Olympia RAS 3/12: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Olympia_RAS312_V4.jpg|thumb|300px|RAS 3/12 im Kunststoffgehäuse]]
Die '''Olympia RAS 3/12''' (intern 1132.070, auf dem Typenschild steht nur „RAS 12“) ist eine elektromechanische 11/12stellige Dreispeziesmaschine, d.h. sie kann nicht nur addieren und subtrahieren, sondern auch multiplizieren. Die Ausgabe erfolgt über ein zweifarbiges Druckwerk. Das Gerät wiegt knapp 9 kg.
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Die '''Olympia RAS 3/12''' (1132.070, auf dem Typenschild steht nur „RAS 12“) ist eine elektromechanische 11/12-stellige Dreispeziesmaschine, d.h. sie kann nicht nur addieren und subtrahieren, sondern auch vollautomatisch multiplizieren. Die Ausgabe erfolgt über ein zweifarbiges Druckwerk. Das Gerät wiegt knapp 9 kg.
  
Angeboten wurde die RAS 3/12 spätestens seit Mitte der 1960er Jahre. Deute ich einen Stempel in meinem ältesten Exemplar richtig, ist diese Maschine spätestens im Oktober 1967 gebaut worden. Im [[Büromaschinenlexikon]] 1967 wurde die RAS 3/12 für 1180 DM angeboten, bis 1973 war der Preis leicht auf 1035 DM gefallen, 1974 waren es dann plötzlich nur noch 795 DM – sicher eine Folge der in dieser Phase rapide sinkenden Preise für elektronische Rechenmaschinen. Man kann wohl auch davon ausgehen, daß die Maschine 1974 schon länger nicht mehr gebaut worden ist und nur noch die Lagerbestände abgebaut wurden.
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Angeboten wurde die RAS 3/12 spätestens seit etwa 1966 als Nachfolgerin der [[Olympia 441.016|441.016]]. Im [[Büromaschinenlexikon]] 1966/67 wurde die RAS 3/12 für 1180 DM angeboten, bis 1973 war der Preis leicht auf 1035 DM gefallen, 1974 waren es dann plötzlich nur noch 795 DM – sicher eine Folge der in dieser Phase rapide sinkenden Preise für elektronische Rechenmaschinen. Man kann wohl auch davon ausgehen, dass die Maschine 1974 schon länger nicht mehr gebaut worden ist und nur noch die Lagerbestände abgebaut wurden.
  
Es gab zwei Gehäusevarianten: Um 1970 wurde das rundliche Metallgehäuse durch ein voluminöseres und kantigeres Kunststoffgehäuse ersetzt (auf dem Typenschild dieser Variante steht „RAS 12 D 52“). Im Inneren hat sich dabei aber nichts Wesentliches verändert.  
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Die RAS 3/12 basiert auf dem Modell [[Olympia 1132.060|1132.060]]. Der obere Gehäuseteil ist weitgehend identisch, aber die Bodenwanne ist höher, weil die für die Multiplikation notwendige zusätzliche Mechanik unter dem Bodenrahmen des Ausgangsmodells untergebracht wurde. Der vor der Tastatur angeordnete Motor, der Antrieb über einen Zahnriemen und Zahnräder sowie die „Heckklappe“ mit der Papierrolle und der Farbbandmechanik zeigen die enge Verwandtschaft dieser Maschinen. Sie bilden zusammen mit der handgetriebenen [[Olympia 1182.030|1182.030]] und einigen weiteren Varianten die [[Baureihe D2 (Olympia)|Baureihe D2]] der Olympia-Rechenmaschinen.
  
Die RAS 3/12 im Metallgehäuse gab in zwei verschieden Farben: Die ältere Version hat grüne Funktions- und weiße Zifferntasten, einen grünen Löschhebel, ein grünes Papiertransportrad und auch eine grün umrahmte Stellenanzeige, während die zuvor grünen Teile bei der neueren Variante grau sind, mit Ausnahme des Löschhebels, der orangefarben ist. Dies ist bereits ein Übergang zu den für die 70er und 80er Jahre typischen Olympia-Tastaturfarben, die man auch in der Version mit Kunststoffgehäuse findet, bei der die Zifferntasten schwarz statt weiß sind.
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== Versionen ==
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Von der RAS 3/12 gibt es mindestens vier klar unterscheidbare Versionen und weitere Detailvarianten. Die ersten beiden Versionen haben grüne Funktionstasten und auch einen grünen Olympia-Schriftzug. Mein „grünes“ Exemplar stammt laut einem Stempel im Gehäuse vom 25. Oktober 1967 (womit die Maschine ca. 2 Wochen älter ist als meine Wenigkeit!). Daraus kann man schließen, dass diese Farbe bis mindestens Oktober, wahrscheinlich November 1967 produziert worden ist. Die erste Version war farblich gleich, hatte aber noch keine [R]-Taste, die an einer Dreispeziesmaschine auch nicht so wichtig ist. Wann diese Taste eingeführt wurde, kann ich nicht sagen.
  
== Aufbau ==
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Die nächste Version hat bei gleicher äußerer Form und höchstens geringfügig veränderter Gehäusefarbe graue Funktionstasten. Der Motorkondensator meines Exemplars ist nur zwei Monate jünger als der meiner „grünen“ Maschine, so dass diese Variante spätestens Anfang 1968 erschienen ist. Hier gibt es erstmals ein modernes Typenschild mit der (unvollständigen)  Modellbezeichhnung  „RAS 12“ und Symbolen zur elektrotechnischen Ausführung bzw. Zulassung. Mir liegt auch ein Bild einer „grünen“ Maschine vor, die schon das neue Typenschild hat, allerdings an der Stelle des alten kleineren Schilds und um 90° gedreht! Wenn es sich nicht um ein „zusamengebasteltes“ Einzelstück handelt, muss dise Variante zeitlich zwischen meinen beiden Exemplaren entstanden sein, kann also nicht sehr lange gebaut worden sein.
[[Bild:OlympiaRAS3-12_links.jpg|thumb|Das Gerät ohne Gehäuse von links]]
 
[[Bild:OlympiaRAS3-12_rechts.jpg|thumb|Das Gerät ohne Gehäuse von rechts. Links unten erkennt man das im Text erwähnte rote Resethebelchen.]]
 
Das Innere des Rechners läßt sich komplett aus dem Gehäuse herausnehmen. Der mit Netzspannung betriebene AEG-Elektromotor liegt quer vor der Tastatur und treibt das Rechenwerk über einen Zahnriemen und ein Vorgelege zur Drehzahlreduzierung an. Die großen Zahnräder gehören zu den wenigen Kunststoffteilen der Mechanik!
 
  
Das Druckwerk ist zum Wechseln des Farbbands oder zum Beseitigen von Papiersalat über die Rückseite des Rechners zugänglich, die komplett nach unten geklappt werden kann.  
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Die letzte Version der RAS 3/12 ist spätestens 1969 erschienen und sitzt in einem voluminösen Kunststoffgehäuse, das groß genug war, um darin auch die Vierspeziesmaschine [[Olympia RAS 4/12|RAS 4/12]] unterbringen zu können.  
  
Das Rechenwerk ist eine Simplexmaschine (hat also nur ein Zähl- bzw. Ergebniswerk und keinen „Speicher“) und arbeitet mit Zahnsegmenten. Weitere Details dazu habe ich bisher noch nicht ergründet.
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Obwohl die Maschinen technisch baugleich sind, ist auf der älteren Version eine Leistung von 80 W angegeben, während es auf den beiden neueren (und auch auf der erwähnten „Übergangsvariante“) nur 40 W sind. Meine Messung hat den kleineren Wert bestätigt.
  
== Bedienung ==
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== Die Multiplikation ==
Die Eingabe der Zahlen erfolgt rein mechanisch; erst beim Ausführen einer Rechenoperation wird der Elektromotor benötigt. Fehleingaben können mit dem orangefarbenen Hebel auf der linken Seite korrigiert werden, eine mit der [CE]-Taste an modernen Rechnern vergleichbare Funktion. Die Anzahl der bereits eingegebenen Stellen wird über einen Zeiger oberhalb der Tastatur angezeigt.
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Obwohl die Tastatur der 441.016 im Wesentlichen gleicht - lediglich die [#]-Taste ist entfallen und einige Funktionstasten sind etwas anders angeordnet – sind die Unterschiede zwischen beiden Maschinen nicht unerheblich. Das Multiplizieren erfolgt aber grundsätzlich nach dem gleichen System: Nach dem Eingabe des ersten Faktors wird [×] gedrückt und anschließend der zweite Faktor eingetippt. Anschließend hat man die Wahl zwischen der [=]- und der roten [=−]-Taste: Beide starten die Multiplikation, wobei die [=−]-Taste den zweiten Faktor noch mit -1 multipliziert.  
  
Das 12 in der Typenbezeichnung steht für die Anzahl der Stellen, wobei dies lediglich für das Ergebnis gilt; die eingetippten Operanden können nur 11 Stellen haben. Anders als die ältere [[Olympia 441.016|441.016]] beherrscht die RAS 3/12 nicht die [[verkürzte Multiplikation]], dafür besteht aber keine Größenbeschränkung bei den Multiplikatoren - wordurch natürlich die Möglichkeit eines Überlaufs besteht. In so einem Fall bleibt die Maschine während des Rechenvorgangs einfach stehen, und alle Tasten sind blockiert, ein Zustand, der mit Hilfe eines kleinen Resetknopfs auf der rechten Geräteseite beendet werden kann.
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Das mit A beschriftete Hebelchen rechts vorne entspricht der einrastenden [A*]-Taste der 441.016. In der Stellung ◇ wird das Multiplikationsergebnis nicht sofort ausgedruckt, sondern zum Ergebniswerk addiert oder davon abgezogen. In der Stellung * wird das Produkt dagegen sofort ausgedruckt.
  
Die R-Taste links oben ist eine Repetiertaste; ist sie eingerastet, kann eine eingegebene Zahl mehrfach addiert werden. Mit dem Hebelchen rechts unten kann wie bei der 441.016 bestimmt werden, ob das Ergebnis einer Multiplikation sofort als Endergebnis ausgedruckt werden soll, oder ob es als Teil einer Additionsreihe weiterverwendet werden soll. In letzterem Fall sind Rechnungen wie z.B. 2x2 + 4x7 + 6x9 möglich, wobei die Eingabe so erfolgt: [2][x][2][=][4][x][7][=][6][x][9][=][*].  
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Hier enden die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Maschinen, denn während der erste Faktor bei der 441.016 als Konstante gespeichert wird, hat die RAS 3/12 einen Rückübertragungsmechanismus: Das Multiplikationsergebis oder auch eine Summe wird automatisch als Faktor gespeichert! Hat man z.B. eine Summe mit [*] ausgedruckt, kann man sie direkt multiplizieren, z.B. mit einem Steuersatz, indem man diesen eintippt und mit der [=]-Taste die Berechnung startet. Negative Ergebnisse werden hier übrigens positiv weiterverarbeitet, d.h. die Multiplikation einer negativen Endsumme mit einer positiven Zahl (also über die [=]-Taste) ergibt eine positive Zahl. Will man im negativen Bereich bleiben, muss man also die [=]-Taste verwenden.  
  
Wer mit einer Dreispeziesmaschine wie der RAS 3/12 dividieren will, muß einen kleinen Umweg gehen: Bekanntlich ist die Division gleichbedeutend mit der Multiplikation des Kehrwerts, also 3/5 = 3x(1/5) = 3*0,2. Die Kommastellen muß man dabei aber im Kopf richtig setzen; rechnen kann man nur 3x2. Da man nicht die Kehrwerte sämtlicher Zahlen im Kopf haben kann, lag dem Gerät eine Liste der Kehrwerte aller Zahlen zwischen 1 und 1500 bei.  
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Einen größeren Unterschied, der jedoch nur bei großen Zahlen relevant ist, besteht auch in der technischen Ausführung der Multiplikationseinrichtung. Die 441.016 kann maximal sechstellige Faktoren verarbeiten, womit ein Überlauf ausgeschlossen ist – das Ergebnis darf ja bis zu 12 Stellen haben. Bei der RAS 3/12 gibt es diese Einschränkung nicht, aber dafür kann es natürlich zu einem Überlauf kommen. In diesem Fall bleibt die Maschine stehen, und alle Tasten sind blockiert. Dieser Zustand kann mit einem Reset-Knopf beseitigt werden, der sich rechts unten am Gehäuse befindet. Die dabei ausgedrückte Zahl ist natürlich nicht das Produkt, sondern die letzte Zwischensumme vor dem Eintritt des Überlaufs bzw. vor der Stellenverschiebung auf die nicht vorhandene 13. Ausgabestelle.
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Anders als die 441.016 arbeitet die RAS 3/12 nicht mit der [[Verkürzte Multiplikation|verkürzten Multiplikation]]. Eine Rechnung wie 9999 × 9999 dauert deshalb wesentlich länger, und bei der Rechnung 99999999999 × 2 werden 99 Additionen durchgeführt! Es ist also noch wichtiger als bei der 441.016, dass man den kürzeren Faktor zuerst eingibt, wenn man Zeit und Strom sparen und seine Nachbarn so wenig wie möglich belästigen will.
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Wer mit einer Dreispeziesmaschine wie der RAS 3/12 dividieren will, muss einen kleinen Umweg gehen: Bekanntlich ist die Division gleichbedeutend mit der Multiplikation des Kehrwerts, also 3/5 = 3 × (1/5) = 3*0,2. Die Kommastellen muss man dabei aber im Kopf richtig setzen; rechnen kann man nur 3 × 2. Da man nicht die Kehrwerte sämtlicher Zahlen im Kopf haben kann, lag dem Gerät eine Liste der Kehrwerte aller Zahlen zwischen 1 und 1500 bei.  
  
 
== Sonstiges ==
 
== Sonstiges ==
[[Bild:OlympiaRAS3-12D52_Rueckseite.jpg|thumb|Die Rückseite der Ausführung mit Kunststoffgehäuse mit dem alten Olympia-Schriftzug. Außer der Papierrolle und dem Typenschild erkennt man auch die runde, zweipolige Buchse für das Stromkabel. Der kleine Hebel dient zum Öffnen der „Heckklappe“.]]
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Mein „mittleres“ Exemplar war die erste mechanische Rechenmaschine in meiner Sammlung und auch mein erster Olympia-Rechner. Die Maschine ist funktionsfähig und ist die meistgenutze meiner elektromechanischen Rechenmaschinen, denn sie war einige Male bei der Ausstellung „Classic Computing“ dabei. Das Gehäuse ist in einem relativ guten Zustand, dank einer Schutzhülle, die zusammen mit dem Rechner die Zeit überlebt hat.
Mein Exemplar mit Metallgehäuse und neuer Tastatur war die erste mechanische Rechenmaschine in meiner Sammlung und auch mein erster Olympia-Rechner. Die Maschine ist funktionsfähig und neben der [[Facit CM2-16]] auch die meistgenutzte meiner mechanischen Rechenmaschinen, denn sie war einige Male bei der Ausstellung „Classic Computing“ dabei. Das Gehäuse ist in einem relativ guten Zustand, dank einer Schutzhülle, die zusammen mit dem Rechner die Zeit überlebt hat.  
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Auch meine Kunststoffausführung der RAS 3/12 ist dank Schutzhülle sehr gut erhalten geblieben; die Hülle selbst leider weniger. Auch das Innere der Maschine sieht fast wie neu aus, aber das ist kein Wunder, denn eine erst in den 1970er-Jahren angeschaffte mechanische Rechenmaschine hatte sicher keine sehr lange Einsatzdauer!
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Die neueren Maschine (und übrigens auch die zugehörige Abdeckhaube) tragen sowohl den alten Olympia-Schriftzug in Schreibschrift (wie er an der der „Metallausführung“ der RAS 3/12 angebracht ist) als auch den modernen in großen Druckbuchstaben – letzteren zusammen mit dem bekannten roten Logo, das bis heute unverändert verwendet wird. Sowohl beim Rechner als auch auf der Hülle befindet sich der alte Schriftzug dabei auf der Rückseite. Entsprechendes findet man auch bei der neuen Gehäusevariante der [[Olympia AE 11|AE-Reihe]] sowie den elektronischen Zeitgenossen [[Olympia ICR 412|ICR 412]] und [[Olympia CD 400|CD 400]].
  
Auch meine Kunststoffausführung der RAS 3/12 ist dank Schutzhülle sehr gut erhalten geblieben; die Hülle selbst leider weniger. Auch das Innere der Maschine sieht fast wie neu aus, aber das ist kein Wunder, denn eine erst in den 70er Jahren angeschaffte mechanische Rechenmaschine hatte sicher keine sehr lange Einsatzdauer!
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Bei meiner „grünen“ Maschine ist beim ersten Test nach ca. zehn Motor-Einschaltvorgängen die Elektronik abgeraucht, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Man fragt sich natürlich, wofür eine elektromechanische Maschine Elektronik braucht: Diese Maschinen sind funkentstört und enthalten dafür einige Kondensatoren, von denen einer unter der vollen Netzspannung steht – bei der RAS 3/12 leider auch dann, wenn der Motor nicht läuft, die Maschine also so weit wie möglich ausgeschaltet ist. Leider bildet der zerstörte Kondensator zusammen mit dem Schalter eine untrennbare Einheit, so dass eine schnelle Reparatur nicht möglich war.
  
Die neueren Maschine (und übrigens auch die zugehörige Abdeckhaube) tragen sowohl den alten Olympia-Schriftzug in Schreibschrift (wie er an der der "Metallausführung" der RAS 3/12 angebracht ist) als auch den modernen in großen Druckbuchstaben – letzteren zusammen mit dem bekannten roten Logo, das bis heute unverändert verwendet wird. Sowohl beim Rechner als auch auf der Hülle befindet sich der alte Schriftzug dabei auf der Rückseite. Entsprechendes findet man auch bei den elektronischen Zeitgenossen [[Olympia ICR 412|ICR 412]] und [[Olympia CD 400|CD 400]].
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Viele Jahre später ist dann exakt das Gleiche auch mit der „,mittleren“ Maschine passiert, was ich zum Anlass genommen habe, eine Lösung für das Problem zu suchen – siehe [[Olympia RAS 3/12 - Reparatur]].
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Datei:Olympia RAS312 Rückseite V4.jpg|... und der neuen Version
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Datei:Olympia RAS312 offen links.jpg|... von links&nbsp;...
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Datei:Olympia RAS312 offen rechts.jpg|... von rechts&nbsp;...
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Datei:Olympia RAS312 offen unten.jpg|... und von unten
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Datei:Olympia RAS312 Motor.jpg|Der Antriebsmotor
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Datei:Olympia RAS312 ModSerNr V2.jpg|Die gut versteckte Modell- und Seriennummer
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Datei:Olympia RAS312 Netzstecker V2.jpg|Netzstecker der „grünen“&nbsp;...
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Datei:Olympia RAS312 Netzstecker V3.jpg|... der mittleren&nbsp;...
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Datei:Olympia RAS312 Netzstecker V4.jpg|... und der neuen Version
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Datei:Olympia RAS312 Gruppenbild.jpg|Gruppenbild
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== Defekt ==
 
Meine "grüne" Maschine ist leider defekt: Motor und Mechanik sind in Ordnung, aber beim ersten Test ist nach ca. zehn Motor-Einschaltvorgängen die Elektronik abgeraucht, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes! Man fragt sich natürlich, wofür eine elektromechanische Maschine eine Elektronik braucht – soweit ich es sagen kann, dient diese zum Anlaufen des Motors und/oder zur Verhinderung von Funkenschlag im Motor und/oder am Schalter. Letzterer ist in Ordnung, ist aber zusammen mit einigen elektronischen Komponenten in ein Kunststoffgehäuse eingegossen, in das das fragliche Bauteil (vermutlich ein Kondensator) beim Ableben ein Loch gesprengt hat. Reparieren kann man da nichts mehr; bestenfalls kann man versuchen, den Schalter vom Rest zu trennen und die Maschine ohne Elektronik zu betreiben. (Bilder folgen)
 
  
 
== Eigene Exemplare ==
 
== Eigene Exemplare ==
* Inv.Nr. 2051, Metallgehäuse, "graue" Version, Seriennummer 069577-5, Zustand: funktionsfähig
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* Inv.-Nr. 5075, Metallgehäuse „grüne“ Version, Seriennummer 053983-5, Baujahr 1967, Zustand: grundsätzlich funktionsfähig, aber Probleme mit der Multiplikation
* Inv.Nr. 2087, Kunststoffgehäuse, Seriennummer 151429, Zustand: funktionsfähig, optisch für das Alter sehr gut
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* Inv.-Nr. 2051, Metallgehäuse, „mittlere“ Version, Baujahr 1968, Seriennummer 069577-5, Zustand: funktionsfähig
* Inv.Nr. 5075, Metallgehäuse, "grüne" Version, Seriennummer 053983, Zustand: defekt (Elektronik abgeraucht, Mechanik und Motor ok)
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* Inv.-Nr. 2087, Kunststoffgehäuse, Seriennummer 151429, Zustand: funktionsfähig
  
 
== Externe Links ==
 
== Externe Links ==
* [http://www.rechenkasten.de/BueromaschinenLexikon/1966_67/334.html Die RAS 3/12 im Büromaschinenlexikon 1966/67]
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* [https://www.arithmeum.uni-bonn.de/sammlungen/rechnen-einst/objekt.html?tx_arithinventory%5Bobject%5D=9762 Die erste Version der RAS 3/12 ohne Repetitionstaste]
* [http://www.rechnerlexikon.de/artikel/Olympia_RAS_3/12 Die RAS 3/12 im Rechnerlexikon]  
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* [https://orm.projekt.jade-hs.de/olympia-ras-3-12-d-52/ RAS 3/12  mit Kunststoffgehäuse im „Olympia Rechner Museum“. Man beachte den von meinem Exemplar abweichenden Stellenzeiger!]
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* [http://www.rechenkasten.de/BueromaschinenLexikon/1966_67/334.jpg Die RAS 3/12 im Büromaschinenlexikon 1966/67]
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* [http://www.rechenkasten.de/BueromaschinenLexikon/1974/index.xml#538 Die RAS 3/12 im Büromaschinenlexikon 1974]
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* [https://rechnerlexikon.de/artikel/Olympia_RAS_3/12_(alt) Die RAS 3/12 im „Rechnerlexikon“]  
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[[Kategorie:Druckende mechanische Rechenmaschine]]
 
[[Kategorie:Druckende mechanische Rechenmaschine]]
 
[[Kategorie:Olympia|RAS 3/12]]
 
[[Kategorie:Olympia|RAS 3/12]]

Aktuelle Version vom 2. November 2023, 12:26 Uhr

Olympia RAS 3/12
Farbgebung ab 1968
RAS 3/12 im Kunststoffgehäuse

Die Olympia RAS 3/12 (1132.070, auf dem Typenschild steht nur „RAS 12“) ist eine elektromechanische 11/12-stellige Dreispeziesmaschine, d.h. sie kann nicht nur addieren und subtrahieren, sondern auch vollautomatisch multiplizieren. Die Ausgabe erfolgt über ein zweifarbiges Druckwerk. Das Gerät wiegt knapp 9 kg.

Angeboten wurde die RAS 3/12 spätestens seit etwa 1966 als Nachfolgerin der 441.016. Im Büromaschinenlexikon 1966/67 wurde die RAS 3/12 für 1180 DM angeboten, bis 1973 war der Preis leicht auf 1035 DM gefallen, 1974 waren es dann plötzlich nur noch 795 DM – sicher eine Folge der in dieser Phase rapide sinkenden Preise für elektronische Rechenmaschinen. Man kann wohl auch davon ausgehen, dass die Maschine 1974 schon länger nicht mehr gebaut worden ist und nur noch die Lagerbestände abgebaut wurden.

Die RAS 3/12 basiert auf dem Modell 1132.060. Der obere Gehäuseteil ist weitgehend identisch, aber die Bodenwanne ist höher, weil die für die Multiplikation notwendige zusätzliche Mechanik unter dem Bodenrahmen des Ausgangsmodells untergebracht wurde. Der vor der Tastatur angeordnete Motor, der Antrieb über einen Zahnriemen und Zahnräder sowie die „Heckklappe“ mit der Papierrolle und der Farbbandmechanik zeigen die enge Verwandtschaft dieser Maschinen. Sie bilden zusammen mit der handgetriebenen 1182.030 und einigen weiteren Varianten die Baureihe D2 der Olympia-Rechenmaschinen.

Versionen

Von der RAS 3/12 gibt es mindestens vier klar unterscheidbare Versionen und weitere Detailvarianten. Die ersten beiden Versionen haben grüne Funktionstasten und auch einen grünen Olympia-Schriftzug. Mein „grünes“ Exemplar stammt laut einem Stempel im Gehäuse vom 25. Oktober 1967 (womit die Maschine ca. 2 Wochen älter ist als meine Wenigkeit!). Daraus kann man schließen, dass diese Farbe bis mindestens Oktober, wahrscheinlich November 1967 produziert worden ist. Die erste Version war farblich gleich, hatte aber noch keine [R]-Taste, die an einer Dreispeziesmaschine auch nicht so wichtig ist. Wann diese Taste eingeführt wurde, kann ich nicht sagen.

Die nächste Version hat bei gleicher äußerer Form und höchstens geringfügig veränderter Gehäusefarbe graue Funktionstasten. Der Motorkondensator meines Exemplars ist nur zwei Monate jünger als der meiner „grünen“ Maschine, so dass diese Variante spätestens Anfang 1968 erschienen ist. Hier gibt es erstmals ein modernes Typenschild mit der (unvollständigen) Modellbezeichhnung „RAS 12“ und Symbolen zur elektrotechnischen Ausführung bzw. Zulassung. Mir liegt auch ein Bild einer „grünen“ Maschine vor, die schon das neue Typenschild hat, allerdings an der Stelle des alten kleineren Schilds und um 90° gedreht! Wenn es sich nicht um ein „zusamengebasteltes“ Einzelstück handelt, muss dise Variante zeitlich zwischen meinen beiden Exemplaren entstanden sein, kann also nicht sehr lange gebaut worden sein.

Die letzte Version der RAS 3/12 ist spätestens 1969 erschienen und sitzt in einem voluminösen Kunststoffgehäuse, das groß genug war, um darin auch die Vierspeziesmaschine RAS 4/12 unterbringen zu können.

Obwohl die Maschinen technisch baugleich sind, ist auf der älteren Version eine Leistung von 80 W angegeben, während es auf den beiden neueren (und auch auf der erwähnten „Übergangsvariante“) nur 40 W sind. Meine Messung hat den kleineren Wert bestätigt.

Die Multiplikation

Obwohl die Tastatur der 441.016 im Wesentlichen gleicht - lediglich die [#]-Taste ist entfallen und einige Funktionstasten sind etwas anders angeordnet – sind die Unterschiede zwischen beiden Maschinen nicht unerheblich. Das Multiplizieren erfolgt aber grundsätzlich nach dem gleichen System: Nach dem Eingabe des ersten Faktors wird [×] gedrückt und anschließend der zweite Faktor eingetippt. Anschließend hat man die Wahl zwischen der [=]- und der roten [=−]-Taste: Beide starten die Multiplikation, wobei die [=−]-Taste den zweiten Faktor noch mit -1 multipliziert.

Das mit A beschriftete Hebelchen rechts vorne entspricht der einrastenden [A*]-Taste der 441.016. In der Stellung ◇ wird das Multiplikationsergebnis nicht sofort ausgedruckt, sondern zum Ergebniswerk addiert oder davon abgezogen. In der Stellung * wird das Produkt dagegen sofort ausgedruckt.

Hier enden die Gemeinsamkeiten zwischen beiden Maschinen, denn während der erste Faktor bei der 441.016 als Konstante gespeichert wird, hat die RAS 3/12 einen Rückübertragungsmechanismus: Das Multiplikationsergebis oder auch eine Summe wird automatisch als Faktor gespeichert! Hat man z.B. eine Summe mit [*] ausgedruckt, kann man sie direkt multiplizieren, z.B. mit einem Steuersatz, indem man diesen eintippt und mit der [=]-Taste die Berechnung startet. Negative Ergebnisse werden hier übrigens positiv weiterverarbeitet, d.h. die Multiplikation einer negativen Endsumme mit einer positiven Zahl (also über die [=]-Taste) ergibt eine positive Zahl. Will man im negativen Bereich bleiben, muss man also die [=−]-Taste verwenden.

Einen größeren Unterschied, der jedoch nur bei großen Zahlen relevant ist, besteht auch in der technischen Ausführung der Multiplikationseinrichtung. Die 441.016 kann maximal sechstellige Faktoren verarbeiten, womit ein Überlauf ausgeschlossen ist – das Ergebnis darf ja bis zu 12 Stellen haben. Bei der RAS 3/12 gibt es diese Einschränkung nicht, aber dafür kann es natürlich zu einem Überlauf kommen. In diesem Fall bleibt die Maschine stehen, und alle Tasten sind blockiert. Dieser Zustand kann mit einem Reset-Knopf beseitigt werden, der sich rechts unten am Gehäuse befindet. Die dabei ausgedrückte Zahl ist natürlich nicht das Produkt, sondern die letzte Zwischensumme vor dem Eintritt des Überlaufs bzw. vor der Stellenverschiebung auf die nicht vorhandene 13. Ausgabestelle.

Anders als die 441.016 arbeitet die RAS 3/12 nicht mit der verkürzten Multiplikation. Eine Rechnung wie 9999 × 9999 dauert deshalb wesentlich länger, und bei der Rechnung 99999999999 × 2 werden 99 Additionen durchgeführt! Es ist also noch wichtiger als bei der 441.016, dass man den kürzeren Faktor zuerst eingibt, wenn man Zeit und Strom sparen und seine Nachbarn so wenig wie möglich belästigen will.

Wer mit einer Dreispeziesmaschine wie der RAS 3/12 dividieren will, muss einen kleinen Umweg gehen: Bekanntlich ist die Division gleichbedeutend mit der Multiplikation des Kehrwerts, also 3/5 = 3 × (1/5) = 3*0,2. Die Kommastellen muss man dabei aber im Kopf richtig setzen; rechnen kann man nur 3 × 2. Da man nicht die Kehrwerte sämtlicher Zahlen im Kopf haben kann, lag dem Gerät eine Liste der Kehrwerte aller Zahlen zwischen 1 und 1500 bei.

Sonstiges

Mein „mittleres“ Exemplar war die erste mechanische Rechenmaschine in meiner Sammlung und auch mein erster Olympia-Rechner. Die Maschine ist funktionsfähig und ist die meistgenutze meiner elektromechanischen Rechenmaschinen, denn sie war einige Male bei der Ausstellung „Classic Computing“ dabei. Das Gehäuse ist in einem relativ guten Zustand, dank einer Schutzhülle, die zusammen mit dem Rechner die Zeit überlebt hat.

Auch meine Kunststoffausführung der RAS 3/12 ist dank Schutzhülle sehr gut erhalten geblieben; die Hülle selbst leider weniger. Auch das Innere der Maschine sieht fast wie neu aus, aber das ist kein Wunder, denn eine erst in den 1970er-Jahren angeschaffte mechanische Rechenmaschine hatte sicher keine sehr lange Einsatzdauer!

Die neueren Maschine (und übrigens auch die zugehörige Abdeckhaube) tragen sowohl den alten Olympia-Schriftzug in Schreibschrift (wie er an der der „Metallausführung“ der RAS 3/12 angebracht ist) als auch den modernen in großen Druckbuchstaben – letzteren zusammen mit dem bekannten roten Logo, das bis heute unverändert verwendet wird. Sowohl beim Rechner als auch auf der Hülle befindet sich der alte Schriftzug dabei auf der Rückseite. Entsprechendes findet man auch bei der neuen Gehäusevariante der AE-Reihe sowie den elektronischen Zeitgenossen ICR 412 und CD 400.

Bei meiner „grünen“ Maschine ist beim ersten Test nach ca. zehn Motor-Einschaltvorgängen die Elektronik abgeraucht, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Man fragt sich natürlich, wofür eine elektromechanische Maschine Elektronik braucht: Diese Maschinen sind funkentstört und enthalten dafür einige Kondensatoren, von denen einer unter der vollen Netzspannung steht – bei der RAS 3/12 leider auch dann, wenn der Motor nicht läuft, die Maschine also so weit wie möglich ausgeschaltet ist. Leider bildet der zerstörte Kondensator zusammen mit dem Schalter eine untrennbare Einheit, so dass eine schnelle Reparatur nicht möglich war.

Viele Jahre später ist dann exakt das Gleiche auch mit der „,mittleren“ Maschine passiert, was ich zum Anlass genommen habe, eine Lösung für das Problem zu suchen – siehe Olympia RAS 3/12 - Reparatur.

Galerie


Eigene Exemplare

  • Inv.-Nr. 5075, Metallgehäuse „grüne“ Version, Seriennummer 053983-5, Baujahr 1967, Zustand: grundsätzlich funktionsfähig, aber Probleme mit der Multiplikation
  • Inv.-Nr. 2051, Metallgehäuse, „mittlere“ Version, Baujahr 1968, Seriennummer 069577-5, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.-Nr. 2087, Kunststoffgehäuse, Seriennummer 151429, Zustand: funktionsfähig

Externe Links