Olympia CD 402

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Olympia CD 402

Der Olympia CD 402 (84.220, 84.901 bzw. CD 12/1) ist ein zwölfstelliger Tischrechner mit Digitron-Display. Meine Exemplare sind von 1974, 1975 und 1976.

Mit seinen Vorgängern CD 400, CD 401 und CD 401A hat dieser Rechner optisch wenig gemeinsam. Der nicht mehr in Japan (von Matsushita), sondern in Deutschland oder später in Jugoslawien gebaute CD 402 ist in einem erstaunlich modern wirkenden Gehäuse untergebracht, das damals auch einen Design-Preis errungen hat.

Funktional hat sich einiges geändert. Der Speicher jetzt über sechs Tasten bedient, es gibt eine Vorzeichenwechseltaste, und endlich ist auch ein Fließkommamodus verfügbar. Hinzugekommen ist auch ein Addiermaschinenmodus (AM), bei dem Zahlen grundsätzlich mit zwei Nachkommastellen interpretiert werden, was etwa das Eintippen von Preisen deutlich erleichtert.

Das Rundungsverhalten lässt sich allerdings nicht mehr ändern; der Rechner rundet immer im 5/4-Modus, also kaufmännisch korrekt. Die [K]-Taste ist ebenfalls entfallen; der CD 402 arbeitet mit automatischen Konstanten.

Der CD 402 wurde zunächst in Deutschland, später dann in Jugoslawien gebaut. Erkennbar ist dies auf der Rückseite, wo bei der deutschen Version groß „Made in Western Germany steht“. Auch die Modellnummern unterscheiden sich: Die deutsche Version hat die Nummer 84.220, die jugoslawische die Nummer 84.901. Das Herstellungsland ist bei dieser Version aber weder auf der Rückseite noch auf dem Typenschild angegeben.

Konstruktion

Der Designer hatte anscheinend den Ehrgeiz, keine Schrauben zu verwenden, und das ist ihm auch gelungen. Doch wie so oft, wenn Designer zu viel Einfluss haben, leidet darunter die Technik: Sicher war das Gehäuse schneller zusammenzubauen als mit Schrauben, doch das Öffnen geht keineswegs einfacher, denn man braucht trotzdem einen Schraubenzieher, um die Schnappverschlüsse öffnen, und es dauert länger und ist wesentlich fummeliger, als vier Schrauben zu lösen! Dazu kommt, dass diese Schnappverschlüsse ursprünglich mit Kunststoffsteckern gesichert waren, Teile die heute – zum Glück, muss man fast sagen – nur noch in Einzelfällen vorhanden sind, bezogen auf meine insgesamt sieben Rechner mit diesem Gehäuse.

Das einfache Öffnen war bei der Konstruktion sicher Nebensache, aber schwerer wiegt die Tatsache, dass die Innereien des Rechners nur durch das Gehäuse selbst in Position gehalten werden, und das nicht sehr präzise: Z.T. hat man beim Bewegen des Rechners das Gefühl, dass die Platine etwa Spiel hat, was vor allem daran liegt, dass der schwere Trafo auf die Platine gelötet ist und nur durch diese fixiert wird. Die Platine selbst ruht mit Gummifüßen auf der Bodenplatte und wird im Wesentlichen durch die Anzeigeeinheit in Position gehalten.

Etwas lästig ist, dass die Kabel zwischen Netzschalter bzw. -buchse und der Platine recht kurz sind, aber man kann die Kabel auf der Platine abziehen. Auch die Tastatur lässt sich ausstecken, so dass man die einzelnen Komponenten vollständig voneinander trennen kann.

Grob fahrlässig ist die Befestigung des Netzkabelbuchse: Sie ist von innen auf zwei Plastikzapfen gesteckt, was dazu führt, dass sie sich durch das Aufstecken des Kabels von außen nach innen drückt und irgendwann löst. Dies ist früher oder später bei jedem meiner drei Exemplare geschehen, und bei zweien davon haben es die Vorbesitzer auch repariert: In einem Fall wurde die Buchse ingenieurmäßig mit Schrauben fixiert (siehe Bild) – ein Sakrileg, angesichts der bewusst schraubenlosen Konstruktion des CD 402! Doch es hat zumindest gehalten, anders als die Klebstoff-Reparatur im anderen Rechner. In diesem sowie im dritten Exemplar habe ich die Kunststoffzapfen mit einem Lötkolben verschmolzen, in der Hoffnung, dass es besser hält als Klebstoff.

Innenleben

Es gibt zwei Versionen der Hauptplatine. Im ältesten meiner drei CD 402 ist das IC ein Rockwell A1150PB und die Anzeigeeinheit eine Futaba 13-MR-01, die in einem Sockel steckt. Ein deutscher Rechner mit amerikanischem IC und japanischer Anzeige! Die Anzeigeeinheit wurde bereits im CD 401A verwendet, wobei auffällt, dass sie im CD 402 über eine Reihe diskreter Transistoren angesteuert wird, während es im CD 401A bereits ICs waren.

Der mittlere Rechner hat die gleiche Platine, auf der aber aber ein Rockwell A4350PB sitzt. Groß können die Unterschiede zwischen beiden ICs nicht sein. In diesem Rechner wird die Anzeigeeinheit nicht von einem Metallgehäuse geschützt, so dass man die Konstruktion auf einer dicken Glasplatte gut erkennen kann.

Der neueste Rechner, wie der mittlere in Jugoslawien gebaut, hat eine völlig andere Hauptplatine, auf der zwar ebenfalls ein A4350PB sitzt, aber eine neuere Anzeigeeinheit vom Typ 13-MT-24, die auf die Platine gelötet ist. Hinter der Anzeige sitzt ein großer schwarzer Kasten vom Typ Fuji UT 10401, in dem sich vermutlich die Spannungsregelung befindet, denn davon ist auf der Platine sonst deutlich weniger zu sehen als auf der alten Version.

Die Tastatur entspricht mechanisch der der von Olympia gebauten druckenden Rechner. Die Tasten bewegen sich nicht wie üblich linear nach unten, sondern sie kippen um eine Achse, die im Bereich der darüberliegenden Tastenreihe verläuft. Dieses System hat Olympia bis zum Ende bei allen in Deutschland entwickelten Tischrechnern beibehalten, wobei es mindestens zwei verschiedene Varianten gibt: Die Tasten des CD 402 lassen sich z.B. nicht auf die Tastatur eines CP 1420 montieren. Zum CPM 12 sind die Tasten des CD 402 aber kompatibel.

Verwandtschaft

Weitere Rechner im gleichen Gehäuse sind der CD 502 (der 14-stellige und mit zwei Speichern ausgestattete „Bruder“ des CD 402) sowie die beiden wissenschaftlichen Tischrechner CD 602 und CD 603.

Eine weitere, farblich abweichende Version wurde als Brunsviga 4020 D vertrieben. Da die Brunsviga Maschinenwerke schon 1959 in der Olympiawerke AG aufgegangen sind, kann man hier nicht von einem OEM-Modell für einen anderen Anbieter sprechen, und die genaueren Hintergründe sind mir im Moment noch unklar.

Der CD 402 blieb, verglichen mit seinen Vorgängern, recht lange im Angebot; noch 1978 war er im Büromaschinenlexikon aufgeführt. Ein Nachfolger erscheint dort komischerweise erst 1981, und zwar der CD 430 (nicht 403!), der letzte mir bekannte anzeigende Tischrechner von Olympia mit Digitron-Display.

Galerie

Eigene Exemplare

  • Inv.-Nr. 5074, 84.220, Seriennummer 003846, Baujahr 1974, Zustand: Das eigentlich ungenutzte 8. Segment der Anzeige leuchtet unpassenderweise zusammen mit dem Segment B.
  • Inv.-Nr. 4819, 84.901, Seriennummer 044431, Baujahr 1975, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.-Nr. 2082, 84.901, Seriennummer 098994, Baujahr 1976, Zustand: funktionsfähig

Externe Links