Olympia 132.763

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Olympia 132.763

Die Olympia 132.763 ist eine elektromechanische druckende Rechenmaschine mit Schüttelwagen. Die Kapazität beträgt 11 Eingabestellen und 12 Ausgabestellen. Es ist eine Duplexmaschine mit zwei Rechenwerken, wobei eines der beiden nicht unter null rechnen kann.

Dieses Modell basiert auf der Olympia 132.060, einer ganz gewöhnlichen Addiermaschine. Der 33-cm-Wagen (bezogen auf die maximale Papierbreite) wiegt schon alleine 3 kg, und die zusätzliche Mechanik bringt das Gesamtgewicht der Maschine auf ca. 15 kg. Es ist jedoch nicht das größte und schwerste Modell der Baureihe D1, denn es gibt auch Buchungsmaschinen mit noch breiteren Wagen.

Der Schüttelwagen

Grundsätzlich kann eine Schüttelwagenmaschine in zwei Spalten drucken, wobei deren Abstand durch den Antriebsmechanismus festgelegt ist und nicht frei variiert werden kann. Standardmäßig sind es bei Olympia-Maschinen 42 mm (entspricht 12-mal dem Zeichenabstand von 3,5 mm), wobei dieser Wert mit etwas Schrauberei (d.h. durch einen Techniker) auf eine Zeichenbreite mehr oder weniger verändert werden kann – mein Exemplar ist auf 45,5 mm eingestellt. Auf Wunsch waren auch andere Spaltenabstände verfügbar, wobei hierfür eine anders dimensionierte Nockenscheibe (im Olympia-Jargon „Schüttelkurve“ genannt) eingebaut werden musste.

Wo sich die beiden Spalten in Bezug auf das eingespannte Formular befinden, wird auf über Stecker auf einer Tabulatorschiene im Inneren des Wagens eingestellt. Die schmalen Stecker greifen in einen Mitnehmer am Wagenantrieb ein und definieren dabei jeweils die linke der beiden Spalten, in der sich die Maschine im Grundzustand auch befinden sollte. Man kann auch mehrere Spaltenpaare definieren (im Bild sind es vier), wenn man mit verschiedenen Formularen arbeitet. In diesem Fall muss man den Wagen von Hand in die richtige, zum eingespannten Formular passende Position bringen. Die breiteren Stecker passen nicht in den Mitnehmer am Antrieb. Sie füllen die Zwischenräume zwischen den Positionssteckern und verhindern, dass der Wagen in einer „ungültigen“ Position einrasten kann.

Olympia 132.763 Tabulatorschiene.jpg

Bedienung

Was kann man nun mit einer solchen Maschine machen? Ohne Handbuch (und ohne buchhalterische Ausbildung) kann die folgende Beschreibung nur auf Herumprobieren basieren sowie auf einigen Hinweisen, die ich zu ähnlichen Maschinen gefunden habe.

Die gegenüber einer normalen Addiermaschine hinzugekommenen zusätzlichen Tasten sind nicht direkt selbsterklärend. Ignorieren wir zunächst die drei Tasten ganz rechts; sie hängen mit dem zweiten Rechenwerk zusammen und sind bei einfacheren Modellen nicht vorhanden.

Ein weiteres Bedienelement, das an einfacheren Maschinen fehlt, ist das Hebelchen ganz links auf der Tastatur. Steht es in der oberen Position, ist der Schüttelwagen ausgeschaltet, und die Maschine verhält sich wie eine einfache Addiermaschine mit Rollenpapier. Der folgende Abschnitt geht davon aus, dass dieser Hebel in der unteren Position steht – zum Bewegen muss er etwas nach links gedrückt werden.

Grundlagen

Es fällt auf, dass es keine [+]- Taste gibt. An deren Position sitzen stattdessen zwei Tasten, [↑] und [↔]. Der Doppelpfeil deutet an, dass mit dieser Taste der Wagen hin und her bewegt werden kann, und das ist auch richtig. Vor der Wagenbewegung wird allerdings auch die eingetippte Zahl ausgedruckt; in gewisser Weise entspricht diese Taste also tatsächlich der Plus-Taste des Basismodells.

Fangen wir, wie man es bei jeder Rechenmaschine machen sollte, mit dem Zurücksetzen der Maschine an. Bei einer normalen Addiermaschine drückt man dazu die [*]-Taste. Bei der 132.763 ist dies aber u.U. gar nicht möglich, unter anderem dann, wenn die letzte Operation mit dieser Taste abgeschlossen worden ist, also wenn zuletzt ein Endergebnis gedruckt wurde (was in der Regel den Abschluss einer Aufgabe darstellt). In diesem Fall sollte der der Wagen wie schon erwähnt in der rechten Position stehen, sich das Druckwerk also über der linken der beiden Spalten befinden.

Zunächst einmal müssen wir den Wagen von Hand in die richtige, zum Formular passende Position bringen: Zum Lösen der Verriegelung muss man eines der beiden Hebelchen an den Enden des Wagens betätigen. Zwar lässt sich der Wagen im Grunde in jede Position bringen, aber damit er von der Maschine definiert bewegt werden kann, muss er einrasten – wie das geschieht, wurde schon beschrieben. Spielt man mit der Maschine auf weißem Papier, können wir diesen Punkt natürlich ignorieren; wichtig ist nur, dass der Wagen eingerastet ist!

Tippen wir jetzt eine Zahl ein, können wir sie mit drei Tasten drucken: [#], [↑] oder [↔], Die Minustaste ist übrigens blockiert – warum, wird gleich deutlich. [#] ist bei normalen Rechenmaschinen die „Nichtrechentaste“, mit der einfach nur eine Zahl ausgedruckt wird, z.B. eine Artikel- oder Belegnummer. So ist es auch hier: Die Zahl wird wie bei einfachen Addiermaschinen mit dem #-Zeichen daneben ausgedruckt. Anschließend fährt der Wagen in die rechte Spalte.

Das gleiche Ergebnis erzielen wir, wenn wir die [↔]-Taste betätigen. Befindet sich der Wagen also in der linken Position, sind [#] und [↔] austauschbar. Das hat durchaus einen Sinn, denn in der linken Spalte stehen grundsätzlich nur solche Nichtrechenzahlen (Ausnahme: siehe „Das zweite Rechenwerk“). Weil Nichtrechenzahlen quasi per Definition niemals negativ sind, ist die Minustaste blockiert. Auch ohne eingetippte Zahl fährt die [↔]-Taste den Wagen in die rechte Spalte, allerdings wird auch in diesem Fall ein # gedruckt.

In der rechten Spalte kann gerechnet werden, auch mit negativen Zahlen. Betätigt man nach der Eingabe einer Zahl die [↔]-Taste, fährt der Wagen wieder zurück nach links und es erfolgt ein Zeilenvorschub. Wenn man stattdessen die [↑]-Taste drückt, bleibt er in der rechten Spalte, und weitere Summanden können addiert werden. Auch das Betätigen der Minustaste führt zu keinem Wagenrücklauf, weil negative Zahlen bei solchen Maschinen in der Regel der Korrektur dienen. Wird die Rechnung mit [*] abgeschlossen, fährt der Wagen nach dem Ausdrucken der Summe wieder in die linke Spalte, und die Maschine ist wieder im Grundzustand.

Was hat es für einen Sinn, nach der Eingabe eines Summanden mit [↔] gleich wieder in die linke Spalte zu fahren, ohne ein Ergebnis gedruckt zu haben? Eine Anwendung, die ich mir vorstellen könnte, ist das Aufsummieren von Rechnungsbeträgen jeweils mit einer Belegnummer davor. Einem Buchhalter werden sicher noch weitere Möglichkeiten einfallen!

Nicht geschüttelt

Wie eingangs erwähnt, kann man mit der 132.763 auch wie mit einer ganz normalen Rollenpapier-Addiermaschine arbeiten, indem man die Schütteleinrichtung über das links angeordnete Hebelchen abschaltet. Zu diesem Zweck war vermutlich auch ein Rollenhalter für normales Rollenpapier im Lieferumfang, der bei meiner Maschine aber nicht mehr vorhanden ist.

Die 132.763 hat wie die meisten Addiermaschinen eine Repetitionstaste, kann also auch multiplizieren. In einem mehrspaltigen Formular ist das wenig sinnvoll, aber im Rollenpapier-Modus funktioniert es wie von anderen Maschinen gewohnt.

Das zweite Rechenwerk

Was hat es nun mit dem zweiten Rechenwerk auf sich? Die drei damit zusammenhängenden Tasten [++], [:] und [II] erklären sich nicht gerade selbst, abgesehen davon, dass man II wohl als 2 interpretieren sollte.

Die Funktion der Taste [++] habe ich zuerst herausgefunden: Wie das Tastensymbol nahelegt, wird damit auch die erste Spalte von einer Nummern- in eine Rechenspalte umgeschaltet. Man kann also parallel zwei verschiedene Summen bilden – was nur mit einem zweiten Rechenwerk möglich ist. Dieses zweite Rechenwerk hat allerdings eine Einschränkung: Es kann, anders als das erste, nicht saldieren, also nicht unter Null rechnen: Zieht man zu viel ab, springt das Ergebniswerk also wie ein einfaches Zählwerk von 0 auf 9999999999. Einem korrekten Buchhalter wird so etwas natürlich nicht passieren!

Das zweite Rechenwerk kann angesteuert, werden, indem man die [II]-Taste als Vorwahltaste vor Additionen, Subtraktionen, Zwischen- oder Endergebnissen einrastet. Entsprechende Zahlen werden im Druck mit einer II dahinter gekennzeichnet – bemerkenswerterweise eine Stelle rechts von der normalen Symbolspalte! Erst dabei ist mir aufgefallen, dass die 132.763 tatsächlich eine Druckstelle mehr hat als die 132.060.

Übrigens arbeitet die Maschine bei abgeschaltetem Schüttelwagen mit dem „guten“, saldierenden Rechenwerk, obwohl sie sich in diesem Modus technisch gesehen in der linken Spalte befindet.

Zu weiteren Erkenntnissen, insbesondere zur Funktion der Taste [:], bin ich beim Herumprobieren noch nicht gekommen. Wie die [II]-Taste ist sie jedoch auch an Duplexmaschinen ohne Breitwagen vorhanden, etwa der 132.061, hängt also nicht speziell mit dem zweispaltigen Druck zusammen.

Aufbau

Bis auf die zusätzlichen Tasten entspricht der vordere Teil der 132.763 der 132.060. Auch die charakteristischen Flügeltüren des Basismodells sind vorhanden, allerdings mit einem Ausschnitt für den Breitwagen. Das Gehäuse ist im hinteren Teil verlängert, um die Wagenmechanik unterzubringen, wobei der „angestückelte“ Teil wie der vordere Gehäuseteil mit vier Schrauben befestigt ist.

Schon der Blick durch die geöffneten Flügeltüren zeigt, dass der eigentliche Rahmen des Rechners nicht länger ist als der des Basismodells. Die gesamte Wagenkonstruktion steht also statisch gesehen nach hinten über. Nur die Bodenplatte wurde speziell für diese und ähnliche Maschinen gefertigt, so dass dem Rechner das „Anstückeln“ des Hinterteils von außen kaum anzusehen ist.

Papiervorschub und Wagenvor- und Rücklauf werden über eine Welle angetrieben, die mit einer kleinen Rollenkette mit dem Motorgetriebe des Rechners verbunden ist. Die Anordnung der Kette ist etwas komplizierter als bei meiner Schiebewagenmaschine 132.160, bei der nur der Papiervorschub vom Motor angetrieben wird.

Die Nockenscheibe bzw. „Schüttelkurve“ ist so geformt, dass eine halbe Umdrehung den Wagen von der linken in die rechte Position bewegt und die nächste halbe Umdrehung wieder zurück. Es ist offensichtlich, dass der dabei zurückgelegte Weg nicht ohne Weiteres verändert werden kann. Die weiter oben erwähnte Möglichkeit, den Spaltenabstand geringfügig zu verändern, basiert darauf, dass die Länge eines von der Nockenscheibe bewegten Hebels verändert wird.

Der Antriebsmotor in meinem Exemplar unterscheidet sich von denen in meiner 132.060 und meiner 132.160. Auch die Befestigung der Bürstenkappe sieht etwas unorthodox aus, und es ist möglich, dass dieser Motor nachträglich eingebaut worden ist. Denkbar wäre auch, dass meine 132.763 etwas jünger ist als die anderen beiden Maschinen und dass die Kleberei eine unfachmännische spätere Reparatur ist. Abgesehen davon entspricht die Elektrik den beiden einfacheren Modellen, allerdings ist der Anschlussstecker für das Netzkabel wegen der längeren Bodenplatte nach hinten verlegt worden.

Verwandte Modelle

Ähnliche Modelle sind die 132.263 mit einem schmaleren Wagen und die 132.764, bei der das zweite Rechenwerk auch unter Null rechnen kann. Außerdem hat die 132.764 zwei Transfertasten zum Übertragen von Zahlen zwischen beiden Rechenwerken. Eine auf dem Büromaschinenlexikon basierende, noch unvollständige Modellübersicht findet sich im Artikel Baureihe D1.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.-Nr. 4837, Seriennummer 215391, Zustand: funktionsfähig

Externe Links