Brunsviga M III

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Brunsviga M III

Die Brunsviga M III ist eine mechanische Vierspezies-Sprossenrad-Rechenmaschine mit einer Kapazität von 9 Stellen in der Eingabe, 8 im Zählwerk und 13 im Resultatwerk. Sie wurde von 1925 bis 1927 gebaut.

Die M III, von der zusammen mit der baugleichen Rema III etwa 4000 Stück hergestellt worden sind, wurde im Werk der Rema GmbH gefertigt. Dieser ebenfalls in Braunschweig ansässige Hersteller war schon 1922 von Grimme, Natalis & Co. (Brunsviga) übernommen worden, wobei die Rema-Fabrik noch bis 1927 in Betrieb war. Vom Aufbau her ist die M III zusammen mit den gleichzeitig entwickelten, aber deutlich größeren Nova-Brunsviga-Maschinen die Urahnin der späteren Modelle 13 Z, 13 ZK und der weit verbreiteten 13 RK.

Bei all diesen Maschinen ist das Zählwerk oberhalb des Einstellwerks angeordnet und nicht wie beim klassischen Odhner-Design neben dem Resultatwerk im Schlitten. Wenn der Schlitten in der Grundstellung ist, machen diese Maschinen deshalb einen sehr kompakten Eindruck, und die Mechanik im Schlitten ist von hinten vor Staub geschützt. Neu war diese Anordnung aber nicht; man findet sie z.B. schon bei der Brunsviga J von 1907 oder der Facit Original von 1920.

Ein „modernes“ Merkmal der Rema III bzw. Brunsviga M III ist, dass die Maschine auf Gummifüßen steht und nicht wie vorher üblich auf einem Holzbrett, das Teil eines verschließbaren Kastens war.

Mit einem anhand der Seriennummer geschätzten Baujahr von 1927 ist meine Brunsviga M III die älteste Maschine in meiner Sammlung. Sie hat bei Erhalt grundsätzlich funktioniert, war aber etwas schwergängig. Mit ein wenig WD-40 und deutlich mehr Öl war das schnell behoben, und es macht Spaß, mit der Maschine zu rechnen.

Ausstattung

Mit der M III können alle vier Grundrechenarten durchgeführt und mit dem Toepler-Verfahren auch Quadratwurzeln berechnet werden. Die Löschung des Einstell- und des Zählwerks erfolgt bereits mittels Hebeln, das Resultatwerk wird dagegen noch mit einer Kurbel gelöscht, was immerhin einfacher geht als mit den bis dahin üblichen Flügelrädern. Der kleine Hebel an der Vorderseite dient zum stellenweisen Verschieben des Schlittens; wird er nach innen gedrückt, kann der Schlitten frei verschoben werden.

Die neun Einstellhebel haben einen Abstand von jeweils 10 mm, was das Bedienen auch mit Wurstfingern ermöglicht. Bei der Schubert DRV und der Brunsviga 13 RM sind es z.B. nur 7 mm, und bei der 13 RK sogar nur 6 mm.

Ein Einstellkontrollwerk ist nur in einer sehr einfachen Form vorhanden: Blechstreifen mit den Ziffern 0 bis 9 sind fest mit den Einstellschiebern verbunden, und die jeweils eingestellte Ziffer ist durch ein Fensterchen oberhalb der Schieber sichtbar. Das ist kein nennenswerter mechanischer Zusatzaufwand, aber deutlich besser als bei der wesentlich jüngeren 13 BR, bei der die eingestellte Zahl nur an der Stellung der Schieber erkannt werden kann.

Der M III fehlen noch viele Extras, die spätere Modelle auszeichnen, z.B. Rückübertragung vom Resultat- ins Einstellwerk, kombinierte Löschfunktionen oder Hebel für die Einhandbedienung. Lediglich ein Zehnerübertrag im Zählwerk – damals noch keine Selbstverständlichkeit – ist schon vorhanden.

Lackierung und Beschriftung

Werbeanzeige für die M III

Wie die Maschine ursprünglich ausgesehen hat, ist nicht ganz klar. Beim unten verlinkte Exemplar der Uni Bonn sind die eingeprägten Beschriftungen weiß, gelb und sogar rot lackiert, aber das ist wahrscheinlich nicht immer so gewesen, denn aus anderen Bildern ergibt sich, dass alle Beschriftungen ursprünglich weiß waren. Allerdings sind bei meinem Exemplar im Logo und bei den Beschriftungen rechts der Einstellhebel keine Farbreste zu erkennen, während der Brunsviga-Schriftzug und die Ziffern praktisch unbeschädigt sind, so dass ich nicht ausschließen kann, dass die Maschine immer schon so ausgesehen hat. Ich vermute allerdings, dass die Maschine vor längerer Zeit zumindest teilweise neu lackiert worden ist und dass man damals auf das Einfärben der für den Betrieb unnötigen Beschriftungen verzichtet hat.

Übrigens hat meine Maschine keinen „Grimme, Natalis & Co.“-Schriftzug auf der Vorderseite, und das gilt auch für einige andere, von denen ich Bilder gefunden habe. Möglicherweise war der Schriftzug nur aufgedruckt und nicht eingeprägt, so dass er im Laufe der Zeit verschwunden ist bzw. nach einer Neulackierung nicht wieder hergestellt werden konnte (Sowohl das Exemplar der Uni Bonn als auch das besonders schöne auf Rechenmaschinen Illustrated sind definitiv neu lackiert worden).

Innenleben

Die Abdeckbleche können nach dem Lösen kleiner Schrauben problemlos entfernt werden, ohne dass Hebel oder Kurbeln im Weg sind. Zum Abnehmen der Schlittenabdeckung muss auch die Schiene für die Kommaschieber gelöst werden.

Zu den Gemeinsamkeiten mit den späteren Modellen gehört nicht nur die bereits erwähnte Lage des Zählwerks, sondern auch dessen Aufbau: Die Ziffrnscheiben sind doppelt beschriftet, in weiß für die Zählung von Additionen und in rot für die Zählung von Subtraktionen. Was gezählt wird, hängt von der ersten Kurbeldrehung nach dem Zurücksetzen des Zählwerks ab – ist diese eine Subtraktion, verschiebt sich das Abdeckblech der Anzeige, so dass die roten statt der weißen Ziffern sichtbar sind. Ein „Wendegetriebe“ für das Zählwerk ist deshalb nicht notwendig; es dreht sich immer gleichsinnig mit dem Sprossenradrotor.

Es gibt jedoch auch grundsätzliche konstruktive Unterschiede z.B. zur 13 RK. Zunächst fällt auf, dass die Achsen von Kurbel- und Sprossenradrotor versetzt sind und dass dass sich letzterer gegensinnig zur Kurbel dreht. Der größere Abstand zwischen den Einstellhebeln aus dem sich auch ein entsprechend größerer Ziffernabstand im Resultatwerk ergibt, wurde bereits erwähnt. Ein weiterer Unterschied besteht im Gehäuseaufbau: Es gibt keine seitlichen Abdeckbleche, stattdessen dienen die 6 mm dicken Rahmenwangen selbst als Seitenwände.

Die Lager für die Rotorwelle sowie für die Welle der Zehnerschaltwalze des Zählwerks sind von außen in die seitlichen Rahmenteile hineingeschraubt. Dieses Merkmal teilt sich die Brunsviga M III mit den älteren Rema-Modellen I und II, nicht jedoch mit späteren Brunsviga-Maschinen.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 4843, Seriennummer 113301, Baujahr ca. 1927, Zustand: funktionsfähig

Externe Links