Triumph-Adler 1210: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bild:TA1210.jpg|thumb|225px|Adler 1210]]
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[[Bild:TA 1210.jpg|thumb|300px|Adler 1210]]
Der '''1210''' (''Typ EC'' laut Typenschild) ist ein früher anzeigender Tischrechner von [[Triumph-Adler]], der um 1970 erschienen ist.
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Der '''Triumph-Adler 1210''' (''Typ EC'' laut Typenschild) ist ein zwölfstelliger anzeigender Tischrechner mit Digitron-Display.
  
Eine Besonderheit des Rechners ist die aufklappbare transparente Displayabdeckung aus leicht rötlichem Kunststoff. Je nach Lichtverhältnissen kann es günstiger sein, die Anzeige durch die Abdeckung oder bei aufgeklappter Abdeckung zu betrachten. Zusätzlich kann der Blickwinkel über einen ausklappbaren Standbügel unter der Rückseite des Rechners variiert werden.
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Dieser Artikel befasst sich mit der 1970 erschienenen Urversion des TA 1210. Zwei äußerlich fast identische, aber technisch modernere Versionen werden in eigenen Artikeln behandelt: [[Triumph-Adler 1210 (1211)|TA 1210 (1211)]] und [[Triumph-Adler 1210 (1212)|TA 1210 (1212)]].
  
Der Festkomma-Schiebeschalter hat die Positionen 0, 2, 4 und 6. Festkomma ist hier wörtlich zu nehmen, denn das Komma wird tatsächlich auf eine feste Position im Display gesetzt. Man kann das Komma auch verschieben, wenn eine Zahl im Display steht. Diese wird dabei mit 100 multipliziert bzw. durch 100 geteilt.  
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Der TA 1200 gehört zusammen mit der speicherlosen Version [[Triumph-Adler 1200|1200]] zu den ersten von [[Triumph-Adler]] angebotenen elektronischen Rechnern. Im [[Büromaschinenlexikon]] 1970/71 war er für 2480,- DM zzgl. MWSt. angeboten (der 1200 hat 1980,- DM gekostet). Gebaut wurden diese Rechner vom japanischen Hersteller [[Omron]].
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Eine Besonderheit des TA 1210 ist die aufklappbare transparente Displayabdeckung aus leicht rötlichem Kunststoff. Je nach Lichtverhältnissen kann es günstiger sein, die Anzeige durch die Abdeckung oder bei aufgeklappter Abdeckung zu betrachten. Zusätzlich kann der Blickwinkel über einen ausklappbaren Standbügel unter der Rückseite des Rechners variiert werden.
  
Gebaut wurde der TA 1210 von [[Omron]], wie wohl alle anzeigenden Tischrechner von Triumph-Adler bis Anfang der 1980er Jahre.  
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Der TA 1210 beherrscht nur die vier Grundrechenarten, wobei die Eingabe im Addiermaschinenmodus erfolgt, also mit den Tasten [+=] und [−=]. Die Subtraktion „8 minus 4“  wird als [8][+=][4][−=] eingegeben und die Multiplikation „8 mal -6“  als [8][x][6][−=]. Über die [K =]-Taste kann ein konstanter Faktor gespeichert werden.
  
In meiner Sammlung befinden sich zwei TA 1210, beide in der Adler-Ausführung. Ein Gerät wurde mir in einem passenden Köfferchen geliefert und war anscheinend auch schon lange so aufbewahrt worden, so dass es für sein Alter in einem relativ guten Zustand ist. Das andere Gerät funktioniert zwar, war aber äußerlich und innerlich in einem eher schlechten Zustand – dazu mehr unter "Zerlegen".
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Der Speicher wird über vier Tasten bedient, [M+], [M−], [M<sub>OUT</sub>] und [CM]. Es gibt keinen Fließkommamodus; der Festkomma-Schiebeschalter hat die Positionen 0, 2, 4 und 6. Die Option einer kaufmännischen Rundung gibt es nicht; der TA 1210 rundet immer ab. Auch eine Prozenttaste ist nicht vorhanden.  
 
 
Der TA 1210 ist der "Urvater" einer langen Reihe 12-stelliger TA-Tischrechner, die schließlich zum aktuellen [[Triumph-Adler J 1210 solar|TA&nbsp;J&nbsp;1210&nbsp;solar]] führt, siehe dazu auch [[Anzeigende Tischrechner von Triumph-Adler]].
 
 
 
== Varianten und Verwandtschaften ==
 
Meine beiden Rechner unterscheiden sich beim genaueren Hinsehen deutlich, vor allem im Inneren. Der einzige äußere Unterschied ist die [K]-Taste: Bei der älteren Variante ist sie mit [K=] beschriftet und ist eine ganz normale Taste. Beim neueren Rechner ist die Taste mit [K<sub>IN</sub>] beschriftet und rastet ein. Im Inneren ist fast alles anders, insbesondere haben die Rechner deutlich verschiedene Platinen mit anderen ICs und auch einen geänderten mechanischen Aufbau. 
 
 
 
Außer meinen beiden Varianten gibt es noch eine dritte, deren Innenleben auf der unten verlinkten Seite von Markus Sigg zu sehen ist. Bei dieser Version wurden die vielen kleinen ICs durch stärker integrierte Bausteine ersetzt. Außerdem sitzen die Anzeigeröhren jetzt auf einer eigenen Platine, und der Aufbau um den Trafo herum wurde geändert. Die Tastatur hat Reed-Kontakte statt der offenen Schalter der beiden älteren Varianten.
 
 
 
Die Platinen der drei Varianten tragen die Bezeichnungen 1210, 1211 und 1212 (bei letzterem zumindest die Displayplatine), was die Existenz weiterer grundlegend abweichenden Varianten unwahrscheinlich macht. Die erste entspricht dem [[Omron 1210]] und die zweite dem [[Omron 1211]], wobei letzterer äußerlich wie ein TA 1210 aussieht und sich von diesem nur durch eine andere Gestaltung des Displays unterscheidet. Seltsamerweise hat der Omron 1211 wie auch die entsprechende Variante des TA 1210 einen Stempel "1210" auf der Vorderseite der Platinen!
 
 
 
Die Urversion des TA 1210 ist quasi eine Mischung aus den Omron-Modellen 1210 und 1211. Das Innenleben entspricht noch dem des Omron 1210, Gehäuse und Tastatur aber schon dem 1211. Interessanterweise hat aber der Omron 1210 eine klappbare Displayabdeckung, aber der Omron 1211 nicht mehr!
 
 
 
Von der Existenz eines Omron 1212 ist mir nichts bekannt, aber so rar, wie die Informationen zu Omron-Rechnern im Internet sind, möchte ich ein solches Modell nicht ausschließen. Andererseits ist bereits 1972 der [[Omron 1214]] erschienen; vielleicht wurden die Nummern 1212 und 1213 ausgelassen – das wäre eine interessante Parallele zur Nummerierung der TA-Modelle!
 
 
 
Sicher ist, dass es einen [[Triumph-Adler 1200]] gibt, der sich vom 1210 durch das Fehlen der Speichertasten unterscheidet. Auch von diesem Modell gibt es mindestens zwei Varianten, von denen die mir vorliegende Variante 1202 im Inneren fast bis ins Detail der entsprechende Variante des 1210 (1212) entspricht und die ältere die [K=]-Taste der ersten Version des 1210 hat (siehe das unten verlinkte Exemplar von Serge Devidts!). Man kann deshalb wohl davon ausgehen, dass es auch vom 1200 eine dritte Variante (1201) gibt.
 
 
 
Im Dezember 2016 habe ich das Bild eines TA 1210 gesehen, der eine vierte Variante darstellen muss: Er hat anstelle der doppelt großen [K<sub>IN</sub>]- bzw. [K=]-Taste zwei normalgroße Tasten, [A] und  [K]. Man könnte vermuten, dass die [A]-Taste einrastend ist und einen „Addiermaschinenmodus“ aktiviert, der einem das Eingeben des Kommas erspart. Ein solcher Modus ist normalerweise allerdings eher bei druckenden Maschinen zu finden. Vielleicht steht das A auch für irgendeine Automatik.
 
 
 
== Funktionsumfang ==
 
[[Datei:TA 1210 Tasten.jpg|thumb|225px|Die Tastatur. Die ältere Variante hat statt der [K<sub>IN</sub>]-Taste eine [K=]-Taste.]]
 
Der Rechner beherrscht nur die vier Grundrechenarten, wobei die Eingabe wie bei druckenden Rechnern erfolgt, also mit den Tasten [+=] und [−=]. Die Subtraktion "8 minus 4" wird als [8][+=][4][−=] eingegeben und die Multiplikation "8 mal -6" als [8][x][6][−=].
 
 
 
Es gibt keinen Fließkommamodus, nur die Festkommapositionen 0, 2, 4 und 6. Verstellt man den entsprechenden Schiebeschalter, sieht man sofort, wie das Komma in der Anzeige seine Position verändert, auch wenn dort bereits eine Zahl steht.
 
 
 
Der Speicher wird über vier Tasten bedient, [M+], [M−], [M<sub>OUT</sub>] und [CM]. Das Rechnen mit konstanten Faktoren bzw. Divisoren ist möglich. Die Option einer kaufmännischen Rundung gibt es nicht; der TA 1210 rundet immer ab. Auch eine Prozenttaste ist nicht vorhanden.
 
  
 
Neben der 12-stelligen Anzeige gibt es drei Lämpchen für Überlauf (links) sowie Minus und Speicher (rechts).
 
Neben der 12-stelligen Anzeige gibt es drei Lämpchen für Überlauf (links) sowie Minus und Speicher (rechts).
  
 
==Logik ==
 
==Logik ==
Die Logik des Rechners unterscheidet sich wie schon erwähnt zwischen den Varianten 1210 und 1211. Die Variante 1210 erscheint dabei ziemlich archaisch, und es ist kein Wunder, dass schon wenig später die verbesserte Version herausgekommen ist.
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[[Bild:TA 1210 Anzeige.jpg|thumb|Darstellung von 123,456 mit überflüssigen Nullen]]
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Außer an der Konstanten-Taste kann man die Urversion des TA 1210 auch an der Anzeige erkennen. Abgesehen davon, dass sie zumindest bei meinem Exemplar leuchtschwächer ist, erkennt man sie sofort daran, dass es keine Nullenunterdrückung gibt. Führende Nullen und ungenutzte Nachkommastellen werden also mit anzeigt (siehe Bild), und dieses Manko wird auch nicht, wie bei anderen Rechnern dieser Epoche, durch eine halbhohe Darstellung der Nullen abgemildert.
  
=== Variante 1210 ===
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Überflüssige Nachkommastellen ergeben sich daraus, dass der Begriff „Festkomma“ beim TA&nbsp;1210 wörtlich zu verstehen ist: Verstellt man den entsprechenden Schiebeschalter, sieht man sofort, wie das Komma in der Anzeige seine Position verändert, auch wenn dort bereits eine Zahl steht. Mann kann eine Zahl auf diese Weise sogar z.B. mit 100 multiplizieren.
Schon beim Einschalten dieser Variante fällt auf, dass es keine Nullenunterdrückung gibt, d.h. im Grundzustand werden 12 Nullen angezeigt. Anders als etwa beim [[Sharp QT-8D]] wird dies auch nicht durch eine halbhohe Darstellung der Nullen abgemildert.
 
  
Der Speicher ist mit Vorsicht zu genießen, denn er merkt sich die Kommastelle nicht. Speichert man den Wert 12,34 bei der Festkommaposition 2 und ruft ihn bei der Position 4 wieder ab, erhält man 0,1234. Dieses Verhalten hat der TA 1210 z.B. mit seinem Zeitgenossen [[Olympia CD 400]] gemeinsam.
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Der Speicher ist in diesem Zusammenhang mit Vorsicht zu genießen, denn er merkt sich die Kommastelle nicht. Speichert man den Wert 12,34 bei der Festkommaposition 2 und ruft ihn bei der Position 4 wieder ab, erhält man 0,1234. Dieses Verhalten hat der TA&nbsp;1210 z.B. mit seinem Zeitgenossen [[Olympia CD 400]] gemeinsam.
  
Das Rechnen mit konstanten Faktoren bzw. Divisoren ist sehr ungewöhnlich gelöst, und eine [K=]-Taste habe ich auch noch an keinem andern Rechner gesehen, außer natürlich am eng verwandten Omron 1210. Leider habe ich kein Handbuch, aber soweit ich es herausfinden konnte, funktioniert es wie im folgenden Beispiel:
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Das Rechnen mit konstanten Faktoren ist sehr ungewöhnlich gelöst. Leider habe ich kein Handbuch, aber soweit ich es herausfinden konnte, funktioniert es wie im folgenden Beispiel:
  
 
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[CA]<br />
 
[CA]<br />
[5][x][8][K=]: Anzeige 40<br />
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[5][x][8][K =]: Anzeige 40<br />
[6][x][+=]: &nbsp;&nbsp;&nbsp;Anzeige 30<br />
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[6][x][+=]: &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Anzeige 30<br />
[6][÷][+=]: &nbsp;&nbsp;&nbsp;Anzeige 0,8333 (!)
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[6][÷][+=]: &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Anzeige 0,8333 (!)
 
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[CA]<br />
 
[CA]<br />
[5][÷][8][K=]: Anzeige 1,6 (!)<br />
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[5][÷][8][K =]: Anzeige 1,6 (!)<br />
[6][÷][+=]: &nbsp;&nbsp;&nbsp;Anzeige 0,8333 (hier wurde also die im ersten Schritt gespeicherte Konstante 5 durch 6 geteilt)<br />
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[6][÷][+=]: &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Anzeige 0,8333 (hier wurde also die im ersten Schritt gespeicherte Konstante 5 durch 6 geteilt)<br />
[8][÷][+=]: &nbsp;&nbsp;&nbsp;Anzeige 0,75 (!!!)
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[8][÷][+=]: &nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Anzeige 0,75 (!!!)
 
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Übrigens wird auch bei der Konstanten die Kommastelle nicht mitgespeichert; man sollte dies also beim Ändern der Nachkommastellen berücksichtigen!
 
Übrigens wird auch bei der Konstanten die Kommastelle nicht mitgespeichert; man sollte dies also beim Ändern der Nachkommastellen berücksichtigen!
 
=== Variante 1211 ===
 
Diese Variante hat eine Nullenunterdrückung. Nach dem Einschalten steht die 0 an der Stelle, die sich aus der Zahl eingestellten Nachkommastellen ergibt. Verschiebt man das Komma, erscheint die Null erst nach dem Drücken von [CA] an der richtigen Stelle. Ungewöhnlich in diesem Zusammenhang ist das Verhalten der [CI]-Taste: Sie überschreibt die Vorkommastellen der Eingabe mit Nullen, während die Nachkommastellen völlig verschwinden!
 
 
Der Speicher und die Konstante leiden auch in der neuen Variante unter dem Problem, dass sie sich sich die Kommastelle nicht merken. Das Rechnen mit einer Konstanten wurde jedoch wesentlich verbessert: Man gibt die gewünschte Konstante ein und fixiert sie durch das Einrasten der [K<sub>IN</sub>]-Taste. Anschließend kann man sie mit allen vier Grundrechenarten kombinieren:
 
 
<code>
 
[CA]<br >
 
[8][K<sub>IN</sub>]<br />
 
[2][x]: &nbsp;Anzeige 16<br />
 
[3][÷]: &nbsp;Anzeige 0,375<br />
 
[4][+=]: Anzeige 12<br />
 
[5][−=]: Anzeige 3 (!)<br />
 
</code>
 
 
Nur beim Subtrahieren ist das Verhalten also anders als man es erwartet – die Eingabe wird von der Konstanten abgezogen und nicht umgekehrt!
 
 
Anders als beim älteren Modell wird die Konstante beim Drücken von [CA] nicht gelöscht; sie bleibt, so lange die [K<sub>IN</sub>]-Taste eingerastet ist.
 
  
 
== Zerlegen ==
 
== Zerlegen ==
[[Datei:TA 1210 offen.jpg|thumb|Der geöffnete Rechner (Variante 1210)]]
 
 
[[Datei:TA 1210 Gehäuseteile.jpg|thumb|Gehäuseteile. Die kleinen "Fliegengitter" gehören vor die zahlreichen Lüftungsschlitze.]]
 
[[Datei:TA 1210 Gehäuseteile.jpg|thumb|Gehäuseteile. Die kleinen "Fliegengitter" gehören vor die zahlreichen Lüftungsschlitze.]]
[[Datei:TA 1210 Innereien.jpg|thumb|Variante 1210: Platinen, Tastatur und Rahmen mit Stromversorgung]]
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[[Datei:TA 1210 Innereien.jpg|thumb|Platinen, Tastatur und Rahmen mit Stromversorgung]]
[[Datei:TA 1210 Innereien 1211.jpg|thumb|Variante 1211: Platinen und Rahmen mit Stromversorgung.]]
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Mein bei Erhalt 43 Jahre altes Exemplar war vom Anschlußkabel über die Platinen bis hin zur Tastatur so stark verschmutzt, dass ich das dringende Bedürfnis hatte, das gute Stück innen und außen mit einem Dampfstrahlgerät abzuspritzen, bevor ich es anfasse – ich konnte diesem Bedürfnis aber widerstehen. Die Tasten waren teilweise so verklebt, dass sie in gedrücktem Zustand hängen geblieben sind. Das vollständige Zerlegen und eine gründliche Reinigung waren also unvermeidbar, und der Tastaturmechanik haben einige Tropfen Nähmaschinenöl sehr gut getan.
Aus Zeitgründen habe ich mich mit meinen beiden TA 1210 nach deren Erhalt nicht genauer beschäftigt. Erst Jahre später habe ich die Rechner geöffnet und gereinigt. Der ältere, zu diesem Zeitpunkt immerhin 43 Jahre alte Rechner, war vom Anschlußkabel über die Platinen bis hin zur Tastatur so stark verschmutzt, dass ich das dringende Bedürfnis hatte, das gute Stück innen und außen mit einem Dampfstrahlgerät abzuspritzen, bevor ich es anfasse – ich konnte diesem Bedürfnis aber widerstehen. Die Tasten waren teilweise so verklebt, dass sie in gedrücktem Zustand hängen geblieben sind. Eine gründliche Reinigung war also unvermeidbar, und der Tastaturmechanik haben einige Tropfen Nähmaschinenöl sehr gut getan.
 
  
Bei beiden Rechnern hat sich gezeigt, dass Omron damals einen eher ungünstigen Klebstoff verwendet hat. Die innere (feste) Displayabdeckung war in beiden Fällen herausgefallen, und auch die auf die Lüftungsschlitze geklebten Fliegengitter haben sich z.T. schon beim scharfen Hinschauen gelöst oder spätestens beim Reinigen des Gehäuses. Beim älteren Rechner hatte sich auch die Fehleranzeige vom Displayrahmen gelöst. Der Klebstoff hat dabei nicht nur seine Haftkraft verloren, sondern hat sich aufgelöst, und zwar in unzählige kleine schwarze Krümel, die sich im Inneren der Rechner verteilt haben.
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Anscheinend hat Omron damals einen eher ungünstigen Klebstoff verwendet: Die innere (feste) Displayabdeckung war herausgefallen, und auch die auf die Lüftungsschlitze geklebten Fliegengitter haben sich z.T. schon beim scharfen Hinschauen gelöst oder spätestens beim Reinigen des Gehäuses. Auch die Fehleranzeige hatte sich vom Displayrahmen gelöst. Der Klebstoff hat dabei nicht nur seine Haftkraft verloren, sondern hat sich aufgelöst, und zwar in unzählige kleine schwarze Krümel, die sich im Inneren des Rechners verteilt haben.
  
=== Variante 1210 ===
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Leider ist das Auseinandernehmen der Urversion des TA&nbsp;1210, vorsichtig gesagt, umständlich. Die Gehäuseoberschale ist nach dem Öffnen von vier Schräubchen zwar noch einfach abzunehmen, aber schon in dieser Phase stört ein an beiden Enden angelötetes Kabel, dass die obere der beiden Platinen mit einem Drahtgitter vor dem Display verbindet.  
Das Auseinandernehmen ist bei dieser Variante, vorsichtig gesagt, umständlich. Die Gehäuseoberschale ist nach dem Öffnen von vier Schräubchen zwar noch einfach abzunehmen, aber schon in dieser Phase stört ein an beiden Enden angelötetes Kabel, dass die obere der beiden Platinen mit einem Drahtgitter vor dem Display verbindet.  
 
  
Die Tastatureinheit ist mit vier Schrauben an einem Metallrahmen befestigt, und die Verbindungskabel sind über einen breiten Platinenstecker lösbar. Will man die Tastatur ganz abnehmen, muss man jedoch noch den Netzschalter abschrauben, der vorne links am Tastaturrahmen befestigt ist.
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Die Tastatureinheit ist mit vier Schrauben an einem Metallrahmen befestigt, und die Verbindungskabel sind über einen breiten Platinenstecker lösbar. Will man die Tastatur ganz abnehmen, muss man jedoch noch den Netzschalter abschrauben, der vorne links am Tastaturrahmen befestigt ist. Die beiden Hauptplatinen sitzen Rücken an Rücken im Metallrahmen des Rechners, der nach dem Lösen vier weiterer Schrauben aus der Gehäuseunterschale herausgenommen werden kann.  
 
 
Die beiden Hauptplatinen sitzen Rücken an Rücken im Metallrahmen des Rechners, der nach dem Lösen vier weiterer Schrauben aus der Gehäuseunterschale herausgenommen werden kann.  
 
  
 
Die beiden Platinen sind über weitere vier Schrauben gemeinsam am Rahmen befestigt und werden durch kleine Kunststoffbuchsen auf Abstand gehalten. Beim weiteren Zerlegen fällt auf, dass die obere Platine über vier beidseitig verlötete Kabel mit der Netzteilplatine verbunden ist, die wiederum mit dem Trafo zusammenhängt. Da ich den Rechner zum Reinigen so vollständig wie möglich zerlegen wollte, habe ich mich entschieden diese vier Kabel mit dem Lötkolben von der Platine zu trennen. Weil ich schon dabei war, habe ich auch das erwähnte Kabel zum Displaygitter getrennt.
 
Die beiden Platinen sind über weitere vier Schrauben gemeinsam am Rahmen befestigt und werden durch kleine Kunststoffbuchsen auf Abstand gehalten. Beim weiteren Zerlegen fällt auf, dass die obere Platine über vier beidseitig verlötete Kabel mit der Netzteilplatine verbunden ist, die wiederum mit dem Trafo zusammenhängt. Da ich den Rechner zum Reinigen so vollständig wie möglich zerlegen wollte, habe ich mich entschieden diese vier Kabel mit dem Lötkolben von der Platine zu trennen. Weil ich schon dabei war, habe ich auch das erwähnte Kabel zum Displaygitter getrennt.
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Hat man es geschafft, diese bei meinem Exemplar recht fest sitzenden Steckverbindungen zu lösen, hat man endlich alle wesentlichen Teile in einem Zustand, der bequemes Reinigen und Fotografieren erlaubt.
 
Hat man es geschafft, diese bei meinem Exemplar recht fest sitzenden Steckverbindungen zu lösen, hat man endlich alle wesentlichen Teile in einem Zustand, der bequemes Reinigen und Fotografieren erlaubt.
  
=== Variante 1211 ===
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== Innenleben ==
Sofort nach dem Öffnen dieser Variante zeigt sich, dass man bei Omron dazugelernt hat. Das lästige Kabel zum Displaygitter wurde samt dem Gitter weggelassen, und das Kabel zum Netzschalter hat einen Stecker bekommen – interessanterweise etwa auf halber Länge. Die Tastatur ist jetzt nicht mehr am Metallrahmen befestigt, sondern an der Gehäuseoberschale. Der Rahmen konnte deshalb im vorderen Bereich etwas schlanker ausfallen und wurde auch im hinteren Bereich völlig anders konstruiert.  
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Die IC-Datumscodes in meinem Exemplar sind von 1969 und 1970, und einigen Bauteilen sieht man ihr Alter auch so an: Es gibt vier große schwarze Kästen, die mit Omron T29A, T30A, T31A, T32A beschriftet sind, und zwei kleinere mit den Bezeichnungen Omron T25 und T34R. Alle haben Kontaktreihen an allen vier Seiten. ICs im eigentlichen Sinne sind diese Module wohl nicht, denn auch bei der neueren Version 1211 findet man noch keine hochintegrierten ICs, aber möglicherweise sind hier kleinere ICs und/oder diskrete Komponenten wie Transistoren und Dioden montagefreundlich zusammengefasst worden. Eine andere Vermutung wäre, dass es sich um Magnetkernspeicher handelt, denn das würde die Anschlüsse an allen vier Seiten erklären. Wenn es so ist, stellt sich allerdings die Frage, warum es so viele sind und warum auch die gleich großen Module verschiedene Typenbezeichnungen haben. Zerstörungsfrei lässt sich das nicht klären, und deshalb muss diese Frage erst einmal offen bleiben.
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Abgesehen von diesen Modulen gibt es auch „normale“ ICs, die z.T. auch in einem 10 Jahre jüngeren Rechner nicht auffallen würden, z.T. aber noch in runden Metallgehäusen sitzen. Alle diese ICs sind von NEC. Außerdem gibt es ca. 35 fünfbeinige Toshiba-Bauteile der Typen TD6001P und TD6002P. Bauteile mit dieser Bezeichnung, aber in anderer äußerer Form, werden noch heute verlauft, wobei der TD6001P ein „voltage regulator“ ist, also ein Spannungsregler. Ich kann mir nicht vorstellen, was so viele Spannungsregler in einer Rechenmaschine verloren haben, aber vielleicht hat Toshiba diese Bezeichnung wiederverwendet.
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Die auf der oberen Platine befestigte Displayeinheit besteht aus 12 einzelnen Röhren. Links von diesen befindet sich ein Glühlämpchen für die Überlauf-Anzeige und rechts zwei Lämpchen für Minuszeichen und Speicher.
  
Der grundsätzliche Aufbau mit zwei Rücken an Rücken im Rahmen befestigten Platinen ist gleich geblieben. Merkwürdigerweise hat die obere Platine jedoch zwei recht aufwendige erscheinende seitliche Abstützungen erhalten, die in die Kerben eingreifen, die auf dem nebenstehenden Bild an den Rändern kurz vor dem Display zu sehen sind. Die Halterungen, die im Bild bei den Kleinteilen zu sehen sind, bestehen jeweils aus einem transparenten Kunststoffteil, einem kleinen Blech und drei Schrauben nebst Unterlegscheiben. Die Konstruktion erlaubt ein stufenloses nach oben Biegen der Platine, und vermutlich soll damit ein versehentliches Berühren der beiden nur wenige Millimeter voneinander entfernten Platinenunterseiten verhindert werden, etwa im Fall einer Erschütterung. Immerhin ist die obere Platine durch die Anzeigeeinheit relativ schwer belastet.
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== Verwandtschaft ==
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Gebaut wurde der TA 1210 von [[Omron]], wie wohl alle anzeigenden Tischrechner von Triumph-Adler bis Anfang der 1980er Jahre. Elektronisch entspricht er dem [[Omron 1210]], dem ersten von Omron angebotenen Rechner, der bei seinem Erscheinen Mitte 1969 für ein paar Monate der kleinste elektronische Rechner der Welt war. Der TA&nbsp;1210 ist allerdings etwas größer und schwerer, denn er hat ein völlig anderes Gehäuse und eine um eine „Spalte“ breitere Tastatur. Auch die seltsamen Anzeigeröhren des Omron&nbsp;1200 wurden nicht übernommen.
  
Das Ablöten der Spannungsversorgung ist in der Version 1211 nicht mehr nötig, denn die vom Trafo kommenden Kabel sind über einen Platinenstecker mit der oberen Platine verbunden. Einen eigene Netzteilplatine gibt es nicht mehr; die entsprechenden Bauteile befinden sich mit einer Ausnahme auf der oberen Hauptplatine. Die Ausnahme ist ein großer Leistungstransistor (oder Spannungsregler?), der zur besseren Wärmeableitung zusammen mit einem Kühlblech am Rahmen befestigt wurde. Die beiden Platinen sind jetzt vernünftig untereinander verbunden, nämlich über genau einen Platinenstecker, der ordentlich neben dem Stecker für die Tastatur angeordnet ist.
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Es gibt zwei jüngere Versionen des TA&nbsp;1210, die auf den Platinen als 1211 und 1212 bezeichnet werden. Erstere entspricht dem [[Omron 1211]], aber ob es auch einen Omron 1212 gibt, ist unsicher. Äußerlich kann man die drei Versionen an der Konstanten-Taste unterscheiden: Bei der Urversion ist sie mit [K&nbsp;=] beschriftet, bei der Version 1211 mit [K&nbsp;IN] und bei der Version 1212 nur mit [K], außerdem wurde ihre Größe halbiert, um eine neu hinzugekommene [A]-Taste unterzubringen. Wegen erheblicher Unterschiede zur Ausgangsversion – im Grunde ist nur das Gehäuse gleich geblieben – habe ich den neueren Versionen eigene Artikel gewidmet, siehe [[Triumph-Adler 1210 (1211)|TA&nbsp;1210&nbsp;(1211)]] und [[Triumph-Adler 1210&nbsp;(1212)|TA 1210&nbsp;(1212)]].  
  
Die Anzeigeeinheit hat einen veränderten Rahmen bekommen, der die Röhren nach vorne teilweise abdeckt – möglicherweise ist deshalb das Drahtgitter entfallen. Auch die Röhren selbst haben einen anderen Typ. Erkennen kann man deren Hersteller jedoch bei keinem der beiden Rechner, denn dazu müsste man die Röhren und/oder deren Halteblech auslöten.
+
Vom Omron 1210 gibt es eine Version ohne Speicher und ohne die klappbare Displayabdeckung, den [[Omron 1200]]. Entsprechend gibt es auch einen [[Triumph-Adler 1200]]; dieser hat allerdings die Displayabdeckung seines größeren Bruders behalten dürfen, unterscheidet sich äußerlich also nur durch das Fehlen der Speichertasten.  
  
== Innenleben ==
+
Wie den TA&nbsp;1210 gibt es auch den TA&nbsp;1200 in mindestens zwei, wahrscheinlich aber ebenfalls drei Versionen (1200, 1201 und 1202). Die Existenz der Versionen 1200 und 1202 ist dabei gesichert (calcuseum.com und mein Exemplar), nur für die Version 1201 habe ich bisher keinen Beleg gefunden.
=== Variante 1210 ===
 
Die IC-Datumscodes in meinem Exemplar sind von 1969 und 1970, und einigen Bauteilen sieht man ihr Alter auch so an: Es gibt vier große schwarze Kästen, die mit Omron T29A, T30A, T31A, T32A beschriftet sind, und zwei kleinere mit den Bezeichnungen Omron T25 und T34R. Alle haben Kontaktreihen an allen vier Seiten. ICs im eigentlichen Sinne sind es wohl nicht, denn auch bei der neueren Variante B findet man noch keine hochintegrierten ICs. Meine Vermutung ist, dass es sich um Magnetkernspeicher handelt, denn das würde die Anschlüsse an allen vier Seiten erklären. Wenn es so ist, stellt sich aber die Frage, warum auch die gleich großen Speicher verschiedene Typenbezeichnungen haben. Die Frage muss also erst einmal offen bleiben.
 
  
Neben Logik-ICs, die auch in einem 10 Jahre jüngeren Rechner nicht auffallen würden, gibt es einige ICs in runden Metallgehäusen. Alle diese ICs sind von NEC.  
+
Nach den beiden neueren Versionen des TA&nbsp;1210 ist erst mit dem [[Triumph-Adler 1214|TA 1214]] ein auch äußerlich modernisierter und deutlich kompakterer Nachfolger erschienen. Die 13 wurde dabei in der Nummerierung ausgelassen.
  
Außerdem gibt es ca. 35 fünfbeinige Toshiba-Bauteile der Typen TD6001P und TD6002P. Bauteile mit dieser Bezeichnung, aber in anderer äußerer Form, werden noch heute verlauft, wobei der TD6001P ein "voltage regulator" ist, also ein Spannungsregler. Ich kann mir nicht vorstellen, was so viele Spannungsregler in einer Rechenmaschine verloren haben, aber vielleicht hat Toshiba diese Bezeichnung wiederverwendet.
+
Der TA 1210 ist auch von der Modellbezeichnung her der Urvater einer langen Reihe 12-stelliger TA-Tischrechner, die über den 1214 und weitere Modelle schließlich zum aktuellen [[Triumph-Adler J 1210 solar|TA&nbsp;J&nbsp;1210&nbsp;solar]] führt, siehe dazu auch [[Anzeigende Tischrechner von Triumph-Adler]].
  
 +
== Galerie ==
 
<Gallery>
 
<Gallery>
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Datei:TA 1210 Frontansicht.jpg|Ansicht von vorne mit Überlauf-, Minus und Speicheranzeige
 +
Datei:TA 1210 SeitenansichtO.jpg|Seitenansicht mit offener
 +
Datei:TA 1210 SeitenansichtG.jpg|... und geschlossener Blende
 +
Datei:TA 1210 Unterseite.jpg|Die Unterseite
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Datei:TA 1210 offen.jpg|Der geöffnete Rechner
 
Datei:TA 1210 Omron.jpg|Ein Hinweis auf den Hersteller
 
Datei:TA 1210 Omron.jpg|Ein Hinweis auf den Hersteller
Datei:TA 1210 Platine oben.jpg|Die obere Platine mit der Displayeinheit und einem der im Text erwähnten Kunststoffkästen
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Datei:TA 1210 Platine oben.jpg|Die obere Platine mit der Displayeinheit und einem der im Text erwähnten Kunststoffmodulen
Datei:TA 1210 Platine unten.jpg|Die untere Platine mit den übrigen Kunstoffkästen
+
Datei:TA 1210 Platine unten.jpg|Die untere Platine mit den übrigen Kunstoffmodulen
 
Datei:TA 1210 Trafo.jpg|Trafo und Netzteilplatine.  
 
Datei:TA 1210 Trafo.jpg|Trafo und Netzteilplatine.  
 
Datei:TA 1210 Tastatur.jpg|Die Unterseite der Tastatureinheit  
 
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=== Variante 1211 ===
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== Eigenes Exemplar ==
Was beim Vergleichen der Platinen der beiden Varianten sofort auffällt, ist das Fehlen der sechs großen Kästen. Die größten ICs der Variante 1211 haben 16 Pins. Insgesamt befinden sich auf der oberen Platine 16 ICs, davon zwei in einem runden Metallgehäuse, und auf der unteren 32, alle in modernen Kunststoffgehäusen. Nur noch die runden ICs sind von NEC, die übrigen sind von Hitachi und Mitsubishi. Von den vielen fünfbeinigen Bauteilen der Variante 1210 ist kein einziges mehr vorhanden.
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* Inv-Nr. 4079, Seriennummer 500402, Adler, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig
 
 
Alles in allem wurde die Zahl der Bauteile (auch die der Widerstände und Dioden) deutlich reduziert. Auffällig ist die große Zahl der Verbindungskabel auf der unteren Platine. Auch auf der Rückseite befinden sich ein paar solche Kabel, die allerdings deutlich kürzer und in schwarz gehalten sind. Auf der Rückseite der oberen Platine gibt es nur ein solches Kabel, zusätzlich aber zwei Kondensatoren und eine Diode. Da die Kabel bei meinem Rechner und dem von Markus Sigg gleich sind, entsprechen sie wohl dem Serienzustand.
 
 
 
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Datei:TA 1210 1211.jpg|Beschriftung "1211" auf einer Platinenrückseite
 
Datei:TA 1210 Platine oben 1211.jpg|Die obere Platine mit der Displayeinheit
 
Datei:TA 1210 Platine unten 1211.jpg|Die untere Platine
 
Datei:TA 1210 Trafo 1211.jpg|Der hintere Teil des Rahmens mit dem Trafo 
 
Datei:TA 1210 Tastatur 1211.jpg|Die Unterseite der Tastatureinheit
 
Datei:TA 1210 K-Taste 1211.jpg|Die einrastende K-Taste im Detail
 
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=== Variante 1212 ===
 
Die Variante 1212 liegt mir nicht vor, ich verweise deshalb auf die unten verlinkte Webseite von Markus Sigg. Außerdem entspricht mein [[Triumph-Adler 1200]] dieser Variante (Bilder demnächst dort).
 
 
 
== Eigene Exemplare ==
 
* Inv-Nr. 4079, Seriennummer 500402, Variante 1210, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig
 
* Inv-Nr. 4080, Seriennummer 515946, Variante 1211, Baujahr 1971, Zustand: funktionsfähig
 
  
 
== Externe Links ==
 
== Externe Links ==
* [http://www.rechenkasten.de/Various/TA_1210/index.html Die beiden TA 1210 (Varianten 1211 und 1212) von Markus Sigg]
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* [http://www.rechenkasten.de/BueromaschinenLexikon/1970_71/395.jpg Adler 1200 und 1210 im Büromaschinenlexikon 1970/71]
* [http://www.vintagecalculators.com/html/adler_1210.html Der TA 1210 (Variante 1211) von Nigel Tout]
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* [http://www.calcuseum.com/desk_34794.html Der TA 1200, die Version ohne Speicher, auf www.calcuseum.com]
 
* [http://www.dentaku-museum.com/calc/calc/9-omuron/omrond/omrond.html Eine japanische Webseite mit verschiedenen Omron-Modellen und OEM-Versionen.]  
 
* [http://www.dentaku-museum.com/calc/calc/9-omuron/omrond/omrond.html Eine japanische Webseite mit verschiedenen Omron-Modellen und OEM-Versionen.]  
* [http://www.devidts.com/be-calc/desk_34794.html Der TA 1200, die Version ohne Speicher, von Serge Devidts]
 
  
 
[[Kategorie:Anzeigender Tischrechner]]
 
[[Kategorie:Anzeigender Tischrechner]]
 
[[Kategorie:Triumph-Adler|1210]]
 
[[Kategorie:Triumph-Adler|1210]]
 
[[Kategorie:Von Omron gebaut]]
 
[[Kategorie:Von Omron gebaut]]

Aktuelle Version vom 3. Juli 2020, 01:37 Uhr

Adler 1210

Der Triumph-Adler 1210 (Typ EC laut Typenschild) ist ein zwölfstelliger anzeigender Tischrechner mit Digitron-Display.

Dieser Artikel befasst sich mit der 1970 erschienenen Urversion des TA 1210. Zwei äußerlich fast identische, aber technisch modernere Versionen werden in eigenen Artikeln behandelt: TA 1210 (1211) und TA 1210 (1212).

Der TA 1200 gehört zusammen mit der speicherlosen Version 1200 zu den ersten von Triumph-Adler angebotenen elektronischen Rechnern. Im Büromaschinenlexikon 1970/71 war er für 2480,- DM zzgl. MWSt. angeboten (der 1200 hat 1980,- DM gekostet). Gebaut wurden diese Rechner vom japanischen Hersteller Omron.

Eine Besonderheit des TA 1210 ist die aufklappbare transparente Displayabdeckung aus leicht rötlichem Kunststoff. Je nach Lichtverhältnissen kann es günstiger sein, die Anzeige durch die Abdeckung oder bei aufgeklappter Abdeckung zu betrachten. Zusätzlich kann der Blickwinkel über einen ausklappbaren Standbügel unter der Rückseite des Rechners variiert werden.

Der TA 1210 beherrscht nur die vier Grundrechenarten, wobei die Eingabe im Addiermaschinenmodus erfolgt, also mit den Tasten [+=] und [−=]. Die Subtraktion „8 minus 4“ wird als [8][+=][4][−=] eingegeben und die Multiplikation „8 mal -6“ als [8][x][6][−=]. Über die [K =]-Taste kann ein konstanter Faktor gespeichert werden.

Der Speicher wird über vier Tasten bedient, [M+], [M−], [MOUT] und [CM]. Es gibt keinen Fließkommamodus; der Festkomma-Schiebeschalter hat die Positionen 0, 2, 4 und 6. Die Option einer kaufmännischen Rundung gibt es nicht; der TA 1210 rundet immer ab. Auch eine Prozenttaste ist nicht vorhanden.

Neben der 12-stelligen Anzeige gibt es drei Lämpchen für Überlauf (links) sowie Minus und Speicher (rechts).

Logik

Darstellung von 123,456 mit überflüssigen Nullen

Außer an der Konstanten-Taste kann man die Urversion des TA 1210 auch an der Anzeige erkennen. Abgesehen davon, dass sie zumindest bei meinem Exemplar leuchtschwächer ist, erkennt man sie sofort daran, dass es keine Nullenunterdrückung gibt. Führende Nullen und ungenutzte Nachkommastellen werden also mit anzeigt (siehe Bild), und dieses Manko wird auch nicht, wie bei anderen Rechnern dieser Epoche, durch eine halbhohe Darstellung der Nullen abgemildert.

Überflüssige Nachkommastellen ergeben sich daraus, dass der Begriff „Festkomma“ beim TA 1210 wörtlich zu verstehen ist: Verstellt man den entsprechenden Schiebeschalter, sieht man sofort, wie das Komma in der Anzeige seine Position verändert, auch wenn dort bereits eine Zahl steht. Mann kann eine Zahl auf diese Weise sogar z.B. mit 100 multiplizieren.

Der Speicher ist in diesem Zusammenhang mit Vorsicht zu genießen, denn er merkt sich die Kommastelle nicht. Speichert man den Wert 12,34 bei der Festkommaposition 2 und ruft ihn bei der Position 4 wieder ab, erhält man 0,1234. Dieses Verhalten hat der TA 1210 z.B. mit seinem Zeitgenossen Olympia CD 400 gemeinsam.

Das Rechnen mit konstanten Faktoren ist sehr ungewöhnlich gelöst. Leider habe ich kein Handbuch, aber soweit ich es herausfinden konnte, funktioniert es wie im folgenden Beispiel:

[CA]
[5][x][8][K =]: Anzeige 40
[6][x][+=]:     Anzeige 30
[6][÷][+=]:     Anzeige 0,8333 (!)

Im ersten Schritt wird also der erste Faktor als Konstante gespeichert. Daran kann man sich gewöhnen, aber bei der Division läuft es irgendwie falsch. Nochmal von vorne, diesmal gleich mit einer Division:

[CA]
[5][÷][8][K =]: Anzeige 1,6 (!)
[6][÷][+=]:     Anzeige 0,8333 (hier wurde also die im ersten Schritt gespeicherte Konstante 5 durch 6 geteilt)
[8][÷][+=]:     Anzeige 0,75 (!!!)

Die ersten beiden Schritte haben noch eine gewisse Logik, wenn auch eine seltsame, aber nach dem zweiten Schritt ist plötzlich die 6 als Konstante gespeichert statt der ursprünglichen 5! Ich weiß nicht, ob mein Gerät hier einen Fehler hat, zumal das Verhalten nicht immer reproduzierbar ist, aber die Verwendung der Konstante im Zusammenhang mit Divisionen ist nicht zu empfehlen und möglicherweise schlicht und einfach nicht vorgesehen.

Übrigens wird auch bei der Konstanten die Kommastelle nicht mitgespeichert; man sollte dies also beim Ändern der Nachkommastellen berücksichtigen!

Zerlegen

Gehäuseteile. Die kleinen "Fliegengitter" gehören vor die zahlreichen Lüftungsschlitze.
Platinen, Tastatur und Rahmen mit Stromversorgung

Mein bei Erhalt 43 Jahre altes Exemplar war vom Anschlußkabel über die Platinen bis hin zur Tastatur so stark verschmutzt, dass ich das dringende Bedürfnis hatte, das gute Stück innen und außen mit einem Dampfstrahlgerät abzuspritzen, bevor ich es anfasse – ich konnte diesem Bedürfnis aber widerstehen. Die Tasten waren teilweise so verklebt, dass sie in gedrücktem Zustand hängen geblieben sind. Das vollständige Zerlegen und eine gründliche Reinigung waren also unvermeidbar, und der Tastaturmechanik haben einige Tropfen Nähmaschinenöl sehr gut getan.

Anscheinend hat Omron damals einen eher ungünstigen Klebstoff verwendet: Die innere (feste) Displayabdeckung war herausgefallen, und auch die auf die Lüftungsschlitze geklebten Fliegengitter haben sich z.T. schon beim scharfen Hinschauen gelöst oder spätestens beim Reinigen des Gehäuses. Auch die Fehleranzeige hatte sich vom Displayrahmen gelöst. Der Klebstoff hat dabei nicht nur seine Haftkraft verloren, sondern hat sich aufgelöst, und zwar in unzählige kleine schwarze Krümel, die sich im Inneren des Rechners verteilt haben.

Leider ist das Auseinandernehmen der Urversion des TA 1210, vorsichtig gesagt, umständlich. Die Gehäuseoberschale ist nach dem Öffnen von vier Schräubchen zwar noch einfach abzunehmen, aber schon in dieser Phase stört ein an beiden Enden angelötetes Kabel, dass die obere der beiden Platinen mit einem Drahtgitter vor dem Display verbindet.

Die Tastatureinheit ist mit vier Schrauben an einem Metallrahmen befestigt, und die Verbindungskabel sind über einen breiten Platinenstecker lösbar. Will man die Tastatur ganz abnehmen, muss man jedoch noch den Netzschalter abschrauben, der vorne links am Tastaturrahmen befestigt ist. Die beiden Hauptplatinen sitzen Rücken an Rücken im Metallrahmen des Rechners, der nach dem Lösen vier weiterer Schrauben aus der Gehäuseunterschale herausgenommen werden kann.

Die beiden Platinen sind über weitere vier Schrauben gemeinsam am Rahmen befestigt und werden durch kleine Kunststoffbuchsen auf Abstand gehalten. Beim weiteren Zerlegen fällt auf, dass die obere Platine über vier beidseitig verlötete Kabel mit der Netzteilplatine verbunden ist, die wiederum mit dem Trafo zusammenhängt. Da ich den Rechner zum Reinigen so vollständig wie möglich zerlegen wollte, habe ich mich entschieden diese vier Kabel mit dem Lötkolben von der Platine zu trennen. Weil ich schon dabei war, habe ich auch das erwähnte Kabel zum Displaygitter getrennt.

Die beiden Hauptplatinen sind über zahlreiche Kabel miteinander verbunden, und zwar auf eine ziemlich seltsame Art und Weise: Zwei Kabelbündel sind an der oberen Platine angelötet und werden über einen gemeinsamen Platinenstecker in die untere gesteckt. Zusätzlich kommt ein kleineres Kabelbündel mit nur acht Adern von unten und wird (von vorne gesehen links) in den breiten Stecker an der oberen Platine gesteckt, den gleichen Stecker, in den auch die Tastatur eingesteckt wird! So maximiert man die Zahl der möglichen Fehler beim Zusammenbau...

Hat man es geschafft, diese bei meinem Exemplar recht fest sitzenden Steckverbindungen zu lösen, hat man endlich alle wesentlichen Teile in einem Zustand, der bequemes Reinigen und Fotografieren erlaubt.

Innenleben

Die IC-Datumscodes in meinem Exemplar sind von 1969 und 1970, und einigen Bauteilen sieht man ihr Alter auch so an: Es gibt vier große schwarze Kästen, die mit Omron T29A, T30A, T31A, T32A beschriftet sind, und zwei kleinere mit den Bezeichnungen Omron T25 und T34R. Alle haben Kontaktreihen an allen vier Seiten. ICs im eigentlichen Sinne sind diese Module wohl nicht, denn auch bei der neueren Version 1211 findet man noch keine hochintegrierten ICs, aber möglicherweise sind hier kleinere ICs und/oder diskrete Komponenten wie Transistoren und Dioden montagefreundlich zusammengefasst worden. Eine andere Vermutung wäre, dass es sich um Magnetkernspeicher handelt, denn das würde die Anschlüsse an allen vier Seiten erklären. Wenn es so ist, stellt sich allerdings die Frage, warum es so viele sind und warum auch die gleich großen Module verschiedene Typenbezeichnungen haben. Zerstörungsfrei lässt sich das nicht klären, und deshalb muss diese Frage erst einmal offen bleiben.

Abgesehen von diesen Modulen gibt es auch „normale“ ICs, die z.T. auch in einem 10 Jahre jüngeren Rechner nicht auffallen würden, z.T. aber noch in runden Metallgehäusen sitzen. Alle diese ICs sind von NEC. Außerdem gibt es ca. 35 fünfbeinige Toshiba-Bauteile der Typen TD6001P und TD6002P. Bauteile mit dieser Bezeichnung, aber in anderer äußerer Form, werden noch heute verlauft, wobei der TD6001P ein „voltage regulator“ ist, also ein Spannungsregler. Ich kann mir nicht vorstellen, was so viele Spannungsregler in einer Rechenmaschine verloren haben, aber vielleicht hat Toshiba diese Bezeichnung wiederverwendet.

Die auf der oberen Platine befestigte Displayeinheit besteht aus 12 einzelnen Röhren. Links von diesen befindet sich ein Glühlämpchen für die Überlauf-Anzeige und rechts zwei Lämpchen für Minuszeichen und Speicher.

Verwandtschaft

Gebaut wurde der TA 1210 von Omron, wie wohl alle anzeigenden Tischrechner von Triumph-Adler bis Anfang der 1980er Jahre. Elektronisch entspricht er dem Omron 1210, dem ersten von Omron angebotenen Rechner, der bei seinem Erscheinen Mitte 1969 für ein paar Monate der kleinste elektronische Rechner der Welt war. Der TA 1210 ist allerdings etwas größer und schwerer, denn er hat ein völlig anderes Gehäuse und eine um eine „Spalte“ breitere Tastatur. Auch die seltsamen Anzeigeröhren des Omron 1200 wurden nicht übernommen.

Es gibt zwei jüngere Versionen des TA 1210, die auf den Platinen als 1211 und 1212 bezeichnet werden. Erstere entspricht dem Omron 1211, aber ob es auch einen Omron 1212 gibt, ist unsicher. Äußerlich kann man die drei Versionen an der Konstanten-Taste unterscheiden: Bei der Urversion ist sie mit [K =] beschriftet, bei der Version 1211 mit [K IN] und bei der Version 1212 nur mit [K], außerdem wurde ihre Größe halbiert, um eine neu hinzugekommene [A]-Taste unterzubringen. Wegen erheblicher Unterschiede zur Ausgangsversion – im Grunde ist nur das Gehäuse gleich geblieben – habe ich den neueren Versionen eigene Artikel gewidmet, siehe TA 1210 (1211) und TA 1210 (1212).

Vom Omron 1210 gibt es eine Version ohne Speicher und ohne die klappbare Displayabdeckung, den Omron 1200. Entsprechend gibt es auch einen Triumph-Adler 1200; dieser hat allerdings die Displayabdeckung seines größeren Bruders behalten dürfen, unterscheidet sich äußerlich also nur durch das Fehlen der Speichertasten.

Wie den TA 1210 gibt es auch den TA 1200 in mindestens zwei, wahrscheinlich aber ebenfalls drei Versionen (1200, 1201 und 1202). Die Existenz der Versionen 1200 und 1202 ist dabei gesichert (calcuseum.com und mein Exemplar), nur für die Version 1201 habe ich bisher keinen Beleg gefunden.

Nach den beiden neueren Versionen des TA 1210 ist erst mit dem TA 1214 ein auch äußerlich modernisierter und deutlich kompakterer Nachfolger erschienen. Die 13 wurde dabei in der Nummerierung ausgelassen.

Der TA 1210 ist auch von der Modellbezeichnung her der Urvater einer langen Reihe 12-stelliger TA-Tischrechner, die über den 1214 und weitere Modelle schließlich zum aktuellen TA J 1210 solar führt, siehe dazu auch Anzeigende Tischrechner von Triumph-Adler.

Galerie

Eigenes Exemplar

  • Inv-Nr. 4079, Seriennummer 500402, Adler, Baujahr 1970, Zustand: funktionsfähig

Externe Links