Olympia CD 400: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:OlympiaCD400.jpg|thumb|300px|Olympia CD400.jpg]]
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Der '''Olympia CD 400''' ist ein 1970 erschienener Tischrechner mit einem 12stelligen Display aus Nixie-Röhren.
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[[Bild:Olympia CD400.jpg|thumb|300px|Olympia CD 400]]
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Der '''Olympia CD 400''' ist ein anzeigender 12-stelliger Tischrechner mit einem Display aus Nixie-Röhren. Meine Exemplare sind von 1970 und 1971.  
Der CD 400 ist eine vereinfachte Version des [[Olympia ICR 412|ICR 412]]; der Rechner arbeitet nämlich auch intern nur mit 12 Stellen. Das Gehäuse ist fast identisch; anders als der ICR 412 hat der CD 400 jedoch keine zweite, mit dem Gehäuse bündig abschließende Schutzscheibe vor dem Display (die m.E. ohnehin nur zu zusätzlichen Lichtreflexen beiträgt). Auch im Bereich der Tastatur gibt es Unterschiede, denn diese ist das auffälligstes Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Rechnern: Beim CD 400 finden wir erstmals die typische Olympia-Form der Tastenkappen, während es beim ICR 412 etwas seltsame, flache und quaderförmige Klötzchen sind.
 
  
== Innenleben ==
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Dieses Modell ist eine vereinfachte Version des [[Olympia ICR 412|ICR 412]]. Im Gegensatz zu diesem arbeitet der CD 400 auch intern nur mit zwölf Stellen. Das Gehäuse ist fast identisch; anders als der ICR 412 hat der CD 400 jedoch keine zweite, mit dem Gehäuse bündig abschließende Schutzscheibe vor dem Display (die m.E. ohnehin nur zu zusätzlichen Lichtreflexen beiträgt). Auch im Bereich der Tastatur gibt es Unterschiede, und diese ist auch das auffälligste Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Rechnern: Beim CD 400 finden wir erstmals die typische Olympia-Form der Tastenkappen, während es beim ICR 412 etwas seltsame, flache und quaderförmige Klötzchen sind.
[[Bild:CD400 offen.jpg|thumb|Der geöffnete Rechner. Die Tastatur ist normalerweise mit der Gehäuseoberschale verschraubt.]]
 
[[Bild:CD400 offen oP.jpg|thumb|Tastatur und Platinen sind herausgenommen und geben den Blick auf das Gehäuse des Verzögerungsspeichers und die Netzteilelektronik frei.]]
 
Das Innenleben ist im Prinzip gleich aufgebaut wie beim ICR 412. Die Elektronik ist auf vier hinter dem Display schräg stehenden Platinen untergebracht – fast ausschließlich in 14poligen ICs. Diese vier Platinen sind über eine waagerechte fünfte Platine miteinander verbunden. Die Spannungsversorgung belegt zwei weitere kleine Platinen.
 
 
 
Beim ältesten meiner drei CD 400 (und auch bei dem von Serge Devidts, siehe externe Links) ist die Displayplatine identisch mit der des ICR 412; es fehlen jedoch einige Bausteine, die beim ICR 412 für die Ansteuerung der Kontrolleuchten für die Umschaltung auf die oberen 12 Stellen benötigt werden. Bei den anderen beiden hat die Displayplatine ein verändertes Layout – dazu mehr unter [[#Basteleien|Basteleien]].
 
 
 
Wie der ICR 412 hat der CD 400 einen Verzögerungsspeicher bzw. Laufzeitspeicher (engl. „Delay Line Memory“), bei dem der Speicherinhalt im Prinzip als eine im Kreis laufende Folge mechanischer Schwingungen repräsentiert wird. Es ist jedoch ein anderes Modell, vermutlich weil der CD 400 wegen seiner von 24 auf 12 reduzierten Stellenzahl weniger Speicherkapazität benötigt.
 
 
 
== Logik ==
 
Trotz der reduzierten Stellenzahl wirkt die Logik des CD 400 moderner als die des ICR 412. So hat er eine Option zur 5/4-Rundung, eine einrastende Taste für konstante Multiplikatoren und Divisoren, eine Prozentfunktion sowie vier statt zwei Tasten zur Bedienung des Speichers, die jedoch immer noch über die ganze Tastatur verteilt sind und keinen sauberen Block bilden. Der CD 400 arbeitet im Gegensatz zum ICR 412 im Addiermaschinenmodus, d.h. er hat eine [+=] und eine [-=}-Taste.
 
  
Ungewohnt, aber nicht so kompliziert wie beim ICR 412 ist die Einstellung der Festkommaposition (einen Fließkommamodus gibt es auch beim CD 400 nicht). Es gibt keine spezielle Taste mehr dafür, sondern eine Position wird durch gleichzeitiges Drücken der roten Clear-Taste und einer Zifferntaste (0 bis 9) festgelegt und auch sofort am Display dargestellt. Spontan fällt mir keine einzige andere Rechenmaschine ein, bei der eine Funktion durch gleichzeitiges Drücken zweier Tasten ausgelöst wird, denn selbst die typischen [Fn]-Tasten vieler wissenschaftlicher Taschenrechner werden vor der Operationstaste gedrückt und nicht gleichzeitig mit dieser.
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Obwohl beide Rechner 24 Tasten haben, hat sich der Funktionsumfang des CD 400 gegenüber dem ICR 412 verändert: Der Speicher kann jetzt über die [(+)=]- und [()=]-Tasten befüllt werden, dafür ist jedoch der Automatikmodus entfallen (die [S]-Taste des ICR 412). Hinzugekommen sind eine Prozentautomatik und eine 5/4-Rundungsfunktion, und der Vorzeichenwechsel ist entfallen. Der größte Unterschied zwischen beiden Modellen ist jedoch die Eingabelogik: Der ICR 412 wird wie ein Taschenrechner mit einer [=]-Taste bedient, der CD 400 dagegen wie eine Addiermaschine mit [+=]- und [−=]-Tasten. Aus diesem Grund musste die automatische Konstante des ICR 412 auch durch eine optionale Konstante ersetzt werden, die über eine einrastende Taste aktiviert wird.  
  
Sehr seltsam und alles andere als modern ist das Verhalten, wenn mehr als die eingestellte Zahl an Nachkommastellen eingegeben wird: Wird diese Zahl um fünf oder mehr überschritten, erscheinen die eingegebenen Ziffern am linken Rand – also links von den Vorkommastellen! Man kann auf diese Weise sogar eine Zahl mit sich selbst überschreiben und mit dieser Zahl ganz normal rechnen; Leerstellen zwischen den beiden Teilen der Zahl werden dabei mit Nullen ausgefüllt.  
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Entfallen ist die ungewöhnliche [D]-Taste des ICR 412, die zusammen mit einer der Zifferntasten zur Einstellung der Kommaposition verwendet wird. Deren Funktion hat beim CD 400 die [C]-Taste übernommen: Das gleichzeitige Drücken von [C] und [4] stellt z.B. vier Nachkommastellen ein.
  
Bei meinem ersten CD 400 habe ich dieses Verhalten noch für einen Defekt gehalten, da es aber an den beiden anderen Exemplaren ebenfalls auftritt, kann man wohl davon ausgehen, daß der Fehler im Design der Elektronik zu suchen ist.  
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Sehr seltsam ist das Verhalten, wenn mehr als die eingestellte Zahl an Nachkommastellen eingegeben wird: Wird diese Zahl um fünf oder mehr überschritten, erscheinen die eingegebenen Ziffern am linken Rand – also links von den Vorkommastellen! Man kann auf diese Weise sogar eine Zahl mit sich selbst überschreiben und mit dieser Zahl ganz normal rechnen; Leerstellen zwischen den beiden Teilen der Zahl werden dabei mit Nullen ausgefüllt. Bei meinem ersten CD 400 habe ich dieses Verhalten noch für einen Defekt gehalten, aber weil es auch an den anderen Exemplaren auftritt, kann man wohl davon ausgehen, dass der Fehler im Design der Elektronik zu suchen ist.  
  
 
Der Speicher ist, wie schon beim ICR 412, mit Vorsicht zu genießen, denn er merkt sich die Kommaposition nicht. Speichert man bei fünf eingestellten Nachkommastellen den Euro-Umrechnungsfaktor 1,95583 und ruft ihn dann beim Rechnen mit zwei Nachkommastellen ab, so erhält man den Wert 1955,83.
 
Der Speicher ist, wie schon beim ICR 412, mit Vorsicht zu genießen, denn er merkt sich die Kommaposition nicht. Speichert man bei fünf eingestellten Nachkommastellen den Euro-Umrechnungsfaktor 1,95583 und ruft ihn dann beim Rechnen mit zwei Nachkommastellen ab, so erhält man den Wert 1955,83.
  
== Typenschild, Seriennummer und Netzspannung ==
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Farbe und Anordnung der Tasten des CD 400 entsprechen noch nicht der späteren „Olympia-Norm“: Die Speichertasten sind nicht einheitlich weiß und auch räumlich nicht von den anderen Tasten getrennt. Gemeinsames Merkmal der Speichertasten ist die Umkreisung des jeweiligen Symbols.
[[Bild:CD400_Seriennummer.jpg|thumb|Seriennummer und Netzspannungseinstellung. Der schwarze Stecker mit dem Pfeil läßt sich herausziehen und in vier verschiedenen Positionen einstecken.]]
 
Zwei meiner CD 400 wurden Anfang 1971 gebaut, wie aus IC-Datumscodes und Aufdrucken auf den verschiedenen Platinen hervorgeht, einer 1970. Auf dem Typenschild eines der 1971er-Geräte steht "CD 400 M71", wobei die 71 aber wahrscheinlich ''nicht'' das Baujahr bezeichnet, denn der CD 400 von Serge Devidts (siehe externe Links) ist ein M72, obwohl er Baujahr 1970 ist. Im übrigen gibt es eine um 1970 gebaute Version der [[Olympia RAS 3/12|RAS 3/12]], die den Zusatz "D52" trägt, und auch mein ziemlich sicher 1970 gebauter ICR 412 ist ein "M71".
 
  
Ob auch meine anderen beiden CD 400 den Zusätze wie "M71" oder "M72" tragen, kann ich leider nicht sagen, weil die Schrift auf deren Typenschildern praktisch vollständig verlorengegangen ist – anscheinend war die verwendete Druckfarbe nicht sehr haltbar, was dadurch verschärft wird, daß das Typenschild beim aufrechten Abstellen des Rechners, was der an der Vorderkante angebrachte Henkel nahelegt, mehr oder weniger als Standfuß dient!
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== Innenleben ==
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Das Innere des CD 400 unterscheidet sich nur in Details vom ICR 412 ([[Olympia ICR 412#Innenleben|siehe dort]]). Man muss sich schon die Platinen genauer anschauen, um Unterschiede zu erkennen, besonders bei den älteren CD 400, deren Displayplatine mit der des ICR 412 fast identisch ist.
  
Die Seriennummer steht übrigens (zum Glück!) nicht auf dem Typenschild, sondern auf einer gravierten Platte, die auf der Unterseite des inneren Rahmens befestigt ist. Sie kann durch den durchsichtigen Deckel am Gehäuseboden, hinter dem der Einstellstecker für die Netzspannung sitzt, gelesen werden.  
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Die Zahl der ICs ist etwas zurückgegangen, was aber nicht auf neuere, höher integrierte Typen zurückzuführen ist, sondern auf die halbierte Stellenzahl. Im Grunde sind die ICs nämlich die gleichen wie im ICR 412: überwiegend einfache NAND-Gatter und Flipflops. Die meisten ICs gehören zu einer von Fairchild entwickelten Familie von Logik-ICs (DTµL 930).  
  
Apropos Netzspannung: Ich habe die Rechner von 220 V auf 240 V umgestellt, um die Elektronik bei den heute verwendeten 230V zu schonen.
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Insgesamt gibt es 139 ICs, von denen 44 auf der ersten (hintersten) Platine sitzen, 49 auf der zweiten, 37 auf der dritten und 9 auf der Displayplatine. Wie im ICR 412 sind fast alle ICs von Philco.
  
== Ähnliche Rechner ==
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Die ältere Version der Displayplatine entspricht wie gesagt der im ICR 412. Allerdings fehlen einige Bauteile, die für die zusätzlichen Statusanzeigen des ICR 412 benötigt werden. Die neuere Platine unterscheidet sich von der älteren vor allem darin, dass sie deutlich weniger Widerstände enthält: Eine oberflächliche Untersuchung der Leiterbahnen zeigt, dass der Unterschied in der Führung der 230 V für die Nixie-Röhren besteht, die bei der älteren Version zunächst über 13 parallele Widerstände geleitet werden (darunter für jede Röhre einer), während bei der neueren zunächst ein gemeinsamer Widerstand im Stromkreis liegt. Beide Platinen sind austauschbar, wie ein Versuch gezeigt hat, aber weil die anderen drei Platinen gleich sind, war das keine Überraschung.
Neben dem bereits erwähnten [[Olympia ICR 412]] gibt es mindestens ein, wahrscheinlich sogar zwei weitere Modelle dieser Reihe. Da wäre zunächst der [[Panasonic 1200]]. Es ist wie der CD 400 ein 12stelliger Rechner, hat aber andere Platinen und keinen Speicher. Die Display-Halterung, die für 14 Nixie-Röhren ausgelegt ist, legt die Vermutung nahe, daß es noch ein weiteres, 14stelliges Modell gegeben hat (siehe externe Links).
 
  
Abgelöst wurde der CD 400 durch den [[Olympia CD 401|CD 401]]. Dieser ist bei etwa gleichem Funktionsumfang nur ein Bruchteil so groß und kommt mit 7 statt 139 ICs aus.
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Die Platinen sind von hinten nach vorne mit #1 bis #4 durchnummeriert und außerdem mit W-61 bis W-64. Die ersten drei haben die Nummern YLPRB0000100, YLPRB0000200 und YLPRB0000300, und die Sockelplatine hat die Nummer YLPRB0000400. Auf der älteren Displayplatine findet sich die noch aus dem ICR 412 stammende Nummer JP001P2005/5, während die neuere eine Nummer im neuen Format hat, nämlich YLPRA0000410. In einem meiner CD 400 hat die erste Platine die Nummer YLPRB0000110, aber nennenswerte Unterschiede habe ich nicht finden können.
  
== Basteleien ==
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Wie der ICR 412 hat auch der CD 400 einen Verzögerungsspeicher bzw. Laufzeitspeicher (engl. „Delay Line Memory“), bei dem der Speicherinhalt im Prinzip als eine in einem langen Draht im Kreis laufende Folge mechanischer Schwingungen repräsentiert wird. Es ist jedoch ein anderes Modell mit einem nur etwa halb so langen Draht, weil der CD 400 wegen seiner von 24 auf 12 reduzierten Stellenzahl weniger Register- und Speicherkapazität benötigt.
Der erste meiner inzwischen drei CD 400 hat zunächst funktioniert, hatte aber einen Defekt ("Müll" in der Anzeige), der zunächst nur sporadisch auftrat, später dann grundsätzlich. Mein zweiter CD 400 (der im obersten Bild gezeigte Rechner) hat dagegen von Anfang an tadellos funktioniert, einschließlich des Verzögerungsspeichers.  
 
  
Mein dritter CD 400, ein Mitleidskauf im Rahmen der Tsunami-Aktion "Wir wollen helfen", war von Anfang an defekt, aber wenigstens hatte ich die Nixie-Röhren vor den Banausen gerettet, die daraus Uhren und anderen Unsinn basteln!
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Ebenfalls vom ICR 412 übernommen wurde die praktische Einstellung der Netzspannung über ein Stecksystem. Ich habe meine CD 400 von 220 auf 240 V umgestellt, um die Elektronik zu schonen.
  
Es lag angesichts zweier defekter Rechner und dem praktischen Stecksystem der Platinen nahe, durch den Tausch von Platinen eines der beiden Geräte zu reparieren. Die Wahrscheinlichkeit, daß bei beiden die gleiche Platine defekt ist, lag allerdings bei 25%, und mein intaktes Exemplar wollte ich zu diesem Zweck nicht zerlegen.
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== Defekte ==
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Nur einer meiner vier CD 400 hat von Anfang an tadellos funktioniert. Die anderen haben zeitweise oder auch dauerhaft mehr oder weniger „gesponnen“, aber keiner war wirklich tot. Es lag angesichts des praktischen Stecksystems der Platinen nahe, durch den Tausch von Platinen zumindest einen der defekten Rechner zu reparieren. Doch schon bevor es dazu gekommen ist, habe ich festgestellt, dass sich alle Defekte auf Wackelkontakte in den Platinensteckern zurückführen lassen. Dies war mit einem leichten Abschmirgeln der Kontakte leicht zu beheben.  
  
[[Bild:CD400_Displayplatinen.jpg|thumb|Die alte (oben) und die neue Displayplatine]]
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== Ähnliche Rechner ==
Doch das Unterfangen drohte schon im Ansatz zu scheitern: Die Displayplatinen der beiden defekten Rechner sind unterschiedlich! Auffällig ist die geringere Zahl der Widerstände beim neueren Rechner. Die Zahl der ICs (9) ist jedoch gleich. Eine oberflächliche Untersuchung zeigt, daß der Unterschied vor allem in der Führung der 230 V für die Nixie-Röhren besteht, die beim älteren Modell zunächst über 13 parallele Widerstände geleitet werden (darunter für jede Röhre einer), während beim neueren zunächst ein gemeinsamer Widerstand im Stromkreis liegt.  
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Der CD 400 gehört zu einer Familie von vier Olympia-Rechnern, die sich alle den gleichen grundlegenden Aufbau teilen. Neben dem ICR 412 gehören auch der [[Olympia CD 300|CD 300]] (ohne Speicher) und – als modernstes und am besten ausgestattetes Modell – der [[Olympia CD 700|CD 700]] dazu.  
  
Haben sich die übrigen drei Platinen auch verändert? Zum Glück nicht! Auch wenn die Aufdrucke z.T. im Detail abweichen, sind Layout und Bestückung, soweit sich das ohne Vergleichen jedes einzelnen ICs sagen läßt, identisch.
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Alle diese Rechner stammen von Matsushita, und so gibt es auch unter den Markennamen National (Panac) und Panasonic verwandte Modelle, zu denen der [[Panasonic 1200]] (JE-203), der [[National Panac-1202]] (JE-202), der [[National Panac-1206 ]] (JE-206) und der [[National Panac-12W]] (JE-240) gehören. Letzterer ist das älteste dieser Modelle und hat wie ICR 412 und CD 400 einen Laufzeitspeicher.
  
Die Platinen sind übrigens auf der Vorderseite (von hinten nach vorne) mit #1 bis #4 durchnummeriert und tragen zusätzlich die Bezeichnung W-61 bis W-64. Nur bei der neueren Displayplatine ist letzteres nicht der Fall; auf ihr steht nur #4.
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Der Nachfolger des CD 400 ist der [[Olympia CD 401|CD 401]]. Dieser ist bei etwa gleichem Funktionsumfang nur ein Bruchteil so groß und kommt mit 7 statt 139 ICs aus.
  
Zu einem Platinentausch ist es dann doch nicht mehr gekommen: Nachdem ich den seit längerem zerlegten älteren Rechner (den Mitleidskauf) zusammengebaut hatte, um das Fehlerbild der beiden Exemplare zu vergleichen, hat er wieder anstandslos funktioniert! Probeweise habe ich dann auch die neuere Displayplatine des anderen Rechners eingebaut, und wie erwartet lief die Kombination problemlos.  
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== Galerie ==
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Datei:Olympia CD400 Frontansicht.jpg|Ansicht von vorne&nbsp;...
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Datei:Olympia CD400 Rückseite.jpg|... von hinten&nbsp;...
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Datei:Olympia CD400 Unterseite.jpg|... und von unten
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Datei:Olympia CD400 Tastatur2.jpg|Die Befestigung der Tastatur
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Datei:Olympia CD400 Gehäuseoberteil.jpg|Der Gehäuseoberteil
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Datei:Olympia CD400 Gehäuseboden.jpg|Der Gehäuseboden
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Datei:Olympia CD400 Innenteil Draufsicht.jpg|Der Innenteil von oben&nbsp;...
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Datei:Olympia CD400 Innenteil Unterseite.jpg|... und von unten
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Datei:Olympia CD400 Tastatur.jpg|Die Tastatur
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Datei:Olympia CD400 Speicher.jpg|Die Speichereinheit
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Datei:Olympia CD400 Platine1.jpg|Platine Nr. 1 von oben&nbsp;...
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Datei:Olympia CD400 Platine1r.jpg|... und von unten
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Datei:Olympia CD400 Platine2.jpg|Platine Nr. 2 von oben&nbsp;...
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Datei:Olympia CD400 Platine2r.jpg|... und von unten
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Datei:Olympia CD400 Platine3.jpg|Platine Nr. 3 von oben&nbsp;...
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Datei:Olympia CD400 Platine3r.jpg|... und von unten
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Datei:Olympia CD400 Platine4.jpg|Platine Nr. 4 von oben&nbsp;...
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Datei:Olympia CD400 Platine4r.jpg|... und von unten
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Datei:Olympia CD400 Platine4_neu.jpg|Die neuere Version der Displayplatine
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Datei:Olympia CD400 Sockelplatine.jpg|Die Sockelplatine
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Datei:Olympia CD400 Netzteilplatine.jpg|Die Netzteilplatine
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Datei:Olympia CD400 Seriennummer.jpg|Seriennummer und Spannungseinstellung
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Datei:Olympia CD400 Typenschild.jpg|Das Typenschild
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Bei dem zweiten defekten Rechner hat die geradezu klassische "Reparaturmethode" des Zerlegens und Wiederzusammenbauens nicht funktioniert, aber nach dem letzten Zusammenbau verhielt er sich zumindest etwas anders als nach dem vorletzten, und er hat sogar wieder auf einige Tasten reagiert, unter anderem funktionierte die Festkommaeinstellung einwandfrei. Einen Wackelkontakt in den Platinensteckern hatte ich zunächst ausgeschlossen, weil diese eigentlich sehr fest "zupacken", aber Schläge auf das Gehäuse, die das Fehlverhalten änderten, erhärteten den Verdacht, daß doch keines der vielen ICs am Defekt schuld war.
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== Eigene Exemplare ==
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* Inv.-Nr. 4821, Seriennummer 0207-05257, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig
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* Inv.-Nr. 5030, Seriennummer 0211-20988, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig
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* Inv.-Nr. 5012, Seriennummer 0212-27529, Baujahr 1971, Zustand: funktionsfähig
  
Ich habe dann bei geöffnetem und laufendem Rechner an den Platinen gewackelt, und tatsächlich hatte schon eine relativ leichte Berührung der Platine #1 sichtbaren Einfluß auf die Anzeige, auch wenn ich den Normalzustand auf diese Weise nicht herstellen konnte. Ich habe dann die Platinen noch einmal ausgebaut und die Steckkontakte mit der rauhen Seite eines Spülschwamms bearbeitet. Und siehe da: Plötzlich hatte ich drei funktionierende CD 400 anstatt nur einen!
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== Ehemalige Exemplare ==
 
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* Inv.-Nr. 2069, Seriennummer 0211-33384, Baujahr 1971 (10/2015 abgegeben an Sammlerkollegen)
== Eigene Exemplare ==
 
* Inv.Nr. 2069, Seriennummer 0211-33384, Baujahr 1971, Zustand: funktionsfähig
 
* Inv.Nr. 5012, Seriennummer 0212-27529, Baujahr 1971, Zustand: funktionsfähig
 
* Inv.Nr. 5030, Seriennummer 0211-20988, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig
 
  
 
== Externe Links ==
 
== Externe Links ==
* [http://www.rechenkasten.de/BueromaschinenLexikon/1970_71/425.html CD 400 im Büromaschinenlexikon 1970/71]
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* [http://www.rechenkasten.de/BueromaschinenLexikon/1970_71/425.jpg CD 400 im Büromaschinenlexikon 1970/71]
* [http://www.devidts.com/be-calc/desk_09671.html Der CD 400 von Serge Devidts]
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* [http://www.calcuseum.com/desk_09671.html Der CD 400 von Serge Devidts]
* [http://www.dvq.com/oldcomp/misc.htm Auf dieser Seite findet man unter anderem einen Panasonic 1200]
 
 
* [http://www.vintagecalculators.com/html/calculator_memory_technologies.html Beschreibung des Verzögerungsspeichers]
 
* [http://www.vintagecalculators.com/html/calculator_memory_technologies.html Beschreibung des Verzögerungsspeichers]
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* [https://ifworlddesignguide.com/search?search=Olympia#/pages/page/entry/8545-electronic-rechner-cd-400/ iF Design Award 1971]
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[[Kategorie:Anzeigender Tischrechner]]
 
[[Kategorie:Anzeigender Tischrechner]]
 
[[Kategorie:Olympia|CD 400]]
 
[[Kategorie:Olympia|CD 400]]
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[[Kategorie:Von Panasonic gebaut]]

Aktuelle Version vom 3. Juli 2020, 01:43 Uhr

Olympia CD 400

Der Olympia CD 400 ist ein anzeigender 12-stelliger Tischrechner mit einem Display aus Nixie-Röhren. Meine Exemplare sind von 1970 und 1971.

Dieses Modell ist eine vereinfachte Version des ICR 412. Im Gegensatz zu diesem arbeitet der CD 400 auch intern nur mit zwölf Stellen. Das Gehäuse ist fast identisch; anders als der ICR 412 hat der CD 400 jedoch keine zweite, mit dem Gehäuse bündig abschließende Schutzscheibe vor dem Display (die m.E. ohnehin nur zu zusätzlichen Lichtreflexen beiträgt). Auch im Bereich der Tastatur gibt es Unterschiede, und diese ist auch das auffälligste Unterscheidungsmerkmal zwischen beiden Rechnern: Beim CD 400 finden wir erstmals die typische Olympia-Form der Tastenkappen, während es beim ICR 412 etwas seltsame, flache und quaderförmige Klötzchen sind.

Obwohl beide Rechner 24 Tasten haben, hat sich der Funktionsumfang des CD 400 gegenüber dem ICR 412 verändert: Der Speicher kann jetzt über die [(+)=]- und [(−)=]-Tasten befüllt werden, dafür ist jedoch der Automatikmodus entfallen (die [S]-Taste des ICR 412). Hinzugekommen sind eine Prozentautomatik und eine 5/4-Rundungsfunktion, und der Vorzeichenwechsel ist entfallen. Der größte Unterschied zwischen beiden Modellen ist jedoch die Eingabelogik: Der ICR 412 wird wie ein Taschenrechner mit einer [=]-Taste bedient, der CD 400 dagegen wie eine Addiermaschine mit [+=]- und [−=]-Tasten. Aus diesem Grund musste die automatische Konstante des ICR 412 auch durch eine optionale Konstante ersetzt werden, die über eine einrastende Taste aktiviert wird.

Entfallen ist die ungewöhnliche [D]-Taste des ICR 412, die zusammen mit einer der Zifferntasten zur Einstellung der Kommaposition verwendet wird. Deren Funktion hat beim CD 400 die [C]-Taste übernommen: Das gleichzeitige Drücken von [C] und [4] stellt z.B. vier Nachkommastellen ein.

Sehr seltsam ist das Verhalten, wenn mehr als die eingestellte Zahl an Nachkommastellen eingegeben wird: Wird diese Zahl um fünf oder mehr überschritten, erscheinen die eingegebenen Ziffern am linken Rand – also links von den Vorkommastellen! Man kann auf diese Weise sogar eine Zahl mit sich selbst überschreiben und mit dieser Zahl ganz normal rechnen; Leerstellen zwischen den beiden Teilen der Zahl werden dabei mit Nullen ausgefüllt. Bei meinem ersten CD 400 habe ich dieses Verhalten noch für einen Defekt gehalten, aber weil es auch an den anderen Exemplaren auftritt, kann man wohl davon ausgehen, dass der Fehler im Design der Elektronik zu suchen ist.

Der Speicher ist, wie schon beim ICR 412, mit Vorsicht zu genießen, denn er merkt sich die Kommaposition nicht. Speichert man bei fünf eingestellten Nachkommastellen den Euro-Umrechnungsfaktor 1,95583 und ruft ihn dann beim Rechnen mit zwei Nachkommastellen ab, so erhält man den Wert 1955,83.

Farbe und Anordnung der Tasten des CD 400 entsprechen noch nicht der späteren „Olympia-Norm“: Die Speichertasten sind nicht einheitlich weiß und auch räumlich nicht von den anderen Tasten getrennt. Gemeinsames Merkmal der Speichertasten ist die Umkreisung des jeweiligen Symbols.

Innenleben

Das Innere des CD 400 unterscheidet sich nur in Details vom ICR 412 (siehe dort). Man muss sich schon die Platinen genauer anschauen, um Unterschiede zu erkennen, besonders bei den älteren CD 400, deren Displayplatine mit der des ICR 412 fast identisch ist.

Die Zahl der ICs ist etwas zurückgegangen, was aber nicht auf neuere, höher integrierte Typen zurückzuführen ist, sondern auf die halbierte Stellenzahl. Im Grunde sind die ICs nämlich die gleichen wie im ICR 412: überwiegend einfache NAND-Gatter und Flipflops. Die meisten ICs gehören zu einer von Fairchild entwickelten Familie von Logik-ICs (DTµL 930).

Insgesamt gibt es 139 ICs, von denen 44 auf der ersten (hintersten) Platine sitzen, 49 auf der zweiten, 37 auf der dritten und 9 auf der Displayplatine. Wie im ICR 412 sind fast alle ICs von Philco.

Die ältere Version der Displayplatine entspricht wie gesagt der im ICR 412. Allerdings fehlen einige Bauteile, die für die zusätzlichen Statusanzeigen des ICR 412 benötigt werden. Die neuere Platine unterscheidet sich von der älteren vor allem darin, dass sie deutlich weniger Widerstände enthält: Eine oberflächliche Untersuchung der Leiterbahnen zeigt, dass der Unterschied in der Führung der 230 V für die Nixie-Röhren besteht, die bei der älteren Version zunächst über 13 parallele Widerstände geleitet werden (darunter für jede Röhre einer), während bei der neueren zunächst ein gemeinsamer Widerstand im Stromkreis liegt. Beide Platinen sind austauschbar, wie ein Versuch gezeigt hat, aber weil die anderen drei Platinen gleich sind, war das keine Überraschung.

Die Platinen sind von hinten nach vorne mit #1 bis #4 durchnummeriert und außerdem mit W-61 bis W-64. Die ersten drei haben die Nummern YLPRB0000100, YLPRB0000200 und YLPRB0000300, und die Sockelplatine hat die Nummer YLPRB0000400. Auf der älteren Displayplatine findet sich die noch aus dem ICR 412 stammende Nummer JP001P2005/5, während die neuere eine Nummer im neuen Format hat, nämlich YLPRA0000410. In einem meiner CD 400 hat die erste Platine die Nummer YLPRB0000110, aber nennenswerte Unterschiede habe ich nicht finden können.

Wie der ICR 412 hat auch der CD 400 einen Verzögerungsspeicher bzw. Laufzeitspeicher (engl. „Delay Line Memory“), bei dem der Speicherinhalt im Prinzip als eine in einem langen Draht im Kreis laufende Folge mechanischer Schwingungen repräsentiert wird. Es ist jedoch ein anderes Modell mit einem nur etwa halb so langen Draht, weil der CD 400 wegen seiner von 24 auf 12 reduzierten Stellenzahl weniger Register- und Speicherkapazität benötigt.

Ebenfalls vom ICR 412 übernommen wurde die praktische Einstellung der Netzspannung über ein Stecksystem. Ich habe meine CD 400 von 220 auf 240 V umgestellt, um die Elektronik zu schonen.

Defekte

Nur einer meiner vier CD 400 hat von Anfang an tadellos funktioniert. Die anderen haben zeitweise oder auch dauerhaft mehr oder weniger „gesponnen“, aber keiner war wirklich tot. Es lag angesichts des praktischen Stecksystems der Platinen nahe, durch den Tausch von Platinen zumindest einen der defekten Rechner zu reparieren. Doch schon bevor es dazu gekommen ist, habe ich festgestellt, dass sich alle Defekte auf Wackelkontakte in den Platinensteckern zurückführen lassen. Dies war mit einem leichten Abschmirgeln der Kontakte leicht zu beheben.

Ähnliche Rechner

Der CD 400 gehört zu einer Familie von vier Olympia-Rechnern, die sich alle den gleichen grundlegenden Aufbau teilen. Neben dem ICR 412 gehören auch der CD 300 (ohne Speicher) und – als modernstes und am besten ausgestattetes Modell – der CD 700 dazu.

Alle diese Rechner stammen von Matsushita, und so gibt es auch unter den Markennamen National (Panac) und Panasonic verwandte Modelle, zu denen der Panasonic 1200 (JE-203), der National Panac-1202 (JE-202), der National Panac-1206 (JE-206) und der National Panac-12W (JE-240) gehören. Letzterer ist das älteste dieser Modelle und hat wie ICR 412 und CD 400 einen Laufzeitspeicher.

Der Nachfolger des CD 400 ist der CD 401. Dieser ist bei etwa gleichem Funktionsumfang nur ein Bruchteil so groß und kommt mit 7 statt 139 ICs aus.

Galerie

Eigene Exemplare

  • Inv.-Nr. 4821, Seriennummer 0207-05257, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.-Nr. 5030, Seriennummer 0211-20988, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig
  • Inv.-Nr. 5012, Seriennummer 0212-27529, Baujahr 1971, Zustand: funktionsfähig

Ehemalige Exemplare

  • Inv.-Nr. 2069, Seriennummer 0211-33384, Baujahr 1971 (10/2015 abgegeben an Sammlerkollegen)

Externe Links