Contex 10

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Contex 10

Die Contex 10 ist eine handbetriebene Vierspezies-Rechenmaschine mit Zehnertastatur. Sie ist für eine mechanische Maschine sehr kompakt und mit nur 2,7 kg sehr leicht. Allerdings hat sie auch eine sehr einfache und z.T. etwas billig wirkende Bauart, was besonders bei der Division zu Einschränkungen im Rechenablauf führt. Die Kapazität beträgt 10 Stellen in der Eingabe und 11 in der Ausgabe. Die Contex 10 war recht erfolgreich und wurde ab 1957 bis in die 1970er-Jahre hinein hergestellt oder zumindest angeboten.

Die äußere Form der Maschine ist ungewöhnlich, denn die Tastatur befindet sich im hinteren Bereich. Die Funktionstasten sind links neben den Zifferntasten angeordnet statt wie sonst rechts, und statt einer Kurbel oder eines Handhebels befindet sich rechts vorne eine große Taste, die dafür ausgelegt ist, dass man sie mit der Handwurzel bedient, während die Finger zeitsparend auf der Tastatur bleiben können.

Ein Eingabekontrollwerk gibt es nicht, nur einen Stellenzeiger wie bei druckenden Addiermaschinen, der zugleich als Löschhebel für das Eingabewerk dient. Das Resultatwerk befindet sich ganz vorne an der Maschine, und rechts davon gibt es ein einstelliges Umdrehungszählwerk.

Bei den ab ca. 1963 hergestellten Maschinen ist die [0]-Taste etwas verkleinert, zugunsten einer Taste, die das Eingabewerk mit einem Tastendruck nach links schnellen lässt. Bei der ursprünglichen Version muss man dafür mehrfach die Einzelschritt-Taste betätigen.

Die in den USA vertriebenen Geräte sind mit „Bohn contex“ beschriftet – ohne die 10.

Bedienung

Insgesamt ist die Bedienung einer druckenden Addiermaschine ähnlicher als einer normalen Vierspeziesmaschine mit Zehnertastatur, wie z.B. der Facit NTK. Addition und Subtraktion bedürfen keiner großen Erläuterung; sie erfolgen so, wie man es intuitiv machen würde. Die Maschine kann nicht unter null rechnen; bei entsprechenden Subtraktionen erfolgt ein Unterlauf des Resultatwerks.

Auch die Multiplikation erfolgt ähnlich, wie man es von Addiermaschinen gewohnt ist: [×]-Taste einrasten, ersten Faktor eintippen, und dann durch wiederholtes Drücken des Eingabehebels und der Linksverschiebungstaste stellenweise multiplizieren. Weil das Zählwerk nur einstellig ist, fängt es bei jeder weiteren Stelle wieder be 0 an; am Ende steht dort also nicht der zweite Faktor als Kontrolle. Mann kann zur Stellenverschiebung statt der Linkstaste auch wie bei einer Addiermaschinen eine weitere 0 eingeben (tatsächlich bewegt das Drücken der Linkstaste auch die Nulltaste!). In diesem Fall zeigt das Zählwerk am Ende die Gesamtzahl der Additionen an – zumindest wenn diese kleiner als 10 ist.

Die Division ähnelt zunächst dem Vorgehen bei der erwähnten Facit-Maschine: Nach dem Eintippen des Dividenden verschiebt man die Eingabe mit der Linkstaste so weit wie möglich nach links und drückt anschließend den Eingabehebel. Das weitere Vorgehen dürfte fast einmalig sein: Nach der Eingabe des Divisors rastet man sowohl die Divisions- als auch die Minustaste ein. Jetzt erfolgt mit jedem Drücken des Eingabehebels eine Subtraktion, was im Zählwerk in rot mitgezählt wird. Der Unterlauf wird erkannt, die Minustaste springt heraus (!), und nach einem weiteren Drücken des Eingabehebels wird der Unterlauf wieder rückgängig gemacht. Die weitere Betätigung des Eingabehebels ist jetzt erst einmal blockiert, so dass man in dieser Phase nicht allzu konzentriert sein muss.

So weit, so gut, aber jetzt kommen wir zur eigentlichen Schwäche der Contex 10: Wir brauchen entweder ein gutes Kurzzeitgedächtnis oder Stift und Papier, denn weil das Zählwerk nur einstellig ist, müssen wir uns die jetzt angezeigte Ziffer irgendwie merken! Nachdem wir die erste Stelle unseres Divisionsergebnisses notiert haben, können wir die Rechtstaste drücken, womit der Eingabehebel wieder entsperrt ist. Außerdem müssen wir auch die Minustaste wieder einrasten! Jetzt beginnt der Ablauf von vorne und wird so lange wiederholt, bis die Division aufgeht, das Resultatwerk also 0 anzeigt, oder bis alle Stellen aufgebraucht sind.

Auf neueren Exemplaren befindet sich auf der Unterseite eine Anleitung, die bei meinem Exemplar aber noch nicht vorhanden ist.

Aufbau

Das Gehäuse wird von vier Schrauben zusammengehalten. Um das aus Kunststoff bestehenden Oberteil entfernen zu können, muss man zuvor die Auflagefläche des Eingabehebels abschrauben und die rote Kappe des Stellenzeigers abziehen.

Die Gehäuseunterschale besteht aus Metall, und der Rahmen des Rechners ist daran mit drei von außen sichtbaren Sicherungsscheiben befestigt – eine eher ungewöhnliche Lösung. Aus fotografischer und reinigungstechnischer Sicht ist das Abnehmen der Unterschale übrigens nicht sehr ergiebig, denn der Boden des Rechnerrahmens hat kaum Öffnungen. Hier hätte man sicher noch ein paar Gramm einsparen können!

Auf ein weiteres Zerlegen habe ich bisher verzichtet.

Schwächen

Angesehen von dem einstelligen Zählwerk hat die Contex 10 auch zwei mechanische Schwachpunkte, die bei mehreren im Internet betriebenen Rechnern erwähnt sind. Beide zeigen sich auch bei meinem Exemplar und würden einen praktischen Einsatz im derzeitigen Zustand verbieten.

Die einfacher zu behebende Schwäche ist, dass der Stellenzeiger nach einem Additionsschritt rechts von seiner vorgesehenen Endlage hängen bleibt und vor der nächsten Eingabe ein wenig nach links geschoben werden muss. Einfaches Ölen des entsprechenden Schiebers ist hier nicht ausreichend, der Grund ist tiefer in der Maschine versteckt (ich bin der Sache nicht weiter nachgegangen). Eine im Internet zu findende Lösung ist es, eine Feder zu montieren, die den nach rechts schnellenden Schieber sanfter abfängt und zurück schiebt. Möglicherweise reicht es auch aus, einen Anschlag z.B. aus einem Stück Kork zu improvisieren.

Das wesentlich ernstere Problem betrifft die Tastaturmechanik, und es tritt auch bei den elektrischen Modellen Contex 20 und Contex 30 auf: Die Tastatur basiert auf einem sogenannten Stiftschlitten, in dem sich für jede Eingabestelle neun Stifte befinden, aus denen sich die eingetippte Zahl ergibt. Diese Stifte sind natürlich beweglich, aber sie müssen genug Reibung haben, um ihre Position zu behalten. Diese Reibung wird durch eine Lagerung zwischen Schaumstoffstreifen erzeugt. Leider tendiert dieser Schaumstoff zum Zerbröseln, und die notwendige Reibung ist dann nicht mehr gewährleistet. Dies führt dazu, dass die eingetippten Zahlen verfälscht zum Resultatwerk addiert werden, was u.U. nicht sofort bemerkt wird. Bei meinem Exemplar ist dieses Problem bis jetzt nur in Ansätzen vorhanden, und insbesondere beim Arbeiten mit kleineren Zahlen (bis etwa sechs Stellen) funktioniert die Maschine noch recht zuverlässig – allerdings nicht zuverlässig genug, um damit, sagen wir, eine Brückenkonstruktion oder einen Raumflug zu berechnen.

Übrigens kann es in diesem Fall helfen, die Maschine nach hinten zu neigen – die Gravitation sorgt dann dafür, dass die oberen Stifte, die den kleineren Ziffern entsprechen, in der eingefahrenen Position bleiben (sind durch den Defekt an einer Eingabestelle mehrere Stifte ausgefahren, ist immer der Stift für die niedrigste Ziffer maßgeblich). Dieser Trick hilft jedoch nicht, wenn die Schaumstoffreste so lose sind, dass der Stift, der ausgefahren sein sollte, auch wieder zurückfällt.

Eine Reparatur, d.h. das Ersetzen der zerbröselten Schaumstoffs, ist möglich, allerdings recht aufwendig (siehe externe Links). Irgendwann werde ich das wohl in Angriff nehmen müssen...

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 3003, Seriennummer 429205, Baujahr vor 1963, Zustand: grundsätzlich funktionsfähig, aber mit Problemen

Externe Links