die übrigen Modelle mit einer 9 nach dem Punkt in der Modellnummer die engsten. Die 132.964 hat nur zwei Rechenwerke, und ihr fehlen auch die zehn Tasten zum Druck von Buchungskürzeln. Auch die [A stop]-Taste fehlt diesem etwas einfacheren Modell. Beide Modelle waren auch mit nur einer Nullentaste erhältlich, als 122.964 bzw. 122.965. Die Buchungsautomaten wurden urpsrünglich mit grünen Funktionstasten geliefert, wie oben im Prospektbild zu sehen, und vermutlich 1967/68 auf das graue Design meines Exemplars umgestellt.

Einfachere Springwagenmaschinen haben nach dem Punkt in der Modellbezeichnung eine 3 (24-cm-Wagen) oder 8 (33-cm-Wagen). Inwieweit sich der Funktionsumfang z.B. der 132.864 von der 132.964 unterscheidet, ist mir nicht bekannt. Triplexmaschinen mit schmalerem Wagen oder gar für einfaches Rollenpapier hat es meines Wissens nicht gegeben.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 5059, Seriennummer 309937, Baujahr 1969, Zustand: funktionsfähig

Externe Links