Das Litton-Colex-Rätsel

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Feiler 140
Royal RC 101K
Royal RC 126MK

Das Litton-Colex-Rätsel ist für mich entstanden, als ich mich gefragt habe, wer der Hersteller der vielen anzeigenden Tischrechner war, die unter den zum Litton-Konzern gehörenden Marken Royal, Imperial und Feiler ab etwa 1971 angeboten worden sind. Neben den drei nebenstehend abgebildeten Modellen gibt es zahlreiche weitere, die im gleichen Gehäuse sitzen, sich aber im Funktionsumfang und damit der Tastatur unterscheiden.

Diese Geschichte zeigt nicht nur, an welchen Merkmalen man den Hersteller von Rechnern erkennen kann, wenn er nicht identisch mit Anbieter ist, sondern auch, welche Fehlschlüsse dabei möglich sind.

Zu den Protagonisten dieses Artikels gehören neben diversen Litton-Rechnern auch Datumstempel, ein unscheinbarer Rechner mit dem seltsamen Namen Muff MUF I, ein zerbrochener Rollenhalter eines Facit-Rechners sowie die Zahl 48740.

Einleitung

Marken und Hersteller

Die Frage, wer ein bestimmtes Rechnermodell hergestellt hat, stellt sich bei Markenrechnern wie Sharp, Sanyo oder Casio kaum, wohl aber bei den meist europäischen und amerikanischen Anbietern, die ihre Rechner in Asien herstellen haben lassen. Dazu gehören nicht nur die preiswerten „Kaufhausrechner“ der Marken Privileg, Karstadt, Elite (Kaufhof), Prinztronic etc., sondern auch „Markenrechner“, z.B. von Triumph-Adler, Olympia, Facit und Royal.

Royal ist eine Marke des amerikanischen Litton-Konzerns, zu dem neben Imperial, Feiler und Monroe vorübergehend auch Triumph-Adler gehört hat, eine der Schwerpunktmarken meiner Sammlung. Royal, Imperial- und Feiler-Rechner unterschieden sich oft nur am Typenschild, so dass die Sammelbezeichnung „Litton-Rechner“ gerechtfertigt ist. Dagegen hat sich Triumph-Adler eine gewisse Eigenständigkeit bewahrt und damit auch ein eigenständiges Design der Rechner. Es gibt zwar einige eng verwandte Triumph-Adler- und Royal-Modelle (z.B. TA 816 AD und Royal 8MK-AD), doch der überwiegende Teil der Produktpaletten von Triumph-Adler auf der einen und Royal/Imperial/Feiler auf der anderen Seite unterscheidet sich nicht nur optisch, sondern auch technisch. Das gilt auch für Monroe, so dass diese Marke wie Triumph-Adler nicht zur Lösung des Rätsels beitragen kann.

Die Triumph-Adler-Rechner der 1970er Jahre stammen mit wenigen Ausnahmen von Omron oder General. Zumindest Omron findet man auch in der Produktpalette von Royal – der 8MK-AD stammt z.B. von diesem Hersteller. Doch die früheren anzeigenden Litton-Modelle, von denen der Royal 120 vermutlich das erste ist, stammen offensichtlich von einem anderen Hersteller. Das Gleiche gilt für einige druckende Modelle wie z.B. den RCP 1205MK, der definitiv nicht von General stammt, dem Hersteller der meisten druckenden TA-Rechner, oder von Omron, dem Hersteller des etwas jüngeren Royal 400PD.

Quellen

Zur Recherche bei elektronischen Tischrechnern steht neben der eigenen Sammlung praktisch nur das Internet zur Verfügung; es gibt keine mir bekannte Literatur, die sich mit elektronischen Tischrechnern beschäftigt. Das gilt erst recht für die vergleichsweise preiswerten, aber wenig innovativen Rechner, die vor allem in in Japan und Hongkong für europäische und amerikanische Anbieter hergestellt worden sind. Doch gerade diese historisch betrachtet eher uninteressanten Rechner findet man auch nur selten auf den Internetseiten anderer Sammler – und wenn doch, dann meistens ohne genauere Beschreibung und ohne Bilder des Innenlebens.

Die wohl wertvollste Quelle nicht nur für Tischrechner, sondern auch für Bilder derselben, sind Verkaufs- und Auktionsplattformen im Internet, allen voran eBay. Wenn ich einen Rechner nicht kaufe, weil ich an der Marke nicht interessiert bin und/oder er mir zu teuer ist, speichere ich deshalb oft die Bilder aus der Auktion, insbesondere dann, wenn auch Details wie das Typenschild oder gar ein Blick ins Innere dabei ist. Ich will diese Bilder nur ausnahmsweise auf diesen Seiten veröffentlichen, weil ich kein Copyright daran habe und weil sie – eBay-typisch – oft von so bescheidener Qualität sind, dass es sich nicht lohnt, um Erlaubnis zu bitten. Für mich persönlich stellen die mittlerweile fast 4000 Bilder jedoch eine wertvolle Modellübersicht dar, und es ist auch sicherer, als sich auf irgendwelche Webseiten zu verlassen, die dann eines Tages einfach verschwinden und zig tote Links auf meinen Seiten hinterlassen...

Identifizierung eines Herstellers

Beim Forschen ist es natürlich am besten, wenn man nicht auf die wenigen hilfreichen Bilder im Internet angewiesen ist, sondern die Rechner mit den eigenen Augen und Händen untersuchen kann. Doch leider geht der Hersteller nur selten eindeutig aus dem Rechnerinneren hervor, etwa durch einen Aufdruck auf einer Platine. Das gilt auch für Markenhersteller wie z.B. Sharp – das Wort „Sharp“ findet man im Inneren der Rechner nur extrem selten!

Äußere Merkmale wie die Gehäuseform sind zur Identifizierung nur dann geeignet, wenn der Anbieter des Rechners keinen Wert auf ein einheitliches Aussehen seiner Produkte gelegt hat, was z.B. bei Versandhausmarken wie Privileg der Fall ist oder auch bei MBO. In diesen Fällen unterscheiden sich die Rechner von den entsprechenden Modellen ihrer Hersteller oft nur in der Farbe, wenn überhaupt. Die Rechner von Markenanbietern haben dagegen meist eine eigenständige Form, die es so in der Produktpalette des Herstellers nicht gegeben hat. Kleinigkeiten wie z.B. die Konstruktion der Papierrollenhalter oder Schiebeschalter, können einen aber auf die richtige Spur führen. Doch Achtung: Der „gleiche“ Rechner muss nicht vom eigentlichen Hersteller stammen, es könnte auch eine andere OEM-Version sein!

Nach dem Untersuchen des Innenlebens einer größeren Zahl von Rechnern erkennt man aber bestimmte typische Merkmale. Zu diesen gehört die Farbe der Platinen (meist grün, braun oder beige) oder die Form bzw. das Aussehen der Leiterbahnen (eckig, rundlich). Charakteristisch können auch technische Details sein wie z.B. Steckverbindungen von Kabeln, und manchmal erkennt man auch Gemeinsamkeiten bei so banalen Kleinigkeiten wie Qualitätssicherungsaufklebern. Für sich genommen sind solche Merkmale meistens kein Beweis, aber man bekommt allmählich ein Gefühl dafür. Und wenn man erst einmal einen Verdacht in die eine oder andere Richtung hat, lässt er sich oft mit einer genaueren Untersuchung bestätigen.

Achtet man auf Details, erkennt man früher oder später auch Platinennummern in einem bestimmten Format. So fangen die Nummern bei Sharp oft mit E oder F an, gefolgt von einer vierstelligen Zahl und z.T. weiteren Buchstaben. Die Nummern von Matsushita (Panasonic) beginnen oft mit der unverkennbaren Buchstabenfolge „YLPRB“, und auch die Nummern von NMB machen es einem leicht: Sie bestehen aus zwei vierstelligen Zahlen, die durch einen Bindestrich getrennt sind. Und nicht nur das: Die erste Zahl ist 3051 bei Hauptplatinen und 3052 bei Tastaturplatinen. Das ist in der Praxis so gut wie ein aufgedruckter Herstellername!

Manchmal findet man den Herstellernamen auch auf ICs, aber das ist nur dann hilfreich, wenn diese ICs nicht vom Hersteller des Rechners stammen – z.B. findet man ICs von Sharp, Rockwell oder Texas-Instruments auch in Rechnern anderer Hersteller. Wenn aber Hitachi- oder NEC-ICs mit einem anderen Namen beschriftet sind, ist das ein unübersehbarer Hinweis auf den Hersteller des Rechners. Leider sind diese Fälle selten und insofern Glückssache; bisher habe ich es nur bei Omron und General gesehen, und auch bei diesen Herstellern ist es eher die Ausnahme als die Regel.

Natürlich bleiben Platinennummern und Konstruktionsmerkmale nicht zwangsläufig über die gesamte Produktionsgeschichte eines Unternehmens einheitlich. Das macht es schwer, einen gemeinsamen Hersteller von zwei in größerem Abstand gebauten Rechnern zu erkennen. Ein Sharp-Rechner von 1970 ist z.B. ganz anders aufgebaut als einer von 1975, schon weil gerade in diesem Zeitraum eine schnelle technischen Weiterentwicklung stattgefunden hat. Die Unterschiede ergeben sich dabei nicht nur aus einer Weiterentwicklung bzw. Miniaturisierung der Elektronik, sondern auch aus dem Bedürfnis heraus, die Konstruktion einfacher und salopp gesagt billiger zu machen, um im Preiskampf mithalten zu können. Das führt zu Änderungen im Aufbau der Anzeigen und Druckwerke, der Netzteile, der Kabelverbindungen, der Befestigung der Komponenten am Gehäuse u.a.

Das Rätsel

Feiler 140 und Prinztronic C35 sind trotz des fast gleichen Tastaturlayouts keine Verwandten!

Wer den Royal 120 und seine vielen Verwandten gebaut hat, war mir zunächst ein Rätsel, denn aus dem Innenleben des Feiler 140, meinem ersten Rechner dieser Serie, ging es für mich nicht hervor. Ich hatte zunächst auch keine ähnlichen Rechner in meiner Sammlung. Es war nur klar, dass die Rechner nicht von mir geläufigen Herstellern wie Sharp, Omron, General oder Matsushita (Panasonic) stammen.

Die fraglichen Rechner sind aus den Jahren 1971 bis 1973, und dieser Zeitraum ist bereits lang genug, um trotz gleichbleibender Gehäuseform eine technische Weiterentwicklung zu erkennen. Doch nicht alles hat sich verändert, und über die Betrachtung mehrerer Modelle hinweg war schnell klar, dass sie alle aus dem gleichen Haus stammen. Wenigstens etwas!

Zwar habe ich im Internet einige Bilder von Rechnern verschiedener Anbieter gefunden, die ein sehr ähnliches oder sogar identisches Tastaturlayout hatten, aber Verwandtschaftsverhältnisse nach Tastaturen zu beurteilen, kann einen leicht in die Irre führen: Erstens stammen die Tastaturen nicht selten von Drittherstellern, und zweitens gibt es gerade bei Rechnern mit nur wenigen Tasten nicht allzu viele Möglichkeiten, diese sinnvoll anzuordnen. Z.B. ist das Tastaturlayout des von Sharp gebauten und noch nicht einmal entfernt mit dem Feiler 140 verwandten Prinztronic C35 bis auf die fehlende [CE]-Taste gleich!

Das charakteristische rundliche Gehäuse der Litton-Rechner war auch keine Hilfe, denn es scheint markenspezifisch zu sein; der unbekannte Hersteller hat also keine Modelle im gleichen Gehäuse angeboten.

Bilder eines eBay-Angebots sowie zwei nicht von Litton stammende Rechner haben mich schließlich auf eine Spur geführt, aus der ich aber zunächst die falschen Schlüsse gezogen habe. Nach und nach sind dann noch weitere Rechner in meine Sammlung gekommen, die zu neuen Erkenntnissen geführt haben, aber auch zu neuen Fragen und sogar Widersprüchen.

Die Colex-Spur

CO 1200, 1300 und 1400

Der CO 1200. Weitere Bilder findet man im Internet.
Der Muff MUF I trägt auf der Vorderseite nur die Bezeichnung CO 1300

Relativ kurz nach dem Erwerb habe ich starke Ähnlichkeiten zwischen meinem Feiler 140 und einem mit „CO 1200“ bezeichneten Rechner eines unbekannten Herstellers bemerkt, der bei eBay angeboten war: Neben der auffälligen blaugrünen (oder grünblauen?) Farbe war auch das Tastaturlayout gleich. Der m.E. überhöhte Preis hat mich davon abgehalten, diesen Rechner zu kaufen, zumal Feiler oder Royal damals noch weniger zu meinen Sammelschwerpunkten gehört haben als heute. Der Feiler 140 war nur „nebenbei“ in die Sammlung gekommen, und das Herausfinden seines Herstellers war für mich noch kein Thema.

Erst etwa drei Jahre später habe ich von einem anderen Sammler nicht nur eine ganze Reihe weiterer Royal-Modelle erhalten, sondern durch Zufall kurz nacheinander auch mehrere CO-Rechner bzw. deren OEM-Versionen, und zwar die Modelle CO 1300 und CO 1400. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich allerdings vergessen, wie der CO 1200 genau ausgesehen hat, und ich war mir nicht mehr so sicher, wie stark die Ähnlichkeiten tatsächlich waren. Wie gesagt gibt es nicht sehr viele Möglichkeiten, die wenigen Tasten dieser Rechner vernünftig anzuordnen, so dass eine zufällige Ähnlichkeit nicht auszuschließen war.

Beim Zerlegen des CO 1300, der mir in Form der OEM-Variante Muff MUF I zugefallen ist, ist mir dann aufgefallen, dass das Innere trotz der geringeren Größe dem Royal RC 101K gleicht: Obwohl sich die Platinen unterscheiden, ist die Elektronik praktisch identisch, auch was den Hersteller bzw. die Bauform kleinerer Bauteile betrifft. Auch der Steckverbinder des zum Netzschalter führenden Kabels ist gleich. Weitere Indizien sind ein Datumsstempel (kein Datumscode!) auf dem Trafo, den ich so in anderern Rechnern noch nicht gefunden hatte, sowie die Befestigung der Anzeigeeinheit der beiden Rechner an den seitlichen Stützen, die der Konstruktion im Royal RC 126MK (2) auffällig ähnlich ist.

In dieser Phase ist mir eingefallen, dass ich die Bilder der CO-1200-Auktion eigentlich gespeichert haben müsste, und tatsächlich habe ich sie nach kurzem Suchen gefunden. Dabei waren auch zwei Fotografien des Innenlebens – eine Seltenheit bei eBay! – und jetzt bestand kein Zweifel mehr: Der CO 1200 hat zwar eine andere Hauptplatine als der Feiler 140, aber der mechanische Aufbau ist gleich, und die Netzteilplatine scheint sogar vollkommen identisch zu sein. Zweifellos stammen Feiler 140, Royal RC 101K sowie die CO-Rechner also aus demselben Haus!

CO = Colex?

Colex-Rechner (unbekanntes Modell aus einer eBay-Auktion, wahrscheinlich ein 1200 L)
Blick ins Innere des Royal 120
Blick ins Innere des von Colex gebauten Privileg 1201 PM

Aus mindestens einer Rechner-Übersicht im Internet ist hervorgegangen, dass die CO-Rechner von Colex stammen, und so hatte ich sie zunächst auch auf meinen Seiten eingeordnet. Doch einen absoluten Beweis dafür konnte ich bisher nicht finden. Leider tendieren Internetseiten zum Verschwinden, und heute findet sich diese Zuordnung nur noch auf den Seiten von Serge Devidts (Colex-Galerie auf www.calcuseum.com), die mit Abstand größte mir bekannte Rechnerübersicht im Internet. Ich kann jedoch nicht ausschließen, dass diese Information einfach nur abgeschrieben wurde, möglicherweise sogar von meinen Seiten...

Wegen solcher Probleme, die auch große Enzyklopädien wie die Wikipedia betreffen, habe ich es mir angewöhnt, Angaben auf anderen Webseiten mit Vorsicht zu genießen, wenn sie nicht durch Bilder belegt sind. Es gibt nicht viele Webseiten von Tischrechner-Sammlern, und es ist bei der Forschungsarbeit wenig hilfreich, wenn einer vom anderen abschreibt!

Es gibt Indizien, dass „CO“ tatsächlich für Colex steht. Zunächst einmal „passt“ die Typenbezeichnung 1200, auch wenn sie zu den häufigeren gehört, die man bei Rechnern findet (z.B. gibt es einen Triumph-Adler 1200, einen Unitrex 1200 und einen Superlectron 1200, alles 12-stellige anzeigende Tischrechner). Die Übersicht von Serge Devidts zeigt neben einem 1200 LP und einem 1215 auch eine (ältere?) Version des 1200 mit einer anderen Gehäuseform, mit Nixie-Röhren und einem Dreh- statt einem Schiebeschalter. Daraus ergibt sich das nächste, wesentlich stärkere Indiz: Die Tastaturen der beiden Versionen des 1200 sowie des 1200 LP sind nicht nur im Layout, sondern auch in Form und Farbe der Tastenkappen gleich, ebenso die einiger anderer Colex-Modelle. Dass es einen anderen Colex 1200 gibt, muss übrigens kein Grund sein, den CO 1200 einem anderen Anbieter zuzuordnen, denn mehrfach vergebene Typenbezeichnungen sind nicht ungewöhnlich.

Ebenfalls für die Gleichsetzung spricht, dass das „CO“ auf dem CO 1300 die gleiche oder eine zumindest sehr ähnliche Schriftart hat wie das „Colex" auf dem nebenstehend abgebildeten Rechner. Beim 1200 und 1400 ist das allerdings nicht der Fall.

Eine Schwäche der Gleichsetzung von CO und Colex ist, dass die unstrittigen Colex-Rechner laut Typenschild aus Hongkong stammen, während die Royal-Rechner und auch die drei CO-Modelle „made in Japan“ sind. Zudem scheute sich Colex normalerweise auch nicht, den Firmennamen auf den Rechnern anzugeben. Aber ausgerechnet bei den drei CO-Rechnern taucht der Name nicht auf, weder auf der Vorderseite, noch auf dem Typenschild. Warum betrifft das, soweit ich es dem Internet entnehmen konnte, nur die in Japan hergestellten Modelle?

Auch optisch passt der CO 1200 nicht so wirklich zu den anderen Modellen. Abgesehen von seiner ungewöhnlichen Farbe ist er technisch offensichtlich etwas moderner als der 1200 mit Nixie-Röhren, aber das trift auch auf das nebenstehend abgebildete unbekannte Modell zu, das sich vom Nixie-1200 nur in der Anzeige zu unterscheiden scheint. Und spätere, besser ausgestattete Modelle, wie der 1215, sitzen wieder in dem alten, kantigen Gehäuse? Das erscheint ein wenig ungewöhnlich. Auch der CO 1400 sticht optisch heraus, denn Gehäuse und Tastatur unterscheiden sich farblich von seinen etwa gleich alten Kollegen.

Als ich später mit dem Privileg 1201 PM und dem Colex 811 meine ersten echten Colex-Rechner erhalten habe, war auch klar, dass es im Inneren keine Gemeinsamkeiten gibt. Bisher konnte ich im Internet nur ein einziges Bild vom Innenleben eines mit „Colex“ beschrifteten Tischrechners finden, und zwar vom 1200 LP (Abbildung auf www.calcuseum.com). Abgesehen davon, dass die Platine in Material und Bedruckungsstil der Displayplatine des Royal 120 ähnelt, finden sich auch bei diesem Rechner keine der weiter unten besprochenen Familienähnlichkeiten. Die Displayeinheit scheint die gleiche zu sein wie im Royal RC 121K; sie stammt allerdings von Matsushita, ist in Rechnern verschiedener Hersteller zu finden und hilft uns deshalb nicht weiter.

Interessant und auch eher ungewöhnlich ist die Bedruckung des Trafos mit der Modellbezeichnung des Rechners – das ist auch beim Privileg 1201 PM der Fall, wobei hier die Bezeichnung des entsprechenden Colex-Modells 1217 P aufgedruckt ist. Der Taschenrechner 811 hat leider keinen Trafo, der diese Regel bestätigen könnte. Bei ihm steht die Modellbezeichnung auf der Platine, allerdings nicht als Stempel, sondern ordentlich gedruckt. Auch auf der Platine des 1200 LP steht die Modellbezeichnung. So gesehen sind Colex-Rechner eigentlich sehr einfach zu identifizieren!

Sollte CO wirklich für Colex stehen, stellt sich nicht nur die Frage, warum Colex einen Teil der Rechnermodelle mit dem Firmennamen versehen hat und andere nicht. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass einige Modelle primär als OEM-Versionen in den Handel gekommen sind, so dass mangels Colex-Schriftzug nur ein passendes Typenschild aufgeklebt werden musste? Etwas Ähnliches findet man z.B. am Teco TE 8000, auf dem nur „TE 8000“ steht und der auch als Liebermann TE 8000 und Superlectron TE 8000 verkauft worden ist.

Doch warum sollte ein Hersteller aus Hongkong bei einem japanischen Hersteller einkaufen? Gab es vielleicht ein zweites Colex-Werk in Japan, das Rechner in einem anderern Stil gebaut hat? Gab es eine Zusammenarbeit zwischen Colex und einem japanischen Hersteller? Doch keine dieser Möglichkeiten würde erklären, warum gerade die höherwertig wirkenden japanischen Modelle auf den Schriftzug „Colex“ verzichten und womöglich nur unter dem Namen von Dritten verkauft worden sind.

Es stellt sich auch die Frage, warum zumindest ein Teil dieser Dritten völlig auf die Angabe eines Firmennamens verzichtet hat. CO 1300 und CO 1400 wirken nicht billig und für ihre Zeit durchaus modern; man muss sich also nicht dafür schämen. Warum sollte sich eine Firma also scheuen, ein Schild mit dem eigenen Namen anzubringen? Sogar Commodore hatte einen engen Verwandten des CO 1300 im Angebot, ganz offen und ehrlich als Commodore M*16.

Bis zur Klärung dieser Fragen werde ich die Modelle CO 1200, 1300 und 1400 als Rechner eines unbekannten Herstellers und/oder Anbieters betrachten.

Weitere CO-Rechner

Gibt es eigentlich noch weitere CO-Modelle außer diesen dreien?

Der erwähnte Commodore M*16 sitzt im gleichen Gehäuse wie der CO 1300, hat jedoch nur acht Stellen und einen kleineren Funktionsumfang ohne Kommawahlschalter. Er ist also definitiv ein anderes Modell, aber ein entsprechendes CO-Modell ist mir nicht bekannt. Das Googeln nach der kurzen und nicht gerade seltenen Zeichenfolge „CO“ ist leider nicht sehr hilfreich, und deshalb habe ich nach typischen Rechnerbezeichnungen wie „CO 1500“, „CO 1000“, „CO 800“ etc. gesucht, ohne jeden Erfolg. Allerdings ist auch die Suche nach den bekannten Modellen „CO 1200“, „CO 1300“ und „CO 1400“ nicht sehr ergebnisreich, so dass man daraus wenig schließen kann.

Doch der Colex-Übersicht von Serge Devidts finden sich einige Taschenrechner mit CO-Typenbezeichnungen. Leider sind die Abbildungen sehr klein, so dass man kaum etwas erkennen kann. Aber soweit ich es sagen kann, prangt auf keinem dieser Rechner der Name „Colex“. Die Taschenrechnerübersicht „MyCalcDB“ listet diese Modelle – leider ganz ohne Bilder – nicht unter Colex auf, sondern unter CO. Darüber steht die Frage „Is it really CO?“, aus der hervorgeht, dass ich nicht der Einzige bin, der hier am Rätseln ist! Leider gibt es von keinem dieser Rechner Bilder des Innenlebens – dafür muss ich wohl warten, bis mir einer davon mal bei eBay über den Weg läuft. Ich würde mich aber nicht wundern, wenn sich Ähnlichkeiten zu den Modellen CO 1200, 1300 und 1400 finden würden!

Gemeinsamkeiten

Auch die achtstelligen Litton-Modelle gehören trotz deutlicher äußerer Unterschiede in diese Familie.

Unabhängig davon, ob CO tatsächlich für Colex steht und ob Colex tatsächlich der gesuchte Hersteller ist, muss zunächst einmal geklärt werden, ob tatsächlich alle Litton-Rechner, die dem Feiler 140 vom Gehäuse her gleichen, vom selben Hersteller stammen, oder ob nur das Gehäuse beibehalten wurde. Letzteres liegt durchaus im Rahmen des Möglichen, denn das Gehäuse ist wie gesagt Litton-spezifisch, findet sich also nicht bei Rechnern anderer Anbieter. Der druckende Royal RCP 1208 scheint tatsächlich ein Beispiel für einen Rechner zu sein, der zwar im Gehäuse seines Vorgängers sitzt, technisch jedoch von einem anderen Hersteller stammt – ich gehe weiter unten noch auf dieses Modell ein.

Im Folgenden werden auch druckende Modelle (RCP) aufgeführt, die offensichtlich mit den anzeigenden verwandt sind, sowie zwei Versionen des achtstelligen Royal RC 800, der in einem kleineren und kantigeren Gehäuse sitzt als seine 10- und 12-stelligen Kollegen und auch ein anderes, flacheres Tastaturdesign aufweist.

Kommen wir nun zu den Gemeinsamkeiten bzw. charakteristischen Eigenarten der Litton-Rechner, der CO-Rechner und sowie zwei weiterer mir vorliegenden Modelle aus dieser Familie, dem Ibico 127 und dem Elite 1201 MP. Es würde den Rahmen dieses ohnehin schon umfangreichen Artikels sprengen, jeden Rechner im Einzelnen zu beschreiben, und deshalb hier nur die wichtigsten Punkte:

  • Mit wenigen Ausnahmen haben alle Rechner einen Datumsstempel auf dem Trafo, was ich bei anderen Herstellern noch nicht gesehen habe. Dieser hat teilweise das alte japanische Format mit dem Kaiserjahr (Showa). Dabei entspricht das Jahr 45 1970 und 50 1975.
  • In vielen Rechnen findet sich eine Platine mit einem aus drei Rauten bestehenden Logo und der Aufschrift PE-B oder PE-D. Das Logo kennzeichnet vermutlich den Herstellers der Rohplatine; es ist also nicht unbedingt etwas herstellerspezifisches.
  • Auf fast allen Platinen finden sich kurze Buchstaben-Zahlen-Kombinationen mit Bindestrichen. Nicht alle diese Nummern müssen Platinennummern im Sinne einer Teilenummer sein und/oder den Rechnertyp bezeichnen; sie könnten auch ganz andere Bedeutungen haben.
  • In einigen Rechnern findet sich eine fünfstellige Zahl mit einem E davor, am häufigsten E 48740. Die Bedeutung ist unklar, aber die Zahl ist nichts platinen- oder modellspezifisches.
  • Einige der neueren Modelle haben eine steife Verbindung zwischen Haupt- und Tastaturplatine, wie ich sie sonst fast nur aus Taschenrechnern kenne.
  • Alle Rechner, bei denen der Ein-/Ausschalter nicht direkt an der Netzteileinheit sitzt, haben ein Verbindungskabel mit einer etwa mittig angeordneten Steckverbindung. Mit Ausnahme des RCP 1200 sind diese Kabel weiß.

Die folgende Tabelle ist, soweit Datumsstempel vorhanden sind, chronologisch. Einige Modelle sind mehrfach aufgeführt, wenn mir mehrere Exemplare vorliegen oder von Bildern bekannt sind.

Modell Trafo-
Datumsstempel
3-Rauten-
Platine
Platinennummern E-Nummer steife Platinen-
Verbindung
Netzschalter-
Steckverbindung
Feiler 140 14.09.1971 nein M-IC-1, M2-12A E 49044 nein ja
Royal 120 17.11.1971 nein M-IC(1), M2-12A - nein ja
Royal RC 120 31.01.1972 nein M-IC01, M2-12A - nein ja
Imperial IC 130 03.02.1972 nein M-IC(1), M2-12A - nein ja
Royal RCP 1200 24.05.1972 ja P-10, P-2C, P-4 E 48740 nein ja
Royal RC 101K 30.06.1972 ja S-1-D, S4 E 48740 nein ja
CO 1200 07.07.1972 ja ? ? nein ja
CO 1200 08.07.1972 ja ? ? nein ja
Imperial IC 135MK 08.07.1972 nein MEC-4, G-1-B, G-2-B - nein ja
Royal RC 800 (1) 05.02.1973 nein MEC-1, H.H.A-2-1 - ja nein
Muff MUF I (CO 1300) 17.02.1973 ja 10TD-1, 10-TD - ja ja
Commodore M*16 ? ? ? ? ? ?
Minipet V-57 29.05.1973 ja 10TE, 10-TE - ja ja
Minipet V-57 - ja 10TE, 10-TE - ja ja
CO 1400 - ja 10TE, 10-TE - ja ja
Royal RCP 1201K 01.06.1973 nein PK-1A, PI-3, PI-4 E 50235 nein ja
Royal RC 126MK (1) 13.06.1973 ja GTB-A-1, 1210 GT - nein nein
Royal RC 800 (2) 18.04.1973 nein MEC-1, H.H.A-N E 48740 ja nein
Royal RC 121K (1) 11.05.1973 nein 12K E 48740 nein nein
Royal RC 800 (2) 09.07.1973 nein MEC-1, H.H.A-M E 48740 ja nein
Royal RC 121K (2) 12.09.1973 nein 12KG, 12K E 48740 ja nein
Royal RC 126MK (2) 16.11.1973 nein GTC-A, GTC E 54064 ja nein
Royal RCP 1205MK 18.03.1974 ja PGTL-2, PGTK-1 - nein nein
Ibico 127 13.04.1974 ja IBICO 127, 1210 GT - nein nein
Elite 1201 MP 12.09.1974 ja 112PN, L-3, 112-PN - nein nein


Zwischenfazit

Betrachtet man die in der Tabelle aufgeführten Rechner, deutet eigentlich alles auf einen gemeinsamen Hersteller hin.

Gegen Colex, den Hersteller, den ich zunächst in Verdacht hatte, spricht wie schon erwähnt, dass alle diese Rechner, soweit es auf dem Typenschild angegeben ist, aus Japan stammen, und dass die mir vorliegenden Colex-Rechner innen völlig anders aussehen. Besonders letzteres spricht dann doch sehr gegen Colex, zumal ich ja versuche, anhand von charakteristischen Details auf den Hersteller zu schließen.

Die nur sporadisch im Internet zu findende Gleichsetzung von CO und Colex kann auf einem Missverständnis basieren, und das Einzige, was sonst noch für Colex spricht, ist das fast identische Tastaturlayout einiger Rechner. Aber wenn überhaupt, ist Colex an den CO-Modellen nur über geschäftliche Beziehungen beteiligt gewesen.

Eine neue Spur

Royal RCP 1208

Jetzt kommen wir zum bereits erwähnten RCP 1208. Auf den ersten Blick gehört er ganz klar in die gleiche Familie wie der RCP 1205MK, denn er hat das gleiche Gehäuse. Lediglich die Druckerabdeckung wurde etwas modifiziert, als Anpassung an das veränderte Druckwerk. Die offensichtlichste äußere Veränderung gegenüber dem RCP 1205MK ist die Tastatur, welche die vielleicht etwas langweilige, aber Royal-typische Farbgebung verloren hat und auch die charakteristische kantige Form der Tasten. Wir befinden uns aber inzwischen im Jahr 1975, und irgendwann musste sich das Design ja mal ändern – und vielleicht auch der Hersteller?

Im Inneren sind die Unterschiede tatsächlich gravierend, und den technischen Komponenten, insbesondere der Hauptplatine, fehlt jede Familienähnlichkeit. Auch die Beschriftung der Platinen ist neuartig: Nicht nur die Nummern selbst sind anders (P470502 auf der Hauptplatine und P470501 auf der Tastaturplatine). Auch auf dem Trafo findet man statt des gewohnten Datumsstempels eine Nummer in diesem Format (P460801-2). Allem Anschein nach stammt dieser Rechner nicht vom selben Hersteller wie die zuvor besprochenen Modelle.

Die Facit-Connection

Der Rollenhalter des Facit 2251 findet sich auch bei anderen von TEAL gebauten Tischrechnern
Die Hauptplatine des Silver-Reed 12 PD mit den zur Tastatur führenden Drähten an der Vorderkante

Mehr zufällig ist mir aufgefallen, dass der Facit 2253 ziemlich offensichtlich vom gleichen Hersteller stammt wie der RCP 1208. Aus bestimmten Details, insbesondere den charakteristischen Platinennummern (und in diesem Fall auch der „Trafonummern“), ergibt sich der Hersteller Omron, der uns zu Beginn schon als Lieferant des Litton-Konzerns begegnet ist.

Der Facit 2253 ist der Nachfolger des äußerlich recht ähnlichen Facit 2251, und es stellte sich natürlich die Frage, ob die beiden Modelle vom gleichen Hersteller stammen. Meine beiden 2251 hatte ich bis dahin noch nicht genauer untersucht, aber jetzt hatte ich einen Anlass dafür! Doch abgesehen von der Gehäuseform scheinen Facit 2253 und 2251 nicht sehr eng verwandt zu sein. Der 2251 verhält sich zum 2253 etwa so wie der RCP 1205MK zum RCP 1208 – äußerlich ähnlich, im Inneren jedoch anders.

Wer hat also den 2251 gebaut? Aus dem charakteristischen Format der Platinennummern 103-12A und 103-21A ergibt sich, dass dieses Modell von TEAL (Tokyo Electronic Application Laboratory Ltd.) hergestellt wurde. Das erkennt man auch am Rollenhalter: Zu meinen beiden Exemplaren des Facit 2251 habe ich leider nur einen Rollenhalter erhalten, und der war auch noch zerbrochen, und seine Fragmente sind jahrelang unbeachtet in meiner Schublade für Teile von Rollenhaltern gelegen. Doch es hat sich gezeigt, dass dieses Teil dem Rollenhalter des Karstadt PD 60 entspricht und bis auf kleine Abweichungen in der Größe auch denen am Toshiba BC-1210P, am Olympia CA 500 sowie am 12 PD bzw. 12 PM, alles von TEAL gebaute Rechner, und natürlich auch an TEAL-Modellen, z.B. 120 P und 121 P.

Daraus folgt natürlich nicht, dass auch das Vorgängermodell des RCP 1208 von TEAL gebaut wurde. Allerdings haben die älteren Versionen von 12 PD und 12 PM sowie der Olympia CA 500 eine bemerkenswerte Gemeinsamkeit mit einigen der bereits besprochenen Rechner, nämlich RC 800, RC 126MK (2), CO 1300 und CO 1400: Hauptplatine und Tastatur sind über eine Reihe steifer Drähte miteinander verbunden! Dieses beim Zerlegen und Fotografieren der Platinen lästige und deshalb sehr auffällige Merkmal findet man sonst eigentlich nur in Taschenrechnern.

Es war nicht das erste Mal, dass ich während der beschriebenen Recherchen über TEAL gestolpert bin, aber die Art der Platinenverbindung war nur eine schwache Spur. Gegen TEAL sprach insbesondere das Fehlen der typischen Merkmale, an denen ich die oben genannten und auch weitere TEAL-Rechner relativ einfach erkennen konnte.

TEAL TL-2M

Die Zweifel an Colex und zugunsten von TEAL wurden zu erheblichen Zweifeln, als ich auf einen im Internet beschriebenen Rechner gestoßen bin, der als TEAL TL-2M bezeichnet wird (www.vintagecalculators.com). Er gehört auch zu den von Serge Devidts aufgeführten TEAL-Rechnern (TEAL-Galerie auf www.calcuseum.com), die mir schon aufgefallen waren, weil ihre Tastaturen wie die der frühen Colex-Modelle stark der des Feiler 140 ähneln. Das Innere des Rechners wirkt rein optisch sofort vertraut, und obwohl man es auf den Bildern nicht hundertprozentig erkennen kann (vermutlich 2M-2B), passt auch das Aussehen der Nummer der Displayplatine sehr gut zu denen der diversen Litton-Rechner und ihren Verwandten!

Sehr ähnlich ist der TL-2M jedoch auch den älteren Colex-Modellen, z.B. der Nixie-Version des Colex 1200. Es gibt einige Detailunterschiede in der Gehäuseform, aber die grundsätzlichen Proportionen sowie die Ähnlichkeit der Tastaturen und des Drehschalters für die Kommaposition können kaum ein Zufall sein. Ein kleiner Unterschied ist das „Fenster“ des Drehschalters: Bei den TEAL-Rechnern befindet es sich oberhalb des Schalters, bei den Colex-Rechnern unterhalb. Dabei wurde nicht einfach nur das gleiche Bauteil um 180° gedreht eingebaut, denn dann würden die Zahlen auf dem Kopf stehen.

Dann habe ich bemerkt, was ich beim flüchtigen Betrachten der Bilder bis dahin übersehen hatte: Der TL-2M hat den charakteristische Schieber für die Tausenderpunkte, den wir nicht nur von den anzeigenden Litton-Rechnern kennen, sondern auch vom CO 1200. Er findet sich auch an anderen TEAL-Rechnern, z.B. am abc 121 D. Dagegen weist keines der Colex-Modelle dieses ungewöhnliche Bauteil auf!

Die Ähnlichkeiten zwischen den frühen Rechnermodellen deutet auf eine wie auch immer geartete Verbindung zwischen TEAL und Colex hin. Die Ähnlichkeit der Tastaturen könnte z.B. darauf zurückzuführen sein, dass Colex diese Komponente von TEAL erworben hat oder beide Hersteller von einem gemeinsamen Tastaturlieferanten eingekauft haben. Vielleicht hat Colex auch die TEAL-Rechner – mit oder ohne Erlaubnis – vereinfacht und damit billiger nachgebaut. Aber das ist pure Spekulation, die nur durch das Untersuchen von Colex-Rechnern bestätigt oder widerlegt werden kann.

Also TEAL?

Der Kommaschieber am Display ist ein sehr starkes Indiz. Eine Unsicherheit betrifft allerdings die bereits erwähnten Platinennummern. Sie haben mir beim Identifizieren des Herstellers etlicher Rechner geholfen, also warum nicht auch bei den Litton- und CO-Rechnern? Auch ein zweites von mir als charakteristisch für TEAL erkanntes Merkmal fehlt diesen älteren Rechnern, nämlich zwei verschiedene Arten von Schiebeschaltern.

Letzteres lässt sich sehr einfach erklären, denn die Litton-Rechner haben nur einen solchen Schalter. Mit einer Ausnahme, die mir nicht gleich aufgefallen ist: Der RCP 1205MK hat zwei Schiebeschalter – und sie haben tatsächlich verschiedene Schalterkappen! Auch beim CO 1300 und CO 1400 sind beide Schalter unterschiedlich gestaltet, was einem aber nur auffällt, wenn man darauf achtet. Wie eingangs gesagt: Wenn man erst einmal einen konkreten Verdacht hat, findet man oft weitere Merkmale, die den Verdacht bestätigen.

Auch die Sache mit den Platinennummern lässt sich erklären: Ihr Format hat sich im Laufe der Jahre so stark verändert, dass die gemeinsame Herkunft nicht mehr offensichtlich war. Die Litton-Rechner stammen von 1971 bis 1974, und der Feiler 140, der erste, bei dem ich mich mit der Frage des Herstellers befasst habe, ist von 1971. Alle anderen von mir schon früher als von TEAL stammend erkannten Rechner sind dagegen von 1974 oder später. Die neueren Rechner weichen auch äußerlich so weit von den Litton-Rechnern ab, dass sich der Verdacht einer Verwandtschaft nicht aufgedrängt hat.

Bei genauerem Betrachten sind sich die Nummern übrigens gar nicht so unähnlich, denn sowohl die alten als auch die neuen haben zwei kurze, meist nur zwei- oder dreistellige Bestandteile, die durch einen Bindestrich getrennt sind. Der Unterschied besteht darin, dass die neuen Nummern einheitlicher und damit eher als charakteristisch erkannt werden können: Der erste Teil ist stets rein numerisch und der zweite Teil besteht aus einer Zahl gefolgt von einem Buchstaben. Ab etwa 1975 kenne ich keine Ausnahme zu dieser Regel. Die älteren Nummern haben dagegen Buchstaben im ersten Teil und zumindest einige einen rein numerischen zweiten Teil.

Doch es gibt auch mindestens ein „Übergangsmodell“, nämlich der von 1974 stammende Elite 1202 M: Seine beiden Platinen haben die Nummern 32T-5A und 32-2B, erstere hat also eher noch das alte Format mit einem Buchstaben vor dem Bindestrich, und letztere das neue!

Und warum findet man die charakteristischen Trafo-Datumsstempel in den Litton- und CO-Rechnern, nicht aber in den anderen mit vorliegenden TEAL-Rechnern? Eine Erklärung könnte wie bei den Nummern der Bauzeitpunkt der jeweiligen Rechner sein. Vielleicht hat man seit etwa 1974 schlicht und einfach auf einen solchen Stempel verzichtet – schon beim CO 1400 findet er sich ja nur noch in einem Teil der Exemplare.

Der Missing Link

Elite 1202 M
Homeland 1211

Geht man davon aus, dass die fraglichen Rechner von TEAL gebaut wurden, müsste es in der Modellpalette dieses Herstellers weitere Hinweise geben, nicht nur beim bereits erwähnten TL-2M, sondern auch bei neueren Rechnern von Mitte der 1970er-Jahre. Ein möglicher Ansatzpunkt sind die von TEAL gebauten Rechner Elite 1202 M, an dem ich bereits den Übergang im Format der Platinennummern erkannt hatte, und Silver-Reed 121 M: Bei beiden handelt es sich um anzeigende Rechner von 1974 oder 1975, womit sie in technischer Hinsicht den hier behandelten anzeigenden Litton-Rechnern nachfolgen müssten. Zumindest äußerlich ähnliche Modelle sind der TEAL 6121 D, der Homeland 1212S sowie der Homeland 1216. (Homeland war eine Marke von Toshiba, ein Hersteller, der eng mit TEAL zusammen gearbeitet hat – etliche Toshiba-Modelle stammen eigentlich von TEAL.)

Von diesen drei Modellen konnte ich nur von einem Bilder des Innenlebens finden, und zwar vom Homeland 1212 S (Beschreibung auf funkygoods.com). Er hat wie die zweite Version des Royal RC 121K ein Panaplex-Display – und tatsächlich ist die Displayplatine die gleiche. Ein Beweis für eine enge Verwandtschaft ist das jedoch leider nicht, denn diese Platine stammt wie die Anzeigeeinheit selbst von Matsushita, könnte sich also auch in Rechnern verschiedener Hersteller finden. Eine weitere Gemeinsamkeit zwischen dem Royal RC 121K und dem Homeland 1212 S ist übrigens, dass beide Rechner auf Mitsubishi-ICs basieren, so wie auch etliche der bisher besprochenen Litton- und CO-Rechner. Natürlich ist das kein Beweis, aber zumindest ein weiteres Indiz.

Der eigentliche Missing Link ist der Homeland 1211 (Beschreibung auf funkygoods.com): Er basiert auf den gleichen ICs und der gleichen Anzeigeeinheit wie sein Nachfolger 1212 S, sitzt allerdings in einem anderen Gehäuse und hat eine andere Tastatur – noch nicht die runden Tastenkappen seines Nachfolgers oder des Elite 1202 M, sondern die von den Litton-Rechnern bekannten eckigen Tasten, die in nur zwei Farben gehalten sind. Die relativ kurz nacheinander erschienenen Modelle Homeland 1211 und 1212 S stellen also den Übergang vom alten zum neuen Tastaturdesign dar. Bei beiden Rechnern steht übrigens „TEAL“ auf der Tastaturplatine – wie einfach wäre es gewesen, wenn das immer der Fall wäre! Und wenn man genau hinschaut, erkennt man noch etwas, nämlich die Nummer E-48740. Hatten wir die nicht schon einmal irgendwo? Richtig: Man findet sie auch im RCP 1200, im RC 101K, im RC 121K und in der Panaplex-Version des RC 800! Wir haben hier also eine direkte Verbindung zwischen diesen Rechnern und einer mit dem Herstellernamen beschrifteten Platine (Abbildung auf funkygoods.com).

Fazit und offene Fragen

TEAL ist also der Hersteller des Feiler 140, des Royal 120 und deren vieler Verwandten. Wegen der offensichtlichen inneren Ähnlichkeiten muss TEAL auch die rätselhaften CO-Modelle 1200, 1300 und 1400 hergestellt haben, die mich zunächst auf die falsche Spur geführt haben, dass Colex der Hersteller ist.

Es bleiben jedoch Unsicherheiten, insbesondere was die Rolle von Colex betrifft. Zweifellos war Colex selbst ein Hersteller von Taschen- und Tischrechnern, allerdings stammen die Modelle CO 1200, 1300 und 1400 wie wir gesehen haben von TEAL. Abgesehen von den Buchstaben CO deuten nur Äußerlichkeiten – die allerdings kaum Zufall sein können – auf eine wie auch immer geartete Verbindung zwischen TEAL und Colex hin, nämlich die Tastaturen, der Komma-Drehschalter und die Gehäuseform der frühen anzeigenden Modelle sowie die für das „CO“ verwendete Schriftart.

Hier ist definitiv noch mehr Forschungsarbeit notwendig. Der CO 1300 erscheint mir in diesem Zusammenhang besonders interessant zu sein, denn er findet sich außer bei Muff auch bei anderen Anbietern. So ist z.B. der bereits erwähnte Commodore M*16 ein enger Verwandter. Es ist hier natürlich ein Zufall, aber es zeigt, dass „CO“ auch für einen anderen Hersteller oder Anbieter stehen könnte. Oder natürlich für etwas ganz anderes – wie wäre es z.B. mit „Calculator OEM“, eine von TEAL speziell für diese Vertriebsform hergestellte Modellreihe? Aber wir begeben uns ins Reich wilder Spekulationen...