Precisa 364-12

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Precisa 364-12

Die Precisa 364-12 ist eine druckende elektromechanische Dreispeziesmaschine. Die Kapazität beträgt 12 Eingabe- und 13 Ausgabestellen.

Dieses Modell ist eine vereinfachte Form der Precisa 164-12, wobei deren Speicherwerk entfallen ist und damit die [S]-Taste, wodurch eine ästhetisch etwas unbefriedigende Lücke rechts oben im Tastenfeld entstanden ist.

Addition und Subtraktion bedürfen keiner besonderen Erklärung. Auch die Multiplikation ist intuitiv, allerdings gibt es einen kleinen Unterschied zu den Olympia-Maschinen wie z.B. der RAS 3/12: Wie diese hat auch die 364-12 drei Multiplikationstasten, eine [×]-Taste zum Eingeben des ersten Faktors und zwei Ergebnistasten. Doch während diese beiden Tasten bei der RAS 3/12 entscheiden, ob eine positive oder negative Multiplikation stattfindet, unterscheiden sie bei der 364-12 ob das Produkt als Endergebnis ausgegeben wird oder als Zwischenergebnis. Doch auch die 364-12 kann negativ multiplizieren: Dafür kann ein kleiner Hebel direkt rechts neben der [×]-Taste umgestellt werden.

Die 364-12 nutzt die Verkürzte Multiplikation, was Zeit und Lärm beim Multiplizieren reduziert.

Farbband

Die Farbbandspulenhalter entsprechen keiner mir bekannten Norm – weder die deutschen Farbbänder nach DIN 2103 passen, noch die üblichen japanischen, wie sie z.B. die weit verbreiteten Epson-Druckwerke verwenden. DIN-Rollen gibt es in mindestens zwei verschiedenen Durchmessern, aber auch die kleineren passen zwar auf die Achsen, sind jedoch noch etwas zu groß. Die japanischen Farbbänder (angeboten unter den Bezeichnungen EP-102 oder G24) passen grundsätzlich, wie im Bild zu sehen, allerdings ist ihr Mitnehmermechanismus nicht kompatibel zu dem der Maschine – aber das könnte man improvisieren.

Auf der Abbildung in der Anleitung sehen die Rollen ähnlich aus wie die der Commodore 202, aber ob letztere auf die Precisa passen, habe ich ich nicht probiert, auch weil das Wechseln des Farbbands bei der 202 extrem fummelig ist.

Aufbau

Das Öffnen der Maschine hat mich zunächst vor ein Rätsel gestellt: Zwar lässt sich der obere Teil des Gehäuses aufklappen, z.B. um das Farbband wechseln zu können, aber wirklich weiter bringt es einen zunächst nicht - weder innen noch außen sind irgendwelche Schrauben erkennbar. Dazu kommt, dass der Rest des Gehäuses ein einziges Teil ist, das lediglich in zwei Farben lackiert ist.

Schaut man etwas genauer durch die geöffnete Klappe, erkennt man, dass deren Achse sowohl durch Bohrungen im Gehäuseboden als auch im Rahmen der Maschine führt. Das Entfernen der Achse löst also nicht nur die Klappe, sondern trennt auch die eigentliche Maschine vom Gehäuse. Die Achse ist nicht weiter befestigt. Man kann sie mit Hilfe eines Schraubenziehers oder einem vergleichbaren Werkzeug ein Stück nach außen schieben, bis man sie dort packen und ganz herausziehen kann. Anschließend lässt sich die Klappe entfernen und die Technik nach hinten aus dem Gehäuse herausziehen.

Die gesamte Elektrik einschließlich Motor und Netzstecker sitzt in einem Kunststoffgehäuse, das nur von zwei Sicherungsscheiben gehalten wird und nach deren Entfernung nach links abgenommen werden kann. Das ist wirklich wartungsfreundlich, und es ermöglicht einem auch, die Maschine von Hand durchzudrehen, wenn man z.B. einen Fehler sucht. Das Wiederanbringen dieses Moduls ist leider nicht ganz so einfach, denn dabei muss man die Kupplungsscheibe zwischen Getriebe und Rechenwerk exakt ausrichten.

Mein Exemplar

Meine 364-12 ist mir im Rahmen einer Entrümpelungsaktion zugefallen ohne Informationen über den technischen Zustand. Etwas beunruhigend war ein kleines Stück Metall, das mit einem Tesafilm auf das Gehäuse geklebt war, was eine gewisse Wichtigkeit signalisiert hat. Das Teil ist wahrscheinlich irgendwo abgebrochen, aber ich konnte bisher nicht herausfinden, an welcher Stelle.

Die Maschine funktioniert grundsätzlich, der Druck eingetippter Zahlen funktioniert, und sogar die Multiplikationsautomatik macht im Prinzip, was sie soll, soweit man es sagen kann. Allerdings funktioniert das Rechenwerk nicht, und als Endergebnis erscheint fast immer 99,999,999,999.99 – und wenn nicht, weichen nur wenige Ziffern davon ab. Die Fehlersuche hat bis jetzt nur ergeben, dass das sich das Ergebniswerk undefiniert bewegt, also nicht wie vorgesehen auf die Zahnstangen gedrückt bzw. wieder von diesen entfernt wird. Vielleicht ist es nur eine Kleinigkeit wie eine fehlende Feder, wahrscheinlich hängt es aber mit dem abgebrochenen Metallstück zusammen. Klären lassen wird sich das wohl nur über den Vergleich mit einem intakten Exemplar, das mir aber im Moment nicht vorliegt.

Ein interessantes Detail an meiner Maschine ist das Typenschild: Auf diesem wurde die Modellbezeichnung 164 in 364 abgeändert, indem die 1 einfach mit einer 3 überprägt wurde. Die Frage, ob dies eine einfache „Tippfehlerkorrektur“ war oder ob überzählige 164-er Schilder auf diese Weise genutzt wurden, muss an dieser Stelle offen bleiben.

Ähnliche Modelle

Die 364-12 gehört zu einer im gleichen Gehäuse sitzenden Familie von mindestens fünf Modellen. Die 160-12 und die achtstellige 160-8 sind saldierende Addiermaschinen, die 162-12 hat zusätzlich ein Speicherwerk, und die Dreispeziesmaschine 164-12 wurde eingangs schon erwähnt. Soweit ich es beurteilen kann, sind die Dreispeziesmaschinen keine nachträglich erweiterte Versionen einer existierenden Zweispeziesmaschine, wie etwa die Olympia RAS 3/12, sondern alle Modelle wurden gemeinsam entwickelt, und die Konstruktion einschließlich des Gehäuses waren von Anfang an auf das komplizierteste Modell ausgelegt. Die 364-12 ist das zuletzt erschienene dieser Modelle und taucht zum ersten Mal im Büromaschinenlexikon 1970/71 auf. Anders als die 164-12 wird sie schon 1973 nicht mehr aufgeführt.

Die Vierspeziesmaschinen 166-12 und 366-12 sind vermutlich ebenfalls enge Verwandte, sitzen aber in einem etwas breiteren und auch kantiger gestalteten Gehäuse.

Die Precisa 364-12 wurde auch als Hermes 364-12 vertrieben, wahrscheinlich auch die anderen Modelle oder zumindest ein Teil davon. Die Hermes-Maschinen haben das gleiche Gehäuse, aber eine andere Farbgebung.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 114, Seriennummer B926729, Zustand: Elektrisch in Ordnung, grundsätzlich beweglich, Rechenwerk defekt (siehe Text)

Externe Links