Facit NTK: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Facit NTK''' ist eine mechanische [[Vierspeziesmaschine]] mit einer Kapazität von 10 x 8 x 13 Stellen (Eingabewerk/Zählwerk/Resultatwerk). Das Rechenwerk basiert auf geteilten [[Sprossenrad|Sprossenrädern]].  
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Die '''Facit NTK''' ist eine mechanische [[Vierspeziesmaschine]] mit einer Kapazität von 9 x 8 x 13 Stellen (Eingabewerk/Zählwerk/Resultatwerk). Das Rechenwerk basiert auf geteilten [[Sprossenrad|Sprossenrädern]].  
  
 
Gegenüber dem Vorgängermodell [[Facit TK|TK]] hat die NTK ein moderner gestaltetes Gehäuse aus Druckguss erhalten (statt aus Blech) und damit auch eine bessere Geräuschdämmung. Grundlegende technische Änderungen scheint es nicht gegeben zu haben; soweit man es von außen erkennen kann, ist die Anordnung aller Komponenten bzw. Bedienelemente gleich geblieben. Auch die ungewöhnliche Tastenanordnung ist also beibehalten worden.
 
Gegenüber dem Vorgängermodell [[Facit TK|TK]] hat die NTK ein moderner gestaltetes Gehäuse aus Druckguss erhalten (statt aus Blech) und damit auch eine bessere Geräuschdämmung. Grundlegende technische Änderungen scheint es nicht gegeben zu haben; soweit man es von außen erkennen kann, ist die Anordnung aller Komponenten bzw. Bedienelemente gleich geblieben. Auch die ungewöhnliche Tastenanordnung ist also beibehalten worden.
  
Die sonderbare Tastatur ist ein Hinweis auf das Innenleben der Maschine, das auf geteilten Sprossenrädern basiert. Sprossenräder sind, vereifnacht gesagt, Zahnräder mit ausfahrbaren Zähnen, wobei die Zahl dieser Zähne dem Wert der eingegebenen Ziffer entspricht. Beim Drehen der Kurbel wird das eingreifende Zahnrad am Einganbewerk dann um so viele Stellen weiterbewegt wie Zähne ausgefahren sind.
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In Argentinien wurde die NTK mit einem eher grauen Geäuse als AA1-13 gebaut.
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In Europa wurde die NTK 1957 von der [[Facit C1-13|C1-13]] abgelöst, bei der sich neben der Modellbezeichnung im Grunde nur das Gehäuse sowie die Form der Tasten und Hebel geändert haben.
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== Eingabemechanik ==
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Die sonderbare Tastatur ist ein Hinweis auf das Innenleben der Maschine, das auf geteilten Sprossenrädern basiert, einer Erfindung von Karl Viktor Rudin, dem Gründer von Facit, und erstmals verwendet in der 1932 erschienenen [[Facit T]] (T steht dabei für ''Tangent'', das schwedische Wort für ''Taste'').  
  
Bei geteilten Sprossenrädern ist es im Prinzip genauso, allerdings gibt es hier nur 4 statt sonst 9 einzeln ausfahrbare Zähne, und dazu ein Segment mit 5 gemeinsam ausfahrbaren Zähnen. Bei der Ziffer 7 z.B. wird also dieses 5er-Segment ausgefahren und dazu zwei einzelne Zähne. Ein Vorteil dieses Systems ist, dass sich die vom Benutzer aufzubringenden Tastenkräfte zwischen den kleinen und großen Ziffern sich nicht allzusehr voneinander unterscheiden.
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Sprossenräder sind, vereinfacht gesagt, Zahnräder mit ausfahrbaren Zähnen, wobei die Zahl dieser Zähne dem Wert der eingegebenen Ziffer entspricht. Beim Drehen der Kurbel wird das eingreifende Zahnrad am Eingabewerk dann um so viele Stellen weiterbewegt wie Zähne ausgefahren sind. Bei ''geteilten'' Sprossenrädern ist es im Prinzip genauso, allerdings gibt es hier nur vier statt neun einzeln ausfahrbare Zähne, und dazu ein Segment mit fünf gemeinsam ausfahrbaren Zähnen. Bei der Ziffer 7 z.B. wird also dieses Fünfer-Segment ausgefahren und dazu zwei einzelne Zähne. Der entscheidende Vorteil dieses Systems ist, dass sich die vom Benutzer aufzubringenden Tastenkräfte zwischen den kleinen und großen Ziffern nicht allzu sehr voneinander unterscheiden.
  
Mechanisch werden also die Ziffern 1 bis 4 also anders behandelt als die Ziffern 5 bis 9, und daraus ergibt sich die gegebene Anordnung der Zifferntasten. Bei einer üblichen Zehnertastatur müssten die Tastenhebel wesentlich verwinkelter sein!  
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Mechanisch werden die Ziffern 1 bis 4 also anders behandelt als die Ziffern 5 bis 9, und daraus ergibt sich die gegebene Anordnung der Zifferntasten als die mechanisch einfachste Lösung. Bei einer üblichen 3×3-Zehnertastatur müssten die Tastenhebel wesentlich verwinkelter sein!  
  
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Ein Nachteil der geteilten Sprossenräder ist übrigens, dass eine Rückübertragung vom Resultatwerk ins Eingabewerk nur mit großem technischem Aufwand möglich wäre. Die jüngere [[Facit CM2-16|CM2-16]], welche diese Funktion ermöglicht, hat deswegen trotz ihrer Zehnertastatur normale Sprossenräder erhalten.
  
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== Funktionsumfang ==
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Verglichen mit Vierspeziesmaschinen mit Einstellschiebern (z.B. [[Schubert DRV]] oder [[Brunsviga 13 RM]]) fehlt bei der Facit NTK wie schon erwähnt die Rückübertragung aus dem Resultatwerk ins Eingabewerk. Braucht man diese Funktion nicht, ist das Rechnen mit einer Tastatur schneller als mit einer Schiebereinstellung (wobei das vermutlich auch Übungssache ist). Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division werden ansonsten genauso ausgeführt wie auf den klassischen Schiebermaschinen.  
  
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Die Tastatur hat allerdings einen Nachteil, der nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist: Das Wurzelziehen ist mit einer solchen Maschine nicht möglich, weil es das Verändern einzelner Stellen im Eingabewerk erfordert (siehe [[Toepler-Verfahren]]).  
  
In Argentinien wurde die NTK mit einem eher grauen Geäuse als AA1-13 gebaut.
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== Öffnen des Gehäuses ==
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Das Öffnen der Maschine ist nicht schwer, aber man muss wissen, wie es geht: Offensichtlich ist, dass man zunächst die beiden Löschhebel links und rechts hinten abnehmen muss – die Kurbel und der Hebel rechts vorne können bleiben. Festgehalten wird der Gehäuseoberteil nur von zwei federnden Laschen, die von unten in die Öffnungen für die beiden abgenommenen Hebel eingreifen. Diese kann man z.B. mit einem Schraubenzieher nach innen drücken.
  
In Europa wurde die NTK 1957 von der [[Facit C1-13|C1-13]] abgelöst, bei der sich neben der Modellbezeichnung im Grunde nur das Gehäuse sowie die Form der Tasten und Hebel geändert haben.
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Die vier „mittleren“ Schrauben im Gehäuseboden verbinden den Gehäuseboden mit dem Rahmen des Rechners (eine davon fehlt bei meinem Exemplar, siehe Bild). Außerdem kann man nach dem Lösen der „inneren“ Schrauben den bedruckten Deckel im Boden abnehmen, was zum Warten (Ölen) möglicherweise hilfreich ist.
  
 
== Galerie ==
 
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Datei:Facit NTK Frontansicht.jpg|Ansicht von vorne
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Datei:Facit NTK offen hinten.jpg|... und von hinten
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Datei:Facit NTK offen hinten2.jpg|Blick ins Innere
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Datei:Facit NTK Sprossenräder.jpg|Funktion der geteilten Sprossenräder
 
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== Externe Links ==
 
== Externe Links ==
 
* [http://www.xnumber.com/xnumber/facit_ntk_nlx.htm Seriennummern und Baujahre]
 
* [http://www.xnumber.com/xnumber/facit_ntk_nlx.htm Seriennummern und Baujahre]
* [http://www.rechenautomat.de/Facit/Facit.html Geschichte uns Konstruktion der Facit-Rechenmaschinen auf www.rechenautomat.de]
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* [https://www.rechnerlexikon.de/artikel/Facit_NTK Facit NTK im „Rechnerlexikon“]
  
 
[[Kategorie:Anzeigende mechanische Rechenmaschine]]
 
[[Kategorie:Anzeigende mechanische Rechenmaschine]]
 
[[Kategorie:Facit|NTK]]
 
[[Kategorie:Facit|NTK]]
[[Kategorie:Baustelle]]
 

Aktuelle Version vom 15. Dezember 2023, 11:51 Uhr

Facit NTK

Die Facit NTK ist eine mechanische Vierspeziesmaschine mit einer Kapazität von 9 x 8 x 13 Stellen (Eingabewerk/Zählwerk/Resultatwerk). Das Rechenwerk basiert auf geteilten Sprossenrädern.

Gegenüber dem Vorgängermodell TK hat die NTK ein moderner gestaltetes Gehäuse aus Druckguss erhalten (statt aus Blech) und damit auch eine bessere Geräuschdämmung. Grundlegende technische Änderungen scheint es nicht gegeben zu haben; soweit man es von außen erkennen kann, ist die Anordnung aller Komponenten bzw. Bedienelemente gleich geblieben. Auch die ungewöhnliche Tastenanordnung ist also beibehalten worden.

In Argentinien wurde die NTK mit einem eher grauen Geäuse als AA1-13 gebaut.

In Europa wurde die NTK 1957 von der C1-13 abgelöst, bei der sich neben der Modellbezeichnung im Grunde nur das Gehäuse sowie die Form der Tasten und Hebel geändert haben.

Eingabemechanik

Die sonderbare Tastatur ist ein Hinweis auf das Innenleben der Maschine, das auf geteilten Sprossenrädern basiert, einer Erfindung von Karl Viktor Rudin, dem Gründer von Facit, und erstmals verwendet in der 1932 erschienenen Facit T (T steht dabei für Tangent, das schwedische Wort für Taste).

Sprossenräder sind, vereinfacht gesagt, Zahnräder mit ausfahrbaren Zähnen, wobei die Zahl dieser Zähne dem Wert der eingegebenen Ziffer entspricht. Beim Drehen der Kurbel wird das eingreifende Zahnrad am Eingabewerk dann um so viele Stellen weiterbewegt wie Zähne ausgefahren sind. Bei geteilten Sprossenrädern ist es im Prinzip genauso, allerdings gibt es hier nur vier statt neun einzeln ausfahrbare Zähne, und dazu ein Segment mit fünf gemeinsam ausfahrbaren Zähnen. Bei der Ziffer 7 z.B. wird also dieses Fünfer-Segment ausgefahren und dazu zwei einzelne Zähne. Der entscheidende Vorteil dieses Systems ist, dass sich die vom Benutzer aufzubringenden Tastenkräfte zwischen den kleinen und großen Ziffern nicht allzu sehr voneinander unterscheiden.

Mechanisch werden die Ziffern 1 bis 4 also anders behandelt als die Ziffern 5 bis 9, und daraus ergibt sich die gegebene Anordnung der Zifferntasten als die mechanisch einfachste Lösung. Bei einer üblichen 3×3-Zehnertastatur müssten die Tastenhebel wesentlich verwinkelter sein!

Ein Nachteil der geteilten Sprossenräder ist übrigens, dass eine Rückübertragung vom Resultatwerk ins Eingabewerk nur mit großem technischem Aufwand möglich wäre. Die jüngere CM2-16, welche diese Funktion ermöglicht, hat deswegen trotz ihrer Zehnertastatur normale Sprossenräder erhalten.

Funktionsumfang

Verglichen mit Vierspeziesmaschinen mit Einstellschiebern (z.B. Schubert DRV oder Brunsviga 13 RM) fehlt bei der Facit NTK wie schon erwähnt die Rückübertragung aus dem Resultatwerk ins Eingabewerk. Braucht man diese Funktion nicht, ist das Rechnen mit einer Tastatur schneller als mit einer Schiebereinstellung (wobei das vermutlich auch Übungssache ist). Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division werden ansonsten genauso ausgeführt wie auf den klassischen Schiebermaschinen.

Die Tastatur hat allerdings einen Nachteil, der nicht auf den ersten Blick offensichtlich ist: Das Wurzelziehen ist mit einer solchen Maschine nicht möglich, weil es das Verändern einzelner Stellen im Eingabewerk erfordert (siehe Toepler-Verfahren).

Öffnen des Gehäuses

Das Öffnen der Maschine ist nicht schwer, aber man muss wissen, wie es geht: Offensichtlich ist, dass man zunächst die beiden Löschhebel links und rechts hinten abnehmen muss – die Kurbel und der Hebel rechts vorne können bleiben. Festgehalten wird der Gehäuseoberteil nur von zwei federnden Laschen, die von unten in die Öffnungen für die beiden abgenommenen Hebel eingreifen. Diese kann man z.B. mit einem Schraubenzieher nach innen drücken.

Die vier „mittleren“ Schrauben im Gehäuseboden verbinden den Gehäuseboden mit dem Rahmen des Rechners (eine davon fehlt bei meinem Exemplar, siehe Bild). Außerdem kann man nach dem Lösen der „inneren“ Schrauben den bedruckten Deckel im Boden abnehmen, was zum Warten (Ölen) möglicherweise hilfreich ist.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv.Nr. 2116, Seriennummer A-117706, Baujahr zw. 1954 und 1957, Zustand: funktionsfähig

Externe Links